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DerAllp. Ztg." telegraphiert man von Stuttgart: Der Hopfenhändler S- M. Wormser ist flüchtig mit Hinterlassung von angeblich 300 000 Wechselschulden.

Bietigheim, 21. Nov. Ein lebensmüder junger Kaufmann versuchte nach der L. Z. hier zweimal feinem Dasein ein Ende zu machen. Nachdem es ihm nicht geglückt zu sein schien, durch Erhängen zum Ziele zu komme», versuchte er eS, sich zu ersäufen, Vorübergehende sahen ihn in der Nähe der Hamm rsteige mit dem Tode ringen u. riefen ihm zu, durch Schwimmen das Land zu ge­winnen. Die Liebe zum Leben war den» doch scheinl's noch mächtig genug in ihm; cs gelang ihn zu retten. Wie man vernahm, war eS die Verzweiflung darüber, daß er stellenlos geworden, die den jungen Mann zu dem verzweifelten Schritte trieb. Vielleicht bewahrt ihn die Erinnerung a» die auSge- standene doppelte Todesangst vor weiteren Selbstmordgedanken.

Biberach, 21. Rov. Eine auffallende Erscheinung zeigte sich vorgestern in einer Mädchenschule. 10 Mädchen fielen plötzlich bewußtlos nieder und mußten nach Hause gebracht werden. Die Klasse wurde vorerst geschlossen. Dieselbe war von einem an der Fallsucht leidenden Mädchen besucht worden, welches von ein-m Anfall H4mgesucht wurde, der ansteckend auf die anderen einwirkte. Heute scheute ein vor einem Wagen gespann­tes Pferd aus der Warlhauser Straße an dem Pfeifen der Lokomotive, ging durch und zertrümmerte sich an einem Baume den Schädel.

Aus Baden, 22. Nov. Die Mann­heimerNeue Bad. Landcsztg." erzählt von Beschimpfungen, welche» Mannschaften der 2. Ersatzkompagnie des Leibgrenadier-Ncgi- menlS Nr. 109 gelegentlich der sechswöchigen Uebung im September und Oktober von Seiten mehrerer Offiziere und Unteroffiziere ausgesetzt waren. Unter anderem befahl ein Untcroffiizier einem Soldaten, er solle seinem Nebenmann, der eine falsche Wendung ge­macht hatte, iu's Gesicht spucken, und als der Mann sich weigerte, diesem Befehl nach­zukommen, vollzog der Untelvffizier diesen Befehl selbst, indem er dem Manne in's Gesicht spie. Das Mannheimer Blatt er­wartet von der Militärbehörde, daß sie die Vorgänge gründlich untersuche» und die Schuldigen gebührend bestrafen wird. Wir können uns dieser Erwartung nur anschließen.

Aus der Pfalz: In Heltersberg hat im Verlauf eines SlrcileS eine Frau ihren Mann mit einer Dunggabel derartig mißhandelt, d«ß derselbe nach einigen Stun­

den verstarb. Eine gerichtliche Kommission war an Ort und Stelle, um die Lokalbe­sichtigung vorzunchmen. Die Frau ist ver­haftet.

Münster, 22. Nov. Zur Warnung für Rauhbeinei Vor der hiesigen Strafkammer wurde heute ein Mann, der ohne jede Ver­anlassung einem Radfahrer zwischen die Spei­chen des Fahrrades einen Steck gestellt hatte, zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, obwohl weder Fahrer noch Maschine zu erheblichem Schaden gekommen waren.

Ein reichsqerichtliches Urteil über die Bedrohung mit Sinke. Für die Arbeit­geber jedes Gcwerbezwciges ist die seitens des Reichsgerichts am 16. Oki. v. I. aus Anlaß mehrcr Spczialfälle getroffene Ent­scheidung überaus wichtig, daß die Bedroh­ung mit Strikc als Erpressung anzusehen ist.

Der Krieg der Polizei gegen die Zu­hälter nimmt in Berlin immer weitere Di­mensionen an. DaS Moabiter Untersuch­ungsgefängnis beherbergt gegenwärtig über 250 Angehörige dieser sauberen Zunft, wel­chen wegen Verdachts der Kuppelei der Pro­zeß gemacht werden wird.

DaS Gerücht von einem in Amerika gelynchten Münchner Bürgersohn Namens Z. ist, wie die M. N. N- Mitteilen vollständig erfunden. Dasselbe war von Feinden des Z. aufgebracht und verbreitet worden.

Wilderer Rache. Brüssel. 18. Nov. In der Nacht vom 16. auf den 17. Nov. sprengte eine .Bande von Wilddieben die Wohnung des Waldhüters des Grafen Jölly in Haut-Croix mittelst Dynamit in die Luft. Der Waldhüter, der während des Attentats schlief, entging nur wie durch ein Wunder dem Tode. Das Verbrechen ist eine Rache- that der Wilderer, di? in ihrem Handwerk von dem wachsamen Waldhüter gestört nor­den. Sic hatten cs offenbar auf sein Leben abgesehen, denn sie wählten zur Verübung des Verbrechens gerade die Z-it, da der Waldhüter zu schlafen pflegte.

DieVoss. Ztg." meldet aus Brüs­sel: Die russische Regierung bestellte bei der französischen Fabrik Chatellerault 500 000 Gewehre.

Wie diePresse" meldet, hat die rumänische Regierung bei der österreichischen Waffiniabrik 100 000 Repetiergewehre be­stellt und einen weiteren Auftrag in gleicher Höhe in Aussicht gestellt. Auch seitens der italienischen Regierung gelle eine Bestellung als unmittelbar bevorstehend.

Die neue Formation zur Erprobung der zweijährigen Dienstzeit ist jetzt nach Ein­stellung der Rekruten beim 4. Garderegiment z. F. in Spandau durchgesührt worden.

Es besteht darnach das 1. Bataillon aus Mannschaften, die im zweiten Jahre dienen, und Rekruten, das 2. Bataillon aus Mann­schaften, die im dritten Jahre dienen, und Rekruten, und das 3. Bataillon aus allen 3 Arten.

In Dortmund nahm sich ein elf­jähriger Knabe das Leben, weil er wegen einer Lüge seiner Vertraucnsstelle als Erster in der Klasse vorläufig enthoben worden war.

Basel, 19. Nov. Der neulich verstorbene Professor Ignaz Hoppe hat zur Erforschung der Seele */s Million testiert, in seinem Hause sollen einige Forscher unausgesetzt über das Wesen der Seele Nachdenken und die Studiencrgebnisse veröffentlichen. Die RechtS- bcständigkeit des Testaments wird nun be­stritten und muß gerichtlich entschieden wer­den. Hoppe hat entfernte Verwandte in Hannover.

In der Spinnerei von HeuverSnyn in Gent brach am SamStog abend Feuer aus. ES waren in der Fabrik gerade 60 Arbeiter beschäftigt. Das fünfstöckige Haus stand rasch in Flammen. Die Arbeiter flohen nach allen Richtungen; mehrere gefährliche Rettungen wurden ausgcführt. Bisher ist cs nicht sicher, ob alle geborgen sind. Ein Arbeiter ist .schwer verwundet. Die Fabrik ist gänzlich zerstört.

Polnischen und englischen Blättern zufolge ist in den letzten Tagen Befehl ge­geben worden, die Zahl der russischen Trup­pen an der Grenze in Bolen um 40 000 Mann zu verstärken. Zwei Divisionen kom­men aus Kutais und Nischni Nowgorod nach Dubno- Als Grund dieser Dislokation wird der Notstand angegeben; allein dieser Grund erscheint schon deshalb hinfällig, weil in Kutais und in Nischni gar kein Notstand herrfcht und die zur Verpflegung der Trup­pen nötigen Ceralien selbst nach Polen ein- geführt werden müssen. Auch von der Uebcr- führung von Regimentern aus Finnland an die österreichische Grenze ist die Rede als Antwort auf die Bemerkungen des Kaisers Franz Josef über die Lage. Die neuau- kommenden Truppen sollen in Baracken untcr- gcbracht werden.

Ein Selbstmord am Altar setzte dieser Tage die Bevölkerung Spalalos (Dalmatien) in nicht geringe Erregung. Es war 2 Uhr Nachmittags, als ein gewisser Zizick den Dom, in welchem nur einige Kinder sich be­fanden, betrat, Vor einem der Altäre nieder­kniete und zu beten begann. Plötzlich er­schütterte eine heftige Explosion die Kirche und ein entsetzliche« Schauspiel bot sich den erschreckt Herzueilendcn. Mit zerschmetter­tem Gehirn lag dev Selbstmörder entseelt aus