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Für die Feier Allerhöchst Ihres Ge- bnrtSfestes haben S. Maj. der König als Prcdigttext die Slelle 1. Kön. 8, 28 vor­geschlagen :Wende Dich zu dem Gebete deines Knechtes und zu seinem Flehen, Herr mein Gott, auf daß du hörest das Lob und das Gebet, das dein Knecht heute vor dir lhut."

Stuttgart, 1t. Feb. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten heute abend der Eröffnung der elektrischen Aus­stellung in der Legionskaserne an. Aller- höchstdieieiben wurden von dem Vorstand der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Regie, n a Erektor v. Gaupp, dem Vertreter des Oberbürgermeisters, Gemeinderat Dr, v. Göz, dem Stadtbaural Kölle und Ingenieur O. v. Miller aus München empfangen und besichtigten unter deren Führung die Aus­stellung in allen ihren Teilen aufs eingeh­endste. Bei den einzelnen Abteilungen ließen Ihre Majestäten sich die Aussteller vorstellen und unterhielten sich hnldvollst mit denselben. Außer Jbrcn Majestäten waren bei der Er­öffnung noch erschienen S. H. Prinz Herr- mann zu Sachsen-Weimar und S. D- Fürst Karl von Urach, sodann waren dazu cinge- laden die Minister und Mitglieder des Ge­heimen Rats, der kommandierende General, die obersten Hofbeamten, die Vorstände der Generaldirektion der königlichen SlaatSeisen- bahnen und der Posten und Telegraphen, der Stadidirektor und die Mitglieder der Gemeindekollegien und der Handels- und Gewerbekammer.

Stuttgart, 12. Februar. Die elektrische Ausstellung wurde gestern abend 5 Uhr zur allgemeine» Besichtigung gegen ein Eintritts­geld von 50 eröffnet.

Neuenbürg, 11. Febr. Heute fand hier Amlövertammlung statt; es war dies die erste, welche nach den Bestimmungen de« neuen VerwattungsgesctzeS vom 21. Mai 1891 beschickt war. Die Zahl der stimm­berechtigten Mitglieder beträgt 26. Der heutigen Versammlung wohnten außer diesen stimmberechtigten, sämtliche nach dem oben­erwähnten Gesetze auf 3 Jahre gewählten Deputierten mit beratender Stimme an. Als einer der wichtigsten Gegenstände der Tages­ordnung wurde die Wahl eines Obcramts- sparkaisirrs vorgenvmmen, wobei der seit­herige RevisionSajsistent beim K. Oberami, Hr. VerwaltungSaktuar Holzapfel mit 17 von 26 Stimmen gewählt wurde. Um diese Stelle Hallen sich nicht weniger als 27 Fach­männer beworben und es erhielten außer dem Gewählten noch 3 Kandidaten je 3 Stimmen.

Nagold, 12. Feb. Die Familie des LandeSpostboten Niethammer in Holzbronn ist schwer h imgesncht worden. Neben der Mutt dankten sechs Kinder an Diphte- riüs, u,v drei im Alter 3 bis 13 Jahren gestorben sind. Kommerzienrat Sannwald hier hat anläßlich seiner silbernen Hochzeit und der Feier seiner 25jährigcn Vorstand- schaflschaft des Gewerbevereins diesem Verein 600 ^ als Stiftung zugewendet. Die auch in weiteren Kreisen rühmlichst bekann­ten Grafschen Eheleutezum Waldhorn" in Berncck feierten kürzlich die goldene Hochzeit. Eine Tochter der Jubeleheleutc ist die Wirtin im Hotel Sprandel in Metzingen.

Unter großem Andrang des Publi­kums fand in Ulm die Verhandlung gegen

den 29 Jahre alten Banern I. Friefinger von Böttingen, OA. Müusingen, und dessen Dienstmagd, die ebenso alte Kathar. Weiler von Hnndersingen, gleichen Oberamts, wegen versuchten Giftmorde- und gegen Friefinger allein wegen erschwerter Körperverletzung. Die Anklage geht dahin, am 28. Sept. v. I. haben beide Angeklagten den Versuch gemacht, die Ehefrau des Friefinger durch Gift zu töten, indem sie in den Morgenkaffee dersel­ben eine größere Menge, der GcrichtSchemikcr hatte 216 w^r. ermittelt, Von Zündhölzern abgeschabten Phosphor schütteten. Tie Frau Friefinger ist während dieser Manu- pulation Von ihrem Mann in die Küche znm Eiersieder: geschickt worden ; sie trank von dem vergifteten Kaffee einen Schluck, spie aber das Genossene wieder wegen deS widerlichen Geschmacks aus und verschloß den Kaffee in einem Schrank. Ein Nachbar hörte von der Sache und veranlaßte die Frau, welche nach­mittags von dem Manne mit einem Kehr­wisch schwer mißhandelt wurde, den vergif­teten Kaffee aufs Rathaus zu verbringen, wodurch das Verbrechen zur Anzeige kam. Beide Angeklagten leugneten beharrlich und jeder Teil schiebt die Schuld auf den andern. Der erste Tag der Verhandlung war für die Vernehmung der Sachverständigen und 18 Zeugen bestimmt. Am zweiten Tag be­gann der erste Staatsanwalt Scheuerten das Pläidoyer. Er hielt gegen beide Angeklagte die Anklage in ihrem Umfange aufrecht; die Weiler, die in unerlaubtem Verhältnis mit ihrem Dienstherrn gelebt halte, wollte Bäurin werden und eS mußte daher die Ehe­frau beiseitigt werden, dem der Angeklagte, der mit seiner Frau im Unfrieden lebte, seit die Weiler ins Hau- kam, zugc- stimmt habe. Der Staatsanwalt beantragte für Friestngcr 10 Jahre 1 Monat Zucht­haus, für die Weiler 10 Jahre, sowie für jeden Angeklagten 10 Jahre Ebrenvcrlust. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage im Sinne der Anklage u. es erhielt Friefinger 6 Jahre 7 Monate, die Weiler 6 Jahre 6 Monaten Zuchthaus, sowie jedes 10 Jahre Ehrenverlust. An Untersuchungshaft gehen 2 Monate ab. Die Verteidigung lag in den Händen der Rechtsanwälte Schiele und Hirsch.

sEin Mustersoldatj ist der Reserve­mann, sonst Schuster Janetzky, welcher am Montag unter der Anklage de- Diebstahls vor der Berliner Strafkammer stand. Der­selbe soll ein BicrglaS au- einer Kantine mitgenommen haben und macht da- militär­ische Kommando dafür verantwortlich. Nach seiner Erzählung hatte er im Juli als Re­servemann in Wittenberg eine Felddienst­übung mitzumachen. Als man auf dem Kasernenhofe versammelt war, um nach dem Bahnhofe zur Rückfabrt nach Berlin zu mar­schieren, habe er sich aus dem Fenster der Kantine ein Glas Bier reichen lassen. Als er dasselbe kaum geleert, sei das Kommando : Achtung, stillgestanden I" ertönt, und da er infolge dessen keine Gelegenheit mehr gehabt habe, dasselbe zurückzugeben, habe er dasselbe schleunigst in seine Tasche gesteckt und mit nach Berlin genommen. Der Gerichtshof schien sich über diesen hohen Respekt vor dem militärischen Kommando eigene Ge­danken zu machen; er erkannte wegen Un­terschlagung auf einen Monat Gefängnis.

Ein Verbrecher im Talar. Paster Dessin in Gleißen ist, wie der Sonnenbur­

ger Anzeiger mitteilt, fiüchiip geworden, weil ihm die Verhaftung wegen Vergehen gegen § 174 sunzüchtigc Handlung mit Kindern und Schülern) unmittelbar bevorstand. Bei dem Amtsgericht in Zielenzig waren bereits in der Voruntersuchung die Eltern und die betreffenden Kinder verhört worden. Die Handlungen sind an 9 bis 14jährigcn Mäd­chen, welche mit der fünfjährigen Tochter des Geisttichcn zu spielen pflegten, vorgenom­men worden. Vor der Flucht pumpte der Herr Pastor den GutSinspeklor um 200 SN, welche Summe er wohl als Reisegeld nötig hatte. Dieser beklagenswerte Fall ist seit ca. 12 Jahren der dritte in der Diözese Dressen, in welcher ein Geistlicher wegen Un­zucht auf die Anklagebank kommt.

Ares (Spanien), 10. Febr. Die Hin­richtung von 4 Anarchisten fand heute vor­mittag ohne Zwischenfall statt.

In Memphis, Tennessee, hat die 19jährige Tochter eine- reichen Kaufmanns, der sich von den Geschäften zurückgezogen, Miß Alice Mitchell, eine andere Dame aus den fashionablen Kreisen. Miß Frida Waro die Tochter eines reichen Pflanzers und Kaufmanns, die sich in Memphis auf Be­such befand und von welcher jene sich be­leidigt glaubte, auf der Straße angefallen und ihr mit einem Rasstermesscr die Kehle durchschnitten, so daß die Unglückliche als­bald tot war. Die Thäterin ist von der Jury des Mordes schuldig erkannt und zum Tode Verurteilt worden.

sGroßes Eisenbahnunglück in Rumä­nien.) Der BukaresterRsmanul" vom 6. d. M- enthält folgende Schilderung einer Katastrophe, die sich in der Nacht von Frei­tag auf Samstag in dem nach Bukarest fahrenden Schnellzuge ereignet:Heute um hatb 4 Uhr nach Mitternacht ereignete sich in dem aus Brail« nach Bukarest fahrenden Schnellzuge ein entsetzliches Unglück. Zwischen den Stationen Muftiu und Urleasca geriet ein Wagen erster Klasse durch einen Fehler der HeizungSlcitung in Brand. Zwanzig Personen, die sich in diesem Waggon befan­den und sämtlich schliefen sind infolge des Rauches erstickt und teilweise Verbrannt. Nur zwei Passagiere: ein Kapitän und der Galatzer Ingenieur Danielescu kamen mit dem Leben davon. Merkwürdigerweise hatte Niemand das Feuer bemerkt, da, wie gesagt, fast alle Passagiere schliefen und die wenigen, die sich retten wollten, die Thüren verschlossen fanden und elendiglich umkamen. Der Zug wurde in Urlesska angehalten und der brennende Wagen daselbst zurückgelassen, wo­rauf der Schnellzug die Fahrt fonsetzle.

?ropg,turn sst. Da«Kffewsskoje Sslvwo" erzählt erbauliche Sachen von ver Thätigkeit der Dorfzahnärzte im russischen Kreise Brazlawsk. Die oberen Zähne wer­den einfach mit einer Schusterzauge ausge- rissen. Mehr Vorbereitungen erfordert daS Ansreißen eines Zahnes aus dem Unterkie­fer. Der betreffende Zahn wird an das eine Ende einer langen Ticrschnc befestigt, deren andere« Ende an die Decke gebunden ist- Der Patient steht auf einem Schemel, der ihm, wenn alles bereit, unt. den Füßen weggc- rissen wird, so daß er zu Boden stürtzt. Das Mittel ist unfehlbar. Oft geht freilich mit dem Zahn ein Stück Zahnfleisch oder gar der Kiefer mit heraus. Auch Arm- und Bein­brüche sin»bcidicsemV-rfahre» nichts sclbenes.