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Aus Stuttgart : Seine Majestät der König Hai in der letzten Zeit das Protekto­rat über eine Anzahl .von Vereinen rc. zu übernehmen die Gnade gehabt, deren Präsi­dium Seine Majestät bisher führte, wie über das Koinile für Errichtung des Kaiser Wil­helm-Denkmals in Stuttgart und de» Ver­einigten Klub, oder deren Protektor der ver­ewigte König Karl war, wie über den Würt- tembergischen Kriegerbund, d>n Kunstvercin hier, den Verein jfür Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. Für den Ver­ein sür Geschichte des Bodensees haben Seine Majestät die Miete des Lokals sür dessen Sammlung zu übernehmen geruht und so die Erhaltung derselben in Friedrichshosen ermöglicht.

Stuttgart, 7. Novbr. Der Kaiser hat S. D. dem Herzog von Teck das Großkreuz des Roten Adlerordens vrliehen.

Der kommandierende General von Wölkern hat sich gestern (Freitag) mit dem Major iin G-neralstabe Frendenberg nach Karlsruhe begeben, um heute S. K-.H. dem Großherzog von Baden die Thionbesteigung S. M. des Königs anzuzeigcn.

Stuttgart, 9. Nov. Am Sonntag vor­mittag feuerte aus dem Leonhardsplatz ein junger Mensch einen mit 4 scharfen Patro­nen geladenen Revolver ab, glücklicherweise ohne jemand zu treffen oder sonstigen Scha­den anzurichlen. Von dem Betreffenden Schutzmann ststiert, machte der Scharfschütze die Angabe, den geladenen Revolver aus dem Wagen eines Milchkutschers gefunden zu ha­ben, was der letztere indessen bestritt. Den Revolver hat oie Polizei einstweilen in Ge­wahrsam gcnomm-n. Die Strafe, welche den leichlsinnigen Schützen treffen wird, ist eine wohlverdiente.

Langenburg, 7. Nov. Al! der Stadt- schultheißenwahl beteiligten sich von 212 Wähler 196. Von den abgegebenen Stim­men entfielen auf Gerichlsschreiber Säufferer von Ludwigsburg 112, EladtschulheißenamlS- assistent Benzler 86, Gemciuderal Leiser 77, Gemeinderat Grund 75. Letztere beide sind Strohmänner.

Htidenheim, 8. Novbr. Daß unsere Jugend am Sonntag vor Martini dem Schlitt­schuhlaufen auf der Brenz obliegen konnte, wie es heule der Fall war, ist seit vielen Jahre» nicht vorgekommen. Nicht nur die Eisweiher, sondern der Breuzfluß ist so fest gefroren, daß sich heute eine große Menge großer und kleiner Schlittschuhläufer auf demselben bewegte. Für andere, z. B. Vau- haudwerker und ebenso für die Landwirte, ist dis Kälte diel zu früh eingctreten, auch sür den Gesundheilszustand sind die kalten trockenen Nordwinde nichts weniger als zu­träglich.

Ehingen, 6. Nov. Gestern nachmittag branme da« Haus samt Stall und Scheuer deS Oekonomen Joseph Bollinger in Unter- stadion vollständig nieder. Das Vieh konnte gerettet werden, dagegen verbrannte das Mo­biliar gänzlich. Der Abgebrannte ist ver­sichert. In dessen Scheuer hatten drei andere Oekonomen etwa 2000 Fruchigarbcn ausge- spcichert, welche mitverbrannten, aber nicht versichert waren. Man meint, das Feuer sei durch Kinder entstanden.

Blbrrach, 6. Nov. Soeben, vormittags halb 11 Uhr, treibt sich in der Luft ein Ballon von glänzend roter Farbe in der

Richtung nach Nordwest: deutlich ist die an dem Ballon befindliche Gondel sichtbar. Eine große Zahl Menschen beobachtet die hier seltene Erscheinung. Der Ballon aehört wahr­scheinlich der Münchener Luftschisferabieilung.

Die antisemitischeUlmcr Schnell­post" ist an den Führer der Antisefniten in Stuttgart, Herrn Welcher, für,60,000 verkauft worden. Der frühere Besitzer des Blattes hat für dieses s. U. ^ 170 000 verlangt, es scheint also nicht, daß der Ju­denhetzsport da« Blatt in die Höhe gebracht hat.

Die Weinernte in Oberelsaß ist nun überall zu Ende. Die außerordenlliche gün­stige Witteiung der letzte» Wochen brachte an manchen Orten einen unerwarteten Er­trag. Im großen ganzen aber ist die Menge äußerst gering, und cs zählt die Weinernte zu den geringsten seit 20 Jahren. Was die Blattfollkrankheit b-trifft, so sind die Zweif­ler gründlich belehrt, denn das Gesamtaus­sehen der Stöcke, sowie das junge Holz und der Ertrag werden bewirken, daß nächstes Jahr jeder Rebmann seine Reben bespritzt.

Berlin, 7. Novbr. Landgerichtsdirektor Zimmerte in Heilbronn und Oberlandgerichts­rat Ege in Stuttgart sind zu Reichsgerichts­räten in Leipzig ernannt worden.

Die Fraktionen des Reichstags sind jetzt folgendermaßen zusammengesetzt: Deutsch- konservative 67, ReichSpartci 19 , Zentrum 111, Polen 16, Naiionalliberale Partei 40, Freisinnige 64, Volkspartei 9 , Sozialisten 35, Wilde 29.

Die Zahl der Unterschriften der Pe­titionen an den Reichstag sür die Jesuiten ist 1 081 000 und derer gegen die Jesuiten 1 125 000.

München, 8. Nov. Die Prinzessin Ad­albert proklamierte gestern beim Diner die Verlobung der Prinzessin Elvira mit dem ReichSgrafen Rudolf Wrbna-Frendenthal.

Der Herzog Max Emanuel stürzte gestern auf der Hasenjagd mit dem Pferde und zog sich einen Schienbeinbruch zu.

Augsburg, 5. No». Einem schrecklichen Schicksal ist ein bis vor Kurzem hier be- dieustet gewesener Gärtnergehilfe im benach­barten Kaufbeuren verfallen. Er weilte dort bei Verwandten. An einem der letzten Abende zeigte der Familienvater plötzlich Spuren von Irrsinn. Ter junge Mann erbot sich, Nacht­wache zu halten. Als er während dieser sich zu kurzer Ruhe aufs Bett legte, stürzte der Irre sich wütend auf ihn, packte ih» mil übermenschlicher Kraft, würgte ihn bis zur Bewußtlosigkeit und trat dann so lange ans ihm herum, bis er tot war. Der Irrsinnige riß dann die Thür auf; erst jetzt erwachte seine Frau, um das Geschehene mit Ent­setzen wahrzunehmcn. Der Geisteskranke wurde sofort in die Heilanstalt gebracht.

Im Granhöfer Holze bei Goslar fand man die von Füchsen total abgenagtc Leiche eines seil August vorigen Jahres vermißten Soldaten vom 82. Regiment und daneben dessen Gewehr. Die Untersuchung ist bereits eingrleitet.

Der Mörder des Metzgermeistcrs und Wirte« Dühwig von Boxthal ist in Aschaffenburg durch Gendarm Ewald von Mondfcld fcstgenommer worden. Dühming ist durch einen Schuß in den Rücken, welcher an der linken Seile herausdrang, ge­tötet worden. Es steht fest, daß nur Hab­gier den Mörder zu seiner verruchten Thal

getrieben hat. Er wurde vorläufig in da« Wertheimer Amtsgefängnis eingetiefert.

Tve beiden Fischersöhnc Schenke in Widilten haben eine Fischotter gezähmt. Das etwa 7 Monate alte Tier springt, an einer L-ine befestigt, inS Wasser und kehrt dann bald wieder mit einem Fisch ans Ufer zurück. Sie legt dann den Fisch lebend vor ihren Herrn nieder, ohne daß sie ihn auch nur im geringsten beschädigt hat.

Selbstmord zweier Schwestern. AuS Prag wird gemeldet: In Mittel-Lichwe bei LandSkron vergiftete sich die beiden erwach­senen Töchter eines dortig, angesehenen Grund­besitzers mit Phosphor; sic waren beide von einer Leidenschaft sür einen und denselben Mann ergriffen.

(Verunglückte Bergleute.) Aus Butha City (Montana) wird der folgende Unglücks­fall gemeldet. In der Anacorrda-Mine stürzte ein Fördcrkorb, in welchem sich 19 Arbeiter befanden, infolge Bruchs eines Taues in die Tiefe. Der Korb stet mir fürcherlicher Ge­walt auf die unten im Schacht zur Hinauf- brsörderung wartenden Arbeiter. 17 der­selben wurden zu einer unkenntlichen Masse zerquetscht; 2 wurden lebend hcrausgezogm, doch sind sie so übel zugerichtet, daß ihr Wiederaufkommen als ausgeschlossen betrachtet werden muß.

Au« Lauban, 6. Nov., wird gemel­det : Es wurde die beunruhigende Entdeckung gemacht, daß die schlesische Gebirgsbahn bei Lichtmau durch Bergwerksstollm untergraben ist. Die Untersuchung wurde eingeleitet.

Zwischen Heia und Heisternest in der Danziger Bucht ist am 5 d. bet schwerem Nord- oststurm die deutsche Barke Peter gescheitert. Da« Schiss ist vollständig verloren.

Wegen des Verbrechens in der Ruc Charonne in Paris, wo in einem Keller ei» Leichnam mit abgeschnittenem Kopf gefunden wurde, ist ein gewisser Vauburg verhaftet. Dos Opfer desselben ist sein langjähriger Freund und Arbeitsg ncsse Bontry. Vau- bnrg erzählt, Bontry, mit welchem er wohnte, habe ihm ein- Ohrfeige gegeben, worauf er schlaftrunken sich auf denselben stürzte und ihn, ohne dies zu wollen, erwürgte. Um den Leichnam unkenntlich zu machen, schnitt er ihm dann den Kopf ab.

Johann Orth, der frühere Erzherzog Johann von Oesterreich, dessen Tob man allgemein für gewiß hielt, sollte, nach einem Kabel Telegramm au« New-Aork, in Chile wieder aufgetaucht sein und zwar in Be­gleitung seiner Gattin geb. Stubcl. Die Familie der letzteren lebt zur Zeit in Berlin. Wie ein Berliner Blatt von den Verwand­ten der Frau Orth erfahren haben will, ver­hält es sich mit den neuen Nachrichten über Johann Orth folgendermaßen: Ein Hofbe­amter in Wien hat von einem Neffen, einem Bierbrauer aus Amerika die Anzeige erhalten, er, besagter Neffe, habe Ende September den ihm persönlich bekannten Johann Orth (früheren Erzherzog Johann) mit seiner Gattin in Chile gesehen. Diese Nachricht ist den in Berlin lebenden Angehörigen der Gattin Johann Orth« zugegangen und wird wohl auch nach Newyvrk gerichtet worden sein, damit von dort au- bezügliche Nach­forschungen veranlaßt würden. In Wien scheint man die Nachricht sür glaubwürdig zu halten, oder es müssen daselbst weitere bestimmtere Meldungen vorliegen; man schließt die« wenigstens au- der Thatsache, daß die