wurde heute durch den höchsten Gerichtshof zum Tode durch Enthauptung verurteilt. Der Richter schlug jedoch dem König eine Milderung der Strafe in lebenslängliches Gefängnis vor.
— Aus Bremen, 30. Juni, wird gemeldet : Auf der Weser kenterte heute ein Boot mit 12 Arbeitern, wovon acht ertranken.
Helgoland, 29. Juni. Das Kaiscrpaar ist heute mdend nach schwerem Gewitter bei schönem Wetter hier eingetroffen. Auf der Fahrt die Elbe abwärts teilte der Kaiser mit lebhaftester Freude dem Direktor der Pakct- fahrt, Nissen, mit, daß der Dreibund auf weitere 6 Jahre verlängert sei.
Amsterdam, 1. Juli. Das Kaiserpaar mit den Königinnen ist im.Palai« angekom- men. Als der Kaiser mit der Kaiserin auf dem Balkon erschien, wurde er von einer zahllosen Menge jubelnd begrüßt. — Die Morgenblätler begrüßen die bevorstehende Ankunft des deutschen Kaiserpaares mit sympathischen Leitartikeln und Festgedichten. In den Schaufenstern sind Bilder des Kaiscr- paarcs ausgestellt. Neben der hölländischcn Trikolore weht auf den öffentlichen Gebäuden und auf vielen Privathäusern die deutsche
Reichsflagge. Zahlreiche Fremde sind hier eingctl offen.
Amsterdam, 2. Juli. Bei der gestrigen Galatafel beantwortete der Kaiser den Toast der Regcntin, indem er für den herzlichen Empfang dankte und die Freundschaft zwischen Deutschland und Holland betonte. Der gestern abend 9 Uhr stattgehabte Zapfenstreich nahm einen glänzenden Verlauf. „Heil dir im Sicgeskranz" und das niederländische Wilhelm-Lied, sowie ein Choral wurden entblößten Hauptes von der Volksmenge angehört. Die Majestäten, welche auf dem Balkon deS Schlosses erschienen, wurden stürmisch begrüßt. Nach jeder Nummer erschollen brausende Hochrufe.
— Eine Reihe stärkerer Erderschütter- nngcn, die von unterirdischem Getöse begleitet waren, wurden am Montag morgen in San Josö (Kalifornien) verspürt. Der erste Stoß verursachte ein Schwanken des 240 Fuß hohen LeuchtturmeS, wodurch eine Panik unter den Einwohnern Platz griff. Ein im Bau begriffenes Gebäude stürzte ein, mehrere andere gerieten in Schwankungen.
— Im ganzen russischen Reich sind die Lehrer an den deutschen Schulen vom Un
terrichtsminister verständigt wordm, daß sie ihre gegenwärtigen Stellungen anfzugelen haben, falls sie bis zum September nicht ein gutes Examen in der russischen Sprache bestanden haben.
— Wildbad. Unserem langjährigen Badegast, Hofopernsänger Antal Udvardy, dem hiesigen Publikum durch seine Mitwirkung bei verschiedenen Wohlthätigkeits-Veranstalt- ungen im Kursaal bestens bekannt, ist von Seiner Hoheit dem Herzog Ernst von Sack- sen-Coburg-Gotha bei Gelegenheit Höchstdes- sen Geburtstages als Beweis „besonderen Wohlwollens" die Herzog-Ernst-Medaille am zrünweißen Band verliehen worden. Die Decoration nebst Verleihungs-Urkunde ist Herrn Udvardy dieser Tage aus dem Herzoglichen Geheim-Cabinet zugestellt worden.
Wildbad, 1. Juli. Im Monat Juni wurden im hiesigen Schlachthause geschlachtet: 29 St. Ochsen, 2 Kühe, 142 Kälber, 56 Schweine, 23 Schaafe. Zusammen 252 St.
Von Auswärts wurde Fleisch eingeführt: 3894 Pfd.
Schlachthausverwaltung:
Vorstand F. Weber.
Der HiofenHof.
Mvelle von C. Western.
Nachdruck verboten.
22.
„Es schadet nichts, Joseph, hole mir nur einen Strauß; ich warte hier," sagte der Prinz lächelnd. „Leider bin ich das Bergsteigen nicht so gewohnt. Ich will untcr- deß etwas ausruhen I"
Joseph nahm heimlich Abschied von Loni und kletterte Weiter in den Bergen empor. Kaum aber war er fort, so rief der Prinz:
„Fräulein Loni, bitte, setzen Sie sich einmal neben mich."
Das junge Mädchen lachte hell auf und erwiderte:
„Sagen Sie doch kurzweg Loni zu mir, Königliche Hoheit! Ich bin kein vornehmes Fräulein."
„Aber ich kann Sie, die Tochter des reichen Rosenbauern doch nicht kurzweg Loni anreden?"
„O, doch, sagens nur sol"
„Gut! ich lhu's!" cntgegncte der Prinz und fuhr lächelnd fort: „Also, morgen ist Joseph'S Geburtstag!"
„Ich weiß cs, Königliche Hoheit; er hat mit meinem Vater den Geburtstag an einem Tage. Es wird ein trauriger Geburtstag werden!"
„Wollen Sie helfen, ihn zu einem freundlichen zu gestalten!"
„Ja, Hoheit, und gern!" rief das junge Mädchen.
„Nun gut, dann richten Sie sich so ein, daß Sie morgen früh etwas vor 9 Uhr in Ihrem väterlichen Hause sind. Wenn dort von dem Dornbauer und seinem HciratSan- trag die Rede ist, so sagen Sic nur immer ja, denn der Dornbauer ist von morgen ab der wackere — Joseph Ropp I"
„Ach I Wie ist das möglich?" rief Loni bestürzt und freudig erregt.
»Ich habe dem Joseph zum Dank für die wackere That, die er einst an mir gethan, das Gut des Dornbauern in aller Stille gekauft, und das Gesinde erwartet bereits den
' Verantwortlicher Redakteur: Bern
neuen Herrn. Morgen früh werden wir ihn damit überraschen I"
Der Prinz verabredete noch einige Vorbereitungen für den morgenden Tag mit Loni, bis Joseph mit dem Almenrausch und Edelweiß zurückkam. Dann stieg der Prinz mit seinem Führer wieder hinab von der Alm. Unterwegs aber sagte er noch zu demselben:
»Höre, Joseph, morgen halte Dich um 8 Uyr bereit. Mein Wagen holt Dich ab. Ziehe aber Deinen SonntagSrock an, denn Du sollst mich zu einem Feste begleiten!"
„Ich werde pünktlich sein, Königliche Hoheit!"
„Vergiß cS aber ja nicht Joseph!"
„Gott bewahre I Was Königliche Hohen befehlen, behalte ich wie das liebe Vaterunser!" beteuerte Joseph.
Der edcle Fürstensohn versank in Gedanken. Hier machte er ein Paar glücklich; aber wie viele Not gab es noch im Lande zu stillen. Der hochherzige Prinz wünschte lebhaft, daß sich alle Große und Reichen des Landes zu einem Bunde vereinigen möchten, um alle» Bedrängten beizustehen- Wenn nicht alle Not, so könnte dadurch noch viel Bedrängnis aus der Welt geschafft werden.
Joseph aber dachte voll Wehmut daran, daß morgen schon sein sechsundzwanzigster Geburtstag sei; schon über ein Vierteljahr- Hundert halte er gelebt und noch nicht viel für sein Lebcnsglück erreicht. Das war schlimm ! Wenn Loni nur sein würde; aber das hat lange Weile, der verstockte Rosenbauer würde seinen Sinn wohl nie ändern.
Endlich waren der Prinz und sein Führer wieder in Schwengau angelangt. Der Prinz trank im Gasthofc zum Adler ein Glas Bier, bezahlte den Wirt königlich, dann fuhr er davon, Joseph nochmals einschärfend, morgen pünktlich zu sein.
*
4»
Am frühesten Morgen stand vor dem Lager deS noch schlafenden Joseph dessen Mütterchen. Helle Thränen liefen ihr über die runzeligen Wangen, als sie den Geburtstagsstrauß leise auf das Bett und die schöne stiberbeschlagene Peife nebst Tabak auf den
hard Hos«»nn.) Druck und Verlag von B e
Tisch legte. Auf den Strauß band sie dann noch ein gedrucktes Sprüchlein, welches lautete:
„Hoffe auf den Herrn, denn er wird'S wohl machen I"
»Ja, so geschehe es I" seufzte sie dann und schlich hinaus.
Die durch das Fenster in die Kammer fallenden Sonnenstrahlen küßten Joseph zur rechten Zeit wach. Als er den Strauß, die Pfeife und das Sprüchlein sah, da sagte er innig und gerührt:
„Mein gutes, gutes Mütterle!"
Darauf faltete er die Hände und betete.
Dann gedachte Joseph des Auftrages vom Prinzen. Hurtig warf er sich in die Kleider, begrüßte sein Mütterchen, dankte ihr für die Geburtstagsgeschenke und nahm die Morgensuppe ein.
Joseph wartete dann auf den prinzlichen Wagen. Pünktlich fuhr dieser auch vor, aber der Leibjäger saß allein hinten auf. Joseph stand schon in der Thür, als der Leibjäger rief:
„Herr Dornbau . . . ., nein, Herr Ropp, wollte ich sagen, Seine Königliche Hoheit befehlen, daß Sie gleich mitfahren!"
„Ich bin bereit!" erwiderte Joseph. „So will ich mich bei dem Kutscher auf den Bock setzen !"
„Nicht doch, Herr Ropp, Sie sollen im Wagen Platz nehmen!" bemerkte der Leid- jägcr sehr höflich.
„Das paßt sich doch gar nicht für mich!" entgeguete Joseph.
„Bitte, steigen Sie nur ein, wir haben Eile I Seine Königliche Hoheit hat es so befohlen," erklärte der Leibjäger.
„Nun, dann muß ich schon gehorchen," meinte Joseph, und der Wagen fuhr geradewegs dem Dornhofe zu.
(Fortsetzung folgt.
Merk's.
Was geboren war, muß sterben;
Was da stirbt, wird neugeboren.
Mensch, du weißt nicht, was du wärest!
WaS du jetzt bist, lerne kennen I
Und erwarte, was du sein wirst I
rnhsrd Hvfmann in Wildbad.