deS Landes bezeichnet die Regierung dcS Königs nach Überwindung der in den ersten Jahren noch herrschenden Parteigegensätze und nach Eintritt Württembergs in das deutsche Reich eine lange Period- der erfreu­lichste» Ucbereinstimmung von König, Regier­ung und Volksvertretung und infolge davon ruhiger, gedeihlicher Entwicklung unserer öffentlichen Zustände. (Schw. M.)

Ehingen, 4. Okt. Im Monat Septem­ber ist eines der großen Klostergebäudc in Untermarchthal ferliggebracht worden und ist infolgedessen die Uebersicdlung des Postulats und der Verwaltung der Kongregation der barmherzigen Schwestern von Gmünd nach Untermarchthal bereits erfolgt. Auch die Obern der Kongregation haben ihren Wohn­sitz daselbst genommen. Das zweite größere Gebäude mit angebauter Kapelle ist auch be­reits unter Dach; trotz der vorgeschrittenen Arbeiten kann dasselbe jedoch Heuer nicht mehr bezogen werden. Die Lage tiefer neuen Klostergebäudc nebst den daranstoßenden frühe­ren Bau Schloß ist in dem hier so romantischen Donauthal wahrhaft reizend und entzückend.

Ein Zeichen dafür, wie schlecht in

diesem Jahr der Herbst ausfallt, mag die Thatsache liefern, daß in Kirchheilll U. T. in derKrone" vor einigen Tagen von Kon- rad Weber aus Bissingm der diesjährige Ertrag von einem Viertel Weinberg um volle zehn Reichspfennige an einen Kirchheimer Fabrikanten verkauft wurde.

Aus ents tzlrche Weife kamen gestern, wie der Fr. Ztg. aus Trier geschrieben wird, die beiden Kinder des MüllcrS der Matheiser Mühle bei EimerSdorf um da- Leben. Das ältere Kind, ein neunjähriges Mädchen, war mit der Aufsicht über ihr LjährigeS Schwe­sterchen betraut worden. Letzteres geriet in den Mühlenbach, und bei dem Bestreben, ihre Schwester zu retten, wurde auch das ältere Mädchen von den Wellen mitforigc- tragcn und beide Kinder gerieten unter das Mühlrad. Die Gliedmaßen der Unglück­lichen wurden von dem Rade zerschmettert und zerbrochen. Die Mühle blieb stehen. Um die Leichname der beiden Kinder zu ber­gen, mußten die Schaufeln der Räder zer­trümmert werden.

Aus Franken: Zwischen Marktschor- gast und Falls bemerkte nachts der Lokomo­tivführer auf dem Tender der Vorspannma­

schine einenblinden Passagier". Sofort gab er das Holtezeichcn, wodurch sich der Fremde veranlaßt sah, abzufpringen. Er kam aber unter die Räder und wurde sofort getötet. Der Unglückliche war ein Hilsspost- bote ans Berneck.

- I» Cochem a. d. Mosel fiel kurz vorder Einfahrt zum Kaiser-Wckhelm-Tunncl eine Frau ans Hcrdorf von der Plattform eines Wagens des von Trier kommenden Pilgerzuges zur Erde, wurde von einem in entgegengesetzter Richtung kommenden Zuge überfahren und auf der Stelle getötet.

Ein ganzer On in Brand gesteckt. DaS Dorf Saint Michel (Brüssel) wurde nach angedrohten Brandstiftungen gestern Abend gleichzeitig an mehreren Stellen an­gezündet und ist größtenteils niedergebrannt. Ein neuer Brief droht weitere Brandstift­ungen an. Es herrscht allgemeine Panik. Die Feuerwehr bekam während der Löschvcr- snche Streit unter sich und verließ die Brand­stätte.

Die große Leinölfabrik von Paul Leclercq in QueSnoy (an der belgischen Grenze) ist niedergcbrannt. Der Schaden wird auf 500,000 Fr. geschätzt?

Die KüLtenkönigin.

Roman aus der Gegenwart v. W. Hogarth.

Nachdruck verboten.

5.

Ist es da nicht ein Frevel, wenn Sie Ihr junges Leben so jeden Tag auf'S Spiel setzen, wegen so einer Verzeihen Sic den Ausdruck, aber ich finde keinen anderen tollen Laune. Ich glaube, mir würde das Herz zerspringen vor Schreck und Schmerz, wenn Sie eines Abends nicht wieder aus der Grube zurückkehren würden, wenn Ihr junges Leben den finsteren Ge­walten dort unten in dem Bergwerke ge­opfert wäre, und wenn die West dann durch meinen Mund erfahren sollte, daß Baron Rotheck in derJohanna-Grube" als Berg­mann incognito gearbeitet und dort umge­kommen wäre."

Der alte treue Günther schloß erregt, sein Herzensgruß war zu Ende und besorgt richtete er feine Blicke auf das Antlitz des vor ihm stehen gebliebenen Barons. Ein ernster, wehmütiger Ausdruck zeigte sich in dessen Gesichte und er erwiderte mit halb­lauter, wohlklingender Stimme:

Ich verstehe vollkommen Ihre Empfind­ungen über mein Thun zu würdigen,, lieber Günther, und achte und ehre Ihre Ansichten, aber dennoch kann ich Ihnen von meinem Standpunkte aus nicht recht geben. Ich will Ihnen das auch jo viel mir möglick, natür­lich unter dem Siegel der tiefste» Verschwie­genheit, wie Alle-, waS mit dieser discrcten Angelegenheit zusammenhängi, erklären Ich liebe und verehre Fräulein Elisabeth Baum- gartrn aus tiefstem Grunde meines Herzen-, ich kenne ihre Tugenden, ihren cdeln Charak­ter, ihre großmütigen, erhabenen Gesinnungen, und will mein ganze« wirkliche« Streben ein- setzen, diese Dame vielleicht als Gemahlin dereinst zu besitzen.

Für gewöhnliche glänzende und gleiß- ncrische Bewerbungen ist Fräulein Baum­garten aber ganz unempfänglich, dafür steht sie zu hoch und dafür ist sie auch viel zu klug, das habe ich sehr deutlich erkannt, und

die übrigen Herren, die um sie freien könn­ten eS jeden Tag erfahren, daß Elisabeth Baumgarten ihr Thun und Treiben verach­tet, wenn diese eingebildeten Herrn Freier nur keine Binde vor den Augen hätten."

»Ja, ja, das stolze Fräulein führt alle ihre Freier an der Nase herum I Hahaha I platzte der alte Förster heraus.

Wie sie e« auch Alle verdienen" fuhr Baron Rotheck fort.Denn jeder der Herren freit vorzugsweise um das colossale Baum- garten'sche Vermögen und weniger um die Person der Besitzerin desselben. Fräulein Baumgarten hat dies Treiben ihrer Freier längst durchschaut und verachtet sie Alle. Es ist ja auch kein Wunder, denn um des Gel­des willen, welches sie in Hülle und Fülle besitzt, will eine Dame von solchem Charak­ter und solcher Geistesbildung nicht geheiratet sein, dazu steckt zu viel Verstand in ihrem Kopfe. Sic wird deshalb wahrscheinlich nur eine» Mann heiraten, der ihr in außer­ordentlicher Weise zu imponieren versteht und wird keinem noch so eleganten Gecken, auch wenn er ihr die Gräfinnenkrone anbietet, ihre Hand reichen. Was geben überhaupt die Baumggrtcns auf Titel und Rang! Der verstorbene Ludwig Baumgarten hat Orden und Titel, sowie den Adelsrang abgelehnt. Es mag ja die« eine Uebertrcibung gewesen sein, die sich dadurch auch gerächt hatj, daß das Volk dem alten Baumgarten selbst einen Titel gab und ihn den Hüttenkönig nannte, weil nian das Gefühl hatte, daß ein Mann, der über ein fürstliches Vermögen gebot und um die Hebung der Berg u. Hüttenindustrie sich so große Verdienste erworben hatte, doch nicht wie sein niedrigster Arbeiter einen ein­fachen bürgerlichen Neunen führen konnte. Nun die Baumgarten« wollen eben anders beurteilt fein als andre Menschenkinder! Jeden­falls werden Sie, lieber Günther, allmählig begreifen lernen, daß Fräulein Baumgarten keinem adeligen Lebemanne, aber auch keinem schlichten Edelmanne, der, wie ich, nur sein Rittergut und seinen Wald bewirtschaften kann, ihre Hand reichen wird, sondern nur einem Manne, der ihren Charakter, ihre

großen Aufgaben in ihren, ungeheuren In­dustriebetriebe zu würdigen versteht und sich entschließt, mit Leib und Seele sich der Lei­tung der großen Baumgarten'fchen Werke zu widmen. Ich glaube daher auch, daß Sie jetzt für mein Thun einige« Verständ­nis haben und cs nicht mehr schlecht weg für eine überspannte Idee halten."

Der alte Förster hat mit immer größerer Aufmerksamkeit diese Erklärungen seines jungen Herrn angehört und schwieg sichtlich betroffen still, als Baron Rotheck geendet. Nach einer längeren Pause, während welcher sich die beiden Männer zum Weitergehcn anschickten, bemerkte Günther dann schüchtern:

Was Sie mir zu sagen, die Güte hatten, Herr Baron, da« geht nicht gleich Alles so in meinen alten Kopf hinein. E» ist so etwa« Seltsames, Außergewöhnliches, was Sie planen. Es wäre wirklich sehr zu be­dauern, wenn Ihre Rechnung trügen sollte. Die Wciberherzen sind so wetterwendisch und wenden ihre Gunst oft ganz anderen Per­sonen zu, als man hofft und wünscht. So soll zum Beispiel Baron Curt von Töppen ein sehr gern gesehener Gast im Baumgarlcn- 'jchrn Hause sein und schon manche Aus­zeichnung von der viel begehrten Dame er­halten haben. Wäre eS nun nicht möglich, daß Baron Töppen in den Salons des Baum- garten'schen Hauses eher Gelegenheit findet, das Herz einer gewissen Dame zu gewinnen, als mein verehrter Herr in den dunkeln Bergwerken?"

Man konnte bei dem Mondlichte erkennen, wie bet diesen Worten de« treuherzigen Försters die wohl manches Wahre über Fraucnlicbe und Frauengunst enthielten, sich deS Baron RotheckS edles Antlitz zeitweilig umdüsterte.

Merk's.

Wer dieForm" durchbricht, muß ge­wärtigen , daß ihm die Trümmer an den Kopf geworfen werden.

Willst du Leben mit dem Tod versöhnen, So lerne früh dich zu gewöhnen,

Dein Haus an jedem neuen Morgen,

Als sei'S der letzte, zu besorgen I

Ärrantwsrtttcher Redakteur: Bernhard Hvf « ann.) Druck und Bertag von Bernhard H » fmanr> m Wildbad.