Baiiquiei):Herr Kommerzienrat, ich be­finde mich in Geldverlegenheit, können Sie

mir nicht mit.einer Töchter aus

der Verlegenheit helfen?"

In Sachen contra Zwiebel-Bonbons.

In Sachen des AnpieisenS von Heil­mitteln (Geheimmilieln) ist in einem Ver­fahren gegen den verantwortlichen Redakteur desDüsseldorfer.General-Anzeiger" in der RcvisionSinstanz ein Urteil des Kammerge­richts ergangen, welches geeignet ist, wenig­stens in einer Beziehung Klarheit in die bis­her noch sehr dunkle Materie zu bringen. Vor längerer Zeit waren imGeneral-An­zeiger"Zwiebcl-BonbonS aus Malzzucker und Zwikbklsafl" als Hausmittel gegen Hu­sten und Heiterkeit angezeigt, und wurde diese Anzeige, als gegen die RegierungS-Po- bzei-Verordnung vom 9. Mai 1888 versto­ßend, von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Zur Begründung der Anklage wurde ange­führt, daß Bonbons unter die Arzncizeltchen zu rechnen seien, deren Verkauf nur in Apo­theken gestaltet, also nicht Jedermann frei- gegeben sei (§ 1 Abs. u der cit. Polizei-Ver­ordnung). Das Schöffengericht, sowie die

Strafkammer als Berufungsinstanz fällten ein freisprcchcndeS Urteil, indem sie Bonbons nicht zu den Arzmizeltchen rechneten, sondern annahmen, daß der Verkauf Jedermann frei- gegeben sei. Später jedoch wurde dieselbe Anzeige von der Staatsanwaltschaft wieder unter Anklage gestellt, mit der Begründung, daß durch die Bezeichnungbestehend aus Malzzucker und Zwiebelfaft" die Bestandteile nicht für Jedermann deutlich und zweifellos erkennbar gemacht seien (§ 1 Abs. d der oben cit. Dolizci-Verordnung). Auch in dieser Sache fällten Schöffengericht und Strafkam­mer frcisprcchcnde Erkenntnisse, worauf die Staatsanwaltschaft Revision beim Kammer- gerichte anmeldcte. Die Revision wurde durch Urteil des FerienstrafjcnalS vom 22. August d. I- zurückgewiestn und in den Entscheid­ungs-Gründen Folgendes ausgcführt: Der Berufungsrichter habe festgestcllt, daß keiner­lei Anhaltspunkte dafür vorlägcn, daß die angepriescnen Zwiebel-Bonbons aus anderen Bestandteilen als aus Zucker und Zwiebel­saft zusammengesetzt seien. Diese Bestand­teile seien aber aus der BenennungZwie- bcl-Bonbons" für Jedermann deutlich und zweifellos erkennbar. Seien aber die Be­

standteile der Zwiebel-Bonbons in den frag­liche» öffentlichen Anpreisungen als deutlich erkennbar angegeben zu erachten, so sei die Vorschrift der Reg.-Pol.-Verordn, vom 9. Mai 1888 Genüge geschehen. Eine Angabe der chemischen Zusammensetzung und des prozentualen Verhältnisses der verwendeten Stoffe zu einander sei in der Verordnung nicht verlangt. Wenn ferner in der Revi- sionsschrist der Staatsanwaltschaft ausgeführt werde, daß lediglich eine Vorschrift dieses Inhalts den von jener Verordnung ange- strcbtcn Zweck, dem Unfug des Geheimmit- telwesenS wirksam entgegenzntrctcn, erreichen würde, so könne diese Erwägung vielleicht dazu führen, die Verordnung zu ändern, nicht aber durch Auslegung etwas in die er­lassene Verordnung hincinzulcgen, was in derselben Ausdruck nicht gefunden habe.

Mahnung.

Die mit bcscheid'nem Loos Ihr unzufrieden seid,

Weil Andere, Hetzen, Neid und Mißgunst stiften:

ES kann ein Tropfen Unzufriedenheit Einen ganzen Becher voll von Glück vergiften.

Die KüLtenkönigin.

Roman aus der Gegenwart v. W- Hogarth.

Nachdruck verboten.

9.

Warum sollte ich Ihnen diesen Liebes­dienst nicht erweisen wollen," entgegnen Töp- prn mit Wärme.ES ist ja ein lieber Samarilerdicnst, der mir sicher nicht schwer fallen wird. Halten Sie, Karl!" befahl Töppen jetzt, ohne die Antwort Elisabeths abzuwarten, dem Diener,das gnädige Fräu­lein wünscht wieder aufzusteigen."

Elisabeth lehnte das Anerbieten des für­sorglichen Barons nicht ab, denn das unge­wohnte Gehen auf dem holperigen Waldwege fiel ihr beschwerlich, und sie fühlte sich auch noch etwas mall nach dem stürmijchcn Ritte auf dem scheuen Pferde. Gewand half ihr Töppen in den Sattel und nahm dann das Pferd am Zügel, rüstig nebcnhcrschrcitend.

Aber könnte nicht Karl mein Pferd führen," bemerkte Elisabeth nach einer Pause.

Dann müßte der Diener ja auch sein Pferd mit führen," erwiderte Töppen.Es ist auch nicht ratsam, jetzt, wo es dunkel ge­worden ist, in den Waldungen zwei Pferde neben einander zu führen, zumal wen» daS eine Pferd eine -Dame sicher nach Hause tragen soll."

Elisabeth widersprach nicht weiter, denn sie fühlte die überlegene Erfahrung TöppenS in solchen Dingen heraus, und so rasch eS anging, bewegte sich der seltsame Zug in der Richtung nach den Baumgartcn'schen Besitz­ungen vorwärts.

Weder Töppen noch Elisabeth sprachen auf dem ferneren Wege ein Wort, denn gar fellsame Gedanken füllten ihr ganzes Sinnen und Denke» aus.

Eine» gar tiefen Eindruck hatte TöppenS mutige, aufopferungsvolle Thal auf Elifabcth gemacht, sie schätzte jetzt den ihr sonst für etwas oberflächlich und leichtlebig bekannten Baron hoch. Er war trotz aller seiner Mängel doch wohl ein ganz anderer Mann, begabt nnt außergewöhnlichen Charaktereigen­

schaften , mutig und aufopferungsvoll und nicht nur ein Löwe in den Salons.

Sollte er der Rechte sein ?" fragte leise, ganz leise eine Stimme in Elisabeths jung­fräulichem Herzen und sie gestand sich, daß sie sich trotz ihres selbstständigen Charakters au einen starken Mann, dem sie daS höchste Vertrauen zollen und ihre Liebe schenken konnte, auf ihrem ferneren Lebenswege an­lehnen und ihm Herz und Hand zum ewigen Bunde bieten möchte.

Die hell erleuchteten Fenster von Schloß Ternau, welches die Baumgarten'fche Fami­lie schon seit Jahrzehnten wegen seiner herr­lichen Lage mitten in den übrigen Besitzungen zum Wohnsitze auserkoren hatte, wurden jetzt von der Landstraße aus sichtbar und Elisa­beth sagte freundlich zu Baron Töppen:

Dort winkt unS schon Schloß Ternau, und in wenigen Minuten sind Sie von Ihrem beschwerlichen Ritterdienste erlöst, lieber Ba­ron."

Erlöst ?" erwiderte Töppen mit seltsamer Betonung.Der kleine Liebesdienst, den'ich Ihnen heute erwies, gnädiges Fräulein, war mir Vergnügen besonderer Art. Ich glaube, ich würde nicht ermüden, auch wenn Schloß Ternau noch meilenweit von unS läge."

Sie sind wirklich sehr großmütig, lieber Baron," gab Elisabeth zurück und sie fühlte zum ersten Male im Leben jene Befangen­heit in ihrem Herzen, welche be> jungt» Mäd­chen die Vorbotin der siegreich einziehenden Liede zu einem verehrten Manne zu sein pflegt. Doch die finstere Nacht und die üb­rigen Umstände waren ganz und gar nicht dazu angethan, den Baron Töppen deutlich erkennen zu lassen, wie nahe er heute dabei war, Elisabeths Herz wie im Fluge zu ge­winnen und den höchsten Wunsch seines Le­bens zu erfüllen. Aber ein wonniges Ge­fühl durchströmte doch des Barons Herz, wußte er doch, daß er seit heute Abend un­gemein an Hochachtung in den Augen Elisa­beths einen Vorzug besitzen mußte.

Bei der nächsten günstigen Gelegenheit wollte er daher offen um Elisabeth sreien und hoffte sich keinen Korb zu holen.

Sie speisen heute Abend in Schloß Ternau," sagte Elisabeth freundlich zu Töp­pen, als sie das Schloßthor passierten,es ist dies meine Pflicht der Dankbarkeit und Gastfreundschaft, denn ich kann Sie unmög­lich nach dem weiten Wege und der großen Anstrengung hungrig und durstig (entlassen. Nicht wahr, Sie nehmen meine Einladung an, lieber Baron," fuhr Elisabeth fort, als Töppen schweigsam weiter geschritten war.

Gewiß nehme ich Ihre freundliche Ein­ladung an," erwiderte jetzt Töppen n. seine Augen leuchteten vor Freude. Vielleicht ging schon heute Abend der höchste Wunsch seines Herzens in Erfüllung.

Freilich müssen Sie sich mit Damen- geselljchaft bei Tstche begnügen, lieber Ba­ron," bemerkte Elisabeth, als sie jetzt, auf Töppcns starken Arm gestützt, vom Pferde stieg und neben ihm in das Schloß trat. Ich habe heule abend nur meine Tante Velten und meine Gesellschafterin Fräulein Theisten zur Tischgesellschaft."

O, gnädiges Fräulein, dieser Umstand wird die Ehre, die mir Ihre freundliche Ein­ladung bereitet, nur erhöhen. Ich bin ja dadurch geradezu ein ausgewählter Gast in Ihrem Schlosse."

Den beiden cntgegckommendcn Damen, der Taute, Velten und der Gesellschafterin Fräulein Theisten, berichtete Elisabeth jetzt in kurzen Worten die Ursache ihrer ver- verspälcten Ankunft und ihre glückliche Er­rettung von einem drohenden gro hm Unhcile durch Baron TöppenS heldenmütige Thai.

Erst mit Schreck, aber dann mit freu­digem Staunen hörten die beiden Damen Elisabeths Worte und blickten dann bewun­dernd auf die hohe ritterliche Gestalt des BaronS Töppen, dem Elisabeths Tante ver­bindlich die Hand reichte und ihm noch be­sonders für seine aufopfernde That dankte, die er ihrer Nichte erwiesen.

(Fortsetzung folgt.)

Merk's.

Viele Kinder der Muse sollte man in eine Verbesserungsanstalt schicken.

Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann.)