Hiesiges.

Wildbad, 2. Nov. In der heute Abend stailgefnadenen Sitzung des Gemeinderals und Bürgerausschusses wurde die elektrische B eleuckl u n g in hiesiger Stadt einstim­mig beschlossen. Herr Stadlschultheiß B ä tz- n e r wurde beauftragt für Coilcurreiiz-Aus- schreibung sowie zur Beschaffung von Plänen rc. Sorge zu tragen. Unsere Badcstadt kommt immer mehr auf die Höhe der Zeit und be­grüßen wir lebhaft diesen Entschluß.

Rundschau.

Stuttgart, 30. Oktober. Seine Maje­stät der König hat Protektorat über den württ. Kriegerbund huldvollst übernommen.

DerSchwarzwälder-Bote" vom 3. November schreibt: Stuttgart, 31. Oktober. Infolge der Vorfälle bei der Generalver­sammlung der Aktionäre der Deutschen Vcr- lagSanstalt (vormals Hallberger) habe» der Kommerzienrat Moser und der Direktor Klein- logcl gegen den Privatier Beck von Cann­statt Strafklage erhoben; weitere Strafklagen sollen bcvorstchen. Zur Sache selbst erfahre ich vou beteiligter Seile, daß die unter den Aktionären zum Teil herrschende Erregung zu scharfen Auseinandersetzungen führte. Es wurde insbesondere dem bekannten Professor Kürschner der Vorwurf gemacht, daß seine Fabrikation von Taschenbüchern mit seiner Stellung lind dem Ansehen des ganzen In­stituts nicht vereinbar sei. Desgleichen wurde betont, daß die Erwerbung dcS bloßen Ver­lagsrechts desN- Tagblait" um 1,500,000

viel zu teuer sei und zudem betont, daß der Verwaltungsrat, da er den Kauf ohne eine allgemeine Aklionärversammlung cinzu- berufen, abgeschlossen habe, sich einer Ver­letzung der Statuten schuldig gemacht habe. Die d-rben Anschuldigungen endlich, die Herr Privatier Beck gegen den früheren Direktor der Papierfabrik Wildbad, Herrn Kleinlogcl, erhob, führten zu den genannten Strafklagen, wodurch die Verhältnisse der Gesellschaft vor Gericht und damit vor die Oefsentlichkeit ge­langen.

Marbach, 30. Okt. Der seit dem 7. Oktober vermißte Redakteur des Postillons wurde heute in einem Wäldchen unweit der Stadt auf der Markung Neckarweihingen er­hängt aufgefundcn. Geistiges Gestörtsein hat den in gute» Verhältnissen lebenden, fleißigen und allgemein geachteten Mann in den Tod

Johannes Schormüller dem 42fJahre allen Maurermeister Ferdinand Knödel von hier mit einem Stilet einen Stich beibrachte, der die Lunge verletzte. Der Verwundete konnte bis heute nicht in seine Wohnung verbracht werden, doch ist Hoffnung vorhanden, daß er am Leben erhalten wird. Der Messer­held wurde in selbiger Nacht in Bopsingen verhaftet, wo er bei Steinhauer Anton Zieg­ler in Diensten stand.

Ebingen, 29. Okt. In den letzten Ta­gen lagerten sich in Trochtelfingen und Um­gegend viele Zigeuiierbanden mit ihren Fuhr­werken. Es brachen Streitigkeiten un­ter denselben aus, welche so sehr ausarteten, daß die feindlichen Parteien mit Messern und Prügeln aufeinander losgingen, ja sogar von Schußwaffen Gebrauch machte». Es gab mehrere Leicht- und Schwerverwundcte, und einer wurde derart am Kops verletzt, daß dessen Verbringung »ach Tübingen ungeord­net werden mußte. Endlich nahm die Er­bitterung so überhand, daß Hilfe von der Stadl requiriert werden mußte, und die Trochtelfinger Feuerwehr stellte nach langer Mühe die Ordnung unter den Kämpfenden wieder her.

Birkeilfeld, 30. Oklbr. Gestern mittag war ein 73jähriger Mann von hier im Wald mit Holzsuchen beschäftigt. Er bestieg eine kleine Eiche, nm dürre Beste herabznholcn. Plötzlich bekam er einen Schwächcnanfall, fiel herab und brach das Genick, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.

Geradstetten, 30. Okt. Schon wieder ist von einem Unglücksfall zu berichten, der gestern abend den Tod einer jungen Frau zur Folge hatte. Dieselbe strauchelte näm­lich im Dunkeln über eine im Wege stehende Gelte, fiel zu Boden und war infolge inneren Verletzungen nach kurzer Zeit bereits tot.

Urach, 29. Oklbr. Vergangene Woche stürzte ein Lehrling des hiesigen Werkmeisters V, welcher beim Bau eines BierkellerS be­schäftigt war, infolge des Bruchs eines Brettes so unglücklich in eine beträchtliche Tiefe hin­ab, daß ihm der Kiefer ganz zerschmettert wurde und an seinem Auskommen gezwcifelt wird.

Ulm, 3l. Okt. Die durch den Tod der Apothekerswitwe Schrade erledigte Konzession der hiesigen Hirschapstheke wurde von cher K. Krcisregierung unter 15 Bewerbern dem bisherigen Verwalter der Hirschapotheke,

Lauffen-Frankfurter Kraftübertragung 175 Kilometer mit 27 000 Volts Spannung er­folgreich gearbeitet worden ist. Damit hat dieser Versuch auch die letzte Probe glänzend bestanden.

Berlin, 31. Okt. Der Reichstag wird wahrscheinlich erst Ende November einberustn.

Berlin. 30. Oktober. Der erste Haupt­treffer der Ausstellungs-Lotterie hat ein junges Brautpaar glüchlich gemacht. Fräulein Emma V., der Fortuna so holdselig gclächelt hat, spielte drei Lose zusammen mit ihrem Ge­liebten und ihrem Schwager. Diese teilten sich nun mit ihr in den G winn. Der in doppeltem Sinne gückliche Bräutigam ist ein Tischlcrgesclle S- Das junge Paar hat dar­auf verzichtet, dieAchenbachs", denMeyer- Heim" undAranda" in diegute Stube" zu hängen; hat vielmehr die Gemälde für eine Summe von 38,000 ^ an Carl H-intze verkauft. Die Bilder sollen, wie eS heißt, nach Amerika gehen.

In Berlin sind die Pferde des rus­sischen Dreigespanns deS Kaisers am Sams­tag vormittag auf einer Uebungssahrt durch­gegangen. Sie rasten, nachdem der Leib- kutschcr und der Diener abgcsprungen waren, ohne Führer durch die Bellevucstraßc bis zum Leipziger Platz, wo der Wagen infolge des Sturzes der Pferde stehen blieb. Die Pferde wurden stark blutend fortgeführt. Der Lcib- kutscher ist schwer, der Diener leicht verletzt. Der Kaiser befand sich nicht in Berlin, son­dern auf der Jagd in Liebenberg.

Der Rechnungsrat und Hauptmann a. D. Sube und seine Schwester in Elbing haben sich in ihrer Wohnung aufgehängt.

Bei einem Brande in Nebstein (in Nheinthal) sind nach einer Meldung aus Ragaz insgesamt 46 Firsten, darunter 35 Wohnhäuser, verbrannt. Tie Bewohner ha­ben kaum das nackte Leben gerettet. Ein Taubstummer ist in den Flammen umge­kommen.

Wien, 31. Okt. Der Vizepräsident des Herrenhauses, Fürst CzasterySki, ist gestern hier gestorben.

Die Kaiser!. Werstverwaltung zu Kiel läßt Kartoffeln und Kohlen in größeren Par­tien kaufen, die sic zu dem verhältnismäßig billigen Kostcnpreisc an i hrc Arbeiter und Unterdeamtcn unter der Bedingung der Bar­zahlung abgiebt. Die damit bethätigte Für­sorge zum Besten der Arbeiter wird von die­sen dankbar empfunden.

Dem Arbeiter Burghardt in Neu- Rnppin war im Frühjahr d. I. seine Ehe­frau entlaufen, welche recht leichtlebig war und eine Vorliebe für das Theater resp.-für theateralische Schaustellungen hatte. Die Frau hatte sich der wandernden Oßschen Zir- kuSgesellschaft angeschlossen und hielt am Frei­tag nachmittag mit dieser Gesellschaft ihren Einzug in Neu-Ruppen. Auf dem Parade- platz wurde sie von ihrem in Neu-Ruppin wohnhaft gebliebenen Ehemann erwartet, welcher ihr heftige Vorwürfe über ihre Un­treue machte und das Verlangen an die Frau stellte, sie möge sofort zu ihm zurückkehren. Die Frau hatte für die Wünsche des Man­nes indessen nur ein Lachen und lehnte es ab, zu ihm zurückznkchren. Darüber im höch­sten Grade erbittert, langte nun Burghardt plötzlich einen Revolver aus seinem Rock her­vor und gab auf seine Frau aus nächster Nähe sechs Schüsse hintereinander ab, von welchen mehrere trafen. Die Frau siel mch

getrieben.

Ebersbach, I.Nov. Gestern nachmittag entfernten sich die beiden Söhne deS Fabrik­arbeiters Schweikardt, 7 und 9 Jahre alt, von Hause ohne Wissen der in der Fabrik beschäftigten Eltern. Man begab sich am späten Abend noch auf die Suche, und heute früh durchstreifte man die nahen Waldungen, jedoch ohne einen Erfolg. Hmte nachmittag ging die Sage, sie seien auf der Straße nach Plochingen gesehen worden, weshalb auch in dieser Richtung ihre Spur weiter verfolgt wurde.

Crailsheim, 30. Okt. Vor der Station Jagstzell wurde gestern abend eine Kuh über­fahren ; dieselbe kam vom Weideplatz auf den Bahndamm, wo sie von der Maschine des Güterzugs erfaßt und zerrissen wurde.

Ohmenheim, OA. Nereshcim, 31. Okt. Gestern abend um halb 8 Uhr entspann sich unter tcn Gästen im Gasthaus zum Hirsch ein Streit, bei welchem der 20 Jahre alte, aus Nördlingen gebürtige Steinhaucrgcseile

Farr, einem geborenen Ulmer, übertragen. Das Hotel zum Kronprinzen kommt am 23. Nov. zur Versteigerung. Die Zahl der hiesigen Telepbontcilnehmer beträgt nun­mehr 204.

Während des stark besuchten Wvchen- marktes spielte sich in Heidelberg eine schreck­liche Szene ab. Einem jungen Metzgerbur- schen entriß sich auf dem Wege nach dem Schlachthaus ein Stier und nahm seinen Weg über den Markt, woselbst er die schreck­lichste Panik verursachte; alles flüchtete sich in die näckstgelegenm Häuser und auf den Marktbrunnen. Einige Personen wurden von dem Stier schrecklich zngerichtet. Die Verletzten wurden zum Teil in ihre Wohn­ungen , zum Teil nach dem Krankenhause verbracht.

Franksnrt a. M, 31. Okt. Der Vor­sitzende Liudley der Prüfungskommission der Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung teilte soeben der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesell­schaft mit, daß auf die gesamte Länge der