ten. Ter verkohlte Körper steht aufrecht in der deren« fest gewordenen, aber noch nicht gänzlich erkalteten Glasmasse. Erst wenn diese völlig ausgekühlt ist, kann der Leich« nam herausgcmeißclt werden.

Koblenz, 21. März. (Mord au< Eifer­sucht. Sekondelicutenant v. Salisch vom 28. Infanterie-Regiment erstach in ver­gangener Nacht den Kaufmann Weimann. Zwischen beiden war ans der Schiffbrücke zwischen Ehrenbreitstein und Koblenz ein Streit entstanden. Weimann führte stich­elnde Reden. Am Hotel de Bellevue blieb Salisch stehen und fragte, was Weimann wolle. Dieser erhob darauf den Stock, wor­auf v. Salisch rief:Stock herunter I" u. sofort einen Schlag über den Kopf erhielt. Dan» zog der Lieutenant den Degen und stach nach dem Angreifer, der noch, von einem anderen Lieutenant verfolgt, bis zur Rheinstraße floh. In einer Wutlchaft ftarb Weimann trotz der herbeigceilten ärztlichen Hilfe nach wenigen Minuten. Der Offizier stellte sich der Behörde. Die Ursache des Streites soll Eifersucht gewesen sein.

B>s zu welchem Grade die Be- l trügereien und Veruntreuungen im Zaren-1

reiche gehen, dafür liefert neuerding« ein Brief aus Riga sprechenden Beweis; in dem­selben beißt c« : Das Rigasche Damcnksmite sammelte für die Notleidenden im Innern Rußland« eine Anzahl verschiedener Sachen ein und sendete dieselbe in großen, wertvollen Ballen an einen lutherischen Pastor in der Notstandtzegend. Dieser telegraphierte zu­rück, er habe die Ballen in vollem Gewichte erhalten, dieselben hätten aber nur Stroh, Werg und einige Steine enthalten. Als die Damen in Riga, darüber empört, die Sachen veröffentlichen wollten, wies der Zensor das Verlangen zurück, indem er erklärte, so was geschehe in Rußland nicht selten, aber es veröffentlichen lassen, dürfte er nicht wagen, da Rußland in Europa ohnehin nicht in gutem Rufe stehe und darunter sebon zu sehr leide. Ferner sendeten die Rigaer Damen neun Waggon« gesülltc Säcke Korn nach den Nolstond-distriktcn, aber nur zwei kamen unverletzt! an, in den Säcken der sieben anderen Waggons befanden sich KieS und Steine in dem angegebenen Gewichte.

In der Nacht vom 17. zum 18. dS. brach, wie der Mgd. Ztg telegraphiert wird, in einem Fleischerladen im Londoner Stadt­

bezirk Prompten Feuer au«. Die Frau de« Fleischer« West»», zwei Kinder und die Kassiererin verbrannten. Eine Schwester Westen«, war schwerverletzt und starb auf dem Transport nach dem Hospital. Weston flüchtete aut« Dach und wurde gerettet, ist aber seitdem in Wahnsinn verfallen.

.-. (Bekenntnis einer schönen Seele ) Folgende« Bekenntnis wird im AlSfelder Kreisblatt abgelegt:Wieder einmal spielte meine Zunge eine vorwitzige Rolle, wegen einer erdachten Lüge gegen die Elise Böck dahier, ich nehme diese Beleidigung als un­wahr zurück und will für die Zukunft meiner losen Zunge mit der größten Energie ent- gegkiitrelc». Ovcr-Brcidenbach, 19. Februar 1892. Elisa Katharina Seim." Diese Reue ist brav von dir, Elija Katharina I

.'. (Verschnappt.)Also auch Dein neuer Hausarzt hat Dich nicht curieren können?" Nein, der war auch schon verlobt I"

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Wicht UM Erot'd.

Eine Geschichte aus unsern Tagen von

Constance Baronesse von Gaudy.

(Nachdruck verboten.)

11 .

Ja, Jutta «»llte wieder nach Hause, morgen schon, wollte fort von diesen eng­herzigen stolzen Menschen I-

So allein, mein schöne- Fräulein?" ertönte da mit einem Mat dicht neben ihr eine süßliche Hcrrenstimme und, da« Lorgnon fest und starr auf sie gerichtet, fuhr ein klei­ner Husarenosfizier eindringlich fort,kann man nicht lieber diese reizende Einsamkeit mit Ihnen teilen und ein wenig zusammen promenieren?"

Jutta maß den kühnen Cavallier mit einem einzigen Blick von oben bis unten, wie eine erzürnt« Königin erhob sie sich, ohne den gänzlich Verblüfften auch nur eines Wor­tes zu würdigen.

Pardon, meine Gnädigste!" stotterte dieser ganz fassungslos, eiligst Kehrt machend. Alle Wetter, die hat Stolz," murmelte er dann vor sich hin.

Senden," rief der Husarenosfizier nach einigen Minuten, a>S er den Gesuchten noch immer beim Bowienbrauen entdeckte,wo haben Eie denn da« famoseMädchen aus der Fremde" ausgegrabcn? Kolossal chic, das muß ihr der Neid lassen I Und Augen hat sie " der Husarenoffizicr schnalzte mit der Zunge.

Graf Rothen," fiel Senden heftig ein, ich muß sehr bitten I Sprechen Sie von Fräulein Gerhard? Die Dame steht unter meinem Schutz, jede Unhöflichkeit gegen sie würde ich anschen ats nur geschehe» I"

Die kleinen Augen des so Zurechtgcwir- scnen öffneten sich kugelrund, in sprachloser Versteinerung öffnete er den Mund, doch nur ein teiscs verlegenes Pfisirir ließ er hören, dann schlug er die Hacken zusammen, grüßte leicht, indem er sagte:Ah, das ist ja eine andere Sache I" und verschwand in der Menge.

Edith war inzwischen mit einigen ande­

ren größer» und kleinern Kindern beim Spie­len beschäftigt. Sie liefen fröhlich von einem Baum zum andern und gelangten allmählich auch zu der im Dickicht verborgenen Moos­bank.

Ach," rief Edith, al« sie »sr dieser stand, hier habe ich vor ein paar Wochen mit Papa gesessen, und mein liebes Fräulein Gerhard hat mir dahier ein Märchen erzählt, das vor langen Zeiten sich hierzugetragen hat. Soll ich eS Euch erzählen?"

Ach ja," jubelten die Kinder, und Edith, sehr stolz auf ihre Wichtigkeit, begann zu erzählen und illustrierte da« Märchen ganz nach Kinderart.

O wie hübsch!" rief ein pausbäckige« Bürschchen in weißem Matrosenanzugc, mein Hauslehrer erzählt mir niemals Mär chen."

Ja, mein Fräulein ist auch das liebste, beste weit und breit," beteuerte Edith,darum will ich ihr heute auch Blumen pflücken vom See. Hier, die gelbe Blume ist der Prinz, und da drüben ach, da blüht die weiße Prinzessin I"

Arglos trat Edith in ihrem Eifer auf das trügerische Grün, das sie für fisten Grund gehalten und streckte beide Händchen vor aber zu ihrem Entsetzen fühlte sie, wie die Blätter unter ihren Füßen »achga- ben, und sie in das dünkte schlammige Wasser 'sank. Mit lautem Jammerschrei faßte sie angsthafl nach de» langen weichen Stielen der Wasserrosen, aber sie wurde dadurch nur weiter vom Ufer getrennt. Ein gellendes Hmfsgeschrci aus allen Kindeckchlln drang fitzt ivgar durch die lockende Tanzmusik, einige junge Damen eitlen hinzu, darunter auch Kamilla von Trent.

Das kommt davon," rief sie höhnisch, wenn man die Kinder Gouvernanten anver- lraut und nicht bn uns laßt I Schnell schnell, hole Jemand Herr» vsu Senoen her, ich kann mt meinem neuen ro>a KeeppkUide doch nicht in den Morast springen."

Aber ehe die Umstehenden noch recht ihrer Unschlüsstgkeit Herr werden konnten, drang Ichnell wie ein Pfeil eine weiße Mädchcnge-

stail dur;cv das Dickicht. Ohne ihrem kost­baren Spitzciigewand auch nur einen Gedanken zu schenken, tief sie unerschrocken in den Teich."

Edith, ich komme, Liebling, sei nur ruhig I" rief Jutta, denn sie war es. Das Wasser, an dieser Stelle unvermutet tief, ging ihr bi« unter die Arme. Ediths leichtes Kleidchen schwamm noch immer oben aus dem Gewirr von Ranken und Wurzeln, und so vermochte Jutta, mit Ausbietung aller Kraft, das Kind noch rechtzeitig zu erfassen. Mit ver andern Hand ergriff sie ohne Zaudern die tiefherabhängenden Zweige einer Weide, da« nasse Kleid legte sich ihr bleischwer um die Glieder, kaum vermochte sie sich zu rüh­ren.

Lieber Gott, hilf!" flehte» ihre blassen Lippen und dann, mit fast übermenschlicher Anstrengung stieg Jutta wieder au« dem Wasser heraus und stand, lies atmend auf festem Boden. Ediths Aermchen hielten Jutta krampfhaft umschlungen, ihr vergingen die Gedanken.

Da kam in derselben Sekunde noch ein Wagen angefahrcn, ein letzter, verspäteter Gast, die Baronin von Berg, eine rüstige alte Dame mit schneeweißen Haaren. Sie erkannte nicht recht, was unter den Bäumen verging, aber ats sie rasch aussticg u. Jalta in ihrem triefenven Kleide, Edith in den Ar­men, beinah ohnmächtig da stehen sah be­griff sie svsort, daß hier sofortige Hilfe not lhue.

Geschwind, Fräulein, in meinen Wagen, und nach Hause!" ries die Baronin.Hier, nehmen Sie meine große Rnsedecke I Helfen Sie nur doch I" wandte sie sich dennoch ener­gisch zu den ihr zunächst Personen.Er­klärungen kommen nachher noch rechtzeitig." Mit diesen Worten hüllte sie Jutta und das Kind in die große Decke und drängte beide, die Willenlos Alles mit sich gelchehen ließen, zum einsteigen in ihren Wage».

Da erschien endlich Senden.

(Fortsetzung folgt.)

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