Rundschau.

> Die BernfungSsachc des frühere» Hauptmanns Miller gegen das Urteil des Schöffengerichts in Stuttgart, wodurch er wegen Beleidigung der Witwe des Generals v. Schwarzkopfen zu einer Geldstrafe verur­teilt wurde, sollte vor der 2. Strafkammer in Stuttgart verhandelt werden. Bei Auf­ruf der Sache meldete sich als Vertreter des HauptmannS Miller R.-Anwalt Fr. Hauß- mann, Namens der Frau Generali» war niemand erschienen. Hierauf entschied die Strafkammer dem Anträge de- R.-Anw. Haußmann gemäß, daß die Privatklage der Frau Generalin wegen Ausbleibens ihres Vertreters als zurückgenommen gelle und dieselbe sämtliche Kosten 1. u. 2. Instanz nebst den der Gegenpartei erwachsenen not­wendigen Auslagen zu tragen habe.

In Stuttgart kam ein 3jähr. Kind in der Nähe der W.rderstraße unter einen Pferdebahnwagcn, welcher über das Kind hinweg ging, so daß dasselbe augenblicklich tot war.

Durch den Fischereiverein Heilbronn wurden in den Neckar 10 000 St. Aalbrut und 40 000 Zandcreier eingesetzt. Dieselben wurden von der Kais. Fischzuchtanstalt Hüningen bezogen.

Unterhalb des Schlosses Hohenroden bei Essingen (Aalen) sind 7 Konfirmanden, die auf einem Weiher in einem alten Kahne sich vergnügten, ertrunken.

Aalen, 8. April. Ein großer Leichcn- zug bewegte sich heute mittag 12 Uhr von dem Ortes Lauterburg nach dem dortigen Kirchhof. Die 7 ertrunkenen Knaben er­hielten ein gemeinsames Begräbnis und wur­den in ein Grab gelegt. Der Zudrang von den Nachbargemeindcn war ein großer. Der OrtSgeistliche hielt nach dem Leichenbegäng­nis in der Kirche eine ergreifende Rede.

Nllith, 6. April. In der vergangenen Nacht wurde einem auf der Durchreise be­griffenen Schäfer, welcher seine Schafherde in der Nähe des hiesigen Ortes auf freiem Felde nächtigte, von einem bis jetzt unbe­kannten Hunde seine Herds angefallen. Von der etwa 200 Köpfe zählenden Herde blieben, wohl namentlich infolge des unter den Tieren entstandenen Schreckens, 30 Stück tot auf dem Platze. Der Schaden wird auf etwa 1000 geschätzt. Der noch junge Schäfer hat seinen Vater heute vormittag auf tele­graphischem Wege von dem Unglück in Kennt­nis gesetzt.

Reutlingen, 8. April. Gestern vormit­tag mißhandelte die Frau eines Schneiders in der St. Leonhardstraße das 7jährige Mäd­chen aus erster Ehe zuerst mit einem Scheit- chen Holz in unmenschlichster Weise und be­goß es dann mit heißem Wasser, so daß der inzwischen hinzugerufcne Arzt an dem Wiederaufkommen deS Kindes zweifelt. Der bedauernswerte Mann, den man von der Arbeit nach Hause rief, hätte sich, schreibt die Schw. Krsztg., an seiner Frau lhätlich vergriffen, wenn man ihn nicht davon abge­halten hätte. Zudem ist dieses Weib die Schwester der ersten Frau, also auch die Tante und überdies noch die Patin des Kindes.

Ehingen, 7. April. Gestern nachmittag entlud sich unter Blitz und Donner das erste Gewitter mit starkem Regen, untermischt mit Hagelkörnern. Dasselbe hat auch bereits ein Menschenleben zum Opfer gefordert; denn

heute verbreitet sich hier die Nachricht, daß die Frau des Polizeidieners N. in dem 2 Stunden entfernten Jngerkingcn vom Blitze erschlagen worden sei.

Ebingen, 8. April. In Thailfingen kam ein 7jähriges Mädchen in Abwesenheit seiner Mutter dem Feuer des Herdes so nahe, daß dessen Kleider Feuer fingen und dasselbe so schwere Brandwunden erhielt, daß es denselben erlag. Die Teilnahme mit der schwergeprüften Familie ist eine allge­meine.

Tuttlingen, 8. April. Wie großes Un­glück dadurch entstehen kann, daß Kinder sich an vorübcrfahrendc Fuhrwerke anhängen, beweist ein in dem benachbarten Fridingen letzter Tage vorgekommencr trauriger Fall. Zwei Knaben, 78 Jahre alt, hingen sich hinten an den im Schritt fahrenden Birr- wagen des Schlüsselwirts Koßmann von Tuttlingen. Der eine davon geriet mit dem rechte» Fuß in die Speichen des Hinterrades, wodurch ihm derselbe fast vollständig vom Leibe gerissen wurde. Der arme Knabe wurde von seinen Leiden bald durch den Tod erlöst. Der Jammer der so schwer heimge- suckten Eltern ist groß. Den Fuhrmann trifft keine Schuld.

Rottenburg, 4. April. Mittelst Ent­schließung des Königs bezw. des Staats­ministerium« wurde das Bittgesuch des hoch­würdigsten Herrn Bischofs Dr. von Hefelc um Zulassung von Männerorden in Würt­temberg abgelehnt.

I" dem Hausflur derAlten Post" in der Gr. Friedbergerstraße in Frankfurt wurde in einem Kehrichthaufen ein neuge­borenes Kind männlichen Geschlechts, in eine Berliner Zeitung eingewickelt, lebend ausge­funden. Von der unnatürlichen Mutter hat man noch keine Spur.

Rheinzabern, 5. April. Großer Jam­mer herrscht in der Familie des KüferS Colling. Im Lauf eines Vierteljahres star­ben der Familie fünf Kinder im Alter von 1 Monat, 1, 4, 5 und 6 Jahren. Sämt­liche litten an Halsbräune. Der Würgengel hat alle Kinder aus dieser Ehe weggerafft.

In Kostheim bei Mainz zog sich ein 13jähriger Junge beim Seilhüpfen eine Darmverschlingung zu, welche de» Tod her­beiführte.

Der Kurort Karlsbad, dessen schwere Heimsuchung durch die Wasserkatastrophc vom 24. November 1890 die Teilnahme der ganzen Welt gefunden hat, welche Teil­nahme nicht blos in zahlreichen Trostbriefen und Telegrammen, seitens der unermesslichen Zahl von Freunden und Curgästen dieser unvergleichlichen Heilstätte, sondern auch in großen und kleinen Spenden ihren Ausdruck fand, hat, was die städtischen und curört- lichen Schäden anbelangt, diesen fürchter­lichen Schicksalsschlag nahezu überwunden. Die eingestürzten Ufermoucrn sind wieder vollständig hergestellt, die Straßen und Plätze alle wieder anstandslos, wie früher, passir- bar. Die hinweggcrissenen Brücken und Stege sind einstweilen durch hölzerne Ueber- gänge ersetzt und diese werden bis zum 1. Mai wieder neuen eisernen Brücken und Stegen gewichen s«i. Ein Teil der Mühl­badgasse wird sich^njt Beginn der Saison viel schöner und freier präsentieren, da die HäuserGoldener Apfel" undSchweizer", welche vom Hochwasser derart unterwaschen wurden, daß die Erwerbung und Demolier­

ung dieser Objekte durch die Stadtgemeinde erfolgen mußte, nicht wieder aufgebaut, son­dern anderen Stelle, bei bedeutender Erbrei­terung der Straße, Verkaufsläden errichtet werden und zwar vorläufig provisorisch im schweizer Style, ähnlich demjenigen der Markt- brunnencolonnade, weil die Absicht besteht, sämtliche Häuser der Mühlbadgassc an der­selben Seite anzukaufen und an deren Stelle überhaupt nur Boutikcn, eventuell mit einem ersten Stockwerke, zu erstellen, wodurch die enge Mühlbadgassc durchgehends eine ent­sprechende Erbreiterung erfahren würde. Die von den Fluten zerstörten Privatgeschäfte sind fast sämtlich wieder in Ordnung, alle Parterreräume gehörig ausgetrocknet und be­hördlich für benutzbar befunden und erklärt und es ist jetzt schon sehr wenig mehr von dem ursprünglich fürchterlichen Rückstände, den die Ueberschwcmmung hinterlassen hat, zu bemerken. Der Kurort Karlsbad hofft dem zu Folge auf eine gute Frühsaison und auf ein freudiges Wiedersehen mit allen seinen Gästen, welche jederzeit und wann es ihnen beliebt, ob jetzt, im Mai oder später auf einen freundlichen Empfang und auch darauf rechnen können, daß sie AlleS wieder so und in derselben Ordnung finden werden, als ob die Katastrophe überhaupt nicht stattgefunden hätte. Unter den gegen­wärtig zum Kuraufenthalt bereits eingetrof- fenen Stammgästen bcfinden sich Se. Excel- l-nz Herr Dr. Stephan, Gencralpostmcister des deutschen Reiches, Herr Rudolph Hertzog au- Berlin, der einer der Ersten nach der Katastrophe sich an der Bildung eines Hilfs- fondeS mit 10,000 ^ beteiligte und viele andere Personen aus allen Ständen.

Cresekd, 8. April. Auf dem hiesigen Bahnhofe ereignete sich gestern Abend ein entsetzlicher Unglücksfall. Als der von Köln nach Vlissingen bestimmte Schnellzug kurz vor 6 Uhr auf der rheinischen Seite einlief und die Passagiere umsteigen wußten, stürzte sich ein elegant gekleideter, etwa 50 Jahre alter Herr mit ausgebreiteten Arm vor die eben daherkommende Lokomotive eines Per- sonenznges auf das Geleise, wurde eine Strecke weit fvrtgeschleist und vor den Augen seiner laut ausjammernden Kinder überfahren. Der Bahnssistent Reisdorf suchte den Unglücklichen unter Preisgebung seines eigenen Lebens zu retten, indem er den Selbstmörder vom Ge­leise zu ziehen suchte, kam jedoch selbst nur mit genauer Not mit dem Leben davon. Die entsetzlich verstümmelte Leiche des Selbst­mörders ist der Tode der Engländer William Thomas Lamb, Direktor der Wollspinnerei Elkens in Grevenbroich. Er wollte mit seiner 17jährigcn Tochter und seinen zwei jüngeren 68jährigen Kindern in Beglei­tung eines Verwandten nach London fahren und langte in einem Coups 1. Klasse hier an, wo er aus unbekannten Gründen den Selbstmord vor den Augen seiner Kinder verübte.

I" Zuaim (Mähren) wurde am Dienstag morgen die hochangesehene Witwe Fanny Fukatsch-Schmidt ermordet. Wegen triftiger Verdachtsgründe ist noch Dienstag abends der Bruder der Ermordeten, der Ockonom Karl Fukalsch, sowie eine Magd, die neben dem Schlafzimmer der Ermorde­ten geschlafen, festgenommcn worden.

Wie aus Lodz gemeldet wird, ist in Raczyn der Flecktyphus ausgetreten und 12 Personen find bereits daran gestorben. Vop