fällt das Barometer, aber es regnet nicht, Ausgenommen die Gegend am Moray Firth, wo es viel in der letzten Zeit geregnet hat machte sich in ganz Schottland bemerkbar. Die Frucht steht deßhalb nirgends hoch, in gewiss"m Maße dürste jedoch die Qualität für die Quantität Ersatz bieten.
Wien, 11. Aug. Ein verbrecherisches Ehepaar, welches den Dienstmädchenmord offenbar geschäftsmäßig betrieb, wurde gestern hier verhaftet. Die Eheleute heißen Franz und Rosalie Schneider und wohnten in der Vorstadt Rudolfsheim. Sie lockten vakante Dienstmädchen unter der Vorgabe, daß sie in Sommerfrischen Stellungen für sie haben, aufs Land, wo sie die Verbrechen verübnn. Ein vollbrachter und ein versuchter Mord sind dem Paare bisher nackgewiesen, wahrscheinlich liegen noch mehr Morde vor.
Aus Paris, 12. Aug., meldet man der Fr. Ztg : Ein heftiger Waldbrand wütet seit gestern unweit Toulon; trotz der Anstrengungen der Garnison sind bereits 1200 Hektaren verzehrt.
Leobschiitz, 13. Aug. Heute stürzte hier ein Hans ein, 24 Handwerker wurden verschüttet, hievon 14 getödtet.
Hamburg, 12. Aug. Die „Börsenhallc" meldet: Die Packetfahrt-Gesellschaft beschloß eine Erhöhung der Zwischendeck-Preise um 20 Prozent für alle vom Auswanderungs- komitee beförderten russischen Auswanderer.
— DaS am Hafen in Duisburg befindliche Getreidemagazin der Herren Fcrbach u. Beckers ist am Sonntag abend ein Raub der Flammen geworden.
London, 10. Aug. Aach einer Meldung des Standard aus New-Dork wird der Ertrag der Getreideernte der Ver. Staaten auf 600 Mill. Scheffel geschätzt, von denen 200 Mill. für die Ausfuhr bestimmt sind. Chicago allein speichert 7mal so viel Getreide auf wie 1890, 5 mal so viel Roggen, 2mal so viel Gerste. Die Preise seien indessen nicht wesentlich gesunken.
Vermischtes.
— Bei den ländlichen Festen in Frankreich spielen verschiedene Arten von Wett- läufen eine Rolle. Auf einem Programm war neulich auch ein Esels- u. ein Schwein- Wettrennen angekündigt mit der Bemerkung: „Zu diesem Nennen sind bloß die Einwohner des Fleckens zugelasscn.
.-. (Ein bissiger Liebhaber.) Der Dachdecker Nolisre in Paris war unlängst von seiner Braut, Victoria Lefranc, einem bildschönen Mädchen, verabschiedet worden, weil er unsolid lebte. Notiere schwor dem Mädchen Rache, und als er dieser Tage Victorine in Begleitung ihrer Schwester auf der Straße begegnete, warf er sic zu Boden und biß ihr das Ohr an der Wurzel ab. Auf die Hilferufe ihrer Schwester wurde er fcstgenommen. Der rohe Kerl erklärte, er habe das Ohr aufgegcssen und bedauere, bei der Mahlzeit gestört worden zu sei», er hätte sonst auch das andere verzehrt.
.'. (Wie ei» echter bayerischer Magen beschaffen ist,) geht aus folgendem Bericht der „Jsarzcitung" hervor: Nachdem der Gürtler K. I. in dem Dorfe R. in drei Tagen einen Zentner (oho!!) Kirschen mit Kernen (!) verschlungen hatte, bekam er Bauch» grimma, so daß er das Bett Hutten mußte. Um nun diesem Uebcl abzuheifcn, hat er seine ihm schwer im Magen liegenden Kirschen mit einer guten Portion Leinöl, die er hinter die Binde goß, eingemacht. Ein Pferd könnte daran kaput gehen, diesem Mann aber hat eS gar nix geschadet.
Jasmin.
Erzählung aus der Zeit der großen französischen Revolution von C. Warnemann.
Nachdruck verboten.
7.
„Natürlich!'' versicherte JaSmin. „Ich war es nicht, der jenen Ruf auSstieß, wie mich diese da beschuldigten l"
Im nächsten Augenblicke ab r schämte sich Jasmin der Feigheit, die er durch seine Worte begangen, und schon wollte er mann: lich erklären, daß er Robcspierre verachte. Aber dieser hatte bereits Louis Just am Arm ergriffen und ging mit demselben hinweg.
Der lahme Coutthon indeß warf Jasmin einen Blick des Hasses zu und murmelte:
„Wir werden ja noch sehen, Bürger Jasmin, ob Du ein ein ehrlicher Republikaner bist!" Dann humpelte auch er hinweg.
Jasmin hatte einst von Couthou, dem man nachrcdete, daß eS der illegitime Sohn eines Edelmanns sei, in toller Laune gesagt, daß sein Vater es mit seinem Sohne ebenso gemacht wie Juno mit dem Hephästos, weshalb beide hinkten; der Unterschied bestehe nur darin, daß Hephästos jaus dem Olymp auf die Erde, Couthon aber die Palastlreppe hinab geworfen worden sei. DaS trug der jetzige Triumvir Couthon JaSinin rachsüchtig noch heute nach.
*
» *
Am andern Morgen waren Frau Jeannette und Gräfin Blanche spazieren gegangen. Bürger Cousin saß im Lehnstuhl u. wartete auf die Frauen, um von ihnen Geld für das Weinhaus zu erbetteln, Jasmin aber betrauerte oben in seinem Stübchen DantonS Ende. Dabei stampfte er zornig den Fußboden und rief:
„Diese wahnsinnige Feigheit von mir! Ich bin ein Erbärmlicher, der BlanchcnS nie würdig sein wird I"
Da klopfte es unten, und an der Thür erschien Couthon mit drei Polizisten.
„Nun, mein wackerer Pvmpöe," redete er den Viertelö-Commissar Cousin schmeich
elnd an, „wie geht es zu, daß Du, der wackere Patriot im Viertel, Dirj einen Mietsmann zugelegt hast, der die Häupter der Republik verhöhnt?"
Pompse, sonst Bernard Cousin, warf sich in die Brust und rief:
„Du meinst wohl Jasmin, Bürger Cou- lhon?"
„Eben den, Bürger-Commissar I"
„Ich glaubte, eS sei ein harmloser Komödiant?" erwiderte Cousin.
„Der Satiren auf dem Convent schreibt? Haha, harmlos! Mit Danton hat er unter einer Decke gesteckt, wie meine Berichterstatter hier erfahren haben."
„Mit Danton, dem Verräter? Ei , so fahre Jasmin hin I Ich opfere ihn auf dem Altar des Vaterlandes, Bürger Couthon, und soll er mir ans Herz gewachsen sein!"
„Brav, Bürger," nickte Couthon, „gerade wie die alten Römer sprichst Du, wie Brutus und Virginias!"
„Ei," prahlte Cousin darauf, „dafür sind wir auch Franzosen, die erste Nation der Welt!"
- „Du erlaubst also eine Haussuchung, Bürger-Commissar?" frug Couthon.
„Mit Freuden!" erklärte Cousin.
Die Polizisten stürmten auf einen Wink CouthonS die Treppe hinauf, und während einer JaSmin bewachte, durchwühlten die andern beiden seine Sachen im Schranke und in der Kommode.
Sie fanden aber nnr eine Menge Schriften.
„Pah", lachte der eine, „Komödianten- weishcit I"
„Gedichte, von denen man nicht satt wird!" spottete der andere. „Doch halt hier, das bricht Dir den Hals, Jasmin! Höre uns!"
Und er las von einem Blatte ab:
„An die Freiheit.
Nach Freiheit haben wir gerungen,
In Liedern fleißig sie besungen!
Erklärt mir doch, die Ihr es wißt,
Was wahre, echte Freiheit ist!
Nicht Freiheit ist's, wenn alle Guten
Sich unter'm Henkerbeil verbluten, Wenn Narrheit frech das Scepter führt Und Tyrannei die Welt regiert!
Nicht Freiheit ist's, wenn toll in Phrasen Bluttrunkne Pöbelhaufen rasen, Sag, wann kommst wahre Freiheit du, Und giebst dem Lande wieder Ruh ?"
Triumphierend hielt Couthon das Blatt in die Höhe.
Jasmin war bleich geworden, aber er schwieg und cntgegnete nicht eine Silbe.
Man besah jetzt jedes Blatt Papier in JaSmins Stube genauer, bis einer der Häscher schrie:
„Gefunden ! Hier ein Vertraulicher Brief des Veräters Danton! — Komödiant, Du bist reif für Samsons Kammerdicuste! Vorwärts', fort mit ihm in die Concicrgerie!"
Couthon empfing die Papiere mit satanischem Lächeln.
„Sie riechen nach Blut!" sagte er cynisch.
„Hephästos wird Dir bald die Hölle Heizen, Du Lump von Komödianten!" zischelte er giftig Jasmin zu.
Jasmin sah ihn nur verachtungsvoll an und antwortete dann mit Ruhe:
(Fortsetzung folgt.)
Sonntag.
„Heut' ist der Tag des Herrn,"
Die Seele sieht in der Natur
Des Schöpfers Macht in jeder Spur —
Und dient ihm gern'.
„In allen Wipfeln Ruh,"
O Mensch, von Tag zu Tag gehest,
Am Tag' des Herrn geh' in Dich jetzt — Und ruh' auch Du!
„Kurz ist des Lebens Frist"
Auf Sand das Haus wir wollen nicht bau'»,
Dem Schöpfer stets uns anvertrau'n Ais wahrer Christ.
v. H. ö.
Btr»MW»rsticher Ned.ckteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wildbad,