Vater sic jedesmal so fest mit Stricken schnürt«', daß sie auch kein Glied zu rühren Vermochte. Am 23. Februar verstarb der neun Monate alte Sohn de- Ehepaar-, und zwar, wie die Polizei jetzt annimmt, nur in Folge an ähvlichen schweren Mißhandlungen, die er fortgesetzt erdulden mußte. Um sich hierüber Gewißheit zu verschaffen, wird die Staatsanwaltschaft die Leiche diese- Kinde« auSgraben und freieren lassen. Die Eheleute Gatzweiler wurden natürlich in Untersuchungshaft abgcführt-
(Entsetzliche Blutthatj. In Meidling (Wien) spielte sich vor wenig Nächten eine entsetzliche Dlutthat ab. Der dorlfclbst wohnhafte Brannlweinschenker Joseph Kvlouc schlitzte sich, während seine Familie im Schlafe lag, mittel« eine« GlaSsptitter« den Bauch auf und wurde später ohnmächtig im Bette in einer Blutlache aufgefunden. Kotouc betrieb seit sechs Jahren ein gut gehendes Branntwcingeschäft; im vorigen Jahre machte er einen Treffer in der Höhe von 25,000 fl Seil jener Zeit bemächtigte sich aber des Manne« eine krankhafte Unruhe. Tag und Nacht sah er Gespenster, Diebe und Einbrecher, welche ihm das Geld stehlen wollten.
Hlicht um Gold.
Eine Geschichte au« unsern Tagen von
Constance Baronesse von Gaudy.
(Nachdruck verboten.)
4.
„Und waS war e« denn für ein Lied, da- Du so gut sagen kannst, Edith ?" fragte er dann, um doch etwa« zu sagen. Die Kleine faltete andächtig die Händchen und sprach dann laut und ernst:
„Da droben über den Wolken,
Da wohnt der liebe Gott,
Er kennt all' seine Kinder,
Erbarmt sich ihrer Not.
Er hat auch von meinen Lippen Sich Bitten und Danken bestellt,
D'rum bitt' ich für meinen Vater,
Daß Gott ihn beschützt und erhält!"
Und daß Er mich Sein lasse bleiben Von Herzen, zu aller Zeit,
Bi« einst Er mich ruft von der Erden Heim, in die Ewigkeit!"
Eine tiefe Stille folgte den einfachen, mit rührender Innigkeit gesprochenen Worten. Senden blickte nach Jutta, der alte, spötlifche Autdruck, mit dem er sie stet« angesehen, war ihm nicht länger möglich, auch der Ton wollte kaum noch ironisch ktingen al« er endlich fragte: „Sie dichten wohl, Fräulein?"
„O, nein, Herr von Senden," und sie sah voll und offen zu ihm auf, „nur den einfache» Kindervcrs lehrte ich Edith. Als ich vorgestern abend mit ihr ging — die Jungfer von Fräulein von Senden war durch Zahnweh behindert, und so konnte ich endlich mal thun, was ich so gern schon längst gcthan, nämlich ihr beim AuSkteiden helfen und mit ihr beten — da sagte sie mir, daß nie jemand mit ihr gebetet Hai. Da« lhai mir sehr leid; freilich," fügte Jutta leiser hinzu, „ihr fehlt ja die Mutter."
„Ihr fehlt ja die Mutter," wiederholte Senden traurig und für sich selbst setzte er in tiefen Gedanken hinzu: „würde Leonie
In dieser Stimmung versuchte er schon mehrere Male Selbstmorde, die aber jedesmal, da man ihn genau beobachtele, vereitelt wurden. Messer und sonstige Instrumente wurden gut verwahrt. Vor ein paar Tagen zerschlug er nun ein Trinkgla« und schnitt sich mit einem scharfen Splitter den Bauch auf. Der Zustaud de« Patienten ist ein sehr bedenklicher.
Lübeck, 4. März. Zwei deutsche Dampfer sitzen bei Dagerst fest im Eise. Die Gefahr für die Mannschaft und die Ladung ist sehr groß.
— Im Durnachthal (Kanton Glarus) wurden vier Männer von einer Lavine verschüttet; 2 von ihnen wurden getötet, 2 schwer verletzt.
— Aus London wird gemeldet: Das Schi General Nott, mit 1300 Tonnen Salpeter von Caleta Bucna kommend, stieß bei Scilly mit dem französischen Schiffe Valentine Helene zusammen. Beide Schiffe sind gesunken.
— Im Frauenzuchthaus in Indianapolis brach, wie au« New-Uork gemeldet wird, eine Feuer-brunst an«. Die Insassen konnte mit knapper Not gerettet werden. Fünfzig
in ihrer Zerfahrenheit und Vergnügungsjagd wohl Ze>t gefunden haben, unser Kind beten zu lehren?"
„Fräulein Gerhard," fuhr er dann laut fort, ich bitte Sie um Verzeihung. ES war wohl sehr egoistisch von mir,' daß ich nie daran dachte, ob Sie auch außer den Stunden an Edith sich wohl in Tanneck fühlen? Wollen Sie mir jetzt beweisen, daß sie goß- sinnig genug sind, mir mein Unrecht nicht nachzukragcn ? Darf ich bitten, daß Sie sich unserm Spaziergang anschließen?" Jutta errötete bis in die Haarwurzeln und sah dabei unaussprechlich lieblich aus. Edith griff stürmisch nach ihrer Hand und jubelte laut dabei: „O wie wunderschön! nun kommst Du mit Fräulein Gerhard I" — Und wie im Traum griff Jutta nach ihrem Gartenhut, den langen Handschuhen und schloß sich den Voranschreitenden an-
In glücklicher Harmlosigkeit plauderte Edith fast ununterbrochen auf dem Wege mit ihren Begleitern, die beide eigentümlich stumm und befangen blieben. „Nicht wahr, Papa, wir gehen an den Teich? Und da, an meinem Lieblingsplatz, setzen wir uns auf die Moosvank, und Du legst Dich in's Gra« daneben, wie immer, und erzählst mir ein Märchen, ja?"
„Heule erzählt vielleicht Fräulein Gerhard ein Märchen," antworieie Senden anr- weichend.
„Ach ja," jubelte die kleine Edith so glücklich wie noch nie, „ich darf mir ja von ihr heule noch etwas wünschen, Fräulein Gerhard, gewiß I Sie erzählt so wunderschön I"
Jutta wußte nicht, wie ihr bei diesen Worten des Kindes geschah, und sie ging ohne Antwort zu geben, weiter. Es Halle vor kurzem geregnet, und ans den Waldwegen blitzte» und funkelten Taufende von Tropfen; dabei war es recht feucht am Boden und an den Zweigen der Bäume. Herrn von Sendens Blicken fielen unwillkürlich aus Jutta«, für derartige Waldparlien ganz ungeeignete Toilette, auf die hohen Hacken der mit mächtigen Schleifen geschmückten eleganten Halbfchuhe, auf die zarten, balbrosafar-
der Gefangenen benutzten die Verwirrung, um zu entfliehen.
— Unweit Milwaukee entgleiste nach einer Mitteilung des H. T. B. ein vollbesetzter Arbeiterzug. Tie meisten Waggons wurden zertrümmert, 16 Personen gelötet, über 30 meist schwer verletzt.
— Die neue Färberei von Poznanski in Lodz brannte mit Vorräten und Maschinen nieder. Der Schaden beträgt 100,000 Rubel. Der Brand ist anscheinend durch Selbstentzündung entstanden.
Vermischtes.
.-. (Prompte Zustellung.) Dieb: „Nein, es ist »och großartig, wie samell heutzutage per Telegraph alles geht. Gestern habe ich in München gestohlen und heute sitze ich schon in Stuttgart im Gefängnis."
(Entschuldigt.) Oberförster: „Nun, Herr Doktor, warum haben S'c denn auf »je Schnepfe nicht geschossen ? Die kam Ihnen doch so schön!" Doktor: „Ja sie flog so schnell im Zickzack, und da Hab' ich halt auf'n Zick geschoss'n, wie der Zack schon vorbei war!"
bene Seidcnstrümpfe, die knapp den kleinen Fuß umspannten, und aus das lichtblaue für Waldpartien viel zu lange und zu schöne Klei». Jutta fühlte, daß Senden sie kritisch beobachtete. Sic achtete aber nach wie vor nicht darauf, daß ihr Kleid öfters an dem Gesträuch hängen blieb und zerriß, ihr war da« Kleid ganz gleichgültig — hatte sie doch so viele andere zu Haus I
„Das kommt davon, wenn man als Stadtfräulein unvorbereitet auf dem Lande Touren unternimmt," konnte Senden sich aber nicht enthalten zu bemerken, al« wieder der Saum des Kleide« an einer Wurzel hängen geblieben war und Jutta ihn eilig tosgerissen hatte.
„Wie gern Sie spotten, Herr von Senden," sagte diese tief aufalmmd, als sie ihr vom Bücken erhitztes Gesicht ihm zuwandle. „Doch wüßten Sic, wie wenig ich mir aus schönen Kleidern mache, Sie versuchten eS nicht, mich damit zu ärgern."
„In der Thal?" srug Senden erstaunt, und unwillkürlich immer mehr von seiner eigenartigen Begleiterin g-fcsselt, fuhr er fort: „Eine junge Dame, für die Toiletten- forgen nicht die ersten in der Welt sind, ist mir bisher noch nichl vorgekommen."
„Hier ist der Teich," r>e> jetzt Ediih fröhlich und machte sich von der Hand ihre- Papas frei, „und da ist meine Bank, Fräulein Gerhard, meine liebe, alte Moosbank, und nun bitte, bitte setzen Sie sich zu mir und erzählen Sie mir das Märchen!"
Senden sagte freundlich : „Ja, Fräulein, erzählen Sie dem Kinde ein Märchen, und ich werde mich in gewohnter Weise in's Gras legen, rauchen und träumen, ohne Etiketten- zwang. Sie könne» ja etniach denken, ai« wäre ich gar nickt anwesend.
(Fortsetzung folgt.)
.-.(Umständlich.) Arzt: ,Sv, von diesen Tropfen gebt Eurem Mann alle Stund' zwanzig!" Bäuerin: „JessaS, da wer»'ich aber den Schulmeister oft in Anspruch nehmen müssen!" Arzt: „Warum das?" Bäuerin: „Na, zum Zählen!"
Druck und Verlag von Bernhard Ho>mann ln Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. H »frnann.)