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R n n d s ch a n.
Seine lNajestät der König Heiken geruht, folgende allergnäoigste Zuschrift an die Mit-- glicder des Komücs der A. H, Werner'schen Kinderheilanstall ergehen zu lasse»:
Marieuwahl, de» 7. Nov. 1891.
Werte Herren! Von der Adsicht gc- leilel, beim Beginn meiner Negierung eine dem ganzen Lande zu gnl kommende wohl- thälige Stiftung zu errichten, finde Ich Mich bewogen, eine Anstalt zur Ausbildung armer krüppelhaster Knaben zu gründen, ähnlich dem Maria-Marthastift in Ludwigsdurg, welches gebrechliche und krüppelhafte Mädchen im Alter von 6—18 Jahren, soweit es ihr Zustand nur immer gestattet, noch erwerbsfähig und damit, wenn auch in beschränktem Maße, zu nützlichen Gliedern der Gesellschaft machen will und diesem Zweck seit 12 Jahren mit Erfolg dient.
Das geplante Knabenstift soll nach Meinem Willen die unter Meinem Pro- tectorat stehende A. H. Werner'scbe Kinder- hnlanstalt in einer Richtung, welche schon von Meiner in Gott ruhenden Gemahlin, der Prinzessin Marie Königlicher Hoheit, im Verein mit Dr. Werner ins Auge gefaßt war, ausbauen und deshalb auch in den Rahmen dieser Anstalt eingefügt werden.
Indem Ich Mich gerne überzeugt halte, daß Sic mir, wie früher bei der Leitung der A. H. Wcrner'schcn Anstalten, so auch jetzt bei der Verwirklichung des in Vorstehendem Ihnen kuudgegebenen Planes Ihre thatkräftige Unterstützung leihen werden, sehe Ich Ihren Vorschlägen bezüglich der Gestaltung und Ausführung desselben im Einzelnen entgegen.
Zugleich beauftrage Ich Sie, diese Meine Entschließung in der von Ihnen beantragten Weise durch Veröffentlichung in den gclcsensten Zeitungen des Landes zur allgemeinen Kenntnis zu bringen.
Mit der Versicherung Meiner geneigten Gesinnungen verbleibe Ich, werte Herren, Ihr gnädiger König.
Wilhelm.
Dem ehrfurchtsvollen Dank, welchen das Konnte Seiner Majestät, dein hohen Prolekwr der A. H, Wcrner'schcn Kinderheilanstall, ausgesprochen hat, schließt sich gewiß aus vollem Herz u das ganze Württemberger Volk an, welchem diese hochherzige Stiftung seines gnädigen Königs zugedacht ist, Höchstwelcher Seinem Volk vcrspiochen hat, „den Armen und Schwachen ein warmer Freund und Helfer zu sein".
Im Namen des Kowites der Vorsitzende: Garnisonsprediger Blum.
— Der Oberbrauer in der Mayer'schen Brauerei in Weinsberg wollte mit andern Grauburschen Fässer m den Keller hinuntcr- lassen und befand sich eben auf dem Auszug, als ein Haken an diesem brach. Infolge dessen gab es eine rasche Fahrt 8 w in die Tiefe. Dabei erlitt der Oberbraucr eine» Bcinbluch, ob auch noch innere Verletzungen, ist noch nicht konstatiert.
— Oekonomierat Mühlhäuscr Weinsberg lehnte die ihm von der Deutschen Partei angetragenc NeichstagSkandidatnr in Oeh- ringen ab.
— In Reutlingen wurde bei Gelegenheit der Grabarbeiten, welche die Herstellung der Echazthalbahn erforderlich macht, zwischen der Villa Maser und rem Heilbruuncn im
Pofidonienschikfer in einer Tiefe von etwa 8 na ein 1 m 30 om langer Mammutzahn bloßgelegl.
Neuenbürg, 12. Nov. Der Gemeinde Birkenfeld wurde heute eine freudige Uebcr- raschung bereitet, indem ihr durch Allerhöchste Entschließung vom 7. November z» Bestreitung der Schulhausbaukosten der nahmhafte Beitrag von 10 000 aus der Staatskasse verwilligt worden ist. Wir gönnen der Gemeinde, welche in nächster Zeit auch durch eine Wasserversorgung in Anspruch genommen wird, diese Allerhöchste Fürlorge von Herzen.
Vom untern Neckar, 12. Nov. In den nächsten Tagen. wird in Neckargartach die Straßenbeleuchtung vermittelst Erdöllatcrnen eingeführl. Die Kosten, die sich auf 375
belaufen, werden nicht von der Gemeindc- kassc bestritten, sondern aus Geldern, die bei den gesetzlichen Sühniversnchen streitender Parteien vor dem Ortsvorsteher als kleinere Buße freiwillig bezahlt wurden. Schon vor etlichen Jahren konnte aus Mitteln, die ebenso zusammeuflossen, ein silbernes Taufzeug im Werl von 225 ^ angeschaffl werden.
Calw, 12. Nov. Der rühmlichst bekannte Harfenist Adolf Sjöden gab in der hiesigen Sladtkirche unter gütiger Mitwirkung des Kirchengesangvereins und mehreren Musikfreunde ein Konzert, das äußerst zahlreich besucht war. — Am gleichen Abend berichtete Frhr. v. Gültlingen als Neichstags- abgeordneter über seine Thätigkeit im Reichstage vor einer Versammlung im Gafthausc zum Bären in Slammheim.
Oberndorf, 12. Nov. Gestern erhängte sich dahier der 7jährige Sohn des Tagners Friedrich Schwerin. Der Knabe wollte sich eine Schaukel anmachen; wie es zuging, daß er den Tod fand, ist noch nicht aufgeklärt. Vor einigen Jahren verbrannte denselben Elter» ein Cöhnchen in gleichem Alter. Die Eltern die hier sehr beliebt sind, werden allgemein bedauert.
Hcrrenberg, 9. Nov. Am Freitag wurde der frühere Polizeidiener I. G. Weiß von Attlingen auf dem Wege von Rottcnburg dorthin erfroren aufgefunden.
— Man schreibt uns aus Baden-Baden unterm 12. ds.: In der gestrigen StadtratS- sttzung soll der Beschluß gefaßt worden sein, die Kapellmeisterstelle am hiesigen Kurvrchester dem Herrn Kapellmeister Hein in Dresden zu übertragen. — Für die durch den Austritt Herrn v. Schölcrs erledigte Stelle im Kurkomitc ist ein bayrischer Major a. D. v. Bulican vorgcschlagen. — Der Besitzer des Hotels Minerva dahier, Herr Rudolf, hat das Zentalhotel in Berlin um 600,000 ^jährlich in Pacht genommen: Die Läden desselben und der Wintergarten bleiben wie bisher in den Händen der Herren Dorn und Baron.
Berlin, 12. Nov. Fürst Bismarck passiert am Samstag auf der Durchreise Berlin.
— Die Mahnung des Kaisers an die Behörden, dem sogenannten Zuhältertum energisch auf den Leib zu rücken, hat in Berlin schon erfreuliche Früchte getragen, indem dort bereits über 70 Zuhälter verhaftet und wegen Kuppelei unter Anklage gestellt wurden.
München, 12. Nov. Die Gemahlin des Herzogs Ludwig, Freifrau v. Wallersce, ist nach längerem Leiden heute vormittag hier gestorben.
— Die Aufhebung der Einfuhrzölle von amerikanischem Fleisch auf Grund des Versprechens der amerikanischen Regierung, eine strenge Flcischschau handhaben zu lassen, hat schon mehrfach recht ernstliche Folgen i» Deutschland gehabt, indem in mehreren Städten namentlich in Altona, zahlreiche Personen an Trichinen erkrankt sind und schwer darnieder- liegen. Verschiedene der Erkrankten sind bereits gestorben.
Spandau, 10. Nov. Die kgl. Werk- stättcn verlängerten die Arbeüszeit um eine bis zwei Stunden. Das FcuerwerkSlabora- torium führte Doppelschicht und stellte 500 Arbeiter neu ein.
— Nene Geschosse. Die königliche Geschoßfabrik in Duisburg ist Tag und Nacht in Betrieb. 1300 Arbeiter sind beschäftigt; mehrere hundert Mann wurden neu eingestellt. Es besteht der Plan, mit der Geschoßfabrik eine große Gußstahlfabrik zu verbinden ; die Grundstücke dazu sind bereits erworben.
— Bei Wolfegg wurde ein lljähriges Mädchen beim MvoSsammeln von einer Kreuzotter gebissen und starb unter unsäglichen Schmerzen.
— Aus Straßsurt ist ein bedauernswerter Unfall zu melden : Zwei Jungen spielten „Aufhängen", der eine davon stieg aus einen Tisch, steckle den Kopf durch eine an der Decke fcstgemachte Schlinge und hieß seinen jüngeren Bruder den Tisch wegrücken. Ehe Hilse herbeikam, war der Aufgehängte eine Leiche.
Brüssel, 12. Nov. Die russisch« Korrespondenz meldet, der Zar sei betrübt, weil Kaiser Wilhelm dem russischen Gottesdienst in Berlin gelegentlich der silbernen Hochzeit des Zarenpares nicht beigewohnt hat.
— In einem Hause auf dem Erdbcrger- grunde in Wien ermordete am 12. ds. eine Taglöhnerin Namens Josephs Bauer meuchlings ihren schwerkranken Quarticrgeber, den Taglöhner Karl Pomera, u. verletzte dessen Frau nicht unerheblich, indem sie ihr eine Flüssigkeit, wahrscheinlich eine Vitriollösung, in das Gesicht schüttete. Als Ursache der entsetzlichen That wird Rachsucht und Eifersucht vermutet, weil die Bauer glaubte, daß die Gattin des Pomera, Magdalena, ihr den Geliebten, den Holzarbeiter Lud. Stürmer, abwendig machen wolle.
— Das 4jährige Kind eine- Bahnarbei- lcrS in Wasungen hat während der kurzen Abwesenheit der Eltern die auf dem Tisch stehende gefüllte Schnapsflasche vollständig geleert und ist an den Folgen davon wenige Stunden später gestorben.
— In Belgien geht die Volksbildung seit 1880 sichtlich rückwärts. Bonden 180,000 Einwohnern Brüssels (ohne die Vororte) sind 52 000 des Lesens und Schreibens unkundig, in der Vorstadt, kgl. Residenzstadt Lacken, von 25 000 gar 110001 So stehtS in Brüssel aus, wie nun erst auf dem Lande I Und dabei weigert sich die klerikale Regierung beharrlich, den obligatorischen Volksschul- nnterricht einzuführen.
— (Spielerglück in Monte-Carlo.) Ein Engländer, Namens Wells, hatte im Juli dieses JahreS in Monte-Carlo mit solchem Glücke gespielt, daß er die Bank um 20 000 Pfd. St. erleichterte. Im November stattete er der Bank abermals einen Besuch ab; mit dem Einsätze von sechs Louisd'or beginnend und denselben nach und nach steigernd,