wurdrn drei Finger gequetscht, dem L»ko- motivführcr ein Fuß verstaucht. Abends um 6 Uhr waren die Geleise wieder frei.
— Zwei Zöglinge einer höheren Schule in Essen, welche in die Gegend von Oberhausen eine Fußtour unternommen hatten, legten sich an den Stein Halden der Zeche Osterfeld zum AuSruhen nieder. Infolge der ausströmenden giftigen Gase ist einer der beiden jungen Leute erstickt, während eS dem herbeigerufenen Arzte gelang, den andern wieder ins Leben zurückzurufen.
— Bei Como ist am Samstag bei Abfahrt eines VcegnüguiigsdampferS die Landungsbrücke gebrochen; sämtliche Personen stürzten ins Wasser. Zwei Personen sind ertrunken, mehrere werden noch vermißt, 30 wurden gerettet.
— Da der Fürst von Monaco sich entschieden geweigert hat, das Privilegium der Spielbank in Monte Carlo zu erneuern, haben sich die Spielpächter an den Fürsten Johann Liechtenstein mit dem Ersuchen gewendet, die Erlaubnis zur Errichtung einer Spielbank in Vaduz zu erteilen. Die Pächter bieten eine jährliche Zahlung von 10 Millionen Francs, die Erhaltung der Liech
tenstein'schen Armee und die Zahlung sämtlichen Steuern und Abgaben der Licchten- stciuschcn Unterthanen.
Oppeln, 18. Aug. Ein schrecklicher Vorfall erregt hier nicht geringes Aussehen. Im nahen Zowade wurde das ein Jahr alte Kind eines ZcmcutarbeiterS buchstäblich von einem Schweine aufgcfresscn. Die Mutter des bedauernswerten Kindes hatte sich, dasselbe in einer Schwinge, welche im Hausflur stand, liegen lassend, aus der Wohnung entfernt, um Preißelbcercn zu suchen. Bald darauf war aus dem im Hofe befindlichen Stalle ein Schwein ausgebrochen und in den Hausflur gekommen, wo eS dem Kinde beide Füße bis an die Knöchel und eine Hand abbiß und sich alsdann über die anderen Körperteile hermachte. Als die Mutter hcimkam, fand sie ihren Liebling bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, tot vor.
— In Luckau hat sich kürzlich eine junge Tienstmagd mit einem Beil eine Hand ab- hauen wollen. Sie traf aber nur zwei Finger. Auf Befragen des Dienstherrn nach dem Grund gab sie zur Antwort, sie habe keine Lust mehr zum Arbeiten.
Hamburg, 14. Aug. Große Erregung
in allen Kreisen ruft die Zahlungsunfähigkeits-Erklärung de« Oberlehrers Wolters in Eilbcck hervor. Die Unterbilanz beträgt 300 000 ^ DaS Geld hat Wolters nach Art der Adele Spitzcder von früheren Schülern und Landleuten erhalten und an der Börse verspielt. Der Staatsanwalt ist eingeschritten.
— Ein Industrieller in New-Uork hat eine größere Anzahl von Arbeitern, welche in der Herstellung von Solinger Erzeugnissen erfahren sind, veranlaßt, mit ihren Familien von Solingen nach New-Iork über- zusiedeln. Die Leute erhalten für sich und ihre Familien freie Uebcrfahrt; für ihre dortige Thätigkeit ist ihnen ein hoher Lohn zugesichert. Diese Auswanderung ist auch eine Folge der die Solinger Industrie empfindlich schädigen Mac Kinley-Bill.
.'. Lehrer: Also, die Leute, die beten u. arbeiten, sind fromme Leute; was sind nun das für Leute, die stets schimpfen und fluchen?" — HänSchen: „Unteroffiziere.
Merk's.
Allezeit traurig ist beschwerlich. Allezeit fröhlich ist gefährlich, Allezeit aufrichtig: das ist ehrlich!
Jasmin.
Erzählung aus der Zeit der großen französischen Revolution von C. Warnemann.
Nachdruck verboten.
9.
„Warum bürgtest Du nicht für ihn?" frug Frau Jeannetle streng.
„Ich? daß mich Couthon, dieser blutgierige Schlächter, etwa auch noch absiechcn läßt, wie sein Genosse hier in der Gasse ein fettes Schwein schlachtet! Nein, Jcannelte, das — das verlange nicht von mir!"
„Der Unglückliche!" jammerte Blanche.
»Ja, ja." lallte Cousin nun, „morgen Mittag wird er verurteilt und übermorgen ist er abgcthan. Kopf ab! Das ist bei Ro- beSpierrc und Couthon immer das Ende vom Liede!"
Jetzt faßte Frau Jeannettc ihren Ehemann am Arme und zredete ihm folgendermaßen zu:
„Rasch, Bernard, stehe auf und unterschreibe diesen Einlaßschcin!"
„Ein—laß—schein ? Hm ! — Aber warum nennst Du mich Bernard? Ich heiße Pompöe nach dem großen Pompejus I"
„Ach was, laß Deine Faxen I Hier unterschreibe!"
Sie zog ihn mit Gewalt an den Tisch und er unterschrieb mit Schriftzügen, die den Schnörkeln der Chinesen nichtunähnlich waren.
Als Cousin im Lehnstuhl darauf fest eingeschlafen war, rüstete Jeannette die Gräfin Blanche für ihr Rettungswerk aus und entschlossen eilte diese in die Concicrgerie.
Aber trostlos kehrte sie nach einigen Stunden zurück. Sic konnte den Gefangenen, den man eben zum Verhör geschleppt, erst morgen sprechen.
„Morgen?" hatte die Gräfin geseufzt, als sie die Kunde vom Kerkermeister vernommen.
Der Kerkermeister hatte dann den Kopf geschüttelt und gemeint:
„Wenn Bürger Jasmin dann noch lebt, Verantwortlicher Redakteur: Bern
Madame, denn Bürger Couthon pflegt seine Freunde nicht allzulange zu vergesse» !"
„Weinend irrte Blanche den ganzen Tag im Hause umher. Ein gewaltiger Entschluß rang sich dabei im Herzen des schwachen Weibes loS. Was galt ihr, der Verfolgten, der Vereinsamten, deren Freunde alle unter der Guillotine geendet hatten, noch das Leben? Zwar hatte der Reichtum sic einst mit seinen Segnungen übersättigt, aber innerlich freudenlos war sie an der Hand des alternden Gatten wie blind durch die Welt gegangen. Jetzt umstarrt von Verhängnissen, von Tod und Verfolgung, hatt^ sie Jasmin kennen und lieben gelernt und — da ward ec ihr entrissen, unrettbar dem Tode geweiht! Wenn sie doch mil ihm oder für ihn sterben könme! Ja, dieser Gedanke erschien ihr wie eine Erlösung I Alles, alles, selbst ihr Leben wollte sie für seine Rettung einsetzen I
Am andern Morgen eilte die Gräfin wieder nach dem GefängniSgcbäude.
Ein paar blanke Louisdor, die inan damals gar selten in Frankreich zu sehen bekam, machten den Kerkermeister geschmeidig; tief zog er vor Blanche die schmierige Jakobinermütze vom Kopfe und öffnete ihr abermals die Pforten deS Gefängnisses.
Die zahlreichen Gefangenen hatten eben Freizeit, das heißt, sie waren auf den kleinen Gefängnishof hinausgelassen, auf dem nur eine zwanzig Fuß hohe Mauer und den blauen Himmel sah.
Allein, sinnend, bleich wie der Tod stand Jasmin in einer Ecke. Sein Herz, seine Gedanken waren bei der Gräfin. Da hörte er plötzlich seinen Namen flüstern. Wie himmlische Musik klangen ihm diese Töne, zweifelnd öffnete sich sein Auge, aber sie, die Gräfin war eS wirklich I Liebend umfaßten ihn zwei schlanke Arme uyd unter Thränen flüsterte sie ihm zu:
„Jasmin, o Jasmin!"
„Blanche, Teure, Geliebte!" erwidert er leise.
Wer kümmerte sich in dem Gefängnis- Hofe um diese, sich täglich hundert Mal wiederholende Scene ? Wer achtete dort auf
hard Hofmann.) Druck und Verlag von B r
das Flüstern der Liebenden ? Niemand I Voll Wonne und Wehmuttauschten die beiden ihre herzlichen Gedanken aus, ohne zu bedenken, daß der Tod sic bald trennen sollte.
„Ja," beteuerte Jasmin Lächelte, „geliebte Blanche, durch Dich ward i ch geläutert und entsündigt! Wie eine Priestcrin hast Du in mir die reine Flamme des Glaubens und der Liebe entzündet, Du hast mich vor mir selbst gerettet! O, wie danke ich Dir, wie liebe ich Dich unendlich!"
„Und ich bin durch Dich erst ein Weib geworden I Gedankenlos und gleichsam mit verbundenen Augen ging ich bisher durch diese schöne Welt, ohne Gottes Segnungen zu verstehen, da sah ich Dich, mein Jasmin, und werfe nun Rang und Reichtum gern hin, um Dich zu jretten! Komm, fliehe mit mir I mein Gold wird uns die Pforten dieses Gefängnisses öffnen!"
JaSmin schüttelte den Kopf:
„Was der Panther Couthon einmal in seinen Krallen hat, das läßt er, wie die Teufel in Dantes Hölle, nicht so leicht wieder los!"
„Ich versuche es aber dennoch !" erklärte die Gräfin.
„Sic küßte ihn zärtlich und lief zum Kerkermeister. Dieser Mann des Gesetzes schmunzelte, als er die Gold spendete Dame zurückkehrcn sah.
„Bürgerin," antwortete er ihr auf den leise vorgebrachten Antrag, „wer oder was Sic sonst sein mögen, wenn Einer geköpft werden soll, mir ist eS gleich, wer es ist. Leicht kann ich für den Dichter einen andern Gefangenen unterschieben, aber Bürger Couthon wird vielleicht selbst Nachsehen, ob ich den richtigen Gefangenen an den Scharfrichter Samson abliefere, und dann ist es um diesen dort geschehen I"
Der Kerkermeister machte eine bezeichnende Bewegung um den Hals und deutete auf JaSmin.
(Schluß folgt.)
Merk's.
Die beste Arznei ist die Geduld, rnhard Hofmann in Witdbad.