Rundschau.

Waldenbuch, 30. Juli. Auf bedauer- liche Wnse verunglückte gestern der 17 Jahre alte Job. Klein in einem Steinbruch. Beim Graben stürzte eine Wand ein und wurde dem Klein der rechte Oberschenkel abgeschla­gen, so daß er per Wagen nach Hause ge­bracht werden mußte. Leider soll derselbe nicht versichert sein, da er erst vor kurzer Zeit in dieses Geschäft kam. Möchte doch jeder Arbeitgeber dafür sorgen, daß seine Leute beim Eintritt sofort angemcldet werden und die Schultheißenämtcr, daß die Anmeld­ung richtig erfolge.

Remmingsheim, 30. Juli. Der im hies. Gasthof zur Krone befindliche Knecht, von Schützingen, OA. Maulbronn, gebürtig, wurde gestern von einem Pferde so unglück­lich auf den Bauch geschlagen, daß schwer­verletzt ins Krankenhaus nach Rottcnburg verbracht werden mußte, woselbst er diesen Morgen verschied.

Laupheim, 30. Juli. Der diesjährige Hagelschaden im ObcramtSbezirk Laupheim beläuft sich nach dem durch LandwirtschaftS- infpektor Kost a. Ravensburg vorgeonmmenen Schätzungen auf ungefähr 560,000 Die am meisten heimgesuchten Gemeinden sind Stetten, Dellmensingen, Donaustetten, Hüttis- heim, Hnmlangeu, Staig, Jllerricden. Heute trafen mehrere Offiziere des Grena­dierregiments Nr. 123, welche sich zurzeit auf einer taktischen UebnngSreise befinden, hier ein und bezogen auf einen Tag Quar­tier.

Freudenstadt, 31. Juli. Heute nach­mittag 3 Uhr wurde die hiesige Feuerwehr alarmiert; es brannte in der str Stunde von hier entfernten Parzelle Lautcrbad, Ge­meinde Dietcrsweiler, das Wohn- und Mahl- mühlegcbäude des Ortsrechners Seeger, welches in ganz kurzer Zeit vollständig ein­geäschert wurde. Bei der Bergung von den Wertpapieren des Besitzers (ca 2000 wurde ein hiesiger Feuerwehrmann durch einen herabfallenden Ziegel nicht unerheblich verletzt. Der Gebäude- und Mobiliarschaden ist bedeutend. Der eigene Sohn des Abge­brannten hat sich beim Amtsgericht hier ge­stellt und die Brandstiftung eingestanden, worauf derselbe sofort in Haft genommen wurde. Die Motive, welche den Burschen zur That veranlaßlen, sind derzeit nicht be­kannt.

Ulm, 31. Juli. Gestern abend 5 Uhr wurde die steinerne Eisenbahnbrücke über die Donau durch eine Kommission einer Besich­tigung ist offenbar veranlaßt durch den auch von uns veröffentlichten Artikel, in welchem der traurige Zustand, in dem die Brücke sich befindet, geschildert wurde. Voaussicht- lich wird nunmehr Remcdur geschaffen werde.

Blbtrach, 31. Juli. Dem hier morgens 6 Uhr fälligen Schnellzuge Nr. 1 passierte heute in der Nähe der Station Rißlissen der Unfall, daß ein Radreif an der Lokomo­tive zersprang. Der Zug hielt sogleich. Ein weiteres Unglück geschah nicht; doch erlitt der Zug, bis eine weitere Maschine von Ulm eintraf, eine Verspätung von Ist- Stunden.

Weilheim a. T., 29. Juli. Daß'man mit ernsten Dingen keinen schlechten Scherz treiben soll, das mußte der hiesige Bürger P. vor dem Schöffengericht Kirchhcim gestern bitter erfahren. Derselbe hatte zur Zeit, als die hiesige Gerichtövollzieherstelle jerledigt war, von einer auswärtigen Station, wo er

übernachtete, sich um diese Stelle in einer Weise und unter einem Namen gemeldet, die eine Verhöhnung in sich schlossen. We­gen dieses Vergehens hat das Schöffengericht ihn zu 4 Tagen Haft und die Kosten ver­urteilt.

Der Rheinisch-Westfälischen Zeitung zufolge ertranken am Mittwoch mittags in der Ruhr zwölf an dem neuen Essener Wasserwerk beschäftigte Arbeiter und zwei Mädchen durch Umschlagen deS Fahrzeuges, mit dem sie übersetzen wollten. Die Leichen waren bi« abends noch nicht aufgefunden.

In Berlin hat vor ciuigen Tagen ein Ringkampf zwischen dem bekannten Ham­burger Athleten Abs und dem amerikanischen Ringkämpfer Tom Cannon stattgefunden, wobei der crfterc im zweiten Gang Sieger blieb. Ein neuer Wettkampf, zu welchem Tom Cannon seinen Gegner forderte mit der Bedingung, daß der Verlierende eine be­stimmte Summe für wohlthätige Zwecke zah­len sollte, blieb binnen 30 Minuten unent­schieden.

Die deutsche Bank in Berlin teilt mit, daß bedeutende Fälschungen bei ihr entdeckt seien. Zwei Beamte haben durch falsche Abstempelung von Schlußscheinen auf den Namen der Bank in russischen Noten spekuliert, jdie Engagements seien am 31. Juli fällig und betragen 6 270 000 Rubel; der Verlust der Bank würde sich, falls sie diese als die ihrigen anerkennt, auf 1100 000 Mark belaufen.

Ein Schatz von hohem Wert soll in BeuthtN gefunden sein. Die Goldstücke, in Größe unserer 20 Markstücke, sind sehr dünn und ihr GcsamtSwert ein sehr hoher. Ein Gerücht, da« sich allerdings auf seine Verläßlichkeit noch nicht prüfen läßt, spricht nach dem Oberschles. Anz. von einer Million Mark. Das Gepräge ist sehr gut erhalten und zeigt ein Teil desselben König Otto von Böhmen mit der Jahreszahl 1508.

Im Dorfe Piskorzewen bei Johan- nisburg (Ostpreußen) brannten 19 Wohn­häuser und sämtliche Wirtschaftsgebäude von 20 Gehöften nieder; fast nichts ist versichert.

Die Franzosen schwimmen in Wonne über die Aufnahme ihrer Flotte in Peters­burg und die Stadt Cherbourg gibt den Of­fizieren und Mannschaften eines dort vor Anker liegenden russischen Kriegsschiffes ein dreitägiges VerbrüdcrungSfest. Wenn jetzt der Dreibund nicht zerschmettert am Boden liegt so können die Franzosen nichts dafür. Einstweilen werden sechs neueLandwehr-Jn- fantcrie-Regimcnter erhalten und auch die französische Flotte soll durch mehrere große Schlachtschiffe verstärkt werden.

Aus Wien, 29. Juli, meldet man der Fr. Ztg.: Aus dem vierten Stocke des Hotels Metropole stürzte sich heute eine 20- jährige Russin, Martha Damansky, aufs Straßenpflaster und starb bald darauf. Sie kam mit dem 27jährigen Gutsbesitzer Dob- rowolski Freitags aus Kischinew hier an. Die Damansky war eine arme, sehr schöne Näherin, welche von Dobrowolski zur Reise ins Ausland bewogen worden war. In Wien wollte sie Dobrowolski zurückscnden, bot ihr Geld an und versprach, für sie zu sorgen. Sie lehnte aber Geld und Ver­sprechungen ab und tötete sich.

Nach den letzten Nachrichten aus Ost­afrika ist Dr. Karl Peter am 24. Juni von Tanga aus mit einer Kompagnie der

Schutztruppe und 250 Trägern nach dem Kilima-Ndscharogebiet aufgebrochen, um nach Kenninisnahme an Ort und Stelle ein Gut­achten über die dort zu treffenden Verwalt- ungseinrtchtungen zu erstatten. Welches die Unterlage zu der Kolonisation dieses Teiles des deutschen Schutzgebietes abgehen soll, welcher Umfang dem Vorgehen im Kilima- Ndscharoland zu geben sein wird, dürfte ganz von der Entwicklungsfähigkeit dieses Gebietes abhängen, über die cs bisher noch an zuver­lässigen Angaben fehlt'

Vermischtes.

Ein Scherzwort des Kaisers. Wäh­rend des Besuches deS Kaisers bei dem eng­lischen Premier Lord Salisbury in Hatfield Housc fiel, wie englische Blätter melden, beim Dejeuner das Halsband der Gemahlin des französischen Botschafter zu Boden. Ga­lant sprang der Madame Waddington zu­nächst sich befindliche portugiesische Gesandte auf und half der Botschafterin da« Halsband wieder zu befestigen. Der kleine Vorfall war der Aufmerksamkeit de« Kaisers nicht entgangen, welcher, als er noch den Prinzen von Wales dem portugiesischen Gesandten assistieren sah, belustigt ausrief:Hilfe, Hilfe I Portugal will Frankreich erdrosseln, und Großbritannien leiht dazu seinen Bei­stand her" eine Bemerkung, welche unter den Tischnachbarn des Kaisers große Heiter­keit hervorrief und nicht zum mindesten auch Herrn Waddington amüsierte, an welchen sic in erster Reihe gerichtet war.

Reicher Kindersegen. In dem Orte Goldgräber-Hauland (Posen) ist der 72jährige Wirt Uttenbach mit besonder« reichem Kinder­segen bedacht. Seiner ersten Ehe entsprossen sechzehn Kinder, und seine noch lebende zweite, bedeutend jüngere Ehefrau, hat ihn kürzlich mit dem siebzehnten Kinde beschenkt, so daß er jetzt Vater von drciunddreißig lebend ge­borenen Kindern ist. Der 72jährige Greis ist, wie die Pos. Z. meldet, immer noch körperlich und geistig gesund.

.-. (Faule Ausrede.) Richter:Wie kamen Sie dazu, den Kläger, der sich doch nicht im geringsten verteidigte, ffo lange zu schlagen, bis Fremde Leute Sie gewaltsam trennten?" Angeklagter:Ja sehen's Herr Gerichtshof, grad dös hat mi verführt, i Hab' all's denkt: na, na, kann denn der gar nit g'nug kriegen?"

(Einfacher.)Aber, alter Freund, das begreife ich nicht, weshalb heiratest du nicht?"Mich nimmt Keine!" Unsinn, das kannst du auch nicht verlangen . . . nimm du dir Eine!"

(Im juristischen Examen.) Examina­tor :Was wissen Sie von der Ehe im Hinblick auf eine eventuelle Erbschaft?" Examinand :Wer nichts erheiratet u. nichts ererbt, der bleibt ein arme« Luder, bis er sterbt I"

Hiesiges.

Wtldbad, 1. August. Im Monat Juli wurden im hiesigen Schlachthaus« geschlachtet: 42 Ochsen, 2 Kühe, 86 Schweine, 237 Käl­ber, 48 Schafe. Zusammen 415 St.

Non Auswärts eingebrachteS Fleisch: 4375 Pfd.

Schlachthausverwaltung: Vorstand F. Weber.