Greue Liebe.
Original-Novelle von C. C. Burg.
Nachdruck verbaten.
6 .
Bruns küßte der Frau Rätin galant die Hand und fragte:
„Wissen Sie Mama, wen ich eben habe bei Papa eintretcn sehen?"
„Nein! Wer ist es?"
„Herr von Klinger I"
Die Frau Rat wurde etwa- befangen, dann entgegnete sie:
„Schweigen Sie mir Von dem, Bruno I Ein solcher Demokrat ist ja nicht dagewesen; er ist ja das Ron plus ultra, aller Revolutionäre."
Bruno lächelte und fing dann ein anderes Gespräch an. Man sprach über die bevorstehende Hochzeit, die Bruno in drei Wochen gefeiert wissen wollte, wobei er betonte, daß eS ihm und Hilda am liebsten wäre, wenn die Feier in aller Stille vor sich gehe.
Die Frau Rat zog sogleich den verringerten Kostenpunkt in Betracht und meinte:
„Ich bin einverstanden, vorbehaltlich der Einwilligung meines Gatten I"
Der Rat Verließ inzwilchen mit Herrn von Klinger das Haus. Jener hatte das Brautpaar im vollsten Licbesglückc gesehen und finster das Gesicht abgewendet.
Als der Rat dann in das Palais des Fürsten cingetretcn war, stand Klinger noch lange wie eine Statue auf demselben Wege und murmelte:
„Jetzt weiß ich es; nie werde ich den Verlust HildaS verschmerzen, und — Bruno hasse ich, weil er sie mir raubte I O Hilda, Hilda I"
Langsam ging er dann davon.
Im Fischer'schen Hause wartete man heute lange mit dem Diner. Ins Unendliche schienen sich der Frau Rat die Stunden auszudehneo, das Brautpaar aber wan- derle im Garten auf und ab, während dort Thekla und Oswald schäkernd und sich neckend bald hier, bald dorthin flogen.
„Siehe da, Bruno, ein jung aufblühen- deS Glück I" meinte Hilda.
„Wolle Gott seinen Segen dazu geben I" lachte er.
Da läutete es zu Tisch, denn der Rat war soeben heimgekehrt.
„Nun?" fragte ihn seine Gattin, als sie allein waren.
„Gesiegt I" entgegnete er ich bin Minister !"
»Ich gratuliere Excellenz!" kuixte sic darauf mit dem Ceremoniell der alten Schule Vor dem Gatten.
„Ich danke, Excellenz I" entgegnete er voll Laune und küßte seiner Frau die Stirn.
„All-recht I" rief die stolze Frau zärtlich.
„Amanda!" erscholl cs von den Lippen deS Ministers.
Und in den Armen lagen sich die Beiden. Sie hatten nun das erschnteZiel erreicht , auch war ihnen darüber das Herz nicht verloren gegangen.
Bei Tisch ward HildaS Hochzeit Bruno- Wunsche gewiß festgesetzt.
IV.
Acht Tage waren in dem Wirbelfturme
der Freiheitsbestrebungen u. unter den Wehen der Geburtsstunden der Volksfreiheit eine lange, ereignisreiche Zeit! — In den Nachbarstaaten war er inzwischen bereits zu blutigen Confliktcn zwischen Bürgern u. Militär gekommen. Letzteres ward auf den Kriegsfuß gesetzt, und da Bromdorf schon zum Nachbarstaat gehörte, so erhielt auch Brun» von Wcddingen als Resevelieutenant seine Gestellungsordre.
Bleich und wortlos erschien er im Hause des neuen Ministers, seines Schwiegervaters.
„Mein Gott, Bruno, was hast Du nur ?" frug Hilda ihren erregten Bräutigam.
„Es ist eigentlich nichts, nur — meine Gestellungsordre?" stotterte er dann hervor.
Sie schmiegte sich in seine Arme und flüsterte besorgt:
„Ist das nicht so viel als Krieg?"
„Leider, Geliebte," gab er zurück, „und was schlimmer ist, der Krieg zwischen Militärmacht und den VolkSbethörten."
Da biach Hilda in bitteres Wehklagen aus, auf welches die Frau Minister herbeieilte und tröstend bemerkte, daß die Sache doch wohl ganz so schlimm nicht sei, wie sie jetzt aussehe. Warum es denn gerade zu blutigen Konflikten kommen müsse, da der Papa das beste Beispiel gebe, wie man durch Klugheit vermitteln und die Rechte deS Volke- und der Krone zugleich waren könne. Das freilich verschwieg sic klüglich, wie die Heißsporne der äußersten Linken schon die Stellung de« Ministers zu untergraben und denselben zu stürzten suchten, und die ärmeren Volksschichten, bei der vollständigen Mißernte nach Brot schreiend, deS Ministers Fischer Namen nur mit Flüchen und Verwünschungen nannten, weil sie ihn ungerechter Weise für die Ursache aller Uebel hielten.
Müde und abgespannt erschien jetzt auch der Minister Fischer. Der Orden, welcher verstohlen auf seiner Brust unter der Weste hervorschaute, konnte ihn wohl kaum für die ausgestandrnen Mühen, für die schlaflosen Nächte, für die gebrachten Opfer an Zeit und Wohlbefinden entschädigen. Kopfschüttelnd hörte er HildaS Klagen und Wed. dingen« Darlegungen an, der Zeit nachscuf- zend, in welcher er sich als Ministerialrat so harmlos und glücklich gefühlt. Man ging zu Tisch und Weddingen blieb als Gast. Erst der schwere Burgunderwein, den Fischer s» sehr liebte, brachte eine andere Stimmung hervor und Brunos Herzenswunsch zur Reife, also, daß er den Weg über die Zunge fand.
„Papa," sagte Weddingen plötzlich über Tisch, „gönnen Sie mir das Glück, daß mir H-lda noch vor meiner Gestellung bei dem Regiment angehören darf."
„Das heißt," entgegnete der Minister, einen wohlwollenden Blick über Brunos stattliche Gestalt gleiten lassend, „das heißt, wir sollen die Hochzeit beschleunigen."
„Aber das geht doch auf keinen Fall I" warf die Frau Minister sogleich dazwischen „Wo blieben da die repräsentierenden Vorbereitungen ? Wenn man eine hohe Stellung bekleidet, soll man diese auch nicht außer Acht lassen."
„Aber Mama," schmeichelte Weddingen dagegen, „wir wollten uns ja doch so wie so nur in aller Stille verheiraten!"
Der Minister winkte, aber seine Frau Halle noch Einwendungen, bis nun auch
Thekla für die Verlobten ein gntcS Wort einlegte.
„Kind," entgegnete da aber die Frau Minister, „Kind, was verstehst Du denn schsn von Hochzeiten? Da Ihnen, lieber Weddingen, jedoch viel daran gelegen zu sein scheint, die Hochzeit beschleunigt zu sehen, so lasse ich alle Bedenken schwinden."
So war die Hochzeit auf den dritten Tag festgesetzt.^
Es war eine ernste Stunde für Bruno von Weddingen, at« sein Bruder Oswald zu ihm in den Wagen stieg und sie von Bromdorf zur Hochzeit nach der Residenz eilten. Durch Volkshaufcn, welch- Verwünschungen murmelten, betrat Bruno ahnungslos, glücklich im Angesichte deS Besitzes von Hilda, das Haus deS Ministers; durch drohende Volkshaufcn, die sich am Einggange de- Domes gesammelt, beschult Hilda im weißen Allasklcide bräutlich geschmückt, da« Portal. Und dann war Alles für die Liebenden wie ein Traum vom Ja v»r dem Altäre bis zum heimlichen Abschied von den Etlern, unbemerkt von den wenigen Gästen, die noch auf das Wohl de- Hauses tranken, als die Herrschaften von Bromdorf längst das trauliche Heim bezogen halten.
(Fortsetzung folgt.)
Vermischte«.
»Potz, Donner, Herr Doklor, w« lassen Sic Ihre Kleider machen?" rief ein Baron dem in eine vornehme Gesellschaft cinlretcnden Hauslehrer zu, indem er mit spöttischem Blick dessen wcnig eleganten Anzug musterte. „Mein Schneider paßt nicht für Sie," antwortete dieser gclassc, der läßt sich alle- bar bezahlen."
(Unterschied.) Welcher Unterschied besteht zwischen einem Mohren und einem Invaliden ? — Der Mohr hat seine Schul« digkcit gethan und kann gehen ; der Invalide hat seine Schuldigkeit gethan und kann nicht gehen.
(Ein rötlicher Kuß.) Die 19jährige Agenlenlochter Fräulein I. R. in Wien, ein schöne« Mädchen, wurde vor wenig Tagen zu Grabe getragen. Die Unglückliche halte ein Schooßhündchen geküßt und war alsbald heftig erkrankl. Es trat eine allmähliche Blutzersetzung ein, der sie schließlich erlag. Das Hündchen war offenbar mir einem faulenden Körper in Berührung gekommen, wodurch die Aermste, die das Thier zu liebkosen pflegte, infizirt wurde.
Probate Mittel, hohle Zähne hcraus- zureißcn. Man bohrt an der Wurzel ein Loch hinein, füllt dies mi(Schicßpulvcr und sprengt sie in die Luft. Oder man bürdet eine Bleikugel mittels eines dauerhaften Fadens an de» Zahn, der einer gewöhnlichen Zange nicht weicht, ladet die Kugel in eine Pistole und schießt sie in die Luft. Der Zahn wirb darauf sicher»-schwur,- den sein.
Unerwartete Auskunft. Frau v. A. (fragt bei ihrer Heimkehr die Zofe): „Niemand da gewesen?" — „Ja, der Herr Lieutenant N." —„Und was sagte er?" — „Er fragte mich, wann ich wieder allein sein würde."
.. (Aus der Jnstrutlionsstunde.) Offizier: „Wie heißt das neue Pulver, daS in allen Armeen jetzt cingeführt wird?" — Rekrut: Insektenpulver!"
Pruck und Verlag von B k rn h ard H »s m » n n in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bern h. H of m - nn.)