Rundschau.

In der Guttcnbergstraße in Stutt­gart sprang der wertvolle Jagdhund eines Jigdliebhabers vier Stockwerk? hoch auf die Straße hinab. Ais der Besitzer die Treppe VinabAlle, um seinen zerschmetterten Liebling aufzuiesen, kam ihm dieser freudig wedelnd und laut bellend, ohne nennenswerten Scha­de» genommen zu haben, entgegen.

Plochingen, 28. Juni. Vergangene Nacht wurde von dem um '/-I2 Uhr von Reutlingen herkommenden Zug ein Ulanen- umeroffizier aus Stuttgart, welcher seit einem Jahr verheiratet ist, bei der Station Unter­boihingen überfahren, wobei ihm ei» Bein vom Wade» bis zum Oberschenkel quer durch- ichnittrii wurde. Der Verletzte wurde sofort in das hitsige Johanniterspilal gebracht, wo ihm heute das Lein abgcnommen wurde.

Heilbronn, 26. Juni. Heute abend fiel ein vierjähriges Kind, das am Neckar spielte, unterhalb der Ncckarbrücke ins Wasser und konnte trotz eifrigen Suchen« bis jetzt nicht gefunden werden.

Nagold, 26. Juni. Vorgestern setzte ein l-tjähriger Knabe in Mötzmgen seinen 6jähr. Bruder auf ein Pferd. Das Pferd ging durch und der kleine fiel herunter, blieb aber l ider im Strang hängen, so daß er getreten und geschleift wurde. Ob der Knabe mit dem Leben davonkommt, wird die Zukunft lehren. Der Bahnbau NagoldAltenstcig schreitet so rasch voran, daß die Linie vor­aussichtlich diesen Herbst noch eröffnet wer­den kann.

Von der Eyach, 26. Juni. Auf die drückende Hitze von gestern folgte ein schwe­res Gewitter, das von halb 5 bis 8 Uhr abends anhielt. In Haigerloch trat Hoch­wasser ein, das in kurzer Zeit das Thal an einzelnen Stellen ganz überschwemmte, vieles Heu mit sich brachte und auch im untern Thale noch einzelne Wiesen völlig räumte. Glücklicherweise war in den drei letzten son­nigen Tagen weit über die Hälfte deS Hcu- erteägnisseS Angeführt worden, sonst wäre der Schade» ein sehr erheblicher.

Vom oberen Neckar: Ein furcht­bares Gewitter verbunden miljWolkenbruch, der besonders auf den Markungen Harthau­sen und Trichlingen, außerdem aber auch noch bei Bösingen, Epsendorf, Rosenfcld n. s. w. große Verheerungen anrichtet?, entlud sich am Donneistag abend über die Ein- fenknng zwischen Alb und Schwarzwald. In Trichlingen drang das Wasser in Wohnungen und Ställe, so daß Vieh und andere Habe geflüchtet werden mußte. Im Krchsbachthale wurden 3 dem Baron v. Neubronner ge­hörige Brücken weggerissen. Allenthalben führten die Gewässer Heu, Brennholz, Baum­stämme und andere Gegenstände mit sich. Breite Grä! en wurden von den niedersiröm- enden Wassern in ansteigendem Gelände auS- gewühlt, und der Schaden, der durch hcr- niederprasselnden Regen und daS zusammen- strömende Wasser in Gärten und auf Aeckern außerdem noch hcrvvrgerufen worden ist, wird sich bei den Landwirlin in empfind­licher Weife geltend machen.

Heidenheim, 26. Juni. Gestern abend halten wir ein schweres Gewitter, während dessen der Blitz dreimal einfchlug. In der Verbandstofffabrik von Hartmann fuhr der Blitz in das Comptoirgebäudc und in dem­selben Augenblick erloschen sämtliche Glüh- lichtcr (es ist elektrische Beleuchtung Ange­

führt), da an der Leitung die Bleisicherungen geschmolzen waren. Das Giebeldach wor an zwei Stellen aus 1'/- Quadratmeter Fläche durchgeschlagen und im Innern der Gebäu­lichkeiten war der Verputz an vielen Orten ruiniert.

Obersulgen, OA Ravensburg, 26. Juni. Während eines sehr heftigen Gewitters schlug der Blitz gestern abend um 6 Uhr in das Oekonomieanwesen des Lorenz Walser und zündete. DaS Wohnhaus samt Scheuer brannte, ehe Hilfe Antraf, vollständig nieder. Bei dem raschen Verlauf des Brandes konnte nicht viel gerettet werden und sind noch 4 St. Vieh u. 2 Schweine mitverbrannt. Die Bewohner wurden vom Blitz nicht beschädigt.

Eine Hospitalitin in Rotkenburg be­schäftigte sich am Neckarufer mit Waschen. Da kam eine plötzliche Schwäche über sie und sie viel in die Wogen des ziemlich hochgehen­den Flusses. Es gelang ihr leider nicht, sich zn retten. In wenigen Augenblicken war sie in die Mitte des Flusses gerissen. Obgleich zwei Männer rasch zur Hilfe kamen, gelang es ihnen doch nur, eine Leiche an das Ufer zu ziehen.

Ebingen, 27. Juni. Eine der ange­sehensten hiesigen Familien traf heute ein erschütternder Schlag. Die Tochter deS Kon­ditors Wildbrelt, Emma, welche erst letzten Donnerstag hier ihre Hochzeit gefeiert hatte, trat heute mit ihrem Gatten H. Kreuser von Giengen a. Br. gesund und wohlgemut die Hochzeilreise an, und diesen Mittag schon ge­langte ein Telegramm hierher, wonach in Ravensburg plötzlich ein Herzschlag ihrem Leben ein Ziel gesetzt hat.

Ellwangen, 28. Juni. In Schwabs­berg begab sich gestern -in Dicnstknccht des dortigen Müllers vom Mähen hinweg in die Jagst zum Baden und ertrank. Wahrschein­lich ist er von einem Schlaganfall betroffen worden. Nach '/i Stunden fand man die Leiche. Auf dem Holzplatz beim hiesigen Bahnhof wurde gestern ein Pferd scheu und rannte gegen die Stadt. Beim Postgebäudc gerirt dasselbe auf« Trottoir, glitt aus, stieß mit dem Kopf gegen die Wand und ver­endete.

Ulm, 27. Juni. Drei Amerikaner, welche vom Ursprung der Donau bis ins Schwarze Meer mit Kanoc« eine Sport­partie auszuführen gedenken, sind laut U. T. gestern abend um 5 Uhr glücklich hier gelandet. Dieselben blieben hierüber Nacht und setzten die Fahrt heute nachmittags 2 Uhr vom Bootshaus de« hiesigen Ruder­klubsDonau" fort.

Der Kronrat in Berlin beschloß die Genhmigung einer Lotterie von acht Millio­nen für koloniale Zwecke, die als Bekämpf­ung der Sklaverei ausgegeben werden. Sechs Millionen sollen für Gewinne verwandt wer­den. Von dem Exlrage sind 400 000 ^ für den Wißmann-Dampfer bestimmt.

Das Neueste ist jetzt nach Berliner Blättern ein elektrisch betriebener Fächer, dessen Wirkung in den warmen Sommer­monaten eine ganz angenehme sein muß. Die Vorrichtung, welche in dem Bureau der Berliner Elektrizitätswerke ausgestellt ist, be­darf keiner Bedienung und braucht je nach der verlangten Leistung nicht mehr elektrischen Strom als 12 Glühlampen. Derselbe ist völlig ausreichend, um selbst in großen Räumen eine erfrischende Luftbewegung her« beijusührcn. Aus eine salonfähige Ausstat­

tung ist besondere Sorgfalt verwendet worden / der Preis des Motors mit allen Zubehör beträgt allerdings 250

(Ein unmenschliches Elternpaar) stand vorige Woche vor dem Olmützer Schwur­gerichte, Namens Johann und Jostphiue Bock aus Mährisch Neustadt. Dieselben hatten vor einiger Zeit ihren zwölfjährigen Sohn in grausamer WAse ermordet, indem sie ihm die Hände banden, ihm einen mit Steinen gefüllten Sock um den Hals legten und ihn in einen Wassertümpel warfen, in welchem der Knabe ertrank. Die Mörder wurden zum Tode durch den Strang verurteilt.

Am Freitag abend wurde der 17jähr. Maurer Schmitt aus Marxheim auf dem Heimwege von einem desertierten Soldaten überfallen und durch Hiebe auf den Kopf so zugerichtet, daß er besinnungslos wurde. Auch erhielt er noch einen Stich in die Brust. Dann schleppte der Deserteur den vermeint­lichen Toten in ein Fruchtfeld, nahm ihm das Geldtäschchen, ein Messer, den Rock und die Kappe ab. Der Verletzte kam später zu sich und schleppte sich, als der Soldat sich entfernt hatte nach Hause. Am andern Abend versuchte der Soldat, dem-Rh. K." zufolge, einen Mann zu überfallen, letzterer trieb ihn aber in die Flucht. Seinem Schwager in Hosheim mochte der Deserteur Mitteilung, daß er sich im nahen Tannenwäldchcn auf­halte, der Schwager gab den Brief der Po­lizei, der Wald wurde umstellt, der Deser­teur gefangen und nach Mainz ausgeliefert. Der Deserteur stammt von Hofheim.

Eine blutige Bauerntragödie setzte daS Dorf Rhaumen in nicht geringe Aufregung. Ein Bauernmädchen unterhielt gegen den Willen ihrer Eltern ein Liebesverhältnis mit einem Burschen. Als sie ihren Liebsten abends besuchte, wurde sie von diesem in dessen Hause erschossen.

Cösfeld, 27. Juni. Durch ein Gewit­ter mit Wolkcnbruch wurden die meisten Feldsrüchte vernichtet und der Eisenbahnver­kehr gestört. Der Bahndamm wurde meter­hoch überschwemmt. Auch fast die ganze Stadt wurde überschwemmt und verschiedene Brücken weggerissen. Der Bahndam wurde meterhoch überschwemmt. Auch fast die ganze Stadt wurde überschwemmt und verschiedene Brücken weggcrissen. Der angcrichtete Scha­den ist sehr groß.

Trier, 27. Juni. Beim vorgestrigen Wolkenbruch an der Obermosel und deren Nebenflüssen haben, soweit bis jetzt festge­stellt ist, fünf Menschen den Tod gefunden. Der Bahnverkehr ist noch immer unterbrochen; die Ernte ist großenteils vernichtet.

Aus dem Hochwald, 23. Juni. Glück ist in eine arme Familie des Dorfes Wohl- scbeid bei Heusweiler (Reg.-Bezirk Trier) eingezogen. Die 16jährige Tochter einer mit 6 Kindern gesegnete sehr armen Witwe hat den Hauptgewinn der Wormser Dom- bau-Lvtterie im Betrage von 75 000 Mark gewonnen. Das glückliche Mädchen hatte kurz vorher in der Stettiner Pferdc-Lotteric den kleinen Betrag von 4 50 --s ge«

wonnen, wofür sich das Glückslos er­stand.

- Der 22jährige StAnhaner Theodor Herold und die 18jährige Zimmermanns- ivchter Jda Schildknecht, von ihren Eltern an der ehelichen Verbindung gehindert, wur­den, wie aus Hamburg gemeldet wird, am Freitag nachmittag, mit Stricken um den