Rundschau.

Stuttgart, 30. März. Aus dnn Um­stand , daß bald nach dem Besuch de« Erz­herzogs Albrrcht von Oesterreich in Stutt­gart auch die einzige Tochter des litztercn, Mutter des Herzogs Al brecht Von Württem­berg i» Stuttgart eintraf, gewinnen die Ge­rüchte von einer bevorstehenden Verlobung des Herzogs Albrccht neue Nahrung; doch sind die Angaben über die künftige Brant des Herzogs derart widersprechend, daß man es offenbar nur mit willkürlichen Mutmaß­ungen zu ihun hat. Authentische« liegt bis jetzt gar nicht vor und man wird nach wie vor gut daran thun, alle diesbezüglichen Gerüchte mit äußerster Vorsicht aufzunrhmen.

Stuttgart, 25. März. Am 31. Mai und 1. Juni d. I. solider 7. VerbandStag der Wirte Württembergs in Göppingen ab- gehallcu werden. Damit soll eine Ausstell­ung von Maschinen und Gerätschaften, kurz aller auf bas WirtSgewerbe beziehenden Be­darfsartikel verbunden werden.

Maulbronn, 26 März. Ein Wirt in dem benachbarten D- fiel einem geriebenen Gaunerpaar in die Hände. Der Mann stellte sich als ein Sohn eine« vor 40 Jahren nach Amerika ausgewanderten nahen Verwandten des Wirts vor und das ihn begleitende Frauenzimmer als seine Frau. Er sei au« Amerika gekommen, um seine Verwandten zu besuche. Andern Tag« ließ sich da« saubere Paar auf den hiesigen Bahnhof führen, da sie nach Frankfurt zum Bankhau« Rothschild reisen müßten, um dorr einen Betrag von 1800 Thalern zu erheben. Einstweilen möchte d-r Herr Vetter ans der Verlegen- heil helfe» ; sie kommen gleich wieder zurück und werde» ihn dann nobel bezahlen. Der Wirt ging auf den Leim und gab 40 her. Der Herr Vetter und die Frau Base baden fick natürlich dir heule nicht mehr blicken lassen. Von den Schwindlern, auf die eifrigst gefahndet wird, hat man noch keine sichere Spur/

Münsingen, 31. März. Zur Fahrt nach Münsiugen zu der heute hier vorgeuommenen Losziehung der Rekruten schmückten die Rekruten in Laichingen gestern, wie cs auf der Alb allgemein üblich ist, ihren Leiter­wagen mit TannenreiS und Blumen. Nach­dem alles fertig war, sprang ein oben be­schäftigter Rekrut vom Wagen, brach dabei den Futz dreimal und starb nach 12 Stun­den am Brande.

Kaisermanöver. Da» Manöverfeld, welches die Operationen deS badischen und württembergifchen Armeekorps gegeneinander beim diesjährigen Kaisermanöver, das be­kanntlich unter starker Truppenheranziehung statlfindet, einnehmen werden, wird sich vor­aussichtlich auf die Overämter Leonberg und Maulbronn, sowie Pforzheim erstrecken.

Ein schweres Unglück ereignete sich auf der Rheiulhalbahn in der Nähe von Heckruheim bei Manheim. Der in letztge­nanntem Orte wohnhafte Hauptl-Hrer Dürk für mit seinem Sohne, dem in Speyer statio­nierten Fiuanzassistenten Düik, nach der Station ThalhauS. Als sie am ihrem Reise­ziel «»gekommen und auSgesliegen waren, bemerkte Finanzassistent D., daß er ei» Päck­chen im Coupee zurückgelassen hatte. Er eilte infolge dessen wieder in den Eisenbahn­wagen zurück. Unterdessen bewegte sich der Zug zur Weilerfahr! und der Schaffner verhinderte Dürk am Au-ft-itzen. Letzterer

wollte sich den Ausstieg jedoch mit Gewalt erzwingen, wobei er so unglücklich unter den Zug fiel, daß der ganze Zug über ihn hin- wegsuhr. Der Unglückliche wurde gräßlich verstümmelt und war sofort eine Leiche. Der Schaffner soll leicht verletzt sein.

(Acht Menschen verbrannt!) Eine furchtbare Brandkalastrophe hat wie schon in letzter Nr. berichtet am Morgen des 31. März in Frciburg im Breisgau stattgesun­den. In dem dem Bäcker Asal gehörigen Hause Clarastroße 53 brach gegen 2 Uhr unter der Stiege zu ebener Erde Feuer ans und ergriff sofort das ganze Treppen­haus bis unter das Dach, so daß die Be­wohner des zweiten Stockes und der Man­sarden keinen Ausweg mehr fanden. Die Mieter de« dritte» Stockes waren zum Glück seit einigen Tagen auSgezogen. Ein Kind deS Redakteurs Etetefeld erlitt beim Hin- ouswerfen aus dem zweiten Stock einen Schädelbruch, an welchem es inzwischen ver­storben ist, verschiedene Personen beim Her- unterspringen Arm- und Beinbrüche. Ge­radezu fürchterlich ist aber das Geschick der zahlreichen Familie deS Kameralpraktikanten Lederte, der die Mansarde bewohnte. Bis auf eine 17jährige Tochter, welche über das Dach in das Nachbarhaus flüchtete, sind alle erstickt oder verbrannt: Lederte, seine Frau, fünf größere Kinder, sowie ein Neugebore­ner, welcher während der gräßlichen Kata­strophe zur Welt kam. Lederle's Leiche wurde am Fenster zusammengekauert vorge­funden. Zwei große Familien, die ebenfalls im Hause gewohnt hatten, zogen vor zwei Tagin aus. Ueber die Entstehungöursache des Brandes ist noch nichts Sicheres bekannt, doch vermutet man eine Entzündung von Pe­troleum.

Am Dienstag herrschten in Lemberg 25 Grad Hitze. Beim UebungSmarsche wurde ein Infanterist da« Opfer eine« Sonnenstichs. Am Mittwoch war dort Schncefall.

Eine neue, schöneSp-zialiiät" stellt ein Mr. Hüll aus Pennsylvanien vor, wel­cher sich gegenwärtg im Berliner Passage- Panoptikum sehen läßt. Derselbe, auch der Mann mit dem Steinkopf" genannt, ist noch nicht 28 Jahre alt. Von schlanker Ge­stalt und geschmeidigen Muskeln, entwickelt er geradezu staunenerrcgende Kräfte, indem er ein eiserne» Gasrohr in den Zähnen krumm biegt, schmiedeiscrne Nägel, die vorn abgestumpft sind, mit der dloscn Hand durch ein zvllstarkeS Brett treibt, ein noch stärkeres Brett an seiner Stirn in Stücke schlägt und schließlich durch einen Schmied, der einen wuchtigen Eisenhammer schwingt, einen Gra­nitblock auf seinem Kopfe zerklopfen läßt. Und diese Scherze macht ec seit sechs Jah­ren und am Tage fünf Mal. Mit einem solche» Schädel kann man in der Thai Wände einrennen.

sKantschuhiebe !) Aus Ostrowo (P>o- vinz Posen) wird geschrieben: Am vorigen Freitag wurden in dem benachbarten russischen Garnisonplatze auf freiem Felde vor der Stadt einem russischen Soldaten 200 Kant- schuhiebc verabreicht, weil der Unglückliche, der Frau und Kinder besitzt und polnischer Nationalität ist, als Wachtposten am Pul­verturm eingeschlafen war. Wohl über 1000 Personen wohnten der Exkntion bei. Die russischen Ojffziersfrauen sahen von ihren Equipagen aus dem entsetzlichen Schauspiele zu. Bis zum 50. Hirbe schwieg der Velin»

quent, dann begann er zu stöhnen und rief einmal nach Wasser. Nach dem 100. Hiebe gab er kein Lebenszeichen mehr von sich. Ein Freiwilliger erbarmte sich deS Unglücklichen und goß ihm Wasser über« Gesicht, was dem Mitleidigen einen Rüffel seitens eines Offi­ziers cinlrug. Der blutige und regungslose Körper des auSgepeitschten Soldaten wurde dann auf einem Karren ins Lszareth ge­fahren. Einen geradezu widerlichen Ein­druck auf die Zuschauer machten mehrere russische OffizierSdsmen, welche an diesem barbarischen Schauspiel sich aufs Höchste er­götzten.

Der Dsilh Chron cle meldet aus Kalkutta, 31. März: Gestern vernichtete eine große Feuersdrunst fast der Stadt Man- dalay, darunter das Telegraphenburcau und alte Paläste. Viele Menschen sind in den Flammen umgekommen. Die Times erhält aus Rangun ein amtliches Telegramm, das meldet, die Hälfte der Stadt sei zerstört. (Mandalay, die Hauptstadt des britischen Oberbirma, zählt etwa 65 000 Einwohner meist Birmanen.)

Der italienische Konsul in Triest berichtet über einen jüngst in Sepuriue in Dalmaiien erfolgten Uebersall italien. Fischer durch Kroaten. Die Kroaten waren hinter Hecken verborgen und stürzten sich auf die nicht« ahnenden Italiener, mißhandelten u. verwundeten sie. Ein Fischer wurde von den Felsen hcrabgcstürzt, andere retteten sich durch einen Sprung in« Meer. Die österr. Regierung hat strengste Bestrafung der Schuldigen veranlaßt.

Die Pester Blätter berichten über eine schauerliche Blutthat, dir eine Frau in der Gemeinde NegyS im Borsoder Komitat verübt hat. Die Witwe Irma Lamberkovic ermordete zuerst ihre junge Schwägerin, die Frau ihres Bruder», des Postmeisters Lamberkovic, der auf den Markt gegangen war, dann das acht Monate alte Kind der­selben, durchschnill sich dann selbst und öff­nete sich die Pulsadern. Der Beweggrund war Eifersucht gegen die Schwägerin, die mit dem Bruder der Mörderin in glück­lichster Ehe lebte. Die Witwe lockte ihre Schwägerin zuerst in die Vorratskammer, zückte ein Küchenmesser gegen die Frau und versetzte ihr zwei Stiche in die Brust. AIS die Mörderin wahrnahm, daß ihre Schwägerin noch lebte, eilte sic in die Küche, holte ein zweites Messer und stieß dasselbe der be­dauernswerten Frau in den Rücken. Dann schnitt sie sich in die Gurgel, hatte aber noch so viel Kraft, um in das Zimmer zu eilen und dem Leben des Säuglings durch einen Stich ein Ende zu bereiten. Zuletzt öffnete sich die Mörderin die Pulsadern u. verblutete. Als der Postmeister vom Markte heimkehrle, fand er in seinem Hause 3 Leichen vor.

In Paris stürzte am Mittwoch abend in einer Kaserne der Fußboden eines Saales ein, in dem gerade der Dienstplan verlesen wurde. Von 150 Soldaten sind 54 verletzt, jedoch keiner tötlich.

(Nach der Tracheotomie gestorben.) Allgemeine Teilnahme erregt in Paris das unter nicht gewöhnlichen Umständen erfolgte plötzliche Ableben einer schönen jungen Grä­fin, der 28jährigen Komtesse Treilhard. Sic erfreute sich bis vor drei Tagen einer blüh­enden Gesundheit, als sie plötzlich an Diph- lheriti- erkrsnkte, Die berühmtesten Pariser