500 an Bord waren, mit einer derartigen Hast, daß sämtliche jBoote, mit Ausnahme eine« einzigen, etwa 30 Personen enthalten­den, kentertcn. Den letzteren gelang e« an der nur wenige Seemeilen entfernten Küste zu landen; einige in der Nähe befindliche Fischerboote retteten ungefähr weitere 20 mit den Wellen kämpfende Chinesen, sodaß im Ganzen etwa 50 Menschenleben gerettet wur­den. Die Panik, die an Bord herrschte, muß entsetzlich gewesen sein ; sämtliche Euro» päer, der Schiffssührer (Kapitän Alex, Lee) und 2 Steuerleute, sowie die drei Ma­schinisten, ferner die Frau de- 1. Maschi­nisten, sanken mit dem Dampfer in die Tiefe.

Vermischtes.

(Geburt im Theater.) Aus Paris, 25. ds. MtS-, wir geschrieben: Während der gestrigen Vorstellung im Theater FolieS Dramatique« wurde eine Dame, die sich einige Zeit hindurch durch besonders starkes Lachen oemerkbar gemacht hatte, von plötzlichem starken Unwohlsein befallen. Man hatte kaum Zeit, sie in den Korridor hinauszu- tragen, wo sie denn auch einen kräftigen Knaben zur Welt brachte. Der Doktor M.

der sich gerade im Theater befand, leistete ärztlichen Beistand bei der Geburt diese« neuen Bürgers, dem es angesichts der Umstände, unter denen er zur Welt gekommen ist, ge­wiß nicht an Fröhlichkcj^UUd-ChauviniSmus fehlen wird.

(Seesahrerlatein.) Kapitän Schmid- auf (am Stammtisch de«grünen Walrosses" erzählend): ,Ja, meine Herren, Lust und Liebe muß zu einer Sache sein, sonst wird es nichts. Sehen Sie, als wir im Jahre 1878 eine Entdeckungsfahrt nach dem Nord­pol unternahmen, hatten wir einen jungen Gelehrten an Bord, welcher sich derart für unsere Expedition erwärmte, daß er während der ganzen Zeit, wo wir uns in der Polar­zone aushiclicn und zwar bei einer Kälte, daß einem die Zunge im Munde festfror, in Hemdsärmeln ging, weil er sonst befürchten mußte, vom Hitzschlag getrosten zu werden."

.'. Sicheres Mittel. Dame:Dieses entsetzliche Rauchen I Selbst aus dem Neben­zimmer dringt der fatale Geruch bi« hierin. Wir Frauen sollten unS nur einmal Ver­schwören, keinen Mann mehr zu küssen, der raucht I" Herr:Ich wüßte ein viel radikaleres Mittel, schöne Frau I" Dame:

Mcht um Kotd.

Eine Geschichte au« unsern Tagen von

Constanee Baronesse van Gandy.

(Nachdruck verboten.)

r.

Mühesam nur hielt Vale«ka von Senden, Horst'S bedeutend ältere unverhcilete Schwe­ster die Einzige, die au« dem ehemals großen Kinderkreis der Senben'schcn Familie mit Horst noch am Leben war, den äußeren Schein des vornehmen Hauses aufrecht. Va­leska selbst, eine durchaus kühle, vornehme, höchmütige Natur, hatte im Leben nur eine Leidenschaft gekannt, ihren jüngsten Bruder Horst, dessen männliche Schönheit und große ritterliche Gestalt für sic von jeher der Mittel­punkt aller Schwärmerei gewesen, wohl ver­sorgt und glücklich zu sehen. Und so, als die junge Lconie von Senden, Horst'S Ge­mahlin, nach kurzem Eheglück, das beide Galten fast ausschließlich auf kostspieligen Reisen, in eleganten Bavern, im großen Strom der Well genossen, bei einem tollkühnen Ritt mit ihrem Galten um die Welte, gestürzt war und keine Kunst der Aerzte das blüh­ende Leben »er jungen Frau zu retten ver­mochte hatte ihre Schwägerin ValeSka die behagliche Ruhe des FräuleinstisteS, in dem sie teil Jahren in vornehmer Zurück­gezogenheit wrilie, ausgegeben und war dem Ruse ihres Bruders nach Tanneck gefolgt, um dort retten zu helfen, was zu retten war.

Ob Horst von Senden seine junge, leiden- schastllche uno launische Frau recht geliebt, ob er mit ihr von Herzen glücklich gewesen? Diese Frage hatte er sich stets gescheut, ernst­lich zu beantworten. Leonie, aus sehr vor­nehmer, anspruchsvoller Familie, dabei selbst aber nur mäßig unvermögend, wie die« meist bei den Majoralstöchtern der Fall ist, hatte ihren jungen, flotten Gemahl in einem steten Wirbel von Genuß und Vergnügen zu halte» gewußt. Auch die Geburt eines Töchterchens der kleinen Edith, beschränkte nur auf kurze Zeit die Jagd nach kostspieligen Freuden in der jungen Ehe, und so war in der Thal

die reizende, kleine übermütige Frau von Senden au« vollem Sonnenschein aus diesem Leben abgerufen worden, ohne jede Sorge u. Entbehrungen anders als dem Worte nach zu kennen.

Ganz ander« stand natürlich nun Horst von Senden im Leben. Der plötzliche Tod seiner jungen Frau und da« jähe Ende seines kurzen Glücksrausche« hatte ihn mächtig er­schüttert, und dar: Bi« hierher und nicht -weiter I war ihm das Schicksal warnend durch diese schweren Prüfungen zurief, hatte einen gänzlichen Umschwung in ihm hervor- gerufen.

So flott, elegant und in gewohnheits­mäßiger halber Gedankenlosigkeit auch bis­her seine Tage verrauscht waren mit dieser Katastrophe wurde Horst ein Anderer.

Er drang darauf, daß zunächst alle seine Verbindlichkeiten, die durch seine luxuriösen Reisen und andere Ausgaben mit Leonie weit über seine eigentlichen Mittel gegangen waren, eingelöst wurden. Ein sehr große« Hypotheken-Darlehn, welches Horst aus Tanneck sich bei einer Länderbank erborgte, ermöglichte die Bezahlung seiner sämtlichen schwebenden Schulden. Horst glaubte um so eher zu dieser Hülfe greifen zu können, als er der Letzte seines Stamme« war und für seine einzige Schwester sowie fein kleines Töchterchen durch uralte Familienstiflungen, wenn auch nicht reichlich, so doch auskömm­lich gesorgt war. Er selbst quittierte den Dienst als Kavall.rie-Oifizier. Ein Zug herben Stolzes schloß Horst damals die Lippen, er klagte nicht um bas Verlorne, aber das muntre Treiben seiner Kameraden war ihm unerträglich geworden, u. nun er nicht mehr mit ihnen gleichen Schritt halten konnte, u. auch gar nicht nuhr die Luft verspürt hätte, selbst wenn er noch die Mittel dazu besessen.

So waren die Jahre vergangen. Die kleine Edith, ein hochbegabte« Kind, die bei dem verschlossenen Vater und der etwas alt­jüngferlichen Tante nicht recht wußte, wohin ihr warmfühlendes Herzchen gehörte, sollte nun endlich mit sieben Jahren mehr und geord­neten Unterricht empfangen, als Tante Va-

Und wa- wäre?* Herr:Wenn Sie sich verschwören wollten, Jeden zu küssen, der nicht raucht."

(Ein guter Handel). Eine Bäuerin verkauft an den Viehhändler Deitl zwei fette Kühe. Da Veitl kein Geld bei sich hat, droht d«S Geschäft nicht zustande zu kommen es sei denn, daß Veitl Bürgschaft stellen könne.Gut," sagte Veitl,werd' ich hier lassen die eine Kuh als Sicherheit I"Die Bäurin ist zufriedcngestellt und läßt Veitl beruhigt mit der ankern Kuh abziehen.

Unserer heutigen Nr. liegt als Gra- ris-Beilagc ein Prospekt betr.Deutsche Ge­sundheitstapete" Alleinverkauf für Pforzheim und Umgegend H. Schweizer (Spitzenbergs Nachf.) Pforzheim, Leopoldstraße 10 u sund Haffnergasse 2 bei, dessen Vorzüge nament­lich in Schlaf- uud Krankenzimmer nicht ge­nug hervorgehoben werden kann und wird Jedermann mil einem Versuch finden, eine haltbare praktische Tapete, sowie für gesun­den Wohnraum gesorgt zu haben u. machen wir auf diese Beilage noch besonders auf­merksam.

lcSka ihr beim besten Willen zu geben ver­mochte, und so hatte diese die bekannte An­zeige veranlaßt, auf welche sich Jutta Ger­hard meldete und auch von Fräulein von Senden al« Erzieherin für Edith engagiert wurde.

Also heute soll die Gouvernante kom­men," begann mit leisem, ärgerlichem Seufzer Fräulein von Senden beim Morgenfrühstück die Unterhaltung mit ihrem erstaunt zuhör- enden Bruder.Es ist ein rechter Jammer, daß die Mittel Dir nicht erlaubten, Edith in eine vornehme Pension zu schicken, so daß wir nun eine neue Person immer um uns haben müssen. Ich sehe voraus, Du wünschst, daß Fräulein Gerhard mit unS die Mahlzeiten keilt? Wir sind ja nicht in England, wo dergleichen Wesen, sehr rich­tiger Weise stet« für sich speisen. Ich muß gestehen, die Auffassung der Engländer in Bezug auf ihre Gouvernanten ist mir stets durchaus sympatisch gewesen."

Da wir nun aber nicht im stolzen Al- bion leben und auch keine englischen Ein­nahmen haben, Schwester, müssen wir den Verhältnissen Rechnung tragen. Mich wird übrigens die Gouvernante wenig genieren, daß weiß ich. Und was Du von einer Pen­sion für Edith sagst, ist einfach Unsinn, Valeska, denn nie würde ich mich Von Edith trennen," sprach Horst von Senden in seiner kurzen bestimmten Art.

Schon gut, Horst, das kann ich mir auch denken," beschwichtigte ihn die Schwester und befahl dann dem Kutscher, daß er zur rechten Zeit nach der Station fahren sollte, um Fräulein Gerhard abzuholen.

(Fortsetzung folgt.)

Merk's.

Die Wahrheit ist ein Göttervogel, ist aber oft sehr schwer zu unterscheiden von einer Ente: sie wackelt und watschelt, neigt sich und duckt sich, taucht unter, taucht auf ... . Den Vogel kennt man an der Feder!

Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Nedakteur Beruh. Hvsm » nn.)