monde und Alost gelegenen Dorfe, wurde eine 49 Jahre alte Witwe von Hauwer- meiren, die Besitzerin eines der bedeutendsten Bauernhöfe der Gegend, mit furchtbaren Wunden erschlagen in ihrem Bette aufgcfun- den, und zwar au demselben Tage, wo sie mit einem Einwohner des Dorfes sich wieder vermählen wollte. Die drei Söhne der Ermordeten im Alter von 18, 16 und 14 Jahren, sowie die 19jährige Dienstmagd sind als der Thal verdächtig in Haft genommen. Die Söhne hatten sich dem Vorhaben ihrer Mutter, sich wieder zu verheiraten, aufs entschiedenste wiedersetzt.
London, 1. August. Der Daliy News wird aus Odessa der bevorstehende Auszug von etwa 25000 Deutschen u. Oesterreichcrn aus den Südwest Provinzen Rußlands angekündigt infolge der Verordnungen der Gouverneure von Kiew, Podolien und Wolhynien, daß die Kolonisten entweder russische Unterthanen werden oder Rußland verlassen sollen. Eine Bestätigung dieser Meldung wird man abwaiten müssen.
Vermischtes.
(Der ertappte Hühncrdieb.) Ein
famoser Scherz ist dieser Tage in Kalkwitz bei Kottbus passiert. Ein dort wohnender Bauer hörte in der Nacht auf dem Hofe ein verdächtiges Geräusch, und als er hinaustrat, um nachzusehcn, bemerkte er am Hühnerstall eine Gestalt, welche offenbar mit diebischen Absichten umging. Er schlich näher heran und sah nun, daß ein Spißbube unten an einer am Hühncrstall angelegten Leiter stand und einen Sack in den Hände» hielt, während ein anderer Dieb oben auf der Leiter stand und die Hühner einzeln von den Sitzstangen heruntcrgriff und sic dem Komplicen zureichte, der sie seinerseits sofort in den Sack steckte. Der Untenstehende hatte ober ein paar scharfe Augen im Kopfe, mittels tderen er den sich nähernden Bauern entdeckte, als derselbe noch einige Schritte entfernt war. Er benutze nun die ihm vergönnten wenigen Augenblicke, um den Sack hinzuwerfcn, und lautlos zu verschwinden. Der obenauf der Leiter nahm von der ganzen Episode nichts wahr, um ss weniger, als der Bauer den Sack schnell auf- gegrisffn und sich eben so lautlos, wie der andere verschwunden war, untenan der Leiter postiert hatte. Mit einem Humor, der wirklich bewundernswert ist, ging der Bauer auf die
Sachlage ein; er steckte die Hühner, welche der Spitzbube ihm zureichte, getreulich in den Sack, und als der Dieb meinte, „nun möchten die Hühner wohl alle sein," da meinte er sogar mit verstellter Stimme, „er glaube, es seien noch ein Paar oben." Richtig wurden noch zwei entdeckt und ebenfalls zu den übrigen in den Sack gethan. Die Gemütlichkeit hörte natürlich auf, als der Spitzbube von der Leiter heruntcrkam. Da mußte er, wie die Pos. Z. meldet, cs sich schon gefallen, lassen, daß der Bauer ihm ins Gesicht leuchtete und seine werte Persönlichkeit feststcllte.
.. (Nach langer Pause.) Richter: Sie haben erst vor Kurzem zwölf Jahre verbüßt, und nun sitzen Sie schon wieder auf der Anklagebank!"— Angeklagter: „Schon wieder? Ick meene, wenn man zwölf Jahre lang nich mehr uff ihr gesessen hat, det wäre doch 'ne schöne Zeit."
(Zu gemütlich.) Tourist: Was fällt Ihnen ein, mir eine Ohrfeige zu geben ! ? — Bergführer: Sie entschuldigen, Hab keine Pistole bei mir — wollte Ihnen nur das siebenfache Echo zeigen I
Jasmin.
Erzählung aus der Zeit der großen französischen Revolution von C. Warnemann.
Nachdruck verboten.
5.
„O da bedauere ich, Bürgerin Blanche, Sie au Ihren Verlust erinnert zu haben!"
In diesem Augenblick öffnete sich die Thüre und Danton trat ein. Bei seinem Anblick entfärbte sich die Gräfin, Frau Jeannette aber trat mit schneller Geistesgegenwart vor sie hin, so daß sie ihre Person halb verdeckte. Aber Dantons Falkenblick hatte ihr Gesicht längst gestreift; fragend haftete sein Auge an der lieblichen Erscheinung, als Jasmin vortrat und ihn mit den Worten anredete:
„Willst Du mich sprechen, Danlon?"
„Gewiß !" entgegnele der Gefragte. „Sind die Schriftstücke fertig?"
„Seit einer Stunde, Bürger!" erwiderte JaSmin.
„So komm I" gab Danton zur Antwort nnd schritt mit Jasmin aus der Stube.
Sie stiegen die Treppe hinauf, wobei Danton leichthin die Frage that:
„Wer ist die Dame da unten?"
„Eine Muhme der Bürgerin Cousin I"
„So I"
„Sie nennt sich Blanche Cadou!"
„Blanche Cadau? So!"
Danton warf sich in das alte Canapee, welches in der Stube Jasmins stand und murmelte:
„Zum Kuckuck, wo habe ich doch dieses frappante Gesicht der Dame, diese üppigen Locken, diesen entzückenden Wuchs schon gesehen?''
Er starrte träumend vor sich hin.
Jasmin, der dem gefürchteten Danton Schriftstücke unterbreitet hatte, schüttelte den Kopf und meinte:
„Wovon redest Du, Bürger?"
Danton blickte auf und ries:
„Ach, so! Ich vergaß Dich, JaSmin! — Gleichviel, wir werden sehen, wa« uns
Heranlwsrtluver vtrü.v'teur: Bern
die Zukunft bringt, wenn wir am Leben bleiben. — Du bist fleißig gewesen, JaSmin !"
„Ach ja, ich that, was ich konnte I" „Bah, Du sagst das mit einer Jammermiene ! Weißt Du nicht, Bürger, daß die Arbeit die edelste Freundin des Geschöpfes, genannt Mensch ist? In diesem Jammcr- thale hält sie allein uns aufrecht I"
„Ach ja I" sagte der junge Mann mechanisch.
„WaS hast Du heute lustiger Jasmin?" Dabei dachte Danton an das schöne Frauenbild in der Stube dcS verloddcrten Poli- zei-Commissars.
Jasmin seufzte wieder und gab dann zurück :
„Lustiger Jasmin? Seit jeiniger Zeit bin ich gar nicht mehr lustig, Bürger Danton. Weiß der Teufel, waS in mich gefahren I" „Diese Zustände in Frankreich sind langweilig, Jasmin!"
„Fühlst Du das auch, Danton?" „Warum sollte ich nicht? Robcspierres und Fouquier Tinvilles Blutdurst wachsen und ich — ich fühle, daß ich ein Herz besitze unter — Hyänen I"
„Hm I Hm I"
„Jasmin I"
„Bürger?"
„Ach was, nenne mich Danton I Es waren doch bessere Zeiten, als noch Courtoiste und Höflichkeit herrschten I Was ist unter diesen Gleichmachern aus dem schönen Frankreich geworden!"
„Ein — Popanz!" rief Jasmin.
Er erschrack selbst, als cs heraus war, aber Danton nickte dazu und sagte:
„Du hast Recht, JaSmin!"
„Ja, zum Teufel, warum dulden wir'S l" Der arme Mensch erschrack auf den Tod und rief:
„Ich, ich 2 Was, Bürger?"
Danton ließ ihn los und sagte mit hohler Stimme:
„Wenn man nur noch einem Menschen in Frankreich trauen könnte I"
hard Hofmann.) Druck und Verlag von B e
Da legte ihm Jasmin die Hand auf die Schulter und sagte treuherzig:
„Mir kannst Du trauen, Danton I"
Danton blickte den jungen Mann lange schweigend an, dann meinte er:
„Komm setze Dich zu mir!"
Es geschah und nun redete erlangender die trostlosen Zustände Frankreichs in den jungen Menschen hinein. Dieser nickte, ge- gelodte Schweigen, sprach dem Danton eine Schwurformel nach und schüttelte dem Davon- eilendcn die Hand herzlich.
Jasmin blieb dann bei einem offenen Hefte nachdenklich sitzen, und Danton ging die Treppe hinab.
Er trat nachmals in die Wohnung des Schusters ein und sagte sich umschauend :
„Ist Cousin noch nicht wieder nüchtern ?"
„Nein, Bürger!" entgegnele Frau Jean- nette, dann sprach sie mit ihm über alltägliche Dinge, so daß Danton sich eiligst aus dem Staube machte. Er sah Blanche nicht mehr, denn Frau Jeannette hatte sie fürsorglich entfernt.
-kr
JaSmin und Blanche waren mit der Zeit gute Freunde geworden. Der junge Dichter verließ sein Haus jetzt selten und das wüste Kaffeehaus, in welchem die Jakobiner beständig verkehrten, besuchte er nicht mehr, nur mit Danton hatte Jasmin noch eifrigen Verkehr.
Danton besuchte das Haus des Polizei- Commissars Cousin jetzt fast täglich, ob aber JaSmin ihn dahinzog, mußte wohl fraglich erscheinen, wenn man die heißen Blicke beobachtete, die Danton auf Blanche warf, sobald er ihrer ansichtig ward. Jasmin war stiller und stiller geworden, so daß Blanche häufig zu Jeannette bemerkte:
„Jasmin ist ja wie umgewandelt! Der arme Jasmin I"
(Fortsetzung folgt.)
Merk
Du langweilst die Frauen, sobald du andere lobst, du unterhältst sie, sobald du andere tadelst.
rnhard Hofmann in Wildbad.