einem Aufschrei zur Erbe und wurde später in einem Krankcnkorb nach dem städtischen Krankenhaus gebracht, wo sie alsbald verstarb. Der Mörder wurde sofort verhaftet.
— Privatdepeschcn über ein Erdbeben in Japan berichten, in der Provinz Nagoya seien 18,000 Häuser zerstört und 2000 Personen getötet, in der Stadt Gifu seien 5000 Gebäude zerstört und 5000 Menschen getötet, ferner seien die Städte Oagaki, Kano und Kasamatsu mit 50,000 Einwohnern und die dortige Eisenbahn zerstört.
London, 2. Nov. Gestern entstand in Springhamhouse in der Residenz des Prinzen Wales Feuer. Der Schaden beträgt gegen 10,000 Pfund Sterling. Wertgegenstände wurden gerettet.
Verschiedenes.
(Uebiges Jagdresultat) AuS Z. . . ., einem Dorfe Württembergs, schreibt man: Bei einer in hiesiger Gegend abgehaltencn größeren Treibjagd, an welcher sich neben einem Troß von Treibern etwa 20 Schützen beteiligt haben sollen, kamen zur Strecke: zwei Hunde, eine Rehgais, vier Füchse, etliche Hasen und ein arglos in die Schützenkette
Die KüLtenkönigin.
Roman aus der Gegenwart v. W. Hogarth.
Nachdruck verboten.
13.
Im November jedes Jahres wurde gewöhnlich auf Schloß Ternau den ersten Honoratioren in der Nachbarschaft und der nahen Kreisstadt, sowie den Obcrbcamten der Baum- garten'schen Berg- und Hüttenwerke und den Verwaltern der dazu gehörigen Forst- und Fcldgrundstücke ein Fest gegeben. Diesen Ehrentag für seine Beamten, an welchen die Honoratioren der Umgebung als Gäste wie als Zeugen teilnahmcn, hatte Ludwig Baumgarten vor länger als zwanzig Jahren eingeführt und Elisabeth war natürlich diesem schönen Brauche ihres verstorbenen Vaters treu geblieben.
Die oberen Beamten der Baumgarten- 'schen Werke und Besitzungen, sowie sämtliche Honoratioren der Nachbarschaft, darunter auch Baron Curt von Töppen, sowie Baron Rotheck erhielten Einigungen zu dem Feste auf Schloß Ternau, und wurden dazu ganz großartige Vorbereitungen getrosten. Ein ganzer Flügel des geräumigen Schlosses wurde mit Hülfe der Orangerien und der Blumen und Zierpflanzen d.r Treibhäuser in einen waren Feenpalast verwandelt, der noch im Schlosse vorhandene Rittersaal wurde im altdeutschen Stile als großes Jagdzimmcr eingerichtet, und wundervoll ließ Elisabeth den großen Festsaal schmücken, in welchem erst ein Conzcrt berühmter Meister und späier ein Ball statlfinden sollte. Für die lukulische Bewirtung der zahlreichen Gäste wurde während der ganzen Dauer des Festes in den Ncbensälen und in dem alö Jagdzimmcr hergerichtelen Rittersaal auf das Beste und Reichlichste Sorge getragen. Die Honneurs für die Gäste übernahmen außer Elisabeth, der in den Kreisen der Hono- ratiorcnwelt vielgcfeierlcn einzigen Tochter des verstorbenen Hüitcnkönigs Ludwig Baumgarten, deren Tante Frau Velten, die Gesellschaftsdame Fräulein Theisten und dann auch noch der BergwerkSdircktvr Riese, der
gelangter HandwerkSbursche. Doch letzterer „streckte" sich freiwillig, indem er sich aus Angst vor den schrecklichen Nimroden platt auf den Bodcen legte und um Schonung flehte, die ihm denn auch großmütig gewährt wurde.
.. (Ein guter Mensch.) Freier: „Ich liebe Ihre Tochter leidenschaftlich." -- Vater : Weshalb haben Sie denn dar nicht gesagt --— ehe ich das große
Loos gewann?" — Freicr : „Ich wollte eben warten, bis der Gewinn herauskäme, damit Sie zwei freudige Ueberraschungen auf einmal hätten."
(Auch so recht.) Schuster Knieriem wirft nach seinem Lehrbuben, der ihn geärgert hat, mit dem Stiefel, verfehlt aber den Jungen und trifft die eben eintretende Meisterin auf die Nase mit den Worten: „Js auch so recht I"
(Im Conpce.) Herr: Die Damen erlauben wohl, daß ich das Fenster etwas öffne!" Fräulein (brummend): Hm, ich dachte Wunders, welch andere Eröffnungen da gekommen wären!"
(Kolonial.) Lieutenant: „Gnädiges Fräulein, dürfte ich vielleicht auf der Insel Ihres Herzens meine Flagge aufhissen?"
erste Berater und väterliche Freund Elisabeths.
Wohl keiner von den zu dem Feste geladenen heiratslustigen vornehmen Herren hatte auf diesen Abend wohl so große Hoffnungen gesetzt als der Baron Curt von Töppen.
Freilich war es nicht nur die Liebe zu der schönen Elisabeth und der Vorzug, dessen sich Töppen bei seinen Besuchen auf Schloß Ternau erfreute, die in ihm die kühnsten Hoffnungen weckten, sondern Baron Curt hatte auch seinem Vater versprochen, nun endlich seine Werbung um die „Hüttenkönigin," wie auch der alte stolze Baron halb im Aerger, halb im Spott Elisabeth nannte, zur Entscheidung zu bringen, obwohl die Tochter des Hüttenkönigs diesen Namen nicht erst vom alten Baron Töppen zu empfange» brauchte, denn sie wurde seit dem Tode ihres Vaters schon längst im Vvlksmnnde so genannt.
„Lieber Curt," sagte am Tage vor dem Feste auf Schloß Ternau der alte Töppen zu seinem Sohne, „bringe morgen Deine Werbung in Ternau zur Evlscheidnng, es ist dringend nötig, zumal Du noch andere Partien machen kannst, falls die stolze Dame ablehnen sollte. Ich sprach auch vorige Woche mit Herrn von Krug. Er ist noch sehr ungehalten darüber, daß Du Dich seiner Zeit von Erna, Krugs einzige Tochter so auffällig zurückgezogen hast, aber er scheint sammt Erna Dir noch nicht gerade bös zu sein. Krug hat mir auch, da er unsere Verhältnisse kennt, angedeutct, daß er seiner Tochter hundertauscnd Mark als Mitgift geben werde, und nach dcS Vaters Tode erbt Erna, doch mindestens das Doppelte dieser Summe. Fräulein von Krug wäre also immerhin eine paffabele Partie und unsere wankenden Verhältnisse bekämen eine sichere Stütze. Kannst Dich vielleicht auch auf Schloß Rittwitz, Krugs Besitzung, nieder- lassen, falls cs Dir nicht paßt, Kulmitz zu übernehmen. Ich übergebe dann Rudolf Deinem jüngeren Bruder Kulmitz und lebe für meine alten Tage von meiner Pension."
— Fräulein: „Ich danke, dieselbe steht bereits unter dem Protektorat meines Kousins."
* Etwas über den Canaricnvogel. Der Canarienvogcl, unser allerliebster Stubcn- freund, wird leider in den meisten Fällen nicht richtig gefüttert und erreicht infolgedessen selten ein hohes Alter. Es ist eine irrige Ansicht, daß pures Rübsamenfutter zur Erhaltung des Vogels ausreichend sei. Ebenso hat man, wo ein Mischfuttter verwandt wird, von dem einen oder anderen Samen zuviel oder zu wenig genommen und dadurch gerade das Gegenteil bewirkt, als wie mit einem erprobten richtigen Mischfutter. Auch ist schließlich für manche die Herstellung desselben zu umständlich. Um diesen Uebelstän- den abzuhelfen,hat ein Fachmann, Hoflieferant Gustav Voß in Köln, von seinem, nach speciellen Angaben des weltbekannten Ornithologen Dr. Ruß zusammengestcllten preisgekrönten „Singfuttcr" bei Carl Wilh. Bott in Wildbad eine Verkaufsstelle zu Orig.-Preisen errichtet. Dasselbe ist namentlich während der Mauser und bei solchen Vögeln, welche im Gesänge zurückgeblieben sind, von überraschender Wirkung.
„Von Deiner Pension als Rittmeister?" frug Curt mit komischer Geberde. „Ist das Dein Ernst, Vater? Willst Du in Deinen alten Tagen so sparsam werden?"
„Wenn es sein muß, ja, mein Herr Sohn!" erklärte der alte Baron mit rollenden Augen. „Ich habe die ewigen Geldsorgen satt und gedenke Kulmitz möglichst bald an Dich oder Rudolf abzugeben. Die Hypothekcnzinsen verschlinge» fast unsere ganzen Einkünfte. So kann es nicht mehr lange weiter gehen, zumal wenn mein Herr Sohn noch so fort Spielschulden macht."
Curt erblaßte sichtlich bei dem Worte Spielschulden und seine Lippen zitterten leise. Ja, er hatte über stebzigtausend Mark Spielschulden, die ihn noch härter drückten als des Vaters Hypothekenschulden, und wie ein graneS schreckliches Gespenst senkte sich die Sorge, wie er diese Schuld pünktlich am Verfalltage zahlen könnte, auf seine Seele. Aber dem scharf beobachtenden Auge des Vaters mußte Curt die Größe seiner Sorge verbergen, um bei ihm nicht in Ungnade zu fallen. Mit dem vollendeten Geschick eines Weltmannes nahm daher Curt von Töppen alsbald wieder eine heitere Miene an und sagte im scherzenden, zuversichtlichem Tone:
„Bitte, Papa, geduldige Dich noch ein wenig! Binnen kurzem hoffe ich Dir die Botschaft meiner Verlobung mit der Hüttenkönigen zu bringen, denn ich stehe hoch in ihrer Gunst,"
„Wenn sie aber dennoch ablehnt, die Stolze?" frug der alte Baron den Sohn mit scharfer Betonung. „Hast Du diesen Fall in Berechnung gezogen, Cur!?"
Der junge Edelmann erschrak förmlich über diese Zwcifelsucht seines Vaters und fast verlegen erwiderte er stotternd:
„Ablehnen? —Elisabeth wird nicht ab- lehncn! — Sollte cs — aber doch — geschehen, nun, so kannst Du für mich um Erna von Krug bei twm Schloßherrn von Rittwitz freien. Aber ich glaube nicht an eine Ablehnung, Vater," betonte Curt, Elisabeth ist zu edel, um mit mir ein loses Spiel der Koketterie zu treiben." (Forts, folgt.)
rnhard Hofmann in Mltzbatz. '
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