rissen und der Kopf schwer verletzt. Der Zustand ist hoffnungslos.

Aus Ratilior wird gemeldet: Der Baucrngntsbesjtzcr Joiko wurde neben seinem Gespann auf der Zabrzr Chaussee ermordet, weil er Bergleute, die mitfahren wollten, ab- wieS.

Brüssel, 15 Okt., 7 Uhr 35 Minuten vorm. Aus Paris wird gemeldet: Gestern erschlugen zwei betrunkene Aufseher der Irrenanstalt Sant Meen bei Rennes einen GnsteSkranken; 40 Fußtrittwunden und Stockschläge wurden konstatiert. Die Wärter sind Verhaftet.

Wien, 14. Oktober. Ja Pest erschoß sich heute der Polizeirat Majthenyi, ein früh­erer Abgeordneter, Schulden halber.

Haeren, bei Brüssel, 14. Oktober. Die Haerencr Stearinfabrik steht seit Mittag in Flammen und ist beinahe schon ganz abge­brannt, zum zweiten Male bcritS seit Jah­resfrist.

AuS London, 13. Oktober, meldet man dem B. Tgbl. : Der englische Dampfer Devon- shire, 2317 Tonnen, am 30. September von Barcow nach New-Iork abgegangen, sank auf hoher See.

(Auf dem Meere verhungert.) Das belgische BlattPrecurseur" meldet ein ent­setzliches Drama ans dem Meere. DaS SegelschiffEllen" wurde auf der Fahrt in Folge falscher Windrichtung verschlagen und irrte zwölf Tage lang auf offenem Meere umher. Die Nahrungsmittel gingen der Mannschaft aus und es starben neun Matrosen nach entsetztichen Entbehrungen den Hungertod. Ein einziger Matrose, wel­cher dem Hungertsde bereits nahe war, wurde durch einen vorbeifahrenden Dampfer gerettet.

Vermischtes.

Was im Staub verloren geht. Nack einem angcstclltcn Versuche der belgischen Regierung verlieren 7500 Meter Schicnen- gcleise unter dem Einstuß jedes darüber hin- rollenden Eifenbahnzuges unter gewöhnlichen BctriebLverhältnisscn etwa 1 Kilogramm Eisen oder Stahl. Nimmt man was sehr niedrig gegriffen sein dürfte an, daß auf den Eisenbahnen je durchschnittlich 10 Züge in 24 Stunden laufen, so ergiebt sich für die gesamten Schienen aller Eisen­bahnen auf der Erde von 450,000 Kilo­meter Länge ein täglicher Verlust von

600,000 Kilogramm Eisen und Stahl. Diese riesige Menge erscheint als vollkommen bedeutungslos, wenn man anderseits erwägt, daß diese 18 Milliarden Kilo Schiene» auf diese Weise erst in nahezu 1000 Jahren aufgeriebcn sein würden- Aber vollständig entzogen ist doch dieser Eisenrcichlum für immer dem Gebrauch der Menschen.

(Die Hofmaler.) Aus dem Leben des jüngst verstorbenen Königs von Württem­berg teilt man derN. Fr. Pr." mit: Als sich der König, damals Kronprinz, mit der Großfürstin Olga verloben sollte, erhielt er vorher ein kleine» Porträt der jungen Fürstin zur Ansicht. Der Kronprinz be­trachtete das Bildnis, dann rief er:Wie kühn geschmeichelt! DaS Haar ist zu reich, die Augen zu glänzend, die Wangen zu zart I" Erstaunt fragten die Hofleute:Ja, kenne» denn königliche Hoheit die Großfürstin?" Sic nicht", war die Antwort,aber die Hofmaler."

M e r k 's.

Kopf hoch und frei um dich geschaut, Klug sein und nicht vermessen I Neid ist ein grobes Distelkraut DaS nur die Esel fressen.

Die KüLLenkönigin.

Roman aus der Gegenwart v. W- Hogarth.

Nachdruck verboten.

7.

Der Wind war heute Abend sehr günstig, er wehte von dem Waldsee herüber nach dem Standorte des Barons und dessen Anwesen­heit konnte daher der scharfen Witterung der Hirsche nicht verraten werden.

Langsam zogen dieselben heran, öfters die Köpfe hebend und sichernd, aber eS rührte sich nichts Verdächtiges, und immer mehr näherten sich die Hirsche dem Stande des BaronS Toppen. Ruhig wie eine Marmor­statue stand dieser halb verborgen hinter dem Stamme einer starken Tanne und wartete kaltblütig auf den günstige» Augenblick, wo er einen sicheren Schuß auf den stärksten Hirsch abgeben konnte.

Die Augenblicke der höchsten Spannung und damit der größte Genuß des Waid­mannes schienen gekommen zu sein, ven» immer näher kamen die Hirsche und konnten schon in den nächsten Minuten in Schuß weite sein.

Da erscholl plötzlich lauter Hufschlag und Baron Curt sah, daß auf dem Wege, welcher w iter unten hinüber nach den Baum- garten'schen Forsten führte, zwei Reiter im scharfen Trabe dahin ritten.

Alle Wetter, sollte dies Elisabeth selbst sein," dachte Töppen und richtete den Feld­stecher auf die Reiter.Wahrhaftig sie ist es," murmelte er leise,und der Diener trabt hinter ihr her. Wenn die Hirsche nicht von dem Pferdegetrappel verscheucht werden, wäre dicS eine günstige Gelegenheit, mich vor den Augen der Dame meines Herzens für die Zweitel an meiner Jägcrtüchtigkcit zu revanchieren. Sie muß ja im Hohlwege hier vorbei und könnte den erlegten Hirsch gleich in Augenschein nehmen."

Seine Erregung unterdrückend wandte Baron Töppen jetzt wieder vorsichtig den Hirschen seine Blicke zu. Die Tiere erhoben bei dem Schalle der Pfcrdehufe die Köpfe, aber bald ästen sie weiter, denn das Pfcrde-

getrappel verstummte plötzlich. Offenbar ritt die stattliche Amazone nebst ihrem Be­gleiter jetzt im Schritt weiter, so daß bei der Entfernung der Pfcrdehufe nicht mehr gehört wurden. Wagen und Reiter scheuten ja auch das Wild bei Weitem nicht so wie den zu Fuß gehenden Jäger.

Baron Töppens Herz klopfte jetzt heftig, denn in wenigen Sekunden mußte es sich entscheiden, ob er einen seltenen Triumph als Waidmann davontragen und gewisser­maßen vor den Augen seiner Angebeteten einen Meisterschuß thnn würde.

Aber unglücklicherweise zogen die Hirsche jetzt ihalwärts in der Richtung nach dem Waldfee weiter, und während Töppen noch einmal rasch die Entfernung taxierte und schnell in Erwägung zog, ob er mit seiner vorzüglichen Büchse einen Schuß mit Aus­sicht auf Erfolg auf den jetzt über dreihun­dert Schritt von ihm entfernten starken Hirsch riskieren könnte, da blitzte es am Waldsee auf und ein scharfer Büchsenknall erdöhnte durch das Thal. Der andere der geweihten Hirsche, welcher noch weiter von Töppen ent­fernt in der Nähe der Ufer des Waldsees geäst halte, Ihat einen gewaltigen Sprung in die Luft und stürzte dann nieder, während gleichzeitig die übrigen Hirsche in großen Sätzen zurück nach den Baumgarten'schen Forsten entflohen.

Ein lauter Fluch erscholl jetzt von des Barons Lippen.Schändlich, schändlick I" murmelte er dann.Da ist mir der För­ster des BaronS Rothrck oder gar der Herr Baron selbst zuvorgcko-.imen I Es ist zu ärgerlick, daß gerade der Waldsec zu den Rolhcck'schen Besitzungen gehört und daß die dort drüben die besten Anstandeplätze haben."

Baron Töppen hatte aber kaum seinem Aerger in diesen Worten Luft gemacht, als der scharfe Huffchlag eines durchgehenden Pferdes von dem Wege her an fein Ohr drang. Töppen, der selbst ein vorzüglicher Reiter war, erkannte sofort die Gefahr.

Um Gottes willen, wenn das feurige Pferd Elisabeths durch den Schuß scheu ge­worden sein sollte," rief er laut, legte schnell

sein Gewehr weg und eilte, so rasch er konnte, auf den Rand des Hohlwegs, von wo aus er die Situation am besten übersehen konnte.

Wenn das Pferd nur auf dem Wege bleibt und nicht in den Wald rast, lieber Gott, darum bitte ich dicht" so zittert es jetzt von Töppenö Lipp-n, denn er liebte Elisabeth, Elisabeth Baumgarten und war jeden Augen­blick bereit, sein Leben zu wagen, wenn cs gegolten hätte, dasjenige Elisabeths zu retten.

Hoch anfgerichtet stand Töppen sitzt auf dem Rande des Hohlwegs und spähte scharf nach der Richtung ans, von welcher der Ga­lopp des durchgehenden Pferdes an seine Ohren drang. In dem Schaktcnlichte der Abenddämmerung bemerkte er noch, daß das Pferd nach dem Hohlwege zustürmte. Mit einem kühnen Sprunge war Töppen unten in dem Wege, daun trat er wieder etwas an den Rand zurück, um von diesem aus dem Pferde in die Zügel zu fallen, wenn cs vor­überraste.

Es war ein Wagnis, welches dem Baron Töppen das Leben kosten konnte. Aber in diesem Augenblicke dachte der hochherzige Mann nicht an die Gefahr, welche ihm drohte, wenn er dem rasenden Pferde in die Zügel fassen würde, ihn beseelte nur Vereine Gedanke, Elisabeth Baumgarten, welche sich wahrscheinlich noch auf dem wütenden Tiere befand, aus schwerer Lebensgefahr zu rette».

Jetzt stürmte das Pferd dem Hohlwege herauf und richtig eine weibliche Gestalt, welche mehr todt a's lebendig zu sein schien, schwankte auf dem Rücken des scheuen TicrcS.

Töppen wartete kaltblütig den günstigen Moment mit ab und griff mit einem kühnen Sprunge und mit nerviger Faust nach dem Kopfe des vorüber brausenden Pferdes. Der mutige Mann hatte glücklicher Weise eine» Rinnen des Zaumes erfaßt, den er nicht los ließ. Wohl riß ihn das Pferd noch eine Strecke mit fort, aber eine Centnerlast hing sitzt an dem Kopfe des scheuen Tieres und in wenigen Sekunden stand es keuchend und zitternd still.

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh- Hosmann.)