hat Lannelongue über 25 Fülle von opera­tiver Bchar dl. der Idiotie berichtet, die nur in einem Falle unglücklich endete, in allen üb­rigen Fällen aber so bald nach der Opera­tion eine Besserung, eine Aufhellung in der geistigen Thätigkeit der Kinder zu bemerken gewesen sein, die Tag für Tag fortschritt.

Wie derShipping Gazette" aus Batum telegraphiert wird, stehen die mehrere Millionen Liter Petroleum enthaltenden Tanks der Firma Mantoshcff i» Flammen. Die Stadl ist in Rauchwolken gehüllt. Man steckt Gräben zum Aussangen des brennenden Petroleums ab.

In London hat der Franzose Ale­xander Jncques am Samstag im Royal Aquarium ein fünfzigtägiges Fasten beendet, während dessen er nur Wasser trank und vier Unzen eines von ihm selber erfundenen vegetabilischen Pulvers einnabm. Sei» Kör­pergewicht verminderte sich um 28 Pfund. Vor cinnahme des ersten Mahles trug er einen Mann auf seinem Rücken durch das Zimmer.

Aus Marseille wird gemeldet: Bei einem stattgehabten Stiergefecht im Pradro kam es zwischen Beamten und Zuschauern

zum Handgemenge. Einer Person, die in« Innere der Arena eingedrungen war, wurde von dem Stier der Bauch aufgeschlitzt. Da­durch wurde die Menge noch aufgeregter und demolierte alles. Erst nach mehreren Stunden gelang es der Polizei, die Ord­nung wieder herziistcllen.

*

(In Verlegenheit.)Lina, das Ver­hältnis mit Ihrem Dragoner dulde ich ferner­hin nicht mehr!"Ja, Herrjceses, Ma­dame, mir wär'n Husar ooch lieber; aber wo denn jleich einen hernehmen und nich stehlen ?!"

Bei der Lebensversicherung- und Erspar­nis-Bank in Stnttgart wurden vom Januar 1891 bis Ende August 3648 Anträge mit Mark 21500 000 gegen 21 Millionen im Vorjahre eingereicht.

Sterbesummen wurde» fällig Mark 3 050 000 gegen Mark 2 800 000 im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Seit der Gründung der Bank 1854 wurden 55,6 Millionen als fällig gewordene Versicherungssummen ausbczahlt und 29,1 Millionen als Dividende an die Versicherten

zurückvergütet, und trotzdem stiegen die Fonds z. B. von 1880 bis 1891 von 33 auf 90 Millionen und die Extrareserve hob sich in der gleichen Zeit von 6^,2 auf 15'/s Mill. Mark. Die Versichcru»gSbeding»ug"N der Bank sind unübertroffen günstig, und durch die an die Versicherten zurückfließenden Divi­denden werden die ohnehin sehr niedrigen Tarifprämien aufs äußerste ermäßigt.

Zum Abonnement

auf den

Mldbader Anzeiger"

(Amtsblatt für die Stadt Wildbad und zu­gleich amtliches Verkündigungsblatt für das Revieramt Wildbad) auf das IV. Quartal 1891 laden wir freundl. ein und nehmen alle Post­anstalten und Postboten, sowie die Expediton ds. BltS. Bestellungen entgegen.

Anzeigen haben imWildbader Anzeiger" vermöge seiner allgemeinen Verbreitung in hiesiger Stadt den besten Erfolg.

Druckarbeiten aller Art werden pünkt­lich und billig angescrtigt.

Me AüLLenkönigin.

Roman aus der Gegenwart v. W- Hogarth.

Nachdruck verboten.

3.

Mit diesem uralten BergmannSgruße,, der lächelnd von Elisabeths Lippen gefallen war, verabschiedete sie sich von dem alten Herrn und bald darauf ritt sie langsam, begleitet von ihrem Diener, einen schönen Waldweg entlang.

Elisabeth Baumgarten wollte heute Vor­mittag noch nach der Kilianshütte reiten, wo auS dem zähen Eisenerz das vielbegehrtc Metall gewonnen wurde, aber eigenartige, seltsame Gedanken beschäftigten, seit sie die Johanna-Grube verlassen hatte, den Geist der jungen Dame und sie dehnte ihren Spa zierritt im Walde ungewöhnlich aus. Wo hatte sie denn diese großen blauen, aufflann mcnden Augen, welche dem Volontär Ernst Leonhard angehörten, schon einmal gesehen ? I Diese Frage legte sich Elisabeth immer und immer wieder vor, als sie sinnend durch den Wald ritt. Sie dachte an manchen ihrer zahlreichen Freier, von denen ja auch dieser und jener blaue Augen hatte, aber auf keinen paßten Leonhards Augen ganz und noch weniger sein schönes, männliches von einem mäßig großem dunkelblonden Voll barte um­rahmtes Antlitz. Am ähnlichsten sah Leon­hard wohl noch dem jungen Baron Curt von Toppen, der sich seit Jahr und Tag ebenso eifrig als erfolglos um Elisabeths Hand be­müht hatte. Aber Curt von Töppcn, cher verwöhnte Salon Prinz, der leichte Lebemann, wie hätte der auch nur auf den Gedanken kommen können, noch das schwere, harte Berg- mannshantwerk zu lernen und täglich neun Stunden unter der Erde mit Spitzhaue, Schlägel und Bohrstange zu arbeiten, auch wenn eS gegolten hätte, durch ein Meister­stück der Willenskraft der reichen Erbin zu imponieren, welche wegen ihrer geradezu fürst­lichen Besitztümer im Volksmunde die Hüttcn- königin genannt wurde, seitdem ihr Vater, Ludwig Baumgarlen, der aus gleichem Grunde

Verantwortlicher Redakteur »Bern

als der Hüttcnkönig bezeichnet wurde, gestor­ben war.

ES sind thörichte, närrische Gedanken, die m>t mir Schabernack treiben," dachte jetzt Elisabeth, als sie lächelnd ihrem schönen Pferde einen leichten Hieb mit der Reitgerte gab und im schnellen Galopp nach der Kili­an shütte eilte, um auch dort Inspektion zu halten.

Ja, ja, mein lieber Curt, ich sage es Dir im vollen Ernste, e« wird höchste Zeit daß Du Dich nach einer passenden Frau umstehst," sagte bei dem Frühstück in ziem­lich unwirschem Tone der alte Baron Töp- pen zu seinem ältesten Sohne.Schloß und Herrschaft Kulmitz, die wir von den Vätern ererbt, sind unmäßig verschuldet schon auf mich gekommen. Das Vermögen Deiner Mutter genügte'gerade, um die meisten Schul­den zu bezahlen, und nun sind natürlich wie­der neue Schulden entstanden, denn das Le­ben eines Edelmannes ist kostspielig, zumal wenn er zwei Söhne hat, die als flotte Ca- vallerie-Offiziere so fünf, sechs Jahre lang das Geld aus dem Fenster werfen."

Na, übertreibe nur nicht, Vater," er­widerte der junge Baron, strich verlegen an seinem hübschen Schnurrbarte und erhob sich vom Frühstückstische, um in dem großen Er­kerzimmer von Schloß Kulmitz auf jund ab zu gehen.Bist auch einmal jung gewesen,- Vater, hast auch bei der Cavalleric gedient und wirst wissen, was das Leben als Offi­zier kostet."

Das weiß ich, Curt, und wollte Dir auch vorhin mit meinen Worten keinen Vor­wurf machen, sondern Dir nur wissen, daß Du bald eine gute Partie machen mußt. Nimm mir'S nicht übel, Junge, daß ich so deutlich mit Dir über diesen Punkt rede, aber die Hypothckenschulden auf unserer Be­sitzung belaufen sich auf rund vierhundert tausend Mark, verursachen jährlich sechzehn tausend Mark Zinsen und die Zinsterminc fangen an, mir sehr unangenehm zu werden."

Curt von Töppen brummte eine unver-

yard H o fma nn.) Druck und Verlag von B ?

stündliche Antwort vor sich hin und durch­wanderte von Neuem das Erkerzimmer.

Bedenke doch, Curt," fuhr darauf der Vater fort, daß Du schon vor zwei Jahren deshalb den Offiziersdienst quittiert hast, um da« väterliche Gut in Verwaltung zu nehmen, da ich zu alt und morsch für die Gutswirt­schaft geworden bin und Deine Mutter schon seit Jahren todt ist. Ein junger Gutsherr braucht aber eine Frau so notwendig wie ein Haus ein Dach, wenn nicht die ganze Wirt­schaft leiden soll. Nimm Dir also meinen Wunsch zu Herzen, Curt, und schreite zu einer passenden Verheiratung."

ES ist dies nicht immer so leicht, lieber Vater," erwiderte jetzt mit bedeckter Stimme der junge, noch nicht dreißigjährige Baron, ich habe es versucht, cs ist Mir aber noch nicht gelungen."

Ja, natürlich konnte Dir nicht ge­lingen, lieber Curt, weil Du, verzeihe den Ausdruck, einer hochmütigen bürgerliche» När­rin , die cs sich zu besonderen Vergnügen macht, alle ihre Freier an der Nase herum­zuführen, wohl ein Jahr lang den Hof ge­macht und Dir daher offenbar manche Par­tie in unseren Kreisen verscherzt hast."

Der junge Baron kniff ärgerlich die Lip­pen bei den unangenehmen Erinnerungen, die des Vaters Worte bei ihm heraufbeschwo­ren hatten, zusammen und sagte dann et­was erregt :

»Ich will Dir nicht ganz Unrecht geben, Vater, aber die Bezeichnung bürgerliche När­rin paßt auf Elisabeth Baumgarten nicht, dazu steht diese Dame zu hoch."

Ah, Du bist also auch von dem Ver­ehrungssieber für diesen seltenen Goldfisch eingesteckt, wie so viele vornehme junge Her­ren" erwiderte der alte Baron mit leisem Spotte.Nun ja, Fräulein Baumgarten ist ja furchtbar reich, aber immerhin bürgerlichen Standes und uns nicht ebenbürtig."

(Fortsetzung folgt.)

Merl's.

Eine große Lüge findet eher Gehör als eine große Wahrheit.

r nhard Ho fyran» in WUdbgd.