schien ausstellte. Tags darauf fand die Be­erdigung statt. Als die Totengräber den Sarg in das Grab hinabgelassen halten und schon Erde darauf warfen, glaubten die Um­stehenden Stöhnen zu vernehmen und ein anwesender Adjunkt de- Maires ließ im Bei­sein von etwa fünfzig Personen den Sarg wieder ausgraben. Der Deckel desselben war eingedrückt und die Erde ringsum aufge­wühlt I Tcugard hatte versucht sich Luft zu verschaffen. Seine Gestchlszüge ließen furcht­bare Schmerzen verraten, seine Hände waren geballt und an mehreren Stellen aufgeschun- den. Als man ihn an die Oberstäche brachte, war es leider schon zu spät, da Tougard im Sarge erstickt war.

Aus Csieso im Csiker Komitat (Ungarn) wird gemeldet, daß der OrlSrich- ter und der Dorsschreib«' bei der Heimkehr von den Wahlen nicht ins Dorf gelassen wurden, weil sie für den liberalen Kandida­ten gestimmt hatten. Sie kehrten dann unter Militärassistenz zurück. Da daö Volk nicht nachgab, wurde Feuer gegeben. Vier Mann blieben tot, neun wurden schwer, viele leicht verwundet. Im Esonger im Szatmarer Komitat wurde der liberale Kandidat Doma-

hidy bei Beginn der Wahl von den An­hängern deS Gegenkandidaten jämmerlich ge­prügelt und mußte aus Umwegen nach Hause flüchten. Die Opposition war überhaupt dort so gewaltthätig, daß die Gendarmerie gegen acht Menschen mit dem Bajonett lo«- gehen mußte, welche nun lebensgefährlich ver­letzt sind.

Monteearlo, 2. Febr. Zwei Russen, welche mehrere 100 000 Francs verspielten, erschossen sich gestern abend auf der Spiel- hauS-Terraffe.

London, 4. Febr. Sir Morell Mackenzie, der bekannte Arzt, welcher auch den Kaiser Friedrich behandelt hat, ist gestern Abend in Folge von Influenza gestorben.

>-. (Ein Denkmal ans Käse.) Man er, zählt von den Aankee« gar viele schnurrige und absonderliche Dinge, aber das Neueste in dieser Richtung in der Deutschen Rund­schau enthalten grenzt doch stark ans Boh- nenlied. In Cahawba (Alabama) starb unlängst ein steinreicher Junggeselle William Pierson. Bei der Testamenteeröffnung wur­den die Gesichter der Erben lang und immer länger. Der Verstorbene bestimmte nämlich in seinem Vermächtnis:Ich wünsche, daß

mir in der Familienkapelle neben dem Mar- mordenkmalmeineSVaters gleichfalls ein Grab­monument errichtet werde, doch soll dieses ganz und gar aus Käse hergestellt sein. Meine lieben Erben haben die Pflicht, darüber zu wache», daß das Käsestandbild nicht von Maden, Mäusen und Ratten zernagt werde. Sollte dieses nicht verhüt« werben oder die Käsesorte v»n meinen lieben Erben absicht­lich so schlecht gewählt sein, daß der Käse noch einmal einen Gärungsproz-ß durchmacht, so ist der Magistrat hiesiger Stadt berech­tigt, me'ne Erben deS ErbcS verlustig zu erklären und mein Vermögen als städtisches Eigentum einzuziehen." Die Erben haben gegen diese verrückte Testamentsklausel Ein­spruch erhoben.

(Pariser Humor ) Amtsstyl. Der Kondukteur zu einem Fahrgaste, der sich im Nichtrauchercoupc seine Pfeife «»zündet: Wenn Sie hier rauchen wollen, so löschen Sie Ihre Pf. au« od. gehen Sie anders wohin!"

.'. Au« dem Programm einer landwirt­schaftlichen Ausstellung. 10 Uhr: Ankunft deS Rindviehs. 11 Uhr: Empfang der Ehrengäste. 12 Uhr: Gemeinschaftliche- Mittagessen.

Treue Liebe.

Original-Novelle von C. C. Burg.

Nachdruck verboten.

8 .

In der Frau Minister steckte ein ent­schlossener Geist. Aber Hilda schütttelte den Kopf.

Schade", meinte sic,daß Bruno nicht hier ist. Aber Mama, so geht es nicht. Um Gottes willen keine Gewalt, wir Wenigen und noch dazu meistens Frauen können nicht gegen viele kämpfen. Ueberlaßt es mir, mit den Leuten zu reden."

Die Antwort konnten sich die Ucbrigen ersparen, denn mit lautem Getobe stürzte schon die Menge auf der Landstraße daher, und c» sammelten sich bereit- Massen rasen­der Kerle vor dem von dem Jnsp klor in der ersten Angst rasch zugeworfenrn Hofthore. Schon riesen Stimmen:

Ä xte her! Schlagt das Thor ein! Steckt das Nest in Brand I"

Da erschien furchtlos Hilda im Hofe, hieß den Inspektor das Thor öffnen und trat, um mit den Leuten zu reden, vor:

Männer", sagte sie mutig und klar, was wollt Ihr hier eigentlich ? Meine Leute und ich wir haben dem Volke nie etwas zu leide gethan ! Ihr schreit um Brot I Gut, alles Korn, welches die Böden meines Gat­ten bergen, will ich Euch ausliesern, will Euch gern mit Wein und Speisen erquicken, dann aber kehrt heim. WaS Ihr sonst thun wollt, Männer, ist Euer gänzlich unwürdig. Einen allen Mann mit grauen Haaren, meinen Vater, der nur die Befehle des Für­sten vollzogen, wollt Ihr töten? Aber wißt, daß der Weg zu ihm nur über die Leiche seiner Tochter geht!" -

Da rief es aus dem Haufen:

Bravo die Frau GutShcrrin soll leben I"

Aber jetzt trat der rote Hannickel, der Anführer der Bande vor:

»Wie, Ihr Männer," schrie er,laßt Ihr Euch von einem Weibe kirren? Hinein in das Hau« und reinen Tisch ge­

macht. Den Wein und die Speisen können wir uns selbst nehmen I"

Schon legten einige Verwegene die Hände an die Thorflügel, um sie zu zerstören, da erschien plötzlich auf einem schaumbedeckten Rosse ein Reiter und zwang sein Pferd bis an das Thor hinan.

Hitda erkannte in dem Reiter zu ihrer Verwunderung -- Herr von Klinger.

WaS geht hier vor?" rief dieser in­zwischen mit gebitlerischer Stimme.Was soll hier geschehen?"

Dabei warf er einen brennenden Blick auf Hilda« schlanke Gestalt und lüftete vor ihr leicht den breitrandigen Demokratenhut. Zu der Menge, die bestürzt dastand, ge­wandt, fuhr er aber fort:

Die Revolution hat ein Ende u. darf am allerwenigsten in Anarchie und Zerstör­ungswut ausarten, wenn wir nicht den gan­zen Staat samt den ersehnten Reformwerk zu Grunde richten wollen. Ich befehle Euch Allen, daß Ihr sofort heim marschiert» und wer mir, dem ersten Führer des Volkes nicht folgt, den strecke ich tod nieder. Ihr habt'« gehört I"

Dabei zog Klinger eine Tvppelpistole au« der Brnsttasche und spannte die Hähne.

Der Haufen geriet in Bewegung, einige Revoluiionsmänner murrten, flüsternd zogen sich aber die meisten zurück, bis sich dann schließlich die ganz« Masse ruhig heimwärts schob.

H rr von Klinger rief aber zwei Män­ner, die einigermaßen ehrenhaft auSsahen, herbei und sagte:

Ihr, Abbersch und Hagner, seid srdent- licke Leute. Sind Eure Gewehre in gutem Zustande und geladen?"

»I"/ Herr von Klinger!"

Nun. so bezieht diesen Posten vor dem Thore de« Gul-hofeS, und Ihr steht mir dafür ein, daß Niemand von den Tu­multuanten dort in den GutShof kommt!"

Gewiß, Herr Klinger!"

Ihr haftet dafür?"

So lange wir leben," entgegnete Ab­bersch,kommt gewiß keiner hinein, Herr!"

Gut I" sagte Klinger, warf jedem der Männer einen Thaler hin, sprengte einen Schritt auf den Hof hinauf und flüsterte Hilda zu:

Gerettet! S nd Sie mit mir zufrieden, gnädige Frau? Auf Wiedersehen I"

Damit machte er Kehrt und ritt schnell davon.

Hilda atmete tief auf, dann sank sie völlig erschöpft in Theklas Arme.

V.

Die Ruhe war in die Residenz zurück- gekehrt und mit ihr der Fürst. Minister Fischer war entlassen und er bereute eS sitzt in Bromdorf, in der kritischen Zeit den Ministerpostcn angenommen zu haben. Das Heft der Negierung hielt jetzt die VolkSpar- tei in Händen, denn der Fürst, staatsklug wie Wacchiavelli, hatte cs vorgezogen, anstatt die zweifelhafte Gewalt der Waffe nochmals gegen die Revolution zu versuchen, sich den Führern der Volkspartei in die Arme zu werfen. Und so saß denn jetzt Herr Von Klinger mit seinem Freunde, Dr. Schwarz, in demselben Ministerium, worin noch vor Kurzem Fischer allmächtig gewesen. Alexan­der von Klinger halte erst das Portefeuille abgelehnt und sich zuletzt doch zur Annahme desselben vom Fürsten bestimmen lassen, als Se. Durchlaucht die Herausgabe aller strei­tigen Besitztitet auf Rittergut für Herrn von Klinger versprochen hatte und dieses Ver­sprechen auch ebenso schnell an«g,führt wurde. So war Herr von Klinger mit einem Schlage ein reicher Monn geworden. Als Minister gab er Garantien, daß die rohe Volkskraft nicht wieder ans Ruder kommen würde, und das war dem Fürsten die Hauptsache. Daß es in der Residenz nun ruhig bleiben würde, unterlag keinem Zweifel, .wußte doch Herr von Klinger alle Patrioten zu beschwich­tigen.

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur B «rnh. H »smann.)