Rundschau.
Möhringen, 8. März. Heute mittag vor 12 Uhr ereignete sich in der Brauerei von Widmaier hier das Unglück, daß einem Brauergehiifen durch eine Transmission ein Arm tvlai vvm L ide gerissen wurde. Nach AnUgung" eines Notvrbandes ist der Verunglückte sofort in einen Spital Stuttgarts verbracht worden.
Feuerbach , 8. März. Der auch hier grassierenden Diphtheritis sind in den letzten 6 Wochen viele, meist 2- bis 8jährige Kinder zum Opfer gefallen, und allem Anscheine nach ist die v rheerende Krankheit eher im Zu- als Abuehmen begriffen. Schulen sind bis jetzt zwar keine eingestellt, aber ein Lehrer, d.ssen eigene Kinder schwer an Diph- theritiS darniederliegen, ist seit 10 Tagen aus der seinige» gesprochen.
Großingersheim, 8. März. Die 26jähr. Frau eines hiesigen Bürgers machte eines schönen TageS ihrem Manne die Mitteilung, daß sie imjSinne habe, andern Tags in aller Frühe nach LudwigSburg zu gehen, um verschiedene Einkäufe zu machen, was auch der nichts böseS ahnende Mann ohne Anstand znließ. Als seine Hausehre in der gleichen Nacht nicht mehr zurückkcyrte, war der vereinsamte Mann sehr in Sorgen und verfügte sich zu deren Eltern, um dieselben wegen des langen Ausbleibens zu benachrichtigen. Zu seinem großen Schrecken erfuhr er aber hier von deren^ Eltern die für ihn sehr unliebsame Kunde, daß seine Frau nicht nach LudwigSburg, sondern auf Nimmerwiedersehen nach Amerika durchgcbrannt sei. Ihrem Manne läßt sic das einzige, unmündige Kind zurück.
Aus dem Oberamt Neuenbürg, 7. März. Am gestrigen Sonntag kam es nachts zwischen Rothensoler Burschen und solchen au« dem benachbarten Schielberg bei einer T»nz- gelegenhcit zu WirishauShändcln, wobei in Schielberg ein 27jähriger Bursche von einem Rothensoler mit einem Prügel derart am Kopf verletzt wurde, daß er nach zwölf Stunden den Geist aufgab.
Söhnstettcn a. Aalbuch, ^7. März. Von einem schweren Unglück wurde gestern die Familie des Bauern Joh. Bühler hcimge- sucht. Die 20jährige blühende Tochter desselben wollte einem Farren, der in einem besonderen Stalle steht, noch Futter geben und ihm seine Streue znrechtlegen, als dieser plötzlich das Mädchen mit den Hörnern faßte und sie gegen den Futiertrog warf. Auf ihr Jammergeschrei eilten Nachbarn herbei und beseelten sie; allein das arme Mädchen hatte außer einem Beinbruch eine schwere Hirnerschülterunz erlitten, an welcher es nach zehn Stunden starb. Dir schwer heimge- suchte Familie wird allgemein bebauen.
Ehingen, 7. März. Ein Gauneestück- chen ist gegenwärtig das Tagesgespräch. Ein Knecht des Schweinehändler« Lorenz Wurm in Berg sollte etwa 70 Sangschweine, die bei den Bauern gekauft worden waren, aus einem mit zwei Pferden bespannten Wagen nach Hause bringen. Der Knecht kehrte noch in Herberlshofen ein. Während dieser Zeit setzten sich zwei Gauner auf den Wagen und fuhren in raschem Galopp davon. Der Knecht konnte nichts anders, als ihnen nachreilen, um sie cinzuholen. Wirklich fand er dieselben im Winshause in NaSgenstadt, als sie schon Anstalt machten, die Schweine gr. de» Mann ju bringen. Pa« Zusani'
mentreffen soll »lebt von gelindester Art gewesen sein. Der Knecht nahm sein Gefährt heim, und unter großem Jubel der zusehen- den Leute wurden die Diebe festgenommen und ans Amtsgericht Ehingen eingeliefert, wo sie ihrer Strafe entgegensehen.
Mergentheim, 7. März. Heute nachmittag halb 1 Uhr Hai sich ein im zweite» Dienstjahre stehender Musketier, gebürtig ans Heilbronn, in der Büchsenmacherwerkstatt de« hiesigen Bataillon« erschossen. Motiv bis jetzt unbekannt.
— (Für Zeitungsmarber N In einer Wirtschaft des Bezirks Mergentheim wurde von einem Gast ein zur allgemeinen Lektüre aufgelegtes Exemplar der Frankfurter Zeitung (Handclsblati) im Wert von 10 weggenommen (Vergehen gegen § 242). Da« Schöffengericht erkannte auf einen Tag Gefängnis und Tragung der Koste».
(Lebendig gebraten) Ein gräßlicher Ungtücksfall hat sich am 2. d. M. abend« auf der HenrichShülte bei Hattingen a. ». Ruhr ereignet: ein in der Gießerei beschäftigter Kesselwärter wurde buchstäblich gebraten. Andere Arbeiter wurden durch einen immer stärker werdenden Gestank nach versengtem Fleisch darauf aufmerksam, daß irgend etwa« passiert war. Bei näherem Nachsuchen fanden sie denn auch den verunglückten K. in einem entsetzt. Zustande auf; die Kleider waren zu Asche verkohlt und der ganze Körper mit Ausnahme de« Kopfes war wie gebraten. Dennoch war der Mann noch 7 volle Stunden bei Besinnung, ehe der Tod ihn von seinen furchtbaren Qualen erlöste. Wie sich da« entsetzliche Unglück zugetrsgen hat, das wird wohl für immer ein Rätsel bleiben, denn der Verunglückte befand sich zur Zeit der Katastrophe allein in dem betreffenden Raum.
— In Köln brach in der Nacht vom 8. auf 9. ds. um 2 Uhr in der Druckerei der Kölnischen Volks-Z-ilung Feuer aus. Die oberen Stockwerke sind ausgebrannt. Gegen 4 Uhr war der Brand gelöscht.
— Die Eheleute Heuerling Noscnbaum in Dillingen (Westfalen) sind mit zerschmettertem Schädel in ihrem Schlafzimmer gefunden worden; neben den Leichen lag da« augenscheinlich zu dem Doppelmord gebrauchte blutbefleckte Beil. Mehrere Kisten und Laden waren erbrochen und die Wertsachen geraubt, auch ein paar Stück Vieh fortgelrieben. Ein vielbestrafter Einbrecher au« dem Hannoverischen ist der That verdächtig.
— Eine Belohnung von vierzigtausend Mark verspricht ein Herr C- Lehmann in Blasewitz demjenigen, der ihm den Aufenthalt de« Kapitäns Sander nachweist, der gm 15. Mai 1872 Befehlshaber de« deutschen Dampfschiffe- Amalie war.
— In Langwarden (Oldenburg) brannte das Behrendsche Anwesen bis auf den Grund nieder. Der größte Teil des Viehbestandes, darunier 36 Stück Hornvieh und mehrere Pferde, ist in den Flammen umgekommen.
— Die Obessaer Zeiiung schreibt: Vor einigen Tagen wurde ein furchtbar zerschunde- ner Knabe, der sich Wanja Osirato nannte, auf der Bahnstrecke bei Birsula in bewußtlosem Zustande aufgehoben und nach dem Odessa« städtischen Hospital gebracht. Hier erzählte er, daß er al« sogenannter blinder Passagier au« Birsula nach Odessa zu seiner armen Mutter auf »er Bahn habe reisen «ollen. Unterwegs sei er von den Koiidu!-
teuren entdeckt und während der Fahrt alldem Waggon geschleudert worden, wobei er schwere Körperverletzungen davvnlrug, denen er mittlerweile erlegen ist.
— Au« Dublin, 9. März, wird gemeldetDaS neue viermastige Stahlschist Jn- verlrossach«, 2800 Tonnen, ist auf der Neisc von Philadelphia nach Kalkutta im atlantischen Ozean untergcgangen. 14 Personen ertranken und 26 wurden gerettet.
— Ein Vermächtnis seltener Art wurde einer jungen Dame von Kreuznach angekündigt. Die vor wenigen Tagen dort verstorbene Inhaberin eine« EpczereiladrnS hatte ihr als der ersten Kundin »es vor Jahren gegründeten Geschäftes 1000 testamentarisch vermacht.
— Einem Telegramm de« Sch. M. zufolge erhielt die Königin Rege nt in in Spanien einen anarchistischen Drohbrief, worin die Sprengung des Königspalastes an- gcdroht wird.
(Grauenvolle Hinrichtung.) Am 1. März ist in Hannover der Mörder Hagemann hiir- gcrichlel worben. Der „Hannoversche Kurier" bringt über dieselbe folgenden Bericht: „Hagemann wurde auf dem kurzen Wege zum Schaffst seiner Jacke entkleidet, festgeschnallt, unter des Bell geschoben, und nun erfolgte nicht etwa ein dumpfer Schlag, es hätte ein solcher gehört werden müssen, wenn die Sache in Ordnung war, aber che der Kopf völlig abgeschnittn, war, blieb das Beil stehen. Und nun bot sich ein Anblick, der auch den stärksten Mann erschüttern konnte. Die Gehilfen Versuchten, durch gleichzeitige« Rucken an dem Körper den Kopf vollend« abzureißen. Erst als dieser Versuch sich als fruchtlos herautstellle, kletterte einer der Gehilfen auf die Maschine und versuchte vergeblich da« Beil wieder in die Höhe zu ziehen. Endlich gelang es durch Reißen u. durch Ziehen und Drücken am Beil, den Kopf völlig vom Rumpfe zu trennen. Es hies nachher, eine Schraube sn gebrochen. Daß der Tod nach dem Fall des BcileS cingeireten sei, glauben die Aerzie, welche der Vollstreckung beiwohnten, bestimmt, aber wer will das beschwören? Gesetzt den Fall, das Beil wäre einen Zoll höher stehen geblieben und der Delinquent hätte noch Empfindung von dem Mißerfolg gehabt und hätte viele Sekunden auf den erlösenden Schlag warten müssen.
— (Die Leiche im Baum.) Au« Thorn wird dem „B. T." geschrieben: 29 Jahre in einem hohlen Baum gesteckt hat die Leiche eines Mannes, Rvsowtki au« Blamndy an der russisch-polnischen Grenze. Derselbe hatte 1863 in einer aufständischen, polnischen Truppe gekämpft; wahrscheinlich war er vvr den Verfolgern in den Baum geflüchtet und ist au« demselben nicht wieder herausgekommen. Man fand erst vor Kurzem das Skelett des Unglücklichen, das noch mit Flcnte, Säbel und Feldflasche behängt war.
— (Die Geheimnisse einer Kaserne.) Ans Petersburg, 5. März, kommt folgende sensationelle Mitteilung: Auf dem Bodenraum der Kaserne des Garde-Regiments zu Pferde wurde die Leiche der seit Sommer verschwundenen englischen Gouvernante Margarethe Harpcr gefunden. Wahrscheinlich liegt Raubmord vor, da 50 Rubel, welche die Ermordete, al« sie ihre Wohnung verließ, bei sich hatte, fehlten. Die sofort ein- tzeleitete Untersuchung wird aus'« Geheimste