sten Tagen auf seine neue Stelle (Mehr- steile», OA. Mü-'singen) abgchenden Schullehrer Pf. von hier wurden aus feinem Zimmer 280 -/E, welche er ohne Zweifel für seinen Umzug hergerichtet hatte, entwendet. Dem Vernehmen nach soll man dem Diebe auf der Spur sein, resp. gegründeten Verdacht auf den Thäter haben.
Tuttlingen, 11. Nov. Vorletzte Nacht wurde in dem Laden des G. Schöttle hierein frecher Embruchdiebstahl verübt und dabei Waren im Wert von 200 Mark entwendet. Von dem Thäter hat man bis jetzt keine Spur.
Miinsingen, 10. Nov. In voriger Woche feierte der Sohn eines Ortsvorstehers einer benachbarten Gemeinde seine Hochzeit und wurde von seinem Vater als dem Standesbeamten auf dem Rathaus getraut, während sodann der Bruder, ein Vikar, in der Kirche die kirchliche Trauung vornahm und ein weiterer dem Schulstand angehörender Bruder bei letzterer Handlung die Orgel spielte.
Biberach, 10. Nov. In einem hiesigen Gasthausc ereignete sich heute ein schweres Unglück. Ein Dienstmädchen war mit Benzin beschäftigt und stand plötzlich in Flammen. Der Besitzer der Wirtschaft riß entschlossen der vor Schmerz laut Schreienden die brennenden Kleider vom Leibe und hüllte sie in Tücher. Am ganzen Körper mit Brandwunden bedeckt, mußte die Unglückliche dem Spital übergeben werden.
Friedrichshasen, 11. Nov. Die Dampfbarkasse Buchhorn hat gestern und heute mit ihren Probefahrten begonnen und entspricht, Wie scheint, den an sie gestellten Anforderungen vollauf. DaS Schiffchen machte heute früh eine Fahrt nach Rorschach und legte diesen Weg von 19 Klm. in 1 Stunde 6 Minuten zurück. Heute nachmitttag wurde eine Probefahrt nach RomanShorn u. zurück Mit angchängtem beladenen Trajcktkahn gemacht. DaS Boot verließ den Hafen um 3 Uhr 40 Minuten und war, ohne in RomanShorn zu landen, um 5 Uhr 50 Min. schon wieder hier. Den Probefahrten wohnten bei Oberbamat Klose, Obermaschincn- meister Fischer, Finanzrar Praß, Maschinenmeister Kittel, Kapitänlieutenant Bethgeund Werftmeister Schweikhardt; von der Maschinenfabrik ist anwesend Direktor Kühne aus Dresden.
— Der Direktor und Besitzer der GaS- fabrik in Konstanz, Herr Raupp, hat laut Fr. Zig. den Tod gesucht, indem er sich in den Wasserbehälter eines Gasometers hinab- ließ. Die Kleider wurden in dem nahen Tannengebüsch gefunden. Herr Raupp hatte im Laufe deS letzten Jahres einen neuen Gasometer erstellt, der sich indes infolge deS schlechten Untergrundes und der ungenügenden Fundamentierung bedenklich gesenkt hat. Verletzter Ehrgeiz scheint das Motiv des bedauerlichen Schrittes zu sein. Die Familie de« Unglücklichen wird allgemein bedauert.
— Neues Exerzierreglement. Von unterrichteter Seite erfahren wir, daß bei der Infanterie, Artillerie und Kavallerie mit dem 1. Januar 1892 ein neues Exerzierreglement cingeführt werden wird. Das neue Reglement, welches im Kriegßministerium in Berlin ausgearbeitet worden ist, hat die Bewilligung deS Kaiser« gefunden.
Crcfeld, 9. Nov. Ein Raubmordversuch wurde gestern Mittag im Hause Schulstraße 54 verübt. Die Gattin eines Postbeamten
befand sich allein zu Hause, als ein fremder Mann an ihre Thür klopfte und sie um ein Almosen ansprach. Sic hatte eben 357 ^ die abbezahlt werden sollten, auf dem Tische liegen. Als der Fremde diesen Geldbetrag sah, stürzte er sich sofort auf die Frau, schlang ihr einen Shawl um den Hals, knebelte sic mit einem Taschentuch und würgte sie solange bis sie bewußtlos war. Die Hilferufe der Frau wurden gehört, ehe aber die Nachbarn hinzukamen, war der Fremde mit dem Gelbe verschwunden. Die Frau wurde mit vieler Mühe ins Leben zurückgerufen, befindet sich aber in Folge der Aufregung und Mißhandlung in lebensgefährlichem Zustande. Der Thäter ist bisher noch nicht ermittelt.
— In Altena sind 20 Personen infolge Genusses von rohem, gehacktem Pferdifleisch erkrankt; ein Erkrankter ist bereits im Krankcn- hause unter großen Schmerzen gestorben. Die Pferde waren im Schlachthaus? geschlachtet und sowohl von dem SchlachthauSinspektor Tracht als von dem KreiStterarzt Grebe als nicht gesundheitsschädlich begutachtet. Wahrscheinlich haben sich in dem Fleische Spaltpilze befunden, welche mit dem stärksten Mikroskop kaum wahrnehmbar sind und zu den schlimmsten Giften gehören. Diese Pilze, sogen. Wurstgist, sollen entstehen, wenn Fleisch oder Fische längere Zeit in dumpfer Luft aufbewahrt werden.
München, 11. Nov. Generaladjudant Frcyschlag, der Vorstand der geheimen Ka- binet-kanzlei deS Prinz-Regenten wurde mittags im Bureau vom Schlag getroffen und war sofort tot.
Berlin, 9. Nov. Der deusche Kaiser hat dem kommandierenden General dcö 13. Armeekorps Generallieut. v. Wölckcrn den Kronenorden 1. Klasse verliehen.
— In den letzten Tagen wurde berichtet, daß die sozialdemokratische Opposition über nicht unerhebliche Geldmittel verfüge. DaS Depeschenburcau „Herold" meldet dazu: „Die unabhängigen Sozialdemokraten verfügen über ein Gesamtkapilal von 16 000 ^ Sie beabsichtigen die Herausgabe eines populären Wochenblattes vom 1. Dezember ab. Zum Hauptsührer wurde Wilh. Hasselmann, früher Abgeordneter in Elberfeld, bestimmt."
— DaS Wiener Tagblatt schreibt: Alle Gerüchte über Wiederauffindung Johann Orth« sind völlig grundlos und darauf zurückzuführen , daß die in Berlin lebende Schwiegermutter Orths, Frau Stubel, geisteskrank ist und in ihren Wahnvorstellungen Mitteilungen über die Nusfindung Orths und seiner Gattin machte, worin sie behufs Beruhigung ihres Gemütes von den Anverwandten bestärkt wird.
— Auf einemf mit einer Eisdecke versehenen Teiche in der Nähe von Obertram- lingcn (Kanton Bern) brachen zwei Brüder im Alter von 14 bis 16 Jahren ein und ertranken. ^
— In Brüssel besteht ein Verein, welcher Briefmarken sammelt, um mit dem Erlös Ncgerknabcn im Kongo christlich zu erziehen. Der Verein hofft, bis zum Jahr 1893 40 Millionen Marken zusammenzubringen. 11 Millionen sind bereits gesammelt, wozu mehrere sehr wertvolle Sammlungen kommen, die zusammen schon einen Wert von etwa 2000 Fr. habe».
Darmst»dt, 11. Nov. Der Großherzog empfing heute den Württembergischen Gene
ral v. Wölckern, welcher die Thronbesteigung des König« Wilhelm II. anzeigte, sowie den Gesandten Frhr. v. Soden, welcher seine neue Akkreditive überreichte. Nach dem Empfang fand Galatafel statt.
Warschau, 11. Nov. Zwischen den Stationen Lukow uud Krzywda der Wnchsel- bahn entgleiste infolge HerauSreißcns zweier Schienen durch unbekannte Misscthäter ein gemischter Zug. Ein Schaffner und ein Heizer wurden schwer verletzt. Die Lokomotive und acht Güterwagen wurden zertrümmert.
— Ein 14jähriger Knabe a»S Fanas im Prättigau, der Schafe hütete, fiel über einen Felskopf und blieb 5 Tage und 5 Nächte ohne Nahrung liegen, bis man endlich, durch das Winseln seines heimgekehrtcn Hündchens aufmerksam gemacht, nach ihm suchte und ihm Hilfe brachte. Man hofft, ihn bald wieder herzustellcn.
— Die Zuckerfabrik Laun (Station der Prag-Duxer Eisenbahn) ist total abgebrannt. Tie Fabrik, die zweitgrößte Böhmens, verarbeitete jährlich 700,000 Meterzentner Rüben und war mit 1 Million Gulden beim hiesigen Assekuranzvereinc der Zuckerfabriken versichert.
Leipzig, 8. Nov. Das Reichsgericht hat bei Entscheidung eines Revisionsgesuch angenommen, daß daS Sitzenbleiben in einer Versammlung bei einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser eine Majcstätsbeleidig- ung sei, und hat damit ein aus diesem Grunde ergangenes Strafurteil bestätigt.
— In Schwetz (Wkstprenßen) wurde ein Mann verhaftet, der eine Witwe vergeblich mit Heiratsanträgen verfolgt und dann sie und ihre 12jährige Tochter ermordet hat.
— Kirchenranb. Einem Telegramm aus Kiew entnehmen wir, daß in der Stadt Makarow die reiche katholische Pfarrkirche Nachts fast aller Schätze beraubt worden ist. Der Schaden ist bedeutend.
— (Eisenbahnränber.) Vier maskirte Räuber bestiegen vor einigen Tagen einen Zug der Missouri Pacific Eisenbahn in einer Vorstadt Omahas. Einer hielt dem Lokomotivführer ein Dolchmesser vor, während die andere» die Fahrgäste mit ihren Revolvern in Schrecken setzten. Dem Beamten des Expreßwagcns erklärten sie, Dynamit anzuwenden, falls er den Geldschrank nicht öffnen würde. Die Räuber erbeuteten große Geldsummen.
— Ein neues Ränberstück wird auch der Türkei berichtet. Zwei der reichsten Grundbesitzer des Sandschak SercS, Theodor und Alexander Papoglu, wurden während des Mittagessens v. einer Räuberbande unter Führung deS Bulgaren Stoitsche überfallen und i» die Berge entführt. Die Räuber verlangen die Zahlung eines hohen Lösegeldes.
— Ein größeres Segelschiff sank bei Amrum. Die Besatzuug ist ertrunken.
— Der auf der Reise von BlltUM »ach Antwerpen befindliche englische Petrslcum- dampfer Soh ist südlich von Euböa auf offener Sec verbrannt. Von der Besatzung wurden 16 Mann gerettet, 9 Personen, darunter der Kapitän nebst Frau und 2 Kindern, kamen um.
. — Aus New-Aork, 8. Nov., wird gemeldet: In Aconda (Montana) wurden 19 einfahrende Bergleute durch Reißen deS Förderseiles getötet.
Druck und Perlag v«n P e r n h ar dg H o sm » nn in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hosmann.)