R s » d s ch a «.

Kilchberg a. d. I , 25. Nov. Es mögen 6 dis 8 Jahre her sein, da geschah es, daß ein in Langenburg inhaftierter Dieb, ein ge­wisser Frank ans Gaggstadt, den ihn besuch­enden Gericktsdiener M. in de» Arrest ver­schloß und mit noch drei anderen Komplizen Reißaus nahm. Einer von diesen, ein noch sonntagsschulpflichtiger junger Knecht, wurde zwar von dessen Mutter dem Gericht wieder zugeführt, die ander» aber blieben trotz der nachgeschickten Steckbriefe seither spurlos ver­schwunden. Dieser Tage lief nun von dem deutschen Konsulat einer Seestadt in Austra­lien eine Anfrage nach den persönlichen und den Familienverhältnissen des Frank bei seinen Heimatsbehörden ein, da er im Begriff stehe, sich zu verheiraten, was nun wohl bald zur Thatsache werden wird, da unter den vor­handenen Umständen an eine Auslieferung nicht gedacht werden kann.

Heilbronn. Im April d. I. hat Herr Rechtsanwalt Mögling einen offenen Brief an Dr. Lipp. gerichtet, der von schweren Be- zichten strotzte und deshalb allgemeines Auf­sehen erregte. Dr. Lipp erhob Klage beim Kgl. Amtsgericht. Nächsten Mittwoch, den 2. Dezember sollte die Sache zur Verhand­lung kommen I Nun hat Dr. Lipp seine Klage ohne jede Satisfaktion seitens des Herrn Mögling zurückgezogen, daraus wohl hervor­geht, daß er nicht im stände ist, die Anga­ben Möglings zu entkräften. Dr. L>pp er­scheint nur aber am Mittwoch dennoch vor den Schranken des Gerichts aber als Be­klagter. Er hatte Herrn R.-A- Mögling in seinem Blatte verleumdet.-ling er­hob Klage wegen Beleidigung.

Horb, 25. Nov. Ein bedauerlicher Un­glücksfall har sich in den Horber Waldungen zugetragen. Der Forstwächter von Rexingcn Halle schon längst den Jagdpächler N. von Göltelfingen aufs Korn genommen, weil der­selbe öfters fremdes Jagdgebiet betritt und dem Wilde nachspürt. Am letzten Montag nun wurde R. auf frischer That ertappt, wie er ein Reh auf fremdem Gebiet ver­folgte. Der Forstwächter stellte ihn zur Rede mit der Bemerkung, daß er ihn zur Anzeige bringen werte. Nach kurzem Wortwechsel entfernten sich beide. Der Forstmächler setzte sich unter eine kleine Fichte auf einen Grenz­stein und machte Einträge in sein Tagebuch. Ans einmal krachte ein Schuß und der Forst- wächler stürzte zu Boden, raffte sich aber rasch wieder aus und ging nach Hause, Ein Schrot drang dem Forstwächter hinter dem Ohr in den Kopf und die übrigen in die Fichte. Der Arzt wurde schleinigst herbci- gerufen, welcher konstatierte, daß die Wunde eine lebensgefährliche sei. Vom Schultheißen wurde ein ausführliches Protokoll ausgenom­men und dem Kgl. Amtsgericht übergeben, Jagdpächter R. übereilte, die Situation und die Tragweite dieser kritischen Lage erkennend, hierher und machte dem K. Amtsgericht von dem Vorgefallenen Anzeige. Gestern nun wurde R. verhaftet und hier cingeliefert. Die Untersuchung wird das Nähere zu Tage för­dern. Der Forstwächtcr ist nach 24stündigem Leiden gestorben.

Nagold. Auf Anregung der K. Zentral­stelle für Gewerbe und Handel hat der hies. Gewerbeverein beschlossen, der männlichen Jugend an den Sonntagen ein Lokal zur Verfügung zu stellen, wo sie sich mit Lesen, Schreibe», Spielen unterhalten kann. Diese

Einrichtungdürfte aufdankbaren Boden fallen; eS laufen an den Sonntagen so viele junge Leute die Stadt auf und ab und wissen nicht, was sie aufangen sollen. Nach einigem Eckmstehen" schlüpfen sie in's WirtShau«, und dort wird der Sonntag beschlossen. Das patriarchalische Verhältnis zwischen Meister und Lehrlingen hat sich längst aufgelöst.

Der zweite Treffer der Antisklaverci- lotteric mit 75,000 ist nach Nürnberg gefallen, und zwar an zwei Geschäftsleute, welche in bescheidenen Verhältnissen leben.

Der deutsche Kaiser hat, wie schon berichtet, den russischen Minister des Aus­wärtigen, Herrn v. Giers, auf dessen Rück­reise von Paris nach Petersburg in Audienz empfangen ; der Reichskanzler hatte mit dem Russen eine längere Unterredung, über deren Inhalt wohl schwerlich etwas an die Oeffent- lichkeit dringen wird. Man weiß aber, daß Rußland in seiner großen Finanznot An­näherungsversuche an Deutschland macht, nachdem Herr v. Giers ohne Zweifel in Paris zur Erkenntnis gekommen ist, daß die Fran­zosen für eine neue russische Anleihe absolut kein Geld haben. Es ist eine beleidigende Anmaßung sondergleichen, wenn die Russen uns Deutsche für dumm genug halten, nach allem VorauSgegangcne» ihnen entgegenzu­kommen oder gar Geld zu ihren KriegSrüst- ungen gegen uns zu leihen. Bevor Ruß­land nicht vollständig abrüstet und sein Heer­lager an der Westkrcnze aufhebt, so lange müssen wir Rußland als unfern Feind be­trachten, der sich auf uns stürzen jwird, so­bald er genug neue Rcpeliergewehre hat. Herr v. Caprivi wird den Russen hoffentlich darüber aufgeklärt haben, daß wir von ihm nicht» mehr zu erwarten haben als eine Kriegs­erklärung und daß er bei uns nichts holen kann als deutsche Hiebe.

Fürst Bismarck. Im Reichstage scheint man den Fürsten Bismarck nunmehr mit Bestimmtheit zu erwarten. Auf der vorderen Bank der Rechten im Sitzungssaale ist seitens de« Bureaus bereits der Name des verstorbenen Abgeordneten von Echlick- mann herausgenommen und durch den Na­menFürst Bismarck" ersetzt worden.

Die Leiche einer schönen jungen Dame wurde in Berlin dieser Tage von den Fluten dcS Landwehrkanals ans Ufer gespült. Die etwa 20 Jahre alte Unglückliche war mit einem wertvollen schwarzen Kleid angezogcn; am Ringfinger der lingeu Hand trug sie einen kostbaren Diamanten.

Aus Berlin, 26. Nov. wird gemeldet: Gestern nachmittag fand im alten städtischen Waisenhause, wo sich eine Fabrik zur Her­stellung wasserdichter Stoffe befindet, eine gewaltige Benzin-Explosion statt. Ein Ar­beiter wurde schwer verwundet, ein anderer weniger schwer verletzt ins Krankenhaus ge­schafft. Der angerichtetc Schaden in den Fabrikräumen ist beträchtlich.

Auf der Station LllbllNt in Schlesien fiel der Zugführer Kabicz vom Trittbrett auf die Schienen und wurde sofort getötet.

Am 24. Nov. fuhren in der Gegend von Schasihausen drei Arbeiter vom Schlöß­chen Wörth nach dem Felsen des Rheinfalls. Einer von ihnen, ein 35jähriger Familien­vater, stürzte unglücklicherweise von dem Felsen herab und verschwand in dem reißenden Rhein­strudel. Seine Leiche ist noch nicht gefunden.

Ans Gens, 26. Nov,, wird der Fr. Ztg. gemeldet: Im Viertel Grandprä wurde

heute morgen eine Familie von 4 Personen tot aufgefunden. Man spricht von Selbst­mord; dieser ist aber bis jetzt noch nicht bc- stimmt. Der Name der Familie ist Druguet (Franzose.)

Bei der Schweizerischen Unfallver- sjcherungs-Aklien-Gesellschaft in Winterthur wurden im Monat Oktober 1891 2157 Un­fälle angemeldet, nämlich a. Aus der Einzel­versicherung: 1 Todesfall, 6 Jnvaliditäts« fälle, 345 Fälle vorübergehender Erwerbs­unfähigkeit; zusammen 352 Fälle, b. AuS der Kolleklivverstcherung: 11 Todesfälle, 71 Jnvaliditäsfälle, 1723 Fälle vorübergehender Erwerbsunfähigkeit; zusammen 1805 Fälle.

Auf der Eisenbahnlinie Löwcn-Dicst (Belgien) wurde ein Passagier in einem Wag­gon 3. Klasse von 2 unbekannten Männern ermordet und aller Barschaft beraubt.

In Vayron, im Departement Jssre, biß ein toller Hund 16 Personen. Sie wur­den nach Paris ins Institut Pasteur gebracht.

In Barcelona wurde eine Falsch­münzerbande entdeckt, welche deutsche Hundert­markscheine und außerdem französisches und spanisches Geld fälschte. Drei Personen sind verhaft worden, darunter ein aus Ber- tin stammender Deutscher Namens Blumen­reich.

Holzwickede, 25. Nov. Ein gräßliches Eisenbahnunglück hat sich gestern Morgen auf der Strecke Holzwickede-Schwerte ereignet. Dicht vor dem Tunnel, in der Richtung nach Holzwickede waren Arbeiter mit der Instand­setzung der Geleise beschäftigt, als ein Per- sonenzng herangebraust kam, was die Arbei­ter überhört haben müssen. Der Lokomotiv­führer gab Gegendampf, jedoch zu spät. Die Lokomotive erfaßte zwei Arbeiter und zer­malmte sie. Wie dieHag. Zig." schreibt trifft den Lokomotivführer keine Schuld.

- Die eigene Tochter lebendig begra­ben. In der ungarischen Gemeinde Gyorok wurde vor Kurzem ein schreckliches Verbrechen entdeckt. Vor Jahresfrist verschwand an­der Ortschaft ein 14jährige- Mädchen, die Tochter des dortigen Faßbinders Beta TüzeS. Die Eltern selbst waren es, welche hierüber die Anzeige bei der Behörde erstatteten. Alles Suchen nach dem Mädchen war vergeblich und mußte angenommen werden, daß die Kleine in die weite Welt gegangen sei. Da auch Tüzes mit seinem Weibe die Ortschaft verlassen und nach Budapest übersiedelt war, geriet die Sache alsbald gänzlich in Ver­gessenheit. Ein Zufall brachte die Wahrheit von dem .Verschwinden dcS Mädchens zu Tage. Bei einer Arbeit in dem Keller des Hauses, welches seinerzeit von TüzeS bewohnt gewesen war, stieß man auf eine vergrabene Mädchenleiche. Die Nachbarsleute erkannten in der Toten die Tochter des TüzrS'scheS Ehepaares. Dieses wurde festgenommen und gestand nach längerem Leugnen endlich ein, daß der Mann das Mädchen, welches an der Trunksucht gelitten habe, mit Hilfe der Mutter lebendig im Keller verscharrt habe.

Auf dem vor dem Haken von Kopen­hagen tznk. rüden Schoner Therese, der mit Kokes von Bremen nach Königsberg bestimmt ist, wurde am 25. ds. Kapitän Fritsch, in Bcrth wohnhaft, von dem Koch des Schiffes mit Bxthieben niedergeschlagen und über Bord geworfen. Der Koch wurde verhaftet und gab im Verhör an, daß er nach einem Wori- streite aus Notwehr gehandelt habe. Die Leiche des Kapitäns ist noch nicht gesunden,