hatte er den ersten Tag seiner Anwesenheit am 4. November, schon das Sümmchen von 98 000 Francs gewonnen. Am nächsten Tage setzte er das Spiel fort. Eine erregte Menge sammelte sich um den Spieltisch, an dem der glückliche Engländer saß, und war Zeuge, wie er nach cinein heftigen Angriffe auf die Bank 70 000 Francs einhcimste. Da er auch noch weiter gewann, hat er im Verlaufe einiger Tage seinen Gewinn auf 250 000 Francs gesteigert.

(Lebendig begraben.) Die Buda- pester Polizei ist einem in seinen Details noch nicht aufgeklärten, schrecklichen Verbrechen auf die Spur gekommen. In dem nächst dem städt. Spital gelegenen Wäldchen wurde am Donnerstag in einem Sandhügel ver­graben die Leiche eines etwa anderthalbjährigen Knaben aufgcfunden. Die Leiche wurde im gerichtsärztlichen Institute obduzier! und hier­bei festgestcllt, daß das Kind vor etwa drei Wochen in dem Sandhaufen lebendig ver­graben wurde und daß dasselbe dortselbst er­stickt ist.

(Durch sieben deutsche Staaten in 4' Stunden.) Wie nachstehend angegeben, kann man schon in 4 Stunden 35 Min.

Die Küttenkönigin.

Roman auö der Gegenwart v. W. Hogarth.

Nachdruck verboten.

17 .

Sie kennen ihn nicht, gnädiges Fräu­lein I" gab der Direktor lachend zurück.Es ist ja unser braver Obersteiger Leonhard, der freilich heute nicht als Obersteiger, son­dern als Baron Rotheck, der er ja auch ist, hier auf tritt," fügte der Direktor leise hinzu.

O, ich habe den wackeren Baron heute Abend noch gar nicht gesehen und natürlich auch noch nicht begrüßt, er scheint sehr spät gekommen zu sein. Bitte, geleiten Sie ihn hierher, Herr Direktor, damit ich nachhole» kann, was ich versäumt habe."

Diensteifrig eilte Riese davon und kehrte bald mit Baron Rolheck zurück. Mit einer tiefen Verbeugung trat der bleiche Mann vor Elisabeth, die ihm freundlich die Hand reichte und zu ihm sagte:

Endlich sieht man Sie einmal wieder, lieber Baron I Ich glaubte schon, Sie wären gar nicht auf unserem Feste zu finden. Sind Sie ein Menschenfeind geworden oder treiben Eie eifrige Studien. Mich dünkt, als hätte ich Sie fast ein ganzes Jahr nicht gesehen. Wo haben Eie so lange gesteckt?"

Ein leichtes Rot übel flog j tzt die bleichen Züge des BaronS und seine großen blauen Augen begannen zu leuchten, als er jetzt sagte:

»Ich hatte das gemächliche Leben einer LandjunkcrS satt, zumal ich nicht sonderlich an Sport und Spiel hänge, und auch nicht fand, daß ich damit dort Eindruck machen konnte, wo ich einen guten Eindruck Hervor­bringen wollte. Ich beschloß daher, mich einer sür meine Verhältnisse großen und schwierigen Arbeit zu widmen, ob dieses frei­lich jemals recht gewürdigt werden wird, dies erscheint mir manchmal recht zweifelhaft." Elisabeth verstand die Anspielung, welche in de« BaronS Worten lag, besser als irgend Jemand, denn sie war ja vom Direktor Riese

" Berantwrrtlicher Ned-ckteur: tzein

durch sieben deutsche Staaten zu Fuß reisen, nämlich durch drei Fürstentümer, zwei Herzog­tümer und zwei Königreiche. Von Stein­bach (Bayern) ausgehend, gelangt man in einer halben Stunde nach Lichtentanne (Sachsen Meiningen), von hier in anderthalb Stunde» nach RauschengesecS (Reuß ä. L), dann in fünf Minuten nach Gleimc (Schwarzburg- Rudolstadt), von da aus kommt man in einer weiteren halben Stunde nach Alten­gesees (Reuß j. L.), dann in einer Stunde nach Drogniß (Preußen) und von hier er­reicht man in einer Stunde Eaalthal (Sack- sen-Altenburg).

Ans New-Uork, 12.,Nov., wird ge­meldet: Der von Chicago um Mitternacht abgegangene Zug wurde um 1 Uhr morgens, 23 Meilen von Milwaukee, von Räubern geplündert; die Beute dürfte 100,000 Doll, und mehr betragen, da der Zug gewöhnlich Geld der Banken von Milwaukee bei sich führt.

Merk's.

Verzeih' der Jugend Uebermut,

Auch wenn sie toll und thöricht war,

Bedenke, nach des Sommers Glut

Ist erst der Himmel rein und klar!

in das Geheimnis eingeweiht, sie erwiderte aber nur ganz allgemein:

Nun, lieber Baron, wackeres Streben und unermüdliche Arbeit führen einen tüch­tigen Mann gewöhnlich an sein Ziel, und eS wird wohl auch noch anerkannt werden, wenn Sie mit fleißiger Arbeit etwas Bedeu­tendes schassen."

Meinen Sie wirklich?" frug Baron Rotheck mit Wärme und leuchtendem Ant­litz.O, dieser Trost aus Ihrem Munde ist in meiner Lage wirklich erquickend. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre trost­reichen Worte, denn bei meinem schwierigen Vorhaben fehlt es mir so oft an einer Auf­munterung."

Aber können Sie den Schleier deS Ge­heimnisses Ihres ThnnS nicht ein wenig lüften, lieber Baron," erwiderte Elisabeth mit anmutigem Lächeln,vielleicht wird Ihnen dann noch mehr Aufmunterung zu Teil."

Dies darf ich leider unter keinen Um­ständen," erwiderte jetzt Baron Rotheck mit so feierlichem Ernste, daß seine Worte bei­nahe komisch gewirkt hätten, wenn Elisabeth nicht vor dem ^Charakter des Baron- die größte Hochachtung gehabt hätte.

Warum dürfen Sie die- nicht?" frug Elisabeth.

Weil dann mein Thun theatralisch be­rechnend, also unedel erscheinen würde," ent- gegnete der Baron.Ich muß ruhig warten, bis man mein Thun von selbst als etwas Bedeutendes anerkennt, bis man cinfieht, daß ich nicht aus schlauer Berechnung, nicht ans Laune, sondern aus Pflichtgefühl und Liebe so handelte, wie ich es that. Wird das nicht ungesehen, und vor allen Dingen nicht an der rechten Stelle eingesehen, nun so habe ich ein großes Opfer an harter Arbeit Ver­geblich gebracht."

Elisabeths Herz klopfte bei diesen Wor­ten des Barons lebhafter. Dar war ja eine Erklärung so bescheidener, selbstloser Na­tur, wie sie solche noch nie aus dem Munde reichen vornehmen Herrn gehört hatte. Sie waren also doch nicht alle Lebemänner und liebenswürdige Verschwender, diese jungen

Harb Hvfmann.) Druck und Äertaq von 8 r

Schweigen.

Viel besser ist's, den Kummer zu verschweigen, Als ihn den kalten Menschen zu berichten.

Die deine Thaten »ach den ihren richten,

Und nicht in deiner Seele Tiefen steigen.

Mag auch ein Freund ein willig Ohr dir leihen: Wird er die Kämpfe deiner Seele schlichten Und dir, anstatt dich gänzlich zu vernichten,

Des TrvsUö offne gold'ne Pforten zeigen?

Des Grames Gift im Herzen cingeschlossen,

Wird zwar nicht so zerstörend sich geberden,

Wenn es in Herz des Freundes ausgegossen.

Ich denke wohl, es hat schon oft auf Erden Bekümmerte nur gar zu sehr verdrossen,

Sie sprechen ach, und nicht verstanden werden!

*

WieLe und Wenige.

Es mühen so viele sich ab zu entdecken An strahlender Sonne die dunkeln Flecken,

An großen Männern die menschlichen Schwächen; Sie freuen sich der gefundnen Gebrechen Und weisen nur immer mit niedrigem Sinn Auf die Fehler der Größten und Besten hin.

Wie wenige gibt es, die es verstehen Im elendesten Menschen die Stelle zu sehen,

Wo wie in die Tiefe ersterbende Glut Eines edleren Triebes verborgen noch ruht.

Doch wer es vermag, der wird sich bewußt Der göttlichsten Freunde in menschlicher Brust.

Barone, es war auch ein gar ernster, eiser­ner Charakter unter ihnen, der durch eine Arbeit und Selbstverleugnung ohne Gleichen sich der Tochter Ludwig Baumgarten für würdig erweisen wollte.

Ich kann Ihnen nur noch einmal sagen: Verzagen Sic nicht, lieber Baron, und seien Sie heute nicht melancholisch ! Der liebe Gott unterstützt alle guten Werke, dies sagte im­mer mein seliger Vater, wenn er ein schwie­riges Unternehmen wagte," erwiderte Elisa­beth freundlich.Sehen Sie einmal die vielen lustigen jungen Herren, da dürfen Sie, der strenge, pflichteifrige Mann entschieden auch einmal fröhlich sein, denn jung genug sind Sie noch dazu."

Sie sollen Recht haben," gab der Baron scherzend zurück,aber ich bin so spät zu Ihrem schönen Feste gekommen, daß ich gänzlich versäumt habe, einige Damen zum Tanze zu engagieren und nun muß ich den Zuschauer spielen, denn die Herren sind heute Abend ja ohne dies in der Mehrheit und keine Dame dürfte noch einen Tanz zu ver­geben haben."

Glauben sie dies wirklich ?" fragte Eli­sabeth den Baron und reichte ihm mit schelmi­schem Lächeln ihr rosafarbenes Tanzkärtchen hin, welches noch ganz leer war.

O, meine Gnädigste, dann bitte ich um die soeben beginnende Quadrille und um den nächsten Walzer," antwortete Baron Rotheck, zeichnete blitzschnell seinen Namen zweimal auf das Kärtchen, erbat sich Elisabeths Arm und ordnete sich mit ihr unter die soeben die die Quadrille beginnende Paare.

Hier an der Seite des statll. BaronS, während deS anmutigen Tanzes und erfüllt von größter Hochachtung für den seltenen Mann, da war cS, wo die ersten Keime einer tiefen, wahren Liebe zu Baron Rotheck in Elisabeths Herz wie von Engels Hand ge­senkt wurden, und sie erkannte deutlich, daß das aus Dankbarkeit und Freundschaft ent­standene Gefühl, welches sie für Baron T. empfunden, himmalweii unterschieden von der Liebe war, die in ihrem Herzen für Baron Rolheck emporwuchs. (Schluß folgt.)

rnhaet> Ho 'f mann in Waldbad.