Der: Deserteur:.
Original-Erzählung von C. C- Burg.
, Nachdruck verboten.
11 .
„O, sonst ist er sehr mutig."
„Mag sein ! Aber bei der Mutier Gottes von Lüttich, da kommt ein Kahn! Ach, ich erkenne ihn, es ist Gert. Gert, Gert, eile hierher, hierher!"
Der Morgen graute, als Gert die gefährliche Fahrt zumldrilten Male unternahm und Vetter Resch mit seinen Schätzen hokte. Die ganze Familie mußte nach Cröff, das, hochgelegen, keine Wassernot litt. O, wie waren alle dem mutigen Gert, dankbar und cs wunderte Resch auch gar nicht, als sich Fist und Gert um den Hals sielen. Der alte Kord Trägert und seine Frau hießen die Uebersckwemmtc» willkommen und suchten sie zu trösten. In der Thal, sie waren nicht die böse Leute, die Bartel Resch in ihnen vermutet. So ward er auch Gert freundlicher geneigt. Aber von Verlobung n»d Hochzeit war noch keine Rede. Der alte Kord sagte stets : „Wartet noch, Kinder; der Alte ist noch nicht mürbe."
So verging der Winter, aber vom Kapitän kam keine Nachricht. Zum Frühjahr fiel das Wasser. Aber, o weh, wie halte cS an den Weinbergen gewütet, besonders an demjenigen des Barthel Resch. Zum Glück hatte tur Keller Stand geholte» und sein reicher Inhalt war gerettet. Noch waren die Häuser naß und die Familie R. wohnte noch in Cröff, Christel und sein Va> ter waren aber täglich im Weinberge, um Fuder um Fuder von Ackerkrume auf den Felsen werfen zu lassen, den das Moselwasser nackt gespült. Endlich war die Arbeit gelhan und die Häuser wieder bewohnbar ; am nächsten Morgen, einem Montag, sollte der Umzug nach Traben vor sich gehen.
Es war ein schöner Sonntagsmorgen im April. AllcS grünte bereits, die Bienen summten im Garten, die Sonne lachte hell vom Himmel herab und die Kirchcnglockcn läuteten ringsum.
„Heute will ich ihn mürben machen, Gert," sagte der alle Kord; „halte Dich nur mit Fifi und den Frauen bereit; der Christel darf nicht fehlen; wir gehen in den Weinberg."
Und so geschaht.
Mit Neid sah Bartel Resch den herrlichen Berg an. Ei, wie standen die Stöcke schon voller Triebe; o, das war wieder ein gesegnetes Jahr. Und sein Weinberg ?
„Kommt, Vetter," meinte plötzlich Kord, „nun sollt Ihr auch den Keller unter dem Berge sehen."
„Einen Keller? Ihr habt einen Keller unter dem Berge?"
„Allerdings, mußt' es auch anfänglich nicht, hab's erst später entdeckt."
Er führte den Gast in die Tiefe, wo plötzlich ein hoher gemauerter Bogen den Kellereingang verriet. Den Bogen hatte man bis auf eine kleine Oesfnung zugemauert und diese sperrte eine eisenbeschlagene Thür. Kord öffnete mit altertümliche» Schlüsseln und beide traten in ein herrliches Kreuzgewölbe wo im Hintergründe drei große Fässer lagen, die nur durch den großen Bogen gekommen sein konnten.
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„He, was ist daS?" schrie BartelResch und riß die Augen auf.
„Uralter Wein , Vetter I" gab Kord ruhig zurück.
Resch laß schon am ersten Faß: „Xrmo Dowiui Arktiks Dsi ölDOXDIX haben die Mönche auf Kloster Wolf diesen Wein gekeltert." Und am zweiten: „Xnuo Domini Arktiks Dsi NDODXXX haben die Kegelherrn monastsrii ^VulLsiraussn diesen Wein gekeltert." Und am dritten: „Im Weinjahre des Herrn üIDODXXXVI habe» die Brüder von Wulfhausen diesen Wein gekeltert und bereitet."
„Kord, Vetter, das ist ja ein Schatz von größtem Werte I" rief Resch wieder und wieder.
„Laß uns ihn versuchen I" erwiderte Kord, holte Gläser hervor und der alle R. füllte sie.
E>, wie der mundete; dagegen war der von 1686 gar nichts.
Auf einmal, als sie schon etliche Gläser des edlen Gewächses getrunken hatten, begann Kord Trägert:
„Seht, Vetter, diesen Berg mit Keller und den drei Fässern darin nebst tausend Gulden Silberwährung geb' ich dem Gert zur Aussteuer mit. Gebt ihm die Fisi; die jungen Leute sind sich gut. Ger: kann in Euer Geschäft mit eintreten und segnet Ihr einmal das Zeitliche und Christel will nicht mit Gert aushalten, so kann Gert ihn auSzahlen. Trinkt und überlegt! Aber ein End' soll die Sache noch heute haben!"
Vater Resch trank. Wie Feuer rann der alte milde Wein durch seine Adern. Wie, der Weinberg und dieses edle Gewächs hier sollte noch so gut wie sein eigen werden? Er holte tief Aiem und reichte Vetter Kord die Hand: „Ihr habt Euch einen unwiderstehlichen Brautwerber ausgesucht, den alte» Moselwein da. Die zierlichen Bänder des Fasses dort sind mir lieber als die Seidenbänder am FreicrShut I Wohl denn, die Sache ist abgemacht I"
„Noch ein Glas auf die Brautleute!" sagte Kord.
Und sic tranken, dann rief Kord die klebrigen herbei und Verkündete ihnen, was geschehen. Die jungen Leute aber lagen schon vor den beiden Männern auf den Kniecn und erhielten ihren Segen.
Ans dem ältesten Fasse aber war der Verlobungswein in reichlichem Maße gezapft, und die Hochzeit aber auf Pfingsten festgesetzt.
Nach derselben stellte sich auch der Kapitän wieder in Traben ein, ober nur, um Abschied zu nehmen sein Regiment ward an den Rhein verlegt.
»Ich fühle wohl," sagte er zu Vater Resch entschuldigend, „daß ich für die Fisi zu alt war: ich werde nun gar nicht mehr heiraten, denn seit ich die alle Kegelherren gesehen, will ich all' meine freie Zeit zum Studium des Ueberirdischen benutzen."
Da lochte Christel hell auf und gab die ganze lustige Historie zum Besten
Mynheer van Beek stand wie v. Donner gerührt. „O, ich Esel!" sagte er dann.
Vater Resch aber beruhigte ihn: „Tröstet Euch, denn Ihr seid der bravste Mann in der ganzen holländischen Armee! Ich bin und bleibe Euer Freund; kommt mit zu meinem Trunk im Keller vom echten 1649er!"
hsro Hosmann.) Druck und Verlag von B e
Jener schlug ein, und als sie nun beim Glase saßen, da lachte der Alte und schmunzelte: „Ein feines Weinchen, Herr Kapitän, nicht wahr? Das war der Brautwerber um die Fifi!"
— Ende. —
Verschiedenes.
In einer Dainengesellschast beklagten sich einige Fräulein über das manchmal freche Nachsteigen der Männer und fragten einen anwesenden Ungar um seine Meinung über die Sache. Da antwortete jener ganz treuherzig: „Find i ganz überflüssig, daß laufen Männer nach Madeln, denn isotttsw I wenn sie möchten bleiben zu Hause, würden Madeln glci' laufen zu ihnen."
.-. (Immer praktisch.) In dem Ort Niederrövcrn in den Reichslanden trug sich dieser Tage das folgende heilere Stückchen zu: Ein junger Mann wollte zum Tanze gehen. Seine Frau wollte es aber nicht leiden und drohte, ihn des Nachts beim Nachhausekommen anszusperren. Was thut der junge, lebenslustige Mann, um diesem Schicksal zu entgehen ? Er hebt die Hausthüre aus den Angeln, nimmt sie auf den Rücken und geht mit ihr zum Tanzsaal.
.-. (Entschuldigt.) Hauptman»: „Sie haben geäußert, daß Sie kein Kommisbrot essen tonnen?" Rekrut: „Ja, Herr Hanpi- mann." — Hauptmann: „Warum nicht?" Rekrut: „Weil mir's die andern immer wegfressen."
Das deutsche Lied.
Nun, da ich einsam und verlassen,
DeS Treibens müde wie noch nie,
Durch bunte, volksbeleble Gassen Mit tiefbewegtem Herzen zieh!
Gedenk' ich der verlor'nen Lieben,
Und eines jeden, der mich mied, —
Ein Freund ist mir geblieben In Lust und Leid: das deutsche Lied!
Es hat in allen Lebenslagen Mich stets erhoben und erquickt,
Wenn in unheilschwangern Tagen Ich fest dem Feund ins Nug' geblickt, Ich sah bei Andrer Freud' und Scherzen Wie jeder Jubel schnell entflieht, —
Doch stets blieb nahe meinem Herzen In Lust und Leib: LaS deutsche Lied!
O, bleibe bis in weil'tte Ferne Zu allen Stunden mir getreu,
Und wie das Licht der ew'gen Sterne Beselige mich stets auf's neu!
Und wie das Kind mit Blicken, Hellen, Der Mutter tief ins Auge sieht, —
So rausche mir aus ew'gen Quellen In Lust und Leid; das deutsche Lied!
Aus tiefen, kaum verharschten Wunden, Die mir die Hand des Schicksals schlug, Erhebt in mitternächl'gen Stunden Sich Lied auf Lied im kühnen Flug.
Von Blüten seh' ich mich umgeben Wenn es in And'rer Herzen zieht, — Und himmelan soll stets mich heben In Lust und Leid : das deutsche Lied I
M e r k' s.
Wer andre will verachten
Mög sich erst selbst betrachten,
Und findet er sich fehlerfrei
So dank er Gott, daß er es sei.
rnhard Hofmnn in Mldbao.