Rundschau.

-- Das K. Ministerium der auswär­tigen Angelegenheiten, Abteilung für die Ver- kehrSanstalten, hat am 18. Januar ds. Js. den Stationsmcister M o n n in Rothen­bach seinem Ansuchen entsprechend auf die erledigte StationSmeisterestelle in Neckarhau­sen versetzt.

Stuttgart, 18. Jan. Se. K H. Her­zog Albrechl von Württemberg ist heute nach­mittag in Begleitung tut Kgi. Ftügeladju- tanle» Obersts Freiherr v. Walter uns des SekondAn tNenauts Grafen v. Zeppelin-Asch- hausen von b>er abgereist, um sich als Ver­treter Sr Kgl. Maj. zu der B>isetzung Sr. Kgl. Hoh. des Herzogs von Clären« nach London zu begeben.

Sicherem Vernehmen nach steht der Erlaß einer Königlichen Verordnung über die Neu-Orga>'isatio» der Verfassungsmäßigen

Stellung des Würtlembergifchm Steuerkolle- giumS zu erwarte». Der neue Finanzmini- sttr beabsichtigt sich in erster Linie neue be­rufsmäßig gegliederte Organe zu schaffen, ehe er au die Reform der gesamten württem- bergiichen Steuergesetzgebung herantritt.

Ludwigsburg, 19. Jan. Die Ulaitkn- kafcrne an tcr Poststraße war heute nacht in großer Gefahr. In der Nähe de- im vorigen Jahre durch Feuer stark bedrohten Zchlmcisierbureaus wurde in der Frühe ein Brand entdeckt, der leicht gefährliche Dimen­sionen hätte annehmen können. Derselbe wurde indessen von den Ulanen gelöscht Mehrfach wird Brandstiftung als Ursache angegeben. Ein beträchtlicher Schaden ist glücklicherweise nicht zu verzeichnen.

Nürtingen, 18. Januar. Diesen Vor­mittag ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Bei einem Messerschmied zer­sprang der über den Sonntag gefrorene Schleifstein unter großem Getöse in mehrere Stücke. Von einem derselben wurde der in der Werkstatt befindliche Meister derart an den Kopf getroffen, daß er besinnungslos beiseite geschlendert wurde. Die erste Hilfe wurde bis zum Eintreffen des Arztes von einem Angehörigen der Sanitätskolonne in zweckmäßiger Weise geleistet. Hvffmliich ist die Wunde des Verunglückten nicht lebensge­fährlich.

Nagold, 18. Jan. Vor einigen Tagen unterhielt sich in Unterjettingen der 20 Jahre alle Schneider Sayer in der Abcnd- jrciznt mit Scheibenschießen und traf hiebet seinen Freund, den 21 Jahre alten Schrti- ncr Seeger, der sofort tot zusammenstürzte. Der Thäter ist verhaftet.

Wiesensteig, 19. Jan. Als am letzten Montag morgens Gemeindipsstger Baumei­ster von Hohenstadt nach Wiestnsteig ging, entdeckte er unterwegs Fnßlpuren, welche ab­seits der Llraßc auf einem Haag zu fkld- einwärts führten. Nichts Guter ahnend ging er den leiden nach und sah bald aus einer Grube wetdiiche Kleidung heraushängcn. Er fand eine ältere, etwas geistesschwache Frau erfroren. Sie war am Sonntag noch in Gosbach gewesen und scheint des Nacht- unterwegs von der Straße abgetrrt und in der Ermattung eingeschtafen zu fein, um für dieses Lebe» nicht mehr zu erwachen.

HeidcnhrilN, 17. Januar. Der Pvst- Boie Wagner von Söhttstelteil hatte heule nachmittag der Beerdigung einer verwandten Frau hier angewohnt und kehrte nach der­selben im Gasthof zum Nah ein. Während

er noch scheinbar ganz heiter beim Glas Bier saß, sank er plötzlich zum Schrecken der an­wesenden Gäste vom Stuhl herab. Ein Herzschlag halte ihn getroffen, und war der­selbe alsbald eine Leiche.

Heidenheim, 19. Jan. Jetzt sind e« sieben Tage, daß der Arbeiter Greiner ver­schüttet wurde, und noch immer ist er nicht aufgefundcn. Die Arbeiten sind sehr schwie­rig, und muß äußerst vorsichtig zu Werke gegangen werden, da immer »och mehr ein­zustürzen droht.

Tübingen, 20. Jan. Eine Dienstmagd in einem hiesigen Gasthaus hat ihr Kind erwürgt. Die Verorechcrin suchte anfäng­lich zu leugnen, gestand ihre Unthat aber schließlich rin und sieht nun der verdienten Strafe entgegen.

In Ulm verweigerten zwei Soldaten Le« 12. bayerischen Infanterieregiment- ans einem Tanzboden einem Vorgesetzten den Gehorsam und wurden dcShal von einer von der K. Hauptwache requirierten Patrouille, festgenommen. Auf dem Wege zur Haupt- wache setzten stk ihren Ungehorsam fort, so daß ein größerer Auflauf entstand. Die Ex- zedenten werden ihre unüberlegte Handlungs­weise schwer zu büßen habe».

Der im sog. WehrhäuSle (am Escher- schen Kanal, 1 Kilometer von Ravensburg) wohnende Arbeiter Wcggemann hat am Sonn­tag vormittag, während seine Frau in der Kirche war, seine ledige Tochter und deren Kind erschlagen und ein zweite« Kind dieser Tochter lebensgefährlich verwundet. Er selbst entfernte sich sofort nach der That u. man vermutet, daß er in die Schüssen gesprungen sei.

Ravensburg, 18. Januar. Zu dem schauerlichen Familiendrama, dessen Schau­platz gestern da- sogenannte WchrhäuSchen in der Nähe der Stadt war, ist noch fol­gende- nachzutragen. Der Arbeiter und Wehraufsehcr Weggcnmann war etwa 60 Jahre alt; erschlagen von ihm ist seine 31- jährige Tochter, sowie ihr 2 Monate altes Söhnchen; der andere 6 Jahre alte Sohn der Tochter lebt zwar nvch, wird aber kaum mit dem Leben davonkommen. Den Leich­nam des Wcggenman fand man heute im Schuffenwehr ganz nahe beim Häuschen.

In Ersingen b. Pforzheim schoß ein 16 Jahre alter Goldschmiedslehrlinq mit einer scharf geladenen Pistole einem lOjähr. Mädchen in die Stirne, das lebensgefährlich verletzt wurde. Der Bursche wurde festge- nommen.

Frankfurt, 19. Jan. Geschichte eines Loses. Auch Köchinnen haben ihre Schick­sale, so jetzt wieder Eine, die gegen einen ehmaligen Unterolfizier eine Klage angestrengt bat. Er hat sie verlassen, nachdem er lange Zeit mit ihr Bekanntschaft gehabt hatte, wie man zu jagen pflegt. Und das kam jo. Die Köchin schenkte eines Tages, da sie sich in der Gebelaune befand, dem Unteroffizier ein Los. Da« ist schon öfters dagemejen, und wenigstens ist solch' ein,Los, obwohl es von zahrter Hand kam, mit einer Niete ge­zogen worden. Diese» Mal aber fiel auf die Nummer ein Gewinn von 5000 Mark. Der Unteroffizier besann sich nicht lange u. heiratete, aber nicht die Köchin, sondern eine Andere. Die Köchin sah sich entsetzlich ge­täuscht und verlangt nun von dem ehemaligen Geliebten die Herausgabe des Gewinns. Sie hätte, wie sie behauptet niemals das Los

hergeschenkt, wenn sie hätte ahnen können, daß der Unteroffizier, falls er gewinne, eine Andere heirate» ^würde. Ob das Gericht sich auf den Standpunkt der Verlassenen stelle» wird, ist abzuwaricn.

Ans Freiburg i. Br. wird geschrie­ben: Ein unverschämter Gauner, der sich als Frau Verkleidet hatte, hielt in der Dunkel­heit den von einer Dienstsahrt zurnckkehren- den Tierarzt Jäger aus Kandern an und bat um einen Platz ans seinem Wagen. Der Tierarzt hielt auf der Landstraße, wollte dem vermeintlichen Weib h.reinhelsen und nahm zuerst den Handkorb in Empfang. Beim Licht der Wagenlaierne erkannte er aber ein Mannsgestcht, stieß noch rechtzeitig den un­heimlichen Fahrgast zurück und peitschte sein Gäulchen aus Leibeskräften. Bei der Heim­kehr fand der Tierarzt im Handkorb einen Revolver und einen Dolch vor. Er war also einem Raubanfall mit knapper Not ent­ronnen.

Zu Ehren der K. württ. Herrschaf­ten findet in Verein ein großer Zapfenstreich statt.

Zu dem Gesetzentwurf gegen das Zuhälterwesen wurde der Paragraph über die Kuppelei verschärft, einfache Kuppelei wird mit mindestens einmonatlichem Gefäng­nis und darüber oder mit Geldstrafen von 1506000 ^ bestraft. Heber die Wohn­ungsfrage der Prostituierten soll eine neue Bestimmung eingefügt werden. Die Zu­hältern, welche bisher straffrei war, wird nunmehr mit nicht unter einmonatlichem Ge­fängnis bestraft, wenn es ein Ehemann war oder wenn Gewaltthätigkciten angewendcl worben, mit nicht unter einjährigem Ge­fängnis.

Am Montag abend erschoß, wie aus Berliu gemeldet wird, der Assistent des Che­mikers Geheimrat Hofmann, Dr. Bieder­mann, sich und seine Braut. Der Grund dc< Doppelmords war der Wiederspruch der Familie Biedermanns gegen seine Verlobung mit Fräulein Meyer, der Tochter teS Ma­schinenmeister« am Kgl. Opernhausc. Bieder­mann war Premierlieulenant a. d. u. Ritter de« Eisernen Kreuzes 1. Klasse.

(In den Flammen umgekommen.) Berliner Blätter melden: Vollständig ver­brannt ist eine im Hause Plantagenstraße Nro 43 wohnende 71 jährige Greisin, die Witwe Krause. Wahrscheinlich hat dieselbe beim Einbeizen in ihrem Wohnzimmer Petro­leum in den Ofen gegossen, um ein schnell­eres Anzünden zu ermöglichen und sie sei von der starken Flamme die ihr hierauf ent­gegengeschlagen sei, erfaßt worden. Um Hilfe gerufen hat Frau Krauße nicht; wenigstens behaupten die Nachbarn keinen derartigen Ruf gehört zu haben und erst durch den Brandgeruch aufmerksam geworden zu sein. AIS die Feuerwehr erschien, war die un­glückliche Frau vollständig verkohlt, während der den Leichnam umgebende Teil des Fuß­boden« noch in Hellen Flammen stand. Das Feuer selbst wurde bald gelöscht.

Der Hauptgewinn der Antisllavcrei- Lotteric ist nach Danzig gefallen. Zahlreiche kleine Leute sind daran beteiligt.

In Burbach a. d. Saar passierte ein seltenes Unglück. Der Bergmann Maul zimmerte seinen Kindern einen Schlitten zu­recht. Da er im Besitze einer französichen Granate war, die au« der Schlacht von Spichern herstammte, benützte er sie zu irgend