Rundschau.

Unser Königspaar gedenkt im Laufe Monats März Besuche am Karlsruher und am Münchener Hofe abzustatten. Wann die Majestäten nach Karlsruhe gehen, ist noch nicht bekannt, in München findet der Besuch am 14. und 15. März statt. Unser König kehrt von München nach Stuttgart zurück, während sie Königin nach Schloß Hohendurg i» Ooerbayern weiterrcist, um die daselbst wohnende großherzogliche Familie von Luxem­burg zu besuchen.

Stuttgart- Im Kasernenhofe wurden heute vormittag die Rekruten des 1. Bat. Gren.-Regts. Königin Olga Nr. 119 durch den Rrgis. Komm. Oberst Frhrn. v. Schlot- Heim im Exerzieren besichtigt. Der Besich­tigung wohnten der komm. General v. Wöl- ckern, der Div.Komm. Gen Licut. v. Lindc- quis! und andere Offiziere bei. Heute nach­mittag werd-n dieselben Rekruten in der Gy­mnastik und Instruktion geprüft werden. Hiemit sind die Rekrutenbesichtigungen bei den hiesigen Bataillonen zu Ende und es beginnt nun die Ausbildung in der geschlos­senen Kompagnie.

Stuttgart, 2. März. Ein 3'/, Jahre aller Knabe spielte während kurzer Abwesen­heit seiner Eltern mit Bohnen, wobei er eine solche in die Nase brachte. Die Bohne kam von da in die Luströhre, das Kind ertitt nach wenigen Minuten den Erstickungstod.

Gerabronn, 29. Febr. Ein Bauer in AlkcriShauscn bei Herrenthierbach und sein Knecht waren mit Fullerschneiden beschäftigt. Der Knecht handhabte den Triebet und be­klagte sich auch einmal, daß es so herb gehe. Der Bauer konnte das nicht begreifen, da ja doch, wie er meinte, das Maschinenmesser frisch geschliffen und am Getriebe sonst alles in Ordnung sei. Auf einmal jedoch Purzelte der halbe Kopf einer Katze in das geschnit­tene Gcmengscl herab und der Knecht hatte Recht. Ter Katzenkopf war durchschnitten und der Bauer halte nicht bemerkt, daß er mit dem Futter auch eine Katze in die Stroh­bank geschoben hatte.

Eßlingen, 3. März. Heute vormittag wurde hier ein Landpostboie bestohlen. Der­selbe hatte seinen Monatsgehalt am Schalter im Postgebäude (Bahnhof) cntgegengenom- mer, und legte sein Geld in einem Säckchen ans den im Voröhrn befindlichen Tisch, um eine Adresse zu schreiben; darauf begab er sich nochmals an den Schalter, ohne sein G E zu fick zu stccke», und bis er wieder an de» TNch trat, war das Säckchen mit dem Geld verschwunden. Wer der D>eb ist, konnte nichr festgeslellt werden.

Ludwigsburg, 3. März. Unsere Königin hat ihrem Ulanenregiment gestern eine recht hübsche Ueberraschung bereitet. ES sollen nämlich künftig jedes Jahr am GeburiSfest ihres hohen Gemahls 250 -/L verteilt wer­den an kranke oder bedürftige Unteroffiziere, sowie teilweise auch als Prämien für außer­ordentliche Leistungen von Angehörigen des Regiments.

Bellbcrg, 4. März. Gestern wurde ein 62jäbr. Bauer beim Viehfüttcrn im Stalle vom Schlage gerührt und war sofort eine Leiche.

Ulm, 3. März. Der ledige Ankupplcr Adolf Schmucker ans Ehingen, der vor einigen Monaten das Unglück hatte auf dem hiesigen Bahnhof zwischen zwei Puster zu geraten, und an den damals erhaltenen Verletzungen längere Zeit im hiesigen

Hospital lag, hatte In vergangener Nacht um 1 '/4 Uhr beim Rangieren eines Zuges wie­der das Unglück, auf einer Schwelle auszu- glcilcn und seinen linken Arm unter ein Rad eines im Gang befindlichen Wagen« zu bringen, wodurch ihm derselbe abgefahren wurde. Der Verletzte befindet sich im hics. Kronkenhanse,

Zwischen LudwigShafen und Munden- heim wurde am Mittwoch morgen auf der Bahnstrecke eine schrecklich verstümmeiie Leiche, welche die Uniform eine« Bahnveamten der Pfälzischen Eisenbahnen trug, aufgefunden. Wer der Unglückliche ist, konnte noch nicht ermittelt werden ; derselbe ist anscheinend von einem Eisenbahnzug erfaßt und totgefahrcn worden.

Reichsgericht. Die Fälschung ein-« ArbeitSzeugnisse«, um sich die durch das In­validität-- und AlterSversichernngSgesetz zu- gesichrrtc Altersrente zu erschaffen, ist, nach einem Urteil des Reichsgerichts, I. Straf­senat«, vom 23. November 1891, als quali­fizierte Urkundenfälschung aut § 268 Straf­gesetzbuch« zu bestrafen.

Die Bürgschaft eines Nichtkaufmanns einem Kaufmann gegenüber ist nach einem Urteil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 17. Dezember 1891, im Zweifel als Han­delsgeschäft zu erachten; es ist in diesem Falle die mündliche Verbürgung rechrswirksam.

Zwickau, 2. März. Da« hiesige Schwur­gericht hat laut Fr. Z. den Banquier Müller au» Glauchau wegen Anstiftung zum Mein­eid zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.

Brüssel, 4. März. Im Zirkus Wulff zerfleischte ein neudrcssierter Bär seinen Wär­ter, der nun lebensgefährlich daruiederiiegr.

Bromberg, 4. März. Heute früh fuhr der um 5'/« Uhr einlaufende Pcrsoncnzug kurz vor dem Bahnhof auf einen auf dem Geleise stehenden Güterzug auf. Ein Heizer, ei» Bremser und ein Postschaffner wurden getötet, ein anderer Postschaffner schwcr ver­letzt. Passagiere sind nicht verletzt, da- Ge­leise ist gesperrt.

In Monte Carlo hat ein Amerikaner am 27. Februar 200,000 Franc« gewonnen. Ein Gutsbesitzer aus Saint Quentin hat da­gegen sein gesamtes Vermögen im Spiel Ver­loren und sich erschossen. Er ist bereit- das fünfzehnte Opfer, da- der Spielteufel in diesem Jahre gefordert hat I

(Ein fürchterliches Bild von Lehr- jungen-Elend) entrollte sich am 2. März vor dem Wiener Landes- als Strafgericht. Der in Harnal« wohnhafte Tischlermeister Joseph Rut hörte in der Nacht zum 16. Januar d. I. taules Jammern und Winseln. Da die Hilferufe au- dem Gescllenznnmer de« RauchfangkehrermeisterS Raulenstrauch kamen, begann er, die Thür zu erbrechen. Der Rauchfangkehrergcselle Ferdinand Nicola- donic rsots Inner, der dazu kam, sagte, er besitze den Schlüssel zur Thür nicht, zog ihn jedoch eine Weile später au« der Tasche und öffnete das Zimmer. Rut, der zuerst ein­trat, bemerkte, daß der Rauchfangkehrerlehr- ling Anton Cila im kalten Zimmer splitter­nackt an den zusammcngedundenen Händen derart auf einem Haken im Thürstocke auf- gehängt war, daß seine Fußspitzen kaum den Boden berührten. Al« der arme Junge ab- gcschnitlen wurde, gab er an, daß ihn Jtlner ausgehängt habe, knickte dann zusammen u. war eine Weile bewußtloß, D« der Tisch- lermcister Rut dir Anjrizr rrstattctt, s« hott«

sich Ferdinand Jtlner vor einem Erkenntnis- gerichte wegen der barbarischen Mißhandlung des Lehrjungen zu verantworten Er war der That vollkommen geständig und gab an, er habe den Lehrling deßvalb bestraN, weil er einige Kaininibürchen offen gelassen habe. Der Lehrjunge Anion Cüa gibt an, daß er die Sache anfangs für einen Spaß g-halten habe, doch als er eine Viertelstunde in dem versperrten, wenig geheizten Zimmer hina, be­gann er zu schreien, doch wurde er erst nach einer weiteren Viertelstunde erlöst. Die Spagalschnnr, die ihm um die Hände gelegt worden sei, habe ihm Striemen verursacht. Aus der zur Verlesung gelangenden Aussage des Lehrjungen Wlach, der früher gleichfalls bei Rantenslrauch bedienstet war, ging her­vor, daß er von Inner ebenfalls einmal nackt ausgezogen, in den Bock gespannt und und geschlagen wurde. Da der Staatsan­walt nun die Anklage auch aus dieses Fak­tum ansdehnte, wurde die Verhandlung be­hufs Vorladung weiterer Zeugen vertagt.

Aus Paris, 2. März, wird geschrie­ben : Der 16jährigc Zuckerbäckerlehrling A. Briv-lle hat in der vergangenen Nacht seinen Arbeitgeber, den Zuckerbäcker DuboiS Sini- baldi, während dieser schlief, mit einem- chenmesser ermordet. Wie ou« den Mit­teilungen der Familie SinibaldiS hervorgeht, war der Lehrling ein äußerst faules und bösartiges Individuum, den sein Arbeitgeber nur deshalb im Dienst behielt, weil er fürch­tete, Brivelle werde ihm etwas anthnn, wenn er ihn fortschickc. Gestern soll cS nun wie­der einen Streit gegeben haben, und an« Zorn darüber vsllführte Brivelle den Mord. Der jugendliche Mörder hat sich wenige Stunden nach der That selbst dem Gerichte gestellt.

Neapel, 3. März. Der Pfarrer der Marienkirche wurde gestern abend vom Stuhl- vermieter der Kirche mit einem Dolche lebens­gefährlich verwundet. Der Vermieter hatte sich geweigert, einen Teil der Einnahme an die Kirchenkasse abzutreten. Weil er dafür

entlassen wurde, beschloß er sich zu rächen.

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Spleen. Folgende« kuriose Inserat steht i» der Londoner Times:Eine vor­nehme Dame aus Edingburg, eine edle Tier- und Menschenfreundin, möchte für die Zeit ihrer Abwesenheit von England ihr gclicdic« Wachrcthündcheu bei einem berühmten Arzt unterbringen. Die Dame zahlt 1000 Pfund Sterling (20 000 ^ Verpflegungsgclder für das Jahr. Da« liebe Tierchen muß mit der größten Sorgfaii behandell werden. Den Vorzug erhält ein Arzt ohne Kinder und ohne andere Tiere." Die Annonce erinnert an da« berühmte Testament der Lady Eggerton, die ihrem Papagai eine jährlich auszuzahtende Rente von 20 000 Franc« hintertieß.

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