Treue Liebe.

Original-Novelle von C. C. Burg.

Nachdruck »erboten.

12 .

So rede doch, lieber Brunobat er darum sanft.

Der Kranke rang nach Worten, endlich kam e« heißer und gepreßt heraus:

Sage, O-wald, bemerkst Du nicht« Be­fremdliche« an Alexander?"

O«wald war überrascht, an den hatte er in der seinen Bruder befallenen Schwermut gar nicht gedacht.

An Herrn von Klinger?" fragte OS- Wald dann.Du weißt, Bruno, er ist mein Freund gerade nicht, aber der Wahr­beit die Ehre, daß ich clmas Auffällige« an ihm bemerkt, könnte ich doch nickt sagen. Er mach! allerdings Hilda etwas den Hof, jedoch - "

Siehst Tu!" stöhnte Weddingcn.

Jetzt ging Oswald ein Licht aus! Bruno litt an Eifersucht.

Jedoch," lachte Oswald, seine Rede fortsetzend,jedoch lhul da« Klinger sicher denn nur aus Galanterie; von einem Grund zur zur nun' heraus damit zur Eifersucht kann bei Hildas feiner Bildung und bewährtem Charakter natürlich keine Rede sein!"

Aber wenn er sie nun liebte, ohne daß sie es ahnt?" frug Bruno mit angstvoller Geberde.

Thorheit I Frauen fühlen daß sofort!"

Auch rein: Seelen?"

»Ich bin z» wenig Kenner der Frauen­natur. Doch für Hilda sage ich doch gut I" erklärte Oswald.

Er r-dttc e« nur halb überzeugt, und HildaS Ankunft bei den Bindern endigte übrigens daS Gespräch, welche« Oswald viel zu denken gab.

Ein ander« Mal trat Oswald wieder unerwartet in den Park. Der Wagen stand unter einer Plantage, der Diener war in« Haus gegangen, denn der Kranke war über einem Buche eingeschlafcn.

Oswald trat näher.

WaS la« denn Bruno?

Er hob den Band von der Wagendccke auf und entdeckte darin Schoppenhaucrs pessimistische Philosophie I

Er schüttelte den Kops, den Kranken fixierend, erschrak aber heftig, als er aus der Brusttasche de« Bruders die zierlichen Läufe eines Loppeltaschcnpistols heivorichimmcrn sah. Leise zog er daS feine Pistol heraus, untersuchte es und fand e« geladen. Als er dem Bruder beim Erwachen darüber Vor­würfe machte, daß er eine solche Waffe bei sich trüge, blickte Bruno sinnend iu die grü­nen Baumwipfel und sag» daun leise:

Womit sollte ick mich wehren, Os­wald, wenn mich Krüppel hier ein Schurke überfiele?"

Wer wurde das wohl wagen?"

Bruno zuckle die Achseln.

Wieder an einem andern Tage ließ fick Bruno von dem Diener in die Laube von wilden Rosen fahren.

Ich möchte so gern den Duft dieser wilden Rosen cinatmen!" tagte Weddingcn.

In der Laube aber saßen Oswald und Thekla, welch' letztere soeben au« der Stadt nach Bromdorf gekommen war. Offenbar

störte Bruno sie in vertraulichem Beisam­mensein.

Al« Thekla beschämt zur Seite geschlichen und Bruno den Diener in« Hau« nach Cigar­ren gesandt hatte, ergriff er Oswald« Arm krampfhaft und sagte scharf:

Glaubst Du wirklich an Liebe über das Grab hinan« ?"

Ganz gewiß I" sagte O<wald.

Hm, ich nicht! Ich bitl' Dich, heirate nicht so früh wie ich, Oswald! Frauenliebe ist wohl Gold aber siebenfach geläutert muß es erst sein l"

So ist Thekla« Liebe I" erklärte Os­wald.

Kinderei!" entgegnete Bruno.

So? Wenn ich stürbe, sic heirate ge­wiß keinen anderen Mann!"

Meinst Du? Aber wenn Du nun wie ich, zum Krüppel geschossen würdest!"

Bruno biß sich in die Lippe und brach ab.

Da konnte sich Oswald eine« Zeichen« de« Unwille»« nicht enthalten und sagte:

Pfui, Bruno l Wer so eine edle Frau wie Du Hai, der sollte nicht mit Schoppen- hanerfchem Pessimismus und Spinozischer Zweifelsucht, am allerwenigsten aber mit geladenen Pistolen spielen I"

Bruno errötete, erwiderte nichts darauf, sondern fragte ablcnkend nach den Ereig­nissen in der R sidenz.

VII.

Et war am Tage vor Bruno« achtund­zwanzigstem Wiegenfeste.

Hilda saß in der Bibliothek und flocht die letzten Rosen mit den Blumen des Hoch­sommers samt duftigem Tannengrün zu Guirlanden zusammen.

Da öffne» sich die Thüre und herein trat Herr von Klinger. Er war soeben in Bromdorf angekcmmen.

Ich begrüße Sie, gnädige Frau", sagte er.Sie erlauben doch, daß ich hier Platz nehme?"

Dabei nahm er in einem Fauteuil »eben dem Tische Platz. Er mochte ihm schwer genug werden, den Vulkan, der in ihm tobte, unter gleichgültigen Redensarten zu verstecken.

Hilda blickte überrascht auf.

Wollten Sic mir Gesellschaft leisten?" fragte sie dann in ihrer herzlichen, freund­lichen Weife.

Er verbeugte sich freundlich.

Sie deutete auf die Blume» und sagte:

Morgen ist Bruno« Geburtstag, wie Sic wohl wissen werden?"

(Fortsetzung folgt.)

Vermischte«.

.' (Ein Schlauberger.) Durch eine Kriegslist gewann vor einiger Z-it ein Schljch- tergeselle eine jemr unsiitnigenEßwettm", die schon so viel Unheil veranlaßt haben. In einer Wirtschaft in Berlin erzählte näm- l>ch der Wirt, daß sein Karo, ein gewaltiger Neufundländer, unglaublich viel Futter ge­brauche. Da erhob sich plötzlich am Neben­tische ein hünenhafter Schlächlergesclle und erklärte, er sei im stände mehr zu vertilgen, als der Riescnhund. Er erbot sich, als der Wirt die« bezweifelte, zu einer Wette, welche sofort zum Austrag gebracht werden sollte. Der Wirt ging die Wette ein und eS wurde festgesetzt, daß der Unterliegende für den

Hund selbstverständlich dessen Herr außer einerLage" für die Anwesenden auch die KriegSkostcn, d. h. den Betrag für die ver­zehrten Speisen, bezahlen solle. Der Schläch­ter, der sich die Wahl der Speisen Vorbe­halten hat», bestellte für sich und seinen Geg­ner zunächst je eine Portion Kalbsbraten. Karo, der bis dahin behaglich am Ofen lag, ward gerufen und verzehrte mit großem Be­hagen schnell den unerhofften Leckerbissen. Auch der Schlächter war bald fertig. Dar­auf verspeisten die beiden Gegner noch meh­rere Portionen Braten, Karo mit unverän­derter Leichtigkeit, der Schlächter aber zuletzt nur noch mühsam, so daß der Wirt schon zu triumphieren begann. Da ließ der Schläck- trr aber zwei trockene Brötchen bringen, biß herzhaft in eines und reichte daS zweite seinem vierbeinigen Gegner. Dieser beschnüsielti: aber nur das Gebäck und wendete sich dann verächtlich ab, während der Schlächter tapfer zubiß, bis der letzte Happe» Verzehrt war. Dann erhob der Hüne sich von seinem Platz und rief dem verblüfften Wirte lachend zu: Sehen Sie nun, ich habe gesiegt; her mit der Lage!" die Gäste stimmten dem Schlau­berger zu und der Wirt mußte gute Miene zum bösen Spiel machen und dieLage" zum besten geben.

(Aus der guten alten Zeit) Wie das Leben eines Lehrling« vor hundert Jahren war, davon giebt dasLeipz. Tagcbt." fol­gende Probe: Im September des Jahres 1787 trat der als Mensch und Geschäfts­mann heute noch unvergessene Buchhändler Friedrich Perthes, 15 Jahre alt, beim Buch­händler Adam Friedrich Böhme in Leipzig al« Lehrling ein. Der Prinzipal wohnte iu der Nicolaistraße, wo PertheS und fein Kol­lege Rabenhorst auch Wohnung und Kost erhielten und in einer Bodenkammer, vier Stock hoch, kampieren mußten. I» der Ecke dieser Kammer stand ein kleine« Windöfche», zu dessen Heizung im Winter die Lchrbur- jchen, wie man die Lehrlinge damals hieß, jeden Abend drei Stückchen Holz erhielten. Morgen« 6 Uhr empfing jeder eine Tasse Thee und jeden Sonntag im voraus für die kommende Wvchc sieben Stück Zucker und sieben Dreier zu Semmeln. Nachmittag« von 1 8 Uhr setzte es nichs ab. Die Lehr­linge Rabenhorst war schvn vier Jahre im Hause wurden von den Kindern de- Prinzipal«, dem Dienstmädchen und den Markthelsern mitEr" angeredel. Die Lehrlinge hatten den Tisch zu decken, die Schuh- schnallen des Prinzipals zu putzen, den Kaffe für diese» in« Gewölbe zu tragen und wohl auch die Kinder zu beaussichtigen. Nach sechs Jahren wurde Perthes feierl'ch seiner Lehrzeit enthoben. Bei cimm frstlicken MiltagSessen rirf der Pnnzipal nach der Suppe denAus- gelernten" zu sich heran, gab ihm eine kleine Ohrfeige, überreichte ihm mit der andern Hand ciinn Degen und sagte:Hiermit er­nenne ich Sie vom Lehrburschen zum Buch­handlungsdiener." Nunmehr gehörte er dem Herrenstandc" an.

Vorbei. Junge Frau: ... Ich u. mein Mann, wir bekommen den Katarrh immer miteinander I" Aellere Frau !O diese schöne Zeit ist bei un« längst vorbei!"

Geringschätzung.Sie doch bloß 'mal, wa» die Gertrud Schulze sich für einen kleinen häßlichen Bräutigam angeschafft hat. Der ist doch das Traugeld nicht wert."

Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. H»fm » nn.)