lebensgefährlich verwundet. Rosinger wurde Verhaftet.

In den Trümmern einer der in Meiringen niedcrgebrannten Wohnstätten wurde die verkohlte Leiche eines scchszigjähri ge», kränklichen, blinden Mannes gefunden. Nach neuester amtlicher Mitteilung sind 168 Familien mit 766 Personen obdachlos, ab­gebrannt sind 95 Wohnhäuser und 79 Oeko- nomiegebäude. Man glaubt, der Amtsbezirk Oberhasle, zu dem Meiringen gehört, sei außer Stande, die des Jmmobiliarscha- dens zu bezahlen, wie das Gesetz dies vor­schreibt.

Der berüchtigte Bandit Alhanas macht wieder von sich reden. Dieser Tage ist der Fürst Adhemar Savalan, juristischer Beirat der Russischen Gesandtschaft in Konstanti­nopel, auf seiner Besitzung in San Stefano, dem historischen Ort, in welchem der Frieden von 1878 zwischen Russen und Türken un­terzeichnet wurde, durch die Räuber u. seine Bande getötet worden. Es spricht nicht ge­rade für die Energie der Türkischen Behör­den, wen» derartiges direkt vor den Thoren der Hauptstadt geschehen kann, noch dazu un­mittelbar nach dem kaiserlichen JradeS, welche

Die KüLLenkönigin.

Roman aus der Gegenwart v. W. Hogarth.

Nachdruck verboten.

11 .

Warum soll Baron Töppen nicht als Gemahl für mich taugen, wenn ich meine Berg- und Hüttenwerke auch ferner behalten und nicht verkaufen will?"

Baron Töppen ist kein Arbeiter, kein Mann, dem man zutrauen kann, daß er sich mit Ausdauer, Eifer und Sorgfalt in un­sere verwickelten und schwierigen Geschäfts­betriebe cinarbeitet. Er ist ein liebenswür­diger Mensch, ein angesehener Sportsmann,

ein tüchtiger Jäger, ein wagehalsiger-

Harzardspieter, kurz Alles, nur kein Arbeiter und kein sparsamer Mensch. W'.e wird das dann wohl werden, wenn ein solcher Mann über das fürstliche Permögen gebietet, welches Ihnen Ihr seliger Nater hinterlassen hat, verehrtes Fräulein? Ist dann nicht die Ge­fahr vorhanden, Laß er eS ganz für selbst­verständlich erachtet, nur seinen nobeln Pas­sionen zu fröhnen, und cs gar nicht für not­wendig Haltei! wird, sich den geschäftlichen Dingen zu midmen, denn wozu soll er dann arbeiten, wenn er eine steinreiche Frau hat, wo er doch jetzt nicht arbeitet, wo er samt seinem Herrn Vater soviel wie nichts besitzt."

Sind die Töppcn'schen Besitzungen so sehr verschuldet?" frug Elisabeth zaghaft.

Nun, ich rede in solchen Dingen nur was ich weiß, gnädiges Fräulein, und habe von unserem Rechtsanwalt erfahren, daß auf den Töppcn'schen Besitzungen eine Hypotheken- schutd von vier hundert tausend Mark lastet. Rechnet man dazu die übrigen Schulden, so dürste dem Herrn Baron von Töppen auf Kutmitz nicht viel übrig bleiben."

Woher wissen Sie, daß Baron Curt Hazard spielt?" fcug Elisabeth dann.

Weil ich weiß, daß er bedeutende Spiel­schulden hat," berichtete kurz der getreue Riese und fügte dann bedeutsam hinzu:Verehr­tes Fräulein, ein Mann, der im Stande ist, an einem Abende im Hazardspiele dreißig tausend Mark zu verlieren, ist und bleibt ein

anläßlich der letzten iHeldenthaten desselben Athanas zu besonders thatkräftigcm Vorgehe» gegen das Räuberunwcsen anffvrderte. Fürst Savalan gehrt einer alten romanischen Fa­milie a» und ist seit mehreren Jahre» der Russischen Botschaft in Konstantinopel zu­geteilt.

Wien, 27. Okt. Herzog Albrecht von Württemberg trat soeben von Berlin hier ein und wurde auf dem Bahnhöfe kaiserlichem Befehl zufolge von einer Ehrcnkompagnie, sowie von seinem Großvater Erzherzog Alb- recht empfangen.

Sansibar, 27. Okt. Unter den hirsigen Indern gewinnt daS Gerücht Verbreitung, ZelewSki, 4 andere Europäer und eine An­zahl Schwarzer seien noch am Leben. DaS gleiche Gerücht wird von der französischen Misstonsstation Lalonga gemeldet.

.-. (Spaziergang eines Elefanten ) Am Sonntag ist in Toulouse aus einem dort gastirenden Zirkus ein großer Elefant ent­wichen, während sein Führer eben die Morgcn- promenade mit dem Thiere machen wollte. Der Elefant verwüstete zunächst einen Garten und brach sodann in ein Kaffeehaus ein. Als der Ele fant in den zahlreichen Spiegeln

gefährlicher Mann, auch wenn seine Frau über Millionen verfügt."

Hat Baron Töppen schon solche Sum­men verspielt?" frug Elisabeth in nervöser Erregung.

Jawohl, gnädiges Fräulein, erst vorige Woche ist eS der Fall gewesen, und ich kann Ihnen die Zeugen nennen."

Ich danke für Ihre Warnung, lieber Riese," gab Elisabeth gepreßt zurück und er­hob sich unruhig von ihrem Platze.

Der alte Beamte erbob sich ebenfalls, bemerkte aber:

Wenn Sie mir noch einige Minuten Gehör schenken wollten, gnädiges Fräulein, so möchte ich Ihnen noch eine interessante Mitteilung machen, die mit größter Diskre­tion behandelt sein will."

Betrifft sic auch den Baron Töppen ?" frug Elisabeth erregt auf.Von diesem will ich heute weiter nichts hören I"

Nein, diese Mitteilung betrifft den Va- ron Töppen nicht, sondern sic bezieht sich auf unfern früheren Volontär und jetzigen Ober­steiger Leonhard."

Was haben Sie über ihn zu melden? Kann er den Posten nicht ausfüllen, den wir ihm in so raschem Avancement über­tragen haben, oder will er fort von uns? Das wäre schade I"

KeinS von Beiden ist zu befürchten, Leonhard ist ein tüchtiger, unermüdlicher Arbeiter irnd es scheint ihm bei unS zu ge­fallen. Aber wissen Sie, wer dieser Ernst Leonhard in Wirklichkeit ist, gnädiges Fräu­lein ? Ernst Leonhard ist der leibhaftige Ba­ron von Rotheck I"

Baron Rotheck als Arbeiter in der Jo­hanna-Grube I" rief jetzt Elisabeth in selt­samer Erregung.Wie ist das möglich? Täuschen Sie sich auch nicht, lieber Niese ?"

Ich täusche mich nicht, verehrtes Fräu­lein, sondern ich weiß cs ganz bestimmt und zwar auS folgendem Grunde. Gestern er­zählten sich die zur zweiten Schicht einfahren­den Bergleute, daß auf den alten Förster Günther in früher Morgenstunde ei» Wild­dieb geschossen und daß man den verwundeten

des CafeS sein Konterfei in allen Ecken er­blickte, geriet er in fürchterliche Wut und stürzte sich auf seine Ebenbilder. Der Ele­fant zertrümmerte sämiliche Spiegel, stürzte Tische und Stühle um, zerbrach alle Flasänn und Gläser. Nachdem der Elefant noch weitere Verheerungen angerichtet, verließ er unter entsetzlichem Gebrüll das Cafe und drang in ein HauSthor ein. Hier erklomm er das erste Stockwerk und stand nun vor einer Wohnungsthüre. Diese drückte er ein. Der Inhaber der Wohnung sah mit Schrecken den äußerst unerwarteten Besucher eintreten. Glücklicherweise kam der Führer des Ele­fanten endlich nach, welcher dem Tiere Zucker reichte und eS dadurch besänftigte. So ge­lang es dann, den Elefanten in den Stall zurück zu bringen.

Merk's.

Frech thronst Du auf dem krit'schen Sitze, Umgiebst Dich mit der Weisheit Schein, Und bist ein Sklave Deiner Witze,

Statt Deines Witzes Herr zu sein.

§ Auch der tüchtige kommt nicht weiter ohne Genossen; Wie hoch steigt man eine Leiter ohne Sprosse?

Förster wie halb tot aus dem Walde ge­tragen habe. Ahnungslos erzählte ich im Bureau dem angeblichen Obersteiger Leon­hard diesen bedauerlichen Vorfall, da wurde er leichenblaß, eine merkwürdige Erregung ergriff ihn und er konnte fast gar nicht mehr weiter arbeiten. Ich wagte ihn natürlich gar nicht nach dem Grunde seiner Unruhe zu fragen, denn ich konnte doch weder an- annehmen, daß Herr Leonhard der nächtliche Wilddieb gewesen sei, der auf den Förster geschossen, noch konnte ich vermuten, daß Leonhard mit dem Förster verwandt sei. Aber der merkwürdige Vorfall interessierte mich. Da dauerte es keine halbe Stunde, da meldete sich der Obersteiger Leonhard krank und erklärte, er müsse sofort seine Wohnung aufsuchen. Ich gewährte ihm natürlich Urlaub, ging ihm aber, weil mir der Vorgang gar zu seltsam vorkam, nach. Da läuft der Mann in einem seltsamen Zickzack in die Rotheck'schen Wälder hinein, ich eile, so gut es geht, nach. Leonhard kletterte eine lange Thalschlucht empor, macht oben in tiefer Waldeinsamkeit vor einem WärteehäuSchen halt, schließt das Häuschen auf, schlüpft hinein und kommt nach kaum zehn Minuten als Jäger gekleidet und fast unkenntlich wieder aus dem Häuschen. Ich verberge mich im Gestrüpp und lasse den seltsamen Mann dicht an mir vorbei, da sehe ich, daß es der leibhaftige Baron Rotheck ist. Geflügelten Schrittes eilt er die Wald­berge hinab und ich kann kaum rasch genug hinterherkommen, um noch zu sehen, wie der Baron in das Försterhaus stürmt. Dahin konnte ich ihm natürlich nicht folgen und ging wieder nach der Johanna-Grube. Dort traf heute Morgen der angebliche Obersteiger Leonhard ein, entschuldigte sich wegen seiner gestrigen Krankheit und arbeitete wieder fleißig. Ich constatierte aber ganz sicher, daß ec trotz seines veränderten Aussehens und der ver­änderten Haar- und Bartfrisur ganz deut­lich die Züge des Barons von Rotheck trägt und zweifellos auch Baron Rotheck selbst ist."

(Fortsetzung folgt.)

BerantUMtlicher Redakteur: Bernhard Hofmqnn-) Druck und Vertag von Bernhard Hofmann in Wildbod.