von Ohr zu Ohr, bei. Die Verletzung ist eine schwere, doch scheint Lebensgefahr ausgeschlossen.
— Aus Gent, 9. Dezember, wird gemeldet : Der Domherr BerhaaS, der Verwalter der Genter Diöcesankasse, ist flüchtig geworden; von den Geldern der Kirchen- kssse fehlen zwei Millionen Francs.
— Ein unterseeischer Vulkan. Ganz eigentliche Vorkommnisse will die Besatzung der Barke „Hespcr" auf der Fahrt von Japan nach San Francisko erlebt haben. Etwa 75 englische Meilen von der japanischen Küste entfernt wurde plötzich ein rollendes Geräusch vernehmbar und zugleich wurde das Schiff auf- und iiiedergeworfen. Im nächsten Augenblicke überschütteten riesige Sturzwellen von allen Seiten die Barke. Die Besatzung kam zu der Ucberzeugung, daß sich das Schiff über einem unterseeischen Vulkan befände. DaS auf Deck strömende Wasser war kochend heiß. Die Besatzung konnte eS vor Hitze nicht auShalten und flückt-te in die Masten, wo sie fünf Stunden hindurch blieb. Während der ganzen Zeit entströmten Schwefelgasc dem siedenden Ozean. Die
Geprüfte Kerzen.
Weihnachtsnovkllc von H. von Ziegler.
Nachdruck verboten.
5.
Als der Wagen davongerollt, ging die Dame nochmals in das für die erwartete Nichte bereitete Zimmer, um zu sehen, ob eS gut geheizt und alles sonst in Ordnung sei) der kleine Raum war in der Thal ebenso behaglich als elegant und mußte auch den verwöhntesten Ansprüchen genügen.
„Wenn nur Rudolf sich in sie verlieben möchte," murmelte sie vor sich hin und strich glättend über den zartrosaseid neu Lampen- schlner, „es würde mich unendlich glücklich machen! Die dumme Neigung zu der Erzieherin muß er sich natürlich aus dem Kopfe schlagen; nun, wenn sie wicderkommt, werde ich dem Fräulein ordentlich meine Meinung sagen und ihr den Abschied geben."
Der Weihnachtsbaum im großen Saale schimmerte und glitzerte wie Hunderte von Brillanten, und wie geheimnisvolles Rauschen ging es durch die Neste und Zweige desselben.
Die Kinder kicherten und flüsterten zusammen in ihrem Zimmer und meinten, den Weihnachtsmann vorbeischlürsen zu hören, mU riffelnd, m Sacke u. ermahnender Stimme.
Währenddem tuhr Rueoif der Bahnstation entgegen, tausend Gedanken kreuzten auf hinter seiner Stirn und nur ein Entschluß stand bei ihm unwandelbar fest: er wollte Elise gewinnen, koste eS, was immer eS wollte!
Weihnachten war es und auch in seinem Herze» war ein strahlendes Licht aufgegangen, nun erst wußte er, was Leben, was Glück sei!
Der Wagen hielt und schon pfiff der taherbrausende Schnellzug durchdringend; eS war hohe Zeit gewescn. Rudolf eilte auf den Bahnsteig. Vom Damencoupöe her wehte ei» blauer Schleier, winkte ein Battist- luch — das mußte Editha sein!
Voll fieberhafter Ungeduld schritt indessen Frau von Büren in ihrem Zimmer auf und nieder. Sobald der Wagen kam, wollte sic den WeihnachtSbaum anzünden und Editha unter demselben mütterlich zärtlich empfangen.
Seeleute wurde von den Gasen fast erstickt. Das Meerwasser war so heiß, daß eS das Pech der Fugen zum Schmelzen brachte.
— Elektrische Hinrichtung. Wie out NtwHvrk gemeldet wird, fand am 7. dS. in Singsing (im Staat New-Aork) wieder eine Hinrichtung unter Anwendung von Elektrizität statt. Nack Mitteilungen von Augenzeugen mußte der elektrische Strom dreimal geschlossen werden, ehe der Tod des Hinzuricktenden eintrat.
— Mittel gegen Warzen. Ein durchaus unschädliches Mittel ist solgeudermaßen zusammengesetzt: Salicilsäure 1,0, Kollodium 8,0, Milchsäure 8,0. Die Flüssigkeit muß mindestens täglich zweimal aufgepinselt werden. Nach einiger Zeit werden die Warzen spröde und können mit Leichtigkeit weggeschabt werde».
(Seltsame Motivierung.) „Sind Sie ein flinker Arbeiter?" — „Gewiß, Euer Gnaden." — Dann kann ich Sie nicht brauchen. Bei mir gibt's wenig zu thnn; Sic wären mit der Arbeit gleich fertig, hätten sodann nichts zu thun, und einen Faulenzer kann ich nickt sehen."
ES war alles bereit; horch, da tönte schon Wagengerassel I
„Wie wird sic auSsehen?" frug die Dame sich sinnend. „Sie muß, nach ihrem Eltern- paare zu urteilen, schön sein. Reich ist sic ebenfalls — Rudolf kann sich nicht zum Narren machen und diese Partie ansschlagen!"
Sic griff nach dem Wachssiock zum anzünden. Licht auf Licht flammte auf, immer Heller ward eS ringsum, immer festlicher.
Jetzt erklangen Schritte draußen, die Thür ward antgerisien und Rudolf eilte zur Mutter hin, so strahlend, wie sie ihn kaum je gesehen.
„Mama," rief er triumphierend, „ich bringe Dir die Cousine! Eie ist unbeschreiblich reizend und gut! Nimm sie gütig auf
— und ich will Dir« danken I"
„Ei Rudolf! Du beglückst mich unendlich ! Wo ist unsere liebe Editha? Ich will sie umarmen!"
Von neuem öffnete sich die Thür und, an der Hand von Gertrud und Hans, trat
— Elise Arnold über die Schwelle, um errötend, tiefvefangen vor der Hausfrau stehen zu bleiben, deren Gesicht sich mit einem Male verfinsterte.
„Fräulein — Elise ? Wie soll ich das versieben ? frng dann Frau von Büren mit bebenden Lippen,
„Nicht Fräulein Arnold ist es, Mama, sondern wahr und wahrhaftig Cousine Editha !" triumphierte Rudolf strahlend vor Entzücken, „ich nehme mein Wort und Vorurteil zurück und erkläre Dir hier unterm Christbaum feierlich —"
„Zuerst muß ich Aufklärung haben," unterbrach Frau von Büren schroff den Sohn. „Was soll das Fastnachtsspiel hier unterm Christbaum?"
„Es soll Dir beweisen, liebe Mutier, daß Du schon längst mit Cousie Editha zusammen gelebt hast, denn siefführte hier den Namen Elise Arnold, um uns unerkannt kennen zu lernen."
„Können Sic mir vergeben, gnädigste Tanle," bat die junge Dame und ergriff herzlich eine Hand der Hausfrau, um sie zu küssen, „es war vielleicht nicht recht von mir, daß ich unter einem angenommenen Na
* Etwas über den Cavarinvogel. Der Canarienvogel, unser allerliebster Siuben- freund, wird leider in den meisten Fällen nicht richtig gfüttert und erreicht infolgedessen selten ein hohe» Alter. ES ist eine irrige Ansicht, daß pures Rübsamenfuiter zur Erhaltung des Vogels ausreichend sei. Ebenso hat man, wo ein Mischfuttter verwandt wird, von dem einen oder anderen Samen zuviel oder zu wenig genommen und dadurch gerade da« Gegenteil bewirkt, als wie mit einem erprobten richtigen Mischfuiter. Auch ist schließlich für manche die Herstellung desselben zu umständlich. Um diesen Uebelstäu- den abzuhelfen, hat ein Fachmann, Hoflieferant Gustav Boß in Köln, von seinem, nach spcciellen Angaben des weltbekannten Ornithologen Dr. Ruß zusammeugestrlllen preisgekrönten „Singfutter" bei Carl Wtlh. Bott in Wildbad eine Verkaufsstelle zu Orig.-Preisen errichtet. Dasselbe ist namentlich während der Mauser und bei solchen Vögeln, welche im Gesänge zurückgeblieben sind, von überraschender Wirkung.
men als Erzieherin in ihr Haus kam, aber — aber ich wollte als armes Mädchen Denjenigen erst kinuen lernen, den ich nach dem letzten Wunsche i ^S seligen Vaters heiraten sollte. Sie v>>st hen wohl die Rechte eines Mädchcnhirz und werden mir verzeihen, wenn sie dusts Schreibt« hier gelesen haben."
Bei den letzten Worten überreichte Editha der Tanle von Büren daS vergilbte Papier, welches den letzten heißen Herzenswunsch von Edithas Vater enthielt.
Hastig durchflog Frau von Büren die Ziten des vergilbten PapiereS und bedeutsam mit dem Kopfe nickend, sagte sie herzlich:
„Ich verstehe Dich, ?und verzeihe Dir, liebe Editha I" Dann eilte sie aus das junge Mädchen zu und eS in die Arme schließend, rief sie: „Und ich habe mich nicht getäuscht, als ich einsah, wie diese blauen Augen es Rudolf anthaten I"
„Ja, Mama," bestätigte dieser bewegt, „und ich wäre eben diesen Augen treu geblieben, auch wenn sie nicht Cousine Editha angehört hätten — sondern nur der schlichten Elise Arnold!"
„Gott segne Dich mein Sohn, und Dich Editha," erwiderte jetzt leise Frau von Büren und Thränen der Rührung und Freude rollten über die Wangen der stolzen Frau.
Glückselig umtanzten die Kinder den strahlenden Baum und bewegt hielt sich das Brautpaar umschlungen.
„Gertrud," rief der Schwester zu und griff in die Tasche, „Du bekommst noch eine Belohnung für Deinen Vorschlag mit dem Weihnachtswunsch — der meine ist in Erfüllung gegangen !"
„O, — etwas sehr schöne» habe ich erhalten I" fuhr der junge Offizier fort, mit verständnisvollem Ausdruck seine errötende strahlende Braut betrachtend, „derW-ihnachtS- mann wollte nur nicht, daß ich'S auSplau- derte."
„Nein, ich sag's auch nicht," flüsterte Editha glückselig, „aber — erraten habe ich's. Gott erhalte uns unser Glück!"
— Ende. —
Berantworrlicher Vtedcckteur: Bernhard Hosrnann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann >n Wildbad,