Da- Schiff wird unter polizeilicher Aufsicht nach Bremerhaven gebracht.

(Bärenkamps.) Die Stadt Antwerpen besitzt bekanntlich einen der schönsten und größten zoologischen Gärten. Am 23. dS. rief dort ein BSrcnkampf große Aufregung hervor. Ein brauner Bär hatte die Thüre des Nachbarkäfigs geöffnet und den Insassen, einen andern großen Bären, angefallen. Es war nicht möglich, die wütenden Tiere zu trennen. Nach halbstündigem erbitterten Kampfe erlag der Angegriffene und wurde von Petz dem jüngern totgebissen.

Vermischtes.

(Bestrafung der Weinfälschnng in alter Zeit.) Am 10. August 1706 wurde ein Käser, Hanns Jakob Ehrni, weil erdie hoch verpönte Verfälschung mit dem ziemlich schlechten 1702er und 1703er Weinen aber- matlen zu praktizieren sich unterstanden, wo­durch etliche Personen an ihrem Leib merk­lichen Schaden und Buß erlitten, einige auch darumb verstorben scynd," von der Herzog!. Regierung zu Stuttgart zum Tode verurteilt und ihmzu wohlverdienter Straf in der allhiesigcn Resibenzicn den Kopf abgeschlagen."

Die von ihm geschriebenen Bücher über Wein- schmiererei wurden vom Henker öffentlich Ver­brannt und seine Weine ließ man auSlaufeu. (Wie wäre es wenn ei» solches Gesetz heute poch bestände.)

(Schlagsertigkeit eines Bauern ) Als König Karl XV. von Schweden sich auf dem Schlosse BekaSkog befand, wurde der Großbauer Sven Nilsson von Osterlöf^ der beredte Reichstagsrepräsentant seines Standes, vom König eingeladcn, um ihn für die vom König beabsichtigte Vermehrung der Artillerie und der Befestigung KarlSkronas zu bestim­men Ein anwesender hochgeborener Artille­rieoffizier, der in besonderer Gunst des Königs stand, war zugegen und schien Lust zu haben, sich an demBauern" zu reiben und des­halb fragte er ihn, ob eS wahr wäre, daß er Dorfschuhmachcr gewesen sei.

Gewiß ist das wahr," antwortete Sven Nilsson,aber Sie, Herr Graf, sind et wohl nicht gewesen?"

Nein. Aber wie meinen Sie daS, Nils­son?" fragte der Offizier.

Dann wären Sie, Herr Graf, es heute noch I" lautete Sven NilssonS Antwort.

Der Graf biß sich auf die Lippen.

Das hast Du ehrlich verdient!" sogt der König und lachte, daß es im Saal wic- derhallte.

* Etwas über den Canarinvogel. Der Canarienvogel, unser allerliebster Stuben­freund, wird leider in den meisten Fällen nicht richtig gsüttert und erreicht infolgedes­sen selten ein hohes Alter. ES ist eine irrige Ansicht, daß pures Rübsamcnfuttcr zur Er­haltung des Vogels ausreichend sei. Eben­so hat man, wo ein Mischfuttter verwandt wird, von dem einen oder anderen Samen zuviel oder zu wenig genommen und dadurch gerade daS Gegenteil bewirkt, als wie mit einem erprobten richtigen Mischfutter. Auch ist schließlich für manche die Herstellung des­selben zu umständlich. Um diesen Uebelstäu- den abzuhelfen, hat ein Fachmann, Hoflieferant Gustav Voß in Köln, von seinem, nach speciellcn Angaben dcS weltbekannten Orni­thologen Dr. Ruß zusammcngesteülen preis­gekröntenSingfuttcr" bei Carl Wilh. Bott in Wildbad eine Verkaufsstelle zu Orig.-Prcisen errichtet. Dasselbe ist nament­lich während der Mauser und bei solchen Vögeln, welche im Gesänge zurückgeblieben sind, von überraschender Wirkung.

Geprüfte Kerzen.

WeihnachtSnovkllc von H. von Ziegler.

Nachdruck verboten.

1.

Ein vergilbtes Btatt Papier hatte an einem freundlichen Herbsttage bas Herz der jnng.n Baron.ß Eouha von Büren unplötz lich ln g>oße Aufregung und dann >» lieie Schw tiiuu v>, setzi. lle Tvrauen floss, n aus een dl.-ue» Auge» oerBcnon-ß, ms sie mit zuckenden Lippen immer und immer wie­der daS vergilbte Papier las, und eS schien fast, als hätte dieses alte seltsame Schrift­stück den Soni-enschei» aus d m L h n de, in den Kreisen der vornehme W-Il v .t g- feierten bildschönen Barvueg o-richeuwi.

Editha von Büren war seit ihrem neun­te» Lebensjabre verwaist, wurde dann u, einem Pensionat erzogen und lebte seit drei Jahren bei ihrer Tante Frau von Wellheim in der Residenz. Den großen Kummer in Gestalt des vergilbten Schriftstückes hatte heute Onkel Wellheim, der Ministeralrat und Edithas Vormund war, über seine schöne Nichte gebracht, aber der Vormund hatte da­bei nur nach dem Willen des verstorbenen Vaters der Baroneß gehandelt, als er seinem Mündel das Schriftstück einhändigte. Das­selbe war eine Art letzter heiliger Wunsch des BaronS von Büren und sollte nach dem Willen des Verewigien seiner einzigen Toch­ter und Erbin, Editha von Büren, dann bekannt gegeben werden, wenn diese das »eun- zrhitte Lebensjahr überschritten hatte. Gestern War nun in der Wellheim'schen kinderlosen Familie durch Festmahl und Ball Edithas neunzehnter Geburtslag gefeiert worden, und heule Morgen hatte Onkel Wellheim sich seiner Pflicht als Vormund erledigt und Editha das Schriftstück, weiche» d§.n letzten Herzenswunsch ihre» Heimgegangenen Vaters enthielt, ausgchändigt.

DaS «Lchrifistück, welches mit dem Fami- ii-nwappen der Freiherru von Büren ver­sehen war, lautete:

An Editha Freifräulein von Büren.

Meine geliebte Tochter I

Es ist der letzte heiße Herzenswunsch Deines sterbenden ValcrS, daß Du Dich, wenn Gott Dich zur Jungfrau heranbtühen läßt, mit Deinem Vetter Rudolf von Büren vermählst. Es war mir leider unmög­lich, Dir, mein teueres Kind, all' die Gründe klar zu machen, die mich diesen Wunsch ausspr-chen lassen, denn Du warst bainals »och zu jung, um si> recht zu ver­stehe» Enväge aber »u»medr, wo Dein Verstand gee-stt ist, daß es der heilige Wille Deines sterbenden VatcrS war, daß Du einst Vetter Rudolfs Gemahlin wer­den sollst, und daß durch diese Heirat «in ungtückieiiger Familienzwist, der einst Ru­dolf« Vater und dann auch Deinem Va­ter das Leben verbitterte, beglichen und va« Glück Derer von Büren neu begrün- d>n soll.

Dein Dich noch im Tode segnender Vaier HeUmulh Freiherr von Büren "

Es war nur zu begreiflich, daß die junge Baropeß durch den Inhalt dieses Schrift­stückes in außerordentliche Erregung und liefe Bekümmernis versetzt wurde, denn dieser in so ergreifender Weise kundgegebene letzte Wunsch des verstorbenen Vaters breitete sich wie ein dunkeler Schalten über die idealen Zukunftsträumc Editha» aus. Nicht mehr selbst wählen durfte sic ja nun den Lebens­gefährten au« dem Kreise ihrer zahlreichen vornehmen Verehrer, ihrem Herzen mußte sie also wahrscheinlich Gewalt anthun, um den Wunsch des Vaters zu erfüllen und dem Vetter Rudolf die Hand zum ewigen Bunde zu reichen. Was mochte der Vetter, der ihr als Bräutigam bestimmt war, überhaupt für ein Mann sein? Edith» hatte ja bisher gar nicht die Ehre gehabt, Rudolf von Büren kennen zu lerne». Wer kannte ihn über­haupt ? Editha hatte noch nicht einmal seinen Namen nennen hören.

Obwohl heilige Schauer die Seele des jungen Mädchens erfüllten, als sie diese letzte Willensäußerung des verewigten Vaters ge­lesen und später öfter las, so war sie in ihrem jungfräulichen Stolze doch empört dar­über, daß sie einem ganz unbekannten Manne

Herz und Hand lckenkcn sollte. Ging die­ser Wunsch deS Vtt >S, auch wenn er noch so edel gedacht war, »icki über die Grenzen der väterliche» Autorität weit hinaus?

Editha besaß glücklicherweise Verstand und Willensstärke genug, um über den Wunsch des Vaters nicht ganz und gar in sentimentale Schwermut z» falle». Sic raffle sich auf, um ihren K.nmiier t» r Tartte Wcll- heim ai>zuv>rlrau,'n. Vielleicht wußte diese Rat. Niemals wollte abcrauch Editha einem Manne die Hand reichen, der nicht ihre volle Achiung und Liebe besaß. Dies gelobte sich Baroneß von Büren, so lies im Herzen sic auch von dem letzte» Wunsche des verewig­ten Vaters berührt worden war.

2 .

In einem entlegenen Winkel der Provinz lebte auf dem großen, aber tief verschuldeten Riltergute Bürendors, die verwilwetc Frau von Büren. Es war um die Weihnachts­zeit und die gnädige Frau hatte im Schlosse mancherlei Besorgungen, die nicht von ihrer Umgebung gesehen werden sollten, zu erledigen. Kühl und vornehm sagte sie daher zu ihrer Gouvernannte:

Fräulein Arnold, Sie können mit den Kindern spazieren gehen, aber achten Sie darauf, daß Sie sich nicht mit Schnee wer­fen und keine nassen Füße bekommen."

Die junge Erzieherin stand bereitwillig auf und machte ihren beiden Zöglingen, einem Mädchen von zehn und einem Knaben von acht Jahren, daS Zeichen, ihr zu folgen, während vom anderen Ende ein paar dunkle Männeraugen ihr seltsam nachbiicktcn.

Fräulein Elise Arnold schien noch sehr jung, etwa zwanzig Jahre all, zu sein, Halle eine schlanke Figur, blondes Haar und ein unbeschreiblich anmutiges Gesichtchcu, dessen blaue Augen wohl Niemand ohne Bewunder­ung betrachten konnte, am wenigsten Lieutenant Rudolf von Büren, der Sohn des Hause-, welcher bercilS vor acht Tagen zum Weihnachtsnrlaub im heimatlichen Schlosse ongekommen war.

(Forlsehung folgt.)

Druck und Verlag v»n Bernhard Hosmann in Wlvbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann.)