und erschoß 8 weitere Gefangene, trotzdem dieselben um Gnade flehten. Drei Leichen von Sizilianen wurden an Laternenpfssten aufgeknüpfl und von tausend Kugeln durch­bohrt. Die Menge suchte dann den Privat­detektiv Omalley auf und bedrohte die Ge­schworenen mit dem Tode. Viele hervor­ragende Bürger haben an der Erbrechung deS Gefängnisses Teil genommen. Die Stadt befindet sich in fürchterlicher Aufregung und e« sind Staatstruppen aufgeboten, um der Polizei bet Aufrechterhaltnng der Ordnung beizustehen. In Nordamerika wird nicht selten VclkSjustiz (Lynch) gegen gefährliche Subjekte geübt, wenn die Gerüchte ihre Schul­digkeit nicht thun wollen oder können. Aber daß Richter Lynch mitten in einer großen Stadt wie New-Orleans des Mordes an einem Polizeibeamten verdächtige Italiener, über deren Schuld die möglicherweise be­stochene Jury sich nicht einigen konnte, nach Erstürmung des Gefängnisses niederschießt, ist doch noch nie dagewesen. Die italieni­schen Geheimbündler in New-Orleans scheinen allerdings mit Recht die Entrüstung der ganzen Bevölkerung durch mehrere schwere Mordthaten hervorgcrufen zu haben und all­

gemein bekannt ist auch, daß die amerikani­schen Geschworenen sich durch Drohungen einschüchtern und durch Geld bestechen lassen ; aber die amerikanische Regierung wird doch energische Schritte thun müssen, um solche Schauerthaten der Volksjustiz für die Folge unmöglich zu machen, und sie shat auch be­reits den Hinterbliebenen der Italiener Un­terstützungen zukommcn lassen und sich bei der italienischen Regierung entschuldigt.

Newyork, 20. März. Infolge neuer Drohbriefe der Mafsia nimmt in New-Or- leans die Erregung gegen die Italiener zu. Zahlreiche wohlhabende italienische Familien verließen die Stadt.

Verschiedenes.

Woraus besteht der Mensch?

Auf diese Frage antwortet die englische ZeitschriftJron" wie folgt: Der Mensch besteht ans 13 Grundstoffen, von denen 5 gasförmig und 8 fest sind. Der Hauptbe­standteil ist Sauerstoff in einem Zustande äußerster Znsamenpressung. Ein Normal- mensch von 70 Kilogramm Gewicht enthält 44 Kgr. Sauerstoff, welche unter gewöhn­lichen Verhältnisse» einen Raum von 40

Kubikmeter einnehmen würden. Ferner birgt ein solcher Mensch 5 Kilogramm Wasserstoff, welche im freie» Zustande einen Raum von 80 Kubikmeter füllen würden. Die drei übrigen Gase sind Stickstoff 1,72 Kgr., Chlor 0,8 Kgr. und Fluor 0,1 Kgr. An festen Stoffen enthält der Nvrmalmcnsch 22 Kgr. Kohle, 800 Gramm Phosphor, 100 Gramm Schwefel, 1, 75 Kgr. Calcium, 80 Gramm Kali (Potassium), 70 Gramm Natron (Sodium), 50 Gramm Magnesium und 45 Gramm Eise». Edelmetalle birgt somit der mensch­liche Körper nicht.

Gemeinnütziges- * Nähmaschinen zu reinigen, wenn sie, mit verharztem Oel und Staub beschmutzt, in ihrem Gang verhindert sind, verschaffe man sich etwas Benzin, bestreiche die Teile, die geölt werden, mittels eines Pinsels oder einer Feder damit, trete die Maschine einige Minuten, und wenn das Oel aufgeweicht ist, wische man die Teile mit einem Lappen rein und öle sie wie gewöhnlich ein.

Der Collega

des Herr« Stadtmilsikus.

Humoreske von Carl Cassau.

Nachdruck verboten.

1 .

Motto:

Da- böse Gewissen erkennt man an seiner Scheu, aber sonst steht nicht jedem an der Stirn geschrie­ben, wer er ist-.

Vor langen Jahren war eS und herrliche Sommernacht. Ein Wagen rollte auf der Landstraße dahin. In der Ferne erblickte man einen dickbauchigen Thurm und rote Ziegeldächer zwischen den grünen Wipfeln der Buchen und Kastanien, ein Bild, das im Abendsonnenstrahl einen wohlthuenden Ein­druck hervor brachte.

Der Kutscher auf dem Bocke, der bis­her stumm neben seinem Begleiter, einem hochgewachsenen Menschen in cinfacherDiener- tracht, gesessen, hob die Peitsche und zeigte nach drüben:

Das ist Giersbcrg!"

Giersbcrg? So? Hm!"

Dies Wenige sagte er mit fremdländi­schem Accent.

Man kam während dieses Gespräches an eine massive neue Steinbrücke, welche über ein tief in das Wiesengrün einschneinendes Flüßchen führte.

Morgen ist dort Kirchweih I" hob der Kutscher wieder an.

Kirchweih? Hm, so!"

Es schien, als ob der Diener diese letz­ten zwei Wörter gepachtet habe.

Das mochte auch der Kutscher denken, denn er brummte etwas unverständliches von hochmütigem Mustkantenpack in den Bart, versah aber dabei, die Pferde links zu reißen und fuhr mit dem rechten Vorderrade der Kalesche so gegen einen Brückenstein von Granit, daß die Achse wie eine welke Kohl­rübe mitten durchbrach und der Wagen sich auf die rechte Seite neigte.

Dee Kutscher war schon mit einem Fluch

Verantwortlicher Redakteur: Bern

hinunter, auS dem Fond der Chaise aber fragte jetzt eine tiefe Stimme:

Was giebt's hier, Börs?"

Mir scheint ein Achsenbruch vorgefallen zu sein, gnädiger Herr!" cntgegnete der Diener.

Darauf sagte die Stimme drinnen einige Worte in einer fremden Sprache cs mochte Norwegisch oder Schwedisch sein worauf der Diener ebenfalls vom Bock stieg und seinem Herrn bchülflich war, aus der Chaise zu klettern. Es war eine hohe, et­was gebeugte Gestalt, ganz in dunkle Stoffe gekleidet, ein Mann von etwa sechsunddreißig Jahren mit einem etwas dicken Kopfe und breitem Gesicht, aber mit geistreichen Auge», welcher sich jetzt aus dem Wagen heraus- schältc und tcilnahmlos sich die wirklich schöne Landschaft anschaute. Er mochte wohl Bes­seres gesehen haben, denn er wandte sich an den Diener:

Börs, meine Amati;"

Der Diener sprang in die Chaise und holte einen Geigenkasten von Ebenholz dar­aus hervor:

Ich werde sie wohl verwahren, gnädiger Herr!"

Nein, nein", meinte jener aber be­sorgt,ich nehme sie selbst zu mir, Börs! Bleibe Du bei den Koffern I Ich gehe zu Fuß in die Stadt; suche einen guten Gast­hof ! Das Ding da ist klein, wir werden uns treffen schon!"

Damit war er leichtfüßig davon u. schritt die Landstraße hinab, durch das Thor, an dem einzigen dienstthueuden Stadlsolbateu mit dem obligaten Strickstrumpf in der Hand vorbei, bis an eine Schmiede, wo der Mei­ster noch eifrig mit drei Gesellen am Am­bos hantierte.

Habe draußen Unglück gehabt, Meister", redete diesen der Fremde an,eine Achse ge­brochen ! Wann kann sie sein wieder fertig? Habe Eile!"

Der Schmied ließ den schweren Hammer auf die Erde sinken, stemmte die Hände in die Seite unv sagte:

Achse gebrochen? Hm. schöne Geschichte I"

aaro Hoimann.) Druck und Verlag von B e

Wann wird sie fertig wieder?" fragte der Andere nochmals ungeduldig in fremd­ländischem Accent.

Heute nicht!" lautete die lakonische Antwort.

Morgen denn?"

Morgen ist Kirchweih, da wird nicht gearbeitet I"

Aber ich werde gut bezahlen, Meister Schmied!"

Dann will ich sehen; vielleicht morgen Mittag;"

Pink, pank, bink, bunk, hieben nun alle Vier wieder auf ein Stück Eisen, welche« der Lehrjunge unterdeß glühend gemacht, so daß die Funken dem Fremden um die Ohren flogen und er scheu zurücktrat.

Er stand noch eine Weile, faßte dann an den breitrandigen Hut und ging davon in die Stadt hinein, an der Kirche mck dem schon beschriebenen Thurm vorbei, während er die Häuser der Nachbarschaft musterte. Vor einem derselben stand ein korpulenter, pausbackiger Mann von etwa fünfnndvierzig. Jahren in Hemdsärmeln und rauchte aus einer kurzen Pfeife. Er musterte den Frem­den mit dem Geigenkasten scharf und sprach ihn dann folgendermaßen an:

Der Herr ist wohl Musiker?"

Der Fremde lächelte leicht:

Ja, so viel das tägliche Brot verlangt l"

So, so ? Glaubte schon, der Herr wolle hier ein Concert geben?"

Ah, morgen zur Kirchweih? Nicht übel I"

Das meinte ich nicht!" entgcguete der Pausbackige und that einen tüchtigen Zug ans der Tabackspfeife.Der Herr muß nämlich wissen, das ich hier im Orte die göttliche Musika repräsentiere, bin der Stadt- pfeifcr und Ratsmusikus Kilian Zingst!"

Große Ehre, Herr!"

Und der Fremde faßte an den Hut. Dann schien ihm ein Gedanke zu kommen und er meinte:

(Fortsetzung folgt.)

r n h a o He sm « nn in Witdbad.