S e ö an!
Nun wieder laßt den Tag des großen Ruhms uns preisen Der einst den schönsten Sieg für uns im Schooße trug — Den Tag, der, schwer gehüllt in eitel Blut und Eisen,
Bei Sedan auf dem Plan des Feindes Macht zerschlug Den hehren Tag, an dem inmitten KampfeStosen Der Deutsche wieder sich zum deutschen Bruder fand,
An dem, so ernst umrankt von blutig „roten Rosen"
Der deutschen Einheit Bau im Schlachtcnlärm erstand.
Was lange nur ersehnt in Träumen und in Liedern Und was geheimnisvoll i» deutscher Brust gernhl:
Der Herzenswunsch, zu sein ein einig Volk von Brüdern Wie ward's bei Sedan nun erfüllt durch deutsches Blut! Wie haben treulich da sie all' vereint gestritten,
Die alter Bruderzwist getrennt so lange Zeit,
Wie haben freudig sie für's Vaterland gelitten Und tapfer ihm erkämpft den Schatz der Einigkeit!
Wohlan, o deutsches Volk, es gilt für dich, zu hüten Mil festem, treuem Sinn stets diesen gold'nen Hort,
Daß fortbesteh' das Reich vom Watzmann fern im Süden Bis hin zum Eiderstrand, bis hin zum blatt'schen Bord — So laß zum heut'gen Tag nun Deine Flaggen wehen,
Die Farben Schwarz, Weiß, Rot, sic, die so stolz und hehr, Laß sie von Flachlands Sand bis zu der Alpen Höhen Verkünden aller Welt: Fest stehet Deutschlands Wehr I
Der: Müchtüng.
Erzählung aus dem amerikanischen Grcnzer- leben. Von B. Förster.
Nachdruck verboten.
2 .
Ein paar Tage nach dem Besuche Ried'S und des Sheriffs Boxton auf der Farm war Felbert eines Morgens mit seinem deutschen Arbeiter Hitler damit beschäftigt, neue Zaun- Pfähle aufzustellen, als eine kleine Reitcr- schaar aus dem Walde hcrvortrabte u. bald crkannle Felbert in den näherkommenden Reitern seinen „Nachbar" Ried und einige andere Ansiedler der Umgegend.
„Guten Morgen, Mister Felbert!" rief ihm der voranreitende Ried schon von Weitem zu, „nun haben wir doch den Teufel an die Wand gemalt und nun ist richtig dagewesen — Hab' mir's doch gedacht I"
„Wie, Sie haben den Besuch seiner satanischen Majestät gehabt ?" lachte Fetbert, den Gruß zurückgebend, „wie beliebten denn der Höllenfürst aufzutrcten, vielleicht durch den Kamin heruntergefahren? Wie?"
„Ach machen Sie doch keine schlechte» Witze," — — meinte Ried ärgerlich, „ich befinde mich nicht in so angenehmer Stimmung wie Sic. Mir ist diese Nacht meine beste Stute, die braune „Lucy" , aus dem Corral gestohlen worden und zwar augenscheinlich von demselben Kerl, der bereits am Abend Vorher den allerdings noch rechtzeitig entdeckten Versuch bei Mr. Sheppard hier gemacht hatte, ihm eines seiner besten Pferde auszuführen. Ich wette meinen Hals gegen ein GlaS Whiskey, daß es der Schuft, der Clay ist, der die Diebstähle so geschickt voll- sührt. Er hat sagar noch die Frechheit gehabt, sich aus meiner Vorratskammer ein paar geräucherte Hirschkeulen mitzunehmcn, und das Alles trotz der Hunde I Die Canaillen schlugen erst an, als ich selber das Davonsprcngen des Diebs merkte. In der Nacht konnten wir aber natürlich seinen Spuren nicht folgen —"
„Und diese führen heraus zu mir?" unterbrach Felbert mit lebhaftem Interesse den Berichterstatter.
„Ja, wenigstens in der Richtung zu Ihnen," war die Antwort; „ich hatte inzwischen noch in der Nacht meinen Acltesten, den Robert, zu Mr. Sheppard gesandt, der seinerseits schleunigst wiederum bei den nächst- wohnenden herumschickte und heule früh wa
ren auch alle Herren richtig bei mir eingetroffen. Wir nahmen sofort die Verfolgung der in der Richtung zu Ihnen heraus führenden Husspuren der „Lucy" auf, aber wir haben die Fährte vor etwa einer Stunde drüben auf der Prairie, die vom Silber Creek her nach dem Hochwald cinschneidet, verloren und möchten Sic nun bitten, uns Ihren Mexikaner mitzugeben; der Bursche besitzt ja ein wahres Jndiauertatent im Wiederauffinden verloren gegangener Spuren."
„Recht gern," meinte Felbert, „Alvarcz ist glücklicher Weise noch zu Hause. Sagen Sie mir aber doch, lieber, Ried, wie sieht denn eigentlich dieser Hallunkc, der Clay, aus?"
„Das ist eben das Fatale," erwiderte der Ansiedler halb ärgerlich, halb lachend, „wir haben alle diesen verwünschten Clay noch nicht gesehen. Mr. Baxton aber hat neulich, als er bei mir und dann bei Ihnen war, in seiner Eile vergessen, das Singnalement des Individuums anzugeben — 's ist doch merkwürdig, was Alles einem amerikanischen Sheriff passieren kann!"
Die Versammelten lachten, Ried aber fuhr fort; „Na, 's ist einerlei, wie der Dieb meiner „Lucy" aussieht, und wie er heißt, denn wenn ich ihn kriege, was ich natürlich stark hoffe, so mache ich nicht viel Federlesens mit dem Schuft, da kann er sich darauf verlassen, Baumeln muß er, wenn ich ihm nicht vorher eine Kugel durch seinen DicbSschädel jage! Aber jetzt haben wir lange genug hier geweilt, mir läßt's keine Ruhe, den Kerl zu kriegen. Bitte, rufen Sie darum Ihren Mexikaner!"
Felbert entsprach sofort diesem Wunsch, instruierte Alvarcz genau über das, was von ihm begehrt wurde und nach wenigen Minuten saß der Mexikaner im Sattel seines ihm von Felbert geschenkten Pfervcs, eines hübschen Falben, und schloß sich der wieder davonsprengenden Reitertruppe an. —
Spät am Nachmittage dieses Tages ritt der Mexikaner auf seinem anscheinend stark ermüdeten Falben wieder in die Farm Fel- bcrts ein und sofort ging ihm sein Herr, der schon ungeduldig auf die Rückkehr seines Dieners gewartet hatte, entgegen, nahm ihm den Falben ab, denselben Hiller zur Abwartung übergebend, und frug nun nach den Erlebnissen Alvarez'. Mit sichtlichem Stolz teilte der Mexikaner mil, daß es ihm nach sorgsamer Prüfung der Oerllichkcit gelungen
sei, die verloren gegangene Pferdcspur auf- zusinden und seien sie Alle derselben mehrere Stunden lang gefolgt. Diese habe schließlich nach einem alten Hnrricane (mit Hurricane bezeichnet man im Westen der Union eine Waldfläche, über welche ein vernichtender Wirbelsturm dahingebraust ist) geleitet, dort aber hätten sie zu ihrer größten Überraschung Ried's „Lucy", mit einem gebrochenen Bein im Grase liegend, aufgcfun- dcn, während von dem Diebe selbst keine Spur zu entdecken gewesen sei. Aus den Mitteilungen des Mexikaners ging hervor, daß der flüchtige Dieb mit dem Pferde bei einem waghalsigen Sprung über irgend ein Hindernis gestürzt sein mußte, wobei das Tier das rechte Vorderbein gebrochen hatte, und der Pferdedieb halte das ihm nun nutzlos gewordene Pferd feinem Schicksal überlassen. Obwohl aber die Verfolger unter der Anleitung des kundigen Mexikaners das gesamte Terrain nach dem Flüchtling abgesucht hatten, so schien er doch wie in den Erdboden hinein verschwunden zu sein und man mußte schließlich von seiner weiteren Verfolgung trotz des Tobens und Wütens Ried's absehen. Die arme Lucy mußte durch einen Revolverschuß von ihren Leiden befreit werden und der endgültige Verlust des edlen Tieres halte den Deutschen nur noch mehr gegen den Dieb aufgebracht.
„Sennor Ried wollen ihm lebendig die Haut abziehen, sobald ihn krigen," Alvarez bei Beendigung seines Berichts und die schwarzen Augen des jungen Südländers funkelten förmlich vor Vergnügen bei der Aussicht auf die verheißene interessante Operation an dem Roßdicb.
(Fortsetzung folgt.)
Merk's.
„Geh still auf deinen Wegen,
Herz I was dich auch beschwert,
Du trägst in dir den Segen,
Der alles Leid verklärt.
Ob sich die Menschen zeigen Auch klein und liebelos,
Der Menschheit bleib treueigen,
Die ist so schön und groß."
*
» * *
Bedenke: Alles frommt nicht!
Was man sich wünscht, das kommt nicht, Und wenn es kommen sollte,
Jft's selten wie man's wollte.
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wldbao.