Rundschau.

Stuttgart, 10. März. Ihre Königlichen Majestät» werden Sich, wie wir vernehmen, am nächsten Montag den 14. dS. Mt«, zum Besuche Seiner Königlichen Hoheit de« Prinzregenten von Bayern nach München begeben. Seine Majestät der König kehren am Dienstag den 15. wieder hierher zurück, während Ihre Majestät die Königin am gleichen Tage von München nach Schloß Hohenburg in Oberbayern z»m Besuch Aller­höchst Ihrer daselbst krank darniederliegenden Großmutter, der Prinzessin Marie von An­halt, Hoheit, Weiterreisen wird, um von dort nach einigen Tagen gleichfalls hieher zurück­kehren.

Aenderungen der Annahmezeiten für Eisenbahngüter. Mit der am 1. April 1892 erfolgenden Einführung der mitteleuropäi­schen Zeit im Eisenbahnbetrieb treten in den Annahmezeiten für Güter vorerst folgende Aenderungen ein: die Güterstellen sind zur Annahme und Abgabe der Güter geöffnet: u) für gewöhnliche Güter im Sommer von 7'/-12 Uhr und 27 Uhr und im Win­ter von 8^d12 und 27 Uhr; b) für Eilgüter das ganze Jahr hindurch vo»7'/a bis 12 und 17 Uhr. Die Zusatzbcstimm- ung s.) zu § 56 deS Betriebsreglement für Eisenbahnen Deutschlands wird hiedurch ge­ändert.

Nach einer Mitteilung de< K Mini­sterium« de« Innern hat Sc. Maj. der König die alljährliche Abhaltung de« landw. Hauptfest-S in Cannstatt genehmigt; datselbe wird am Mittwoch 28. Sept. d. I. erst­mals gehalten. Es wird diese jährliche Ab­haltung des landw. Hauptfeste« im ganzen Lande mit großer Freude begrüßt. Eine besondere Weche wird da« heurige Volksfest dadurch erhallen, daß da-selbe da« erste seit dem Regierungsantritt Er. Maj. des König« und dem Publikum Gelegenheit gegeben ist, dem König für das der Landwirtschaft be­wiesene Wohlwollen den gebührenden Dank darzubringen. Es ist ,zu hoffen, daß der Besuch ei» überaus zahlreicher werden wird, umsomehr, als mit dem heurigen Volksfest eine allgemeine Viehprämierung verbunden werden soll und sämtliches zur Schau ge­brachte« Vieh zur mehrtägigen Ausstellung gelangt. Durch weitere Bestimmung de« Königs ist ferner verfügt worden, daß die Rennen des würlk. R-nnverein« mit dem Volksfest in bish. Weise gehalten werden. Auch diese Bestimmung wird gleichfalls mit großer Freude ausgenommen.

Stuttgart, 9. März. Wiederum hat Württemberg einen seiner Helten au« dem deutsch-französischen Kriege durch den Tod verloren. Der General der Infanterie zur Disposition Freiherr Heinrich Adolf v. Star» kleff, 1870 Brigadekommandeur unserer Truppen, der sich bei Champigny einen un- verwelkbaren RuhmeSloibcer errang, ist am 9. März in Stuttgart gestorben. Er war am 11. November 18l0 in Ludwigsburg geboren, ist also über 81 Jahre alt gewor­den. Er war Inhaber des eisernen Kreuzes erster Klasse und zahlreicher höchster Orden. Starklost beteiligte sich in hervorragender Weise in der Schlacht bei Wörth am '6. August 1870, beim Sturm auf Elsaßhau­sen und Fröschweiler und bei der Verfolg­ung der sranzössischen Armee auf der Straße nach Reichshofen und Nicderbronn. Er trat am 25. Mrj 1827 in den Militär­

dienst ein, wurde 1830 Lieutenant u. Schützen­offizier im 2. Jnf.-Regt. in LudwigSburg. 1836 Oberlieulenanl und im März 1846 Hanptmann der 7. Komp, des 6. Jnf.-Reg. in Stuttgart. Ai« Major und al« Oberst- likuteiiant kommandierte St. da« 1. Jäger- bataillvn auf Hvhenasperg von 1857 bis 1865 und war zugleich FestungSkommandant. Im September 1866 wurde er Oberst und Kommandant de- I. Jnf.-Regts. Königin Olga in Stuttgart. Im April 1869 wurde St. Generalmajor und 1872 Gen.-Lieut. und Komm, der 27. Division (2. k. würit.). Am 12. Juni 1873 wurde St. in den erb­lichen Freiherrnstand erhoben und am 3. April 1876 mit Pension z. D. gestellt.

In Klingenberg bei Hcilbronn führte ein Bauer Dung auf eine am Neckar liegende Wiese; der Stuttgarter Zug machte seine Kühe scheu, so daß dieselben mit dem Wa­gen in den Neckar sprangen und ertranken.

In Möhringen ereignete sich in der Brauerei von Widmaier da« Unglück, daß einem Brauereigehilfen durch eine Trans­mission ein Arm total vom Leibe gerissen wurde. Nach Anlegung eines Notverbande« ist der Verunglückte sofort in einen Spital Stuttgarts verbracht worden.

Reutlingen, 10. März. An der Wieder­herstellung der Bruchstelle de- Eiscnbahn- damm« bei Sondelfingen arbeiten 200 Männer Tag unb Nacht, in der Nacht bei elektrischer Beleuchtung. Auch sind ca. 20 Zimmcr- leutc von Stuttgart bei der Herstellung einer Notbrücke beschäftigt. Do« Aussteigen der Reisenden wird aber wohl noch eine Zeit lang dauern, weil erst in der Vergangenen Nacht wieder eine neue Bruchstelle entstand, wodurch verschiedene Arbeiter in Gefahr kamen; doch konnten sie noch rechtzeitig ge­rettet werken.

Mergentheim, 11. März. Wie au« hmterlastenen Briefen de« am letzten Mon­tag durch Selbstmord geendeten Musketiers hervorgeht, sind die Ursachen de« Selbst­mord« lediglich privater Natur; dienstliche Beweggründe sind voUständlich ausgeschlossen. Die Sektion hat zudem Verwachsung ein­zelner Stellen de« Gehirn- ergeben.

Aus München, 10. März, wird uns geschrieben: In Plantzfeld bei Forchheim starb kürzlich der ledige Bauernsohn Johann Dörflter an einer Verletzung de« Gehirn«. Derselbe wurde im Streite bei einem Tanz­vergnügen vom Ablösewärter I. Arneth von Reuse- mit einem steinernen Litcrkrug der­gestalt auf den Kopf geschlagen, daß er eine große Schädelwundc erhielt und sofort zn- sammenstürzte. Der Thäter befindet sich in der Frsnfeste Forchheim.

In Rheingönnheim bei Mannheim hat eine Feucr»brunst die ganze Neumsnn- sche Dampfmühle zerstört.

Der Arbeiter Huddelbrink, der an den Eheleuten Rosenbaum zu Dielingen (Westfale») den schon gemeldeten Doppel­raubmord beging, ist in Rothenfelde veraftct worden.

Unverhoffter Fund. Im westfälischen Städtchen Lünen fanden vor einigen Tagen spielende Kinder eine im Keller eine« abge­brochenen Hauses vergrabene irdene Urne. Al« die Knaben sie zerschlugen, fielen meh­rere gelbe Stücke heraus. Ein kleiner Knabe nahm sich eine Handvoll und machte sich ein Vergnügen daraus, die gelben Steinchen über die Wgsserfläche hin in die Lippe zu werfen.

Unterde« waren aber größere Kinder ii'nzu- gekommen, die den Fund in Sicherheit brach­ten. Die Urne, welche die Glasur noch be­faß, war voll von Goldstücken und über die­selben war Lehm gepreßt. Sie haben die Größe eine« Zwanzigmarkstückes. E« ist pfälzisches Geld und stammt aus dem Jahre 1469. Anscheinend ist die Urne zur Kriegs­zeit vergraben worden. Der Fund befindet sich jetzt im Besitz des Bürgermeisteramtes.

Darmstadt, 10. März. Der heute mit­tag ausgegebene KranheilSbericbt, den auch Geheimrat Kußmaul unterzeichnet hat, über da« Befinden de« Großherzog« lautet: Bei dem Großherzog ist eine geringe Besserung des Bewußtsein«, der Atmung und deS Schluckens unverkennbar. Im übrigen ist der Zustand unverändert. Geheimrat Pro­fessor Dr. Kußmaul ist wieder abgereist.

(Wunsch und Erfüllung.) Drei Stammgäste einer Wtitschafr i» Berlin ga­ben sich, so erzählt da«Bert. Jnt.-Bl.", in einer der letzten Nächte da« Wort, daß Jeder dem erstenBefehl, welchen er bei seiner verspäteten Heimkehr von seiner Frau erhalte", unbedingt folgen wolle; derjenige, welcher gegen da« Uebereinkomnun bandle, solle am andern Morgen ein Achtel Wer auflegen. Um 10 Uhr des nächsten Mor­gen« waren die Drei pünktlich wieder am Platze. Meister Bäcker erzählte nun, er sei im Dunkeln daheim über den Backtrog ge­stolpert und seine Frau habe ihm zugerufcn: Willem, tritt doch lieber gleich in den Teig." »Ganz wie es Dir beliebt, Alte, habe er erwidert und seine Beine erst in den Teig und dann in das Bett gesteckt!" Der zweite, ein Barbier, berichtete:Meine Frau lag im Bett, al« ick im Dunkeln an die Möbel stieß. Al« sie das hörte, rief sie mir in- jrimmig zu:Wirf doch gleich den Jla«- schrank um l"Wird jemacht, sagte ick,un alle« sing in Scherben I" Der Dritte, ein Schneider machte ein verlegenes Gesicht. Nach einigem Zögern rückte er schließlich mit Jolgendcm herau«:Als ick, so wie ihr im Dunkeln herumstolpertc, jab mich meine Frau den nich janz christlichen Rat:Brich Dich doch das Jenick entzwei l" Wenn ich das ge- than hätte, wäre ihr da« doch über die Hut­schnur gegangen unb deshalb bezahle ich lie­ber die Zeche I" Au ! Au I

Wien, 9. März. Fräulein Dr, Anna Bayer ist zum Kreisarzt ln Dolny Tulza (Bosnien) ernannt worden. Der Statthal­ter, der OberlandeSgcrichttprästdent und der Mufti führten die Dame in ihr Amt ein. Fräulein Dr. Bayer ist 1869 in Brünn al- Tochter eine« Bierbrauer« geboren, hat in Prag da« Abiturienten-Examen gemacht und in Zürich und Pari« studiert.

Chicago, 10. März. Ein furchtbarer Schneesturm wütet auf der ganzen Strecke vom Michigansec bi« Montana. Die Be­richte sind noch unvollständig, von allen Sei­ten jedoch wird Zerstörung de« Eigentums und Vertust von Menschen gemeldet.

(Ahnungsvoll.) Max:Was steht denn in dem Telegramm, Mama, da« Du eben bekommen hast ?" Mama:Daß zu Deiner Schwester Marianne der Storch einen kleinen Jungen gebracht hat; Deine Mama ist also seit heute Großmama und Du kleiner Knirps bist Onkel gcwor» den I" Max:Da werd' ich wohl auch bald angcpumpt werden?!"