einem Zw>ck bei dieser Manipulation. Die Granate platzte, lötete den Mann auf der Stelle und zertrümmerte Decke und sämtliche Fenster des Zimmer». Sonst befand sich niemand in der Nähe.
— An Sagau sind zwei Kinder des GasthosbesitzerSHacfner durch Kohlenoxydga« erstickt.
Wien, 18. Jan. Erzherzog Carl Salvator ist heute Nachmittag 3 Uhr 20 Min. gestorben. (Erzherzog Carl Salvator, der jüngere Bruder des Großherzogs Ferdinand IV. von Toscana, wurde geboren zu Florenz am 30. April 1839 und vermählte sich 1861 mit Maria Jmmac ulata Clementine, Prinzessin von Bourbon und beider Sizilien. Er hintcrläßt 8 Kinder. Einer seiner Söhne, Erzherzog Franz Salvator, ist seil Juli 1890 mit der jüngsten Tochter des Kaisers Franz Aosef, tnr Erzherzogin Marie Valerie, vermählt.)
— D-r Kaufmann Theodor Wille in Hamburg hat ein Vermögen von 40 Millionen Mark hinterlasscn. Von den Erben ist dieser Betrag nur vorläufig deklariert, da noch l icht alle Geschäfte abgewickclt werden konnten. Die bedeutende Kaffecfirma hat
außer dem Hauptgeschäft in Hamburg noch eine Niederlassung in Südamerika. Dem Hamburger Staat erwächst aus dieser Hinterlassenschaft eine Erbschaftsabgabe (von 5 Proz.) mit 2 Millionen Mark und cS wird dadurch gerade da» für das laufende Jahr entstehende Defizit von gleichem Betrage vollständig gedeckt.
— Am Dorfe Biel »ein (Gouvernement Wolhynien) wurde, der „N. Fr. Pr." zufolge, ein wohlhabender iSrael. Schänker Namen» Schmierels samt seiner Familie, im Ganzen 7 Personen, nacht- von Bauern angeblich aus Religionshaß ermordet. Die Mörder wurden von der Gendarmerie bereit- festgenoinmen.
— In Central City (Kentucky) ist eine Pulverfabrik explodiert; 7 Personen sind tot, 6 verwundet.
— Auf Helgoland ereignete sich anfangs der Woche am Ende der SiemenS-Terrasse ein erheblicher FelSabsturz, wobei eine dem Felsen zuzewandtc Hauswand eingedrückt 'wurde. Die Absturzmasse wird auf 2000 Kubikmeter geschätzt.
— Von de» während des vergangenen Dezember aus der Regierungskasse in Wladi
wostok geraubten 350,000 Rubeln wurden 256,000 im Quartier eines „Verschickten" Namens Poljakow gefunden. Das Geld befand sich in alten Blechgefässcn für Petroleum, welche zusammeng> stapelt und als russischer Ofen maskiert waren.
— Da» Kriegsgericht in Leres verurteile 3 Anarchisten zum Tod. Die Königin begnadigte 2 davon, ein dritter soll standrechtlich erschossen werden.
.-. (Schneller Entschluß.) Ein Winzer in Piesport halte im Laufe des letzten Jahres mit dem Einkleben der Marken für die JnvaliditäiS- und Altersversicherung für seine Dienstmagd nicht recht fertig werden können und am Schluß des Jahres war die Karle i» „schönster Unordnung". Diese ewigen Quälereien hatten den Mann vollständig gebrochen. Er wählte da» kleinere Uebel, ging mit der Dienstmagd — aufs Standesamt und heiratete sie. Der glückliche Bräutigam zählt 55, die Braut 27 Lenze.
. . (Tröstlich.) Hausfrau: „Passen Sic auch auf de» Braten auf, Anna?" — — Köchin : „Lassen Sic man, ich rieche es schon, wenn er anbreunl."
Treue Liebe.
Original Novelle von C. C. Burg.
Nachdruck verboten.
2 .
Im Ministerium haßt man ihn und wird ihn nie zum Amtmann ernennen.
„Da- ist schlimm ! Nun, entweder Wcd- d'ngen oder er, dächte ich I Hilda ist in den Jahren, wo sie sich verloben kann."
„Aber noch nicht so alr, daß ich sic durchaus losschlagen müßte, Amanda!" entgcg- nete der Rat in einem Tone, welcher an- deutete, daß er die Sache für erledigt hielt- Er griff in der Tbat zu den Z itungen vom gestrigen Abend und murmelte während der Lektüre-, „Hm, überall regt es sich! Diese« französische Beispiel scheint in Deutschland viele phantalastische Köpfe zu entflnnmen. Vielleicht brechen auch bei uns Revolutionen aus I"
Jndeß schasste Hilda in der Küche unverdrossen an dem Diner; sie nahm sich nicht einmal Z it, ihren Kaffee im Salon zu trinken, sondrn genoß ihn während der Arbeit. Sie dachte dabei aber viel an Bruno von Vstddingen.
Aus ihrem Linnen scheuchte sie gegen elf Ubr das Vorfahren eine« Wagen« auf.
„Was ist es sür ein Wagen, Sophie?" fragte sic die Köchin.
„Ein Privatgcspann, glaube ich, gnädiges Fräukein," entgegnete diese.
Durch Hildas Gemüt zog eine glückselige Ahnung. Sic warf selbst einen Blick »ach auß », n»d richtig, eS waren WeddingenS Apfelschimmel. Alle« Blut strömte Hilda nach dem Herzen, als gleich darauf der Diener des Haust« ans rem Silberteller eine Karte brachte und sie ihr überreichte.
„Gilt der Besuch mir? fragte sie errötend und las Brune« Namen auf der Karte. „Gehen Sie hinauf, Lehmann", befahl sie nun rasch, „und sage» Sic, ich käme.sofort.,,
Damit lief sic in ihr Zimmer hinauf, schlüpfte eiligst in ei» Kleid von hellblauer Seide und strich hastig daS üppige Haar glatt. Klopfenden Herzens trat sie dann in
den Salon, wo sich bei ihrem Eintritt ein schlanker, junger Mann im dunkeln modischen Anzüge erhob, um sich ehrfurchtsvoll vor ihr zu verneigen. Es war in der Thal Bruno von Wcddingen, der reiche Gutsbesitzer vom Rittergut Bromtorf, einem schönen Besitztum an der Grenze des Nachbarstaates gelegen.
Hilda nahm dankend an der Seite der Mama Platz, die Herrn von Wcddingen empfangen hatte und sogleich da« Gespräch fortfetzte, welche« sick, wie Hilda sof»rt bemerkte, um eine Heirat drehte.
„Wie gesagt", sprach die Rätin resolut weiter, „wie gesagt, Herr von Wcddingen, obwohl die Zeiten gar nicht danach angctha» sind, an« Hochzcilmachc» zu denken, so ist uns ihr Antrag doch viel zu ehrenvoll, als daß wir ihn nicht der zumeist dabei Beteiligten, unserer Hilda, an das Herz legen sollten I"
Der Rat, der inzwischen auch in den Salon getreten war, nickte beifällig.
Herr von Wcddingen verbeugte sich und nahm dann mit senorer Stimme das Wort:
Gnädige Frau, verehrter Herr Rat! Ich bin gewöhnt, gerade, ehrliche Wege zu gehen, Deshalb habe ich gewagt, mich zuerst an Sie zu wenden. Nun aber bitte ich, mir eine Unterredung unter vier Augen mit Fräulein Hilda gewähren zu wollen."
Der Rat verbeugte sich, deutete stumm auf Hilda, die wie mit Purpur übergossen dasaß, reichte seiner Gattin de» Arm und Verschwand mit ihr durch die Porisre im nächsten Zimmer, die Rätin jedoch nicht, ohne noch einen ermutigenden Blick auf Hilda z» werfen. Da« Verhalten der Tochter verriet der ktugen Fru genug ; Herr v. Klinger hatte auch bei ihr plötzlich alle Chancen verloren.
Al« Vater und Mutter gegangen waren, erhob sich Wcddingen und trat a» Hitdas Seite, welche jungfräulich schüchtern und verlegen vor sich niedersah.
„Hilda I" sagte Weddingen sanft, und die junge Dame blickte auf. Dieser BUck
schloß eine ganze Welt von Wohlwollen frieden jungen Mann in sich.
Da lag er, hingerissen von dem Anblick, auch schon vor ihr auf den Knieen und griff nach ihren kleinen, feinen Händen, die er mit Küssen bedeckte; sie entzog sie ihm nicht.
„Hilda", flüsterte er dabei, „geliebtes Mädchen, darf ich an da« höchste Glück meines Leben«, an Deine Gegenliebe glaube» ? Nicht wahr, Du ahnst, »ein, Du fühlst cS, wie teuer Du mir bist, daß ich Dich mehr liebe als mein Leben?"
Sie antwortete nicht, aber sie zog ihn umschlingend an sich, und Freudenthränen tropften in sein lockige» Haar. Dann küßten sie sich keusch und innig, und der heilige Bund sür'S Leben war geschlossen.
Als die Ellern nach einer Weile zurück- kehrte», fanden sie ein glückliches Brautpaar.
Während der Nat nun durch seinen Diener ein paar Flaschen alten Ungarweiues auftragen luß, ging die Rälin an Hildas Stelle in die Küche, damit auch dem prosaischen Teile de« LagcS sein Recht wurde; Hilda halte ja nun genug mit ihrem Verlobten zu schaffen. De« Barons Apfelschimmel u. Wagen wurden in de» Gssth. geschickt, Hilda «der überlegte mit ihrem Bräutigam , wer zur »isiziellcn Verlodunzsseier eingeladen werden und wer nur mit euier Anzeige bedacht werden sollte.
Schnell Verging der ganze Tag.
Al« Htlda Abends mit der Ratm allein war, meinte dieselbe:
„Du hast klug gewählt, Hilda I Nun wirst Du auch etwa« für Deine Schwester Thekla thun können."
„Gewiß, Mama!" eutgegnetc das junge Mädchen.
„Du kanntest Wcddingen schon länger ?" frug daun die Mama.
(Fortsetzung folgt.)
Merk's.
— Im Herzen waltet die Liebe, im Hirn die Gerechtigkeit und im Munde die Wahrheit.
Druck und Verlag »«„Bernhard Hosm » nn in Will-bad. (Verantwortlicher Redakteur B e r n h. H o f m » n n.)