Hiesiges.

Wildbad, 17. März. Der zweite Gewinn der Stuttgarter Krankenhaus-Lotterie M. 19999 fiel auf Nr. 92 395 und wurde von Herrn Carl Will). Bott, Kaufmann, Hauptstraße hier ver­kauft. _

Nund s ch a u.

Durch Beschluß der K. Regierung für den Schwarzwaldkrcis vom 13. März 1891 ist der Verwaltungskandidat Jmanuel Holzschuh von Blaubeuren zum Schultheißen der Gemeinde Birkenfeld, O'A. Neuenbürg, ernannt worden.

Cannstatt, 15. März. Heute früh 6 Uhr 52 Min. stürzte beim Einfahren des Eßlinger Zugs auf dem Bahnhof der Ma- schincnführer Rapp aus Eßlingen beim Ucber- gang über eine sog. Zungenweichc (und wohl infolge der Erschütterung) von der Maschine herab und schlug den Kopf so unglücklich auf die Schienen, daß er einen Schädelbruch 'davontrug und noch hente nachmittag im BezirkSkrankrnhaus, wohin er verbracht wor­den war, starb. Am Donnerstag vormit­tag kam der seit kurzem in der K- Wagen­werkstätte beschäftigte Franz Eberle hier während der Arbeit zwischen zwei auf Schie­nen gehende Wagen, welche ihm derart die Brust zerquetschten, daß er kaum mit dem Lebe» davonkommen wird.

Fellbach, 13. März. Ein hiesiger Bauer hatte gestern auf seinem Acker das Unglück, von einer eisernen Egge erfaßt zu werden, wodurch er mehrere Verletzungen davontrug, wobei ihm insbesondere die linke Wade von einem eisernen, 15 onr langen Zahn buch­stäblich durchbohrt wurde.

Heilbronn, 15. März. Heute abend wurde ei» Mann, wohl infolge vorausge- gangeuen Streites, vor einer Wirtschaft der Kirchbronncustraße von einem andern mit einem Messer in den Hals gestochen. Der Gestochene wurde als ist vom Platze ge­tragen. Der Thäter ist verhaftet.

Ans dem Bezirk Weinsberg. 12. März. Die Neckar.-Ztg. schreibt: In L. feierte küzlich eine Frau ihre Hochzeit mit dem sechsten Manne. Der Glückliche!

Magstadt, 13. März. Zu einem hie­sigen jungen Fuhrmann, welcher gestern mit einem Wagen Steinen in Stuttgart war, gesellte sich ein anscheinend solider junger Mann nnd fragte ihn nach Namen u. Her­kunft. Einige Stunden später kam der­selbe in den hiesigen^Drt, suchte den Vater dcS Fuhrmanns auf und meldete demselben, daß sein Sohn beim Steineabladen in Stutt­gart das Bein gebrochen habe. Der Vater machte sich sogleich mit dem Hiobsboten auf den Weg nach Stuttgart. Unterwegs klagte der letztere über Fußleiden und sagte, er solle ihm seinen Lohn mit 2 ^ geben, dann könne er »ach Gefallen seinen Weg sortsetzen. Der Mann that dies u. ging allein weiter. Zwei Stunden später kam der Sohn dem Vater gesund entgegen.

Tuttlingen, 14. März. Mit der Her- richtnng des Platzes für das Schneckenbur­ger-Denkmal wird demnächst begonnen wer­den. Die Summe der Beiträge für das Denkmal beträgt jetzt ca. 28,000 -//kl

Gmünd, 15. Marz. Großes Aufsehen erregt hier dem S. M. zufolge die Flucht eines Beinwarenfabrikanten mitsamt seiner Frau. Es handelt sich um angeblich verübte Wechselfälschung, durch welche namentlich die hiesige Gewcrbebank in Mitleidenschaft gezogen werden soll, und zwar, wie man sagt, um mehr als 50,000 Die An­gelegenheit wird in allen Kreisen lebhaft be­sprochen. Das flüchtige Ehepaar ist gestern noch in Frankfurt verhaftet worden.

Horb, 14. März. In dem benachbar­ten Mühlen a. N- brannte in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag in der Koberschen Spinnfabrik das Lagerhaus, in welchem die Wollvorräte aufgcspeichert wa­ren, nieder. Das Hauptgebäude litt wenig Schaden, indem dasselbe ganz massiv gebaut ist und das Lagerhaus nicht in unmittel­barer Nähe desselben liegt. Die Maschinen litten durch das Eindringen des Wassers teil­weise Schaden. Weitere Gefahr war nicht zu befürchten, da das Anwesen außerhalb Etters liegt. Ursache des Brandes bis jetzt unbekannt.

Heidenhcim, 15. März. Schon seit mehr als 20 Jahren besteht hier ein Kirchen­baufonds zum Zwecke der Erbauung einer neuen evangelischen Kirche, da die alte Kirche für die jetzigen Verhältnisse unserer Stadt viel zu klein ist. Der Fonds hat nun die Höhe von 112,000 ^erreicht. Da cs je­doch bei freiwilligen Gaben allein noch zu lange anstehen dürfte, bis man mit dem Bau der Kirche beginnen könnte, so wurde von den bürgerlichen Kollegien beschlossen, bei der K. Regierung die Erlaubnis zu einer Lotterie cinzuholen. Sobald die Genehmig­ung dazu erteilt ist, wird mit dem Bau be­gonnen werden. Der Platz hiezu ist schon vor längerer Zeit der Stadt von dem ver­storbenen Dr. Meebold geschenkt worden.

Ulm, 14. März. Am nächsten Montag wirb laut U. T. mit den Versetzarbeiten auf dem Hanpttnrm des Münsters wieder begonnen.

Buchau, 13. März. Dieser Tage be­gab sich eine Deputation aus Buchau nach Stuttgart, um an maßgebender Stelle für ihr Eisenbahnprojekt zu arbeiten. Wie verlautet, ist gegründete Hoffnung vorhanden, daß die Linie SchussenriedBuchau von seilen deS Staates gebaut wird.

Saulgau, 14. März. In Beizkofen schnitt sich eine Frau mit einem Rasiermesser de» Hals ab. Die Frau litt schon längere Zeit an Schwermut.

Weingarten, 13. März. Am Donners­tag ereignete sich beim Holzfällen im Rau- penwalde, woselbst 46 Holzhauer aus dem Schwarzwald mit dem Fällen der von der Nonne" zerfressene» Bestände beschäftigt sind, ein schweres Unglück. Eine stürzende Tanne riß im Fall eine andere mit sich, die eine unvorhergesehene Richtung nahm, einen kräftigen jungen Mann zu Boden schlug und ihm eine tödliche Kopfwunde bcibrachte, so daß er kurz darauf eine Leiche war.

Der Rücktritt deS preußischen Mini­sters Dr. v. Goßler nimmt das Interesse aller Parteien lebhaft in Anspruch. Außer den bekannten Ereignissen scheinen andere Einflüsse zum Sturz des Ministers bcige- trageu zu haben; man bringt sogar den Rück­tritt Goßler's mit dem Marine-Etat zu­sammen, gleichsam als Preis für die Ein­willigung deö Zentrums zum Bau der Panzer­

fahrzeuge. Diese Gerüchte sind natürlich nicht zu kontrolicren, aber auch dieNat.- Ztg." erwähnt solche geheime Einflüsse.

Berlin, 14. März. Zu Ehren des hierher zurückgekehrten Dr. Peters fand ge­stern bei Hitler ein Festessen statt, an welchem namhafte Mitglieder der parlamentarischen Parteien der Nationalliberalen, Konservati­ven, Freikonservativen und des Zentrums teilnahmen. Dr. v. Bennigsen rühmte in einem Trinkspruch auf Peters dessen Ver­dienste um das deutsche Kolonialwerk, wor­auf Peters dankend erwiederte.

Berlin, 14. März. Windlhorst hatte in der zweiten Hälfte der Nacht ein hestigrs Fieber, gegen Morgen trat leichter Schlaf ein, welcher zu allmählicher Auflösung führte. Windthorst entschlummerte unmerklich.

Ludwig Windthorst ist am 17. Jan.. 1812 in Kaldenhof im Osnabrückischen als Sohn eines Rechtsanwalts geboren, auf dessen Wunsch er sich auf dem Carolinum i» Osna­brück zum geistlichen Stande vorbereitete. Später jedoch studierte er in Göitingen und Heidelberg die Rechte, ließ sich dann als Advokat in Osnabrück nieder upd ward dann rittcrschaftlicher Syndikus und Vorsitzender Rat des dortigen Konsistoriums. Im Jahre 1848 sehen wir ihn als Oberappellations­gerichtsrat in Celle wirken; ein Jahr später beginnt seine politische Wirksamkeit als Mit­glied der zweiten Hannöverschen Kammer, deren Präsident er 1851 wurde. Vom Herbst 1851 bis 1853 war Windthorst Justizminister unter dem Ministerium Scheve, war dann wieder Abgeordneter und über­nahm 1862 aufs Neue das Justizportefeuille unter Brandis-Platen. Am 21. Oktober 1866 ward er Kronoberanwalt in Celle, legte nach der Annexion sein Amt nieder und führte 1867 die Verhandlungen mit Bis­marck über die Abfindung des König Georg. Seit 1867 war er Mitglied des Norddeut­schen Reichstages und des preußischen Ab­geordnetenhauses für Meppen, und stellte sich seit der Eröffnung des ersten Deutschen Reichstages entschieden an die Spitze der klerikalen Partei und ihrer parlamentarischen Fraktion, des Centrums. Er zählte zu den Senioren des Reichstages, aber ungeachtet seines hohen Alters »ahm er an den parla­mentarischen Aufgaben den regsten Anteil und versäumte während langer Sessionen kaum einmal eine Sitzung. Neben ^geistiger Frische hatte sich Windthorst noch bis in jüngste Zeit ein großes Maß körperlicher Rüstigkeit zu bewahren gewußt. Nur seine starke Kurzsichtigkeit machte ihm viel zu schaffen. Erst unlängst vermochte sein Kör­per die Folgen eines Sturzes von der Treppe rasch zu überwinden. Eine Lungenentzünd­ung hat nunmehr seinen Tagen ein Ziel ge­setzt. Die Erkrankung erschien vom ersten Augenblicke an lebensbedrohlich ; doch hat der Ncunundsiebzigjährige noch einige Tage dem herannahenden Tode Widerstand zu leisten vermocht. Noch am Freitag machte sich eine leichte Besserung bemerkbar ; das Fieber hatte erheblich nachgelassen; der Kranke war bei vollem Bewußtsein und lange nicht mehr so apathisch, wie Donnerstag. Der Appetit war reger geworden und die körperlichen Kräfte anscheinend im Zunehmen begriffen. Gegen Abend indeß stellte sich wieder eine sehr bedeutende Verschlimmerung ein, und Samstag früh ist das Ableben erfolgt Zu dem Sterbelager war Windthorst'« ein.