mittag- erwachte der Mann, und so konnten die übrigen (im ganzen 6 Personen), welche noch schwer belaubt waren, gerettet werden.
— In Trier brach in der Nacht vom 8. auf 9. Januar gegen 4 Uhr in der Hof- scheuerschen Möbelfabrik und Dampftischlerei an der Südallec Feuer aus. Obgleich die städtische Feuerwehr rasch zur Stelle war, brannten das MafchinenhauS und die Werkstätte bis auf einen Teil der massiven Umfassungsmauern nieder. Der Schaden wird auf 80,000 r/rl geschätzt. Das nahcgelegene Wohnhaus ist erhalten geblieben.
— In Bramlschweig herrscht, wie man der Fr. Ztg. meldet, ein bedenklicher Zustand der nächtlichen Unsicherheit. Seit einigen Wochen ist etwa ein Dutzend der frechsten Einbruchsdicbstähle verübt worden, ohne daß et bis jetzt gelungen wäre, auch nur eine Spur der Thäter zu entdecken. Die Einbrüche folgen regelmäßig jede zweite Nacht.
— In Hamburg wurde am Samstag morgen nach 8 Uhr der Raubmörder Paul ArnSberger aus Nürnberg hingerichtet, welcher die 26jährige GastwirtSiochter Anna Lorentzen in Allermöhe erschlagen hat. Er starb gefaßt und reuig.
— Am lO.'dS. MtS. lagen 46 Dampfer und 55 Segelschiffe in Viissingen, welche Antwerpen nicht erreichen konnten.
— In Habre nahm sich während des AbendgottcSdienst'S in der St- Michaelskirche ein Mensch auf sonderbare Weise das Leben. Er hatte alle seine Kleidungsstücke mit Petroleum getränkt und Holzstücke durch Stricke um seinen Leib gebunden. Dann zündete er eine Schale mit Petroleum au und goß sie über sich aus. Der Priester suchte vergeblich das Feuer zu löschen, er trug nur Brandwunden davon; der Unglückliche, der offenbar geisteskrank war, ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
— In San Demetrio (Distrikt Aqnila) ist das Schulgebäude eingestürzt; der Lehrer und viele Schüler sind verunglückt.
— Wie über London gemeldet wird, ist in Wien eine Verschwörung gegen das Leben des Fürsten Ferdinand von Bulgarien entdeckt worden. ES soll die plötzliche Ausweisung des Herrn Ludskanow, des Schwiegersohnes des bekannten Parteigängers Dra- gan Zankow, damit in Zusammenhang stehen.
— Der Allg. Königs. Ztg. zufolge schweben zwischen der preußischen und rus
sischen Regierung Verhandlungen über die Einrichtung eines Expreßzuges für die Sommermonate zwischen Berlin und Petersburg mit einer Geschwindigkeit von 90 Kilometer in der Stunde.
— Eine furchtbare Blutthat ereignete sich in Parabiagio bei Mailand. Der 30- jährige Bauer Luigi Codega, ein sonst gul beleumundetes Individuum, tötete in trunkenem Zustande seinen Vater durch Stockhieb: und verwundete 13 Personen, darunter vier sehr schwer durch Messerstiche und Stockhiebe. Eine alte Frau liegt sterbend; zwei andere dürften nicht aufkommen. Der Mörder wurde flüchtig.
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.'. „Sie suchen einen Kompagnon? Da kann ich Ihnen Berghcim dringend empfehlen, Ein gewandter Kaufmann, hat Geld, Unternehmungsgeist und Glück". — „Weiß ich. Aber wissen Sie, ich mag ihn trotzdem nicht. Derselbe Bergheim war mit meiner jetzigen Frau verlobt und hat sie nicht genommen. So einen Schlauberger kann ich als Kompagnon nicht brauchen.
den Tod geht. Herzogin Elisabeth von Liegnitz, lebt glücklich und vergeßt nicht ganz den armen Pagen, der Euch allein geliebt hat bis an die Grenze deS Wahnsinns."
Das Wort verklang, der Becher flog hinab in die Tiefe und dann — die Gäste schrien entsetzt auf — war auch des Pagen Gestalt verschwunden — er lag drunten im Abgrund zerschmettert, sein letzter Hauch hatte seiner Liebe gegolten.
— Ende. —
Verschiedenes.
(Der Weg zum Glück.) „Ucberall wo Damen sind, ist jdoch auch der Müller zu finden: auf dem Eise, in allen Gesellschaften, auf allen Bällen —" „Ja, wissen Sie, der sieht sich nach einer Frau um, und und ist jeden Morgen überglücklich, daß er keine gefunden hat."
Verschwendung. Frau: Wenn nur endlich einmal wieder hübsches Wetter einträte, damit wir recht flcißigjjspazieren gehen könnten!" — Mann: „Jawohl — die teure Wohnung daheim unbenutzt lassen u. draußen herumlaufen I"
Patient : „Doktor Müller, der unsere Stadt verlassen, meinte, mein Leiecn sei ernster Art I — Neuer Arzt: „Ach, mein Lieber, auf dasj, was der sagt, müssen Sie nichts geben!" Patient: „Er hat Sie mir aber empfohlen!"
(Schülerweisheit.) Lehrer: Wenn der Frühling naht, daun fangen die Bäume an, Knospen zu treiben, Blümlkin sprossen ans der Erde hervor und jene Tiere kom> men wieder zu uns, die durch ihren Gesang unser Herz erfreuen. Welche Tiere sind das? — Schüler: Die GesangSvereinler.
(Gegenleistung.) Der kleine Pepi (zu seiner Schwester): „Du Emma gieb mir ein bischen von Deinem Kuchen: Ich werde daun unser Klavier so ruinieren, daß Du '» paar Wochen lang keine Klavierstun- den m.hr zu nehmen brauchst!"
.'. In der Zoologie-Stunde. Lehrer: „Welche gute Eigenschaften kennt ihr vom Löwen?" —Schüler: „DaS Löwenbräu."
rnhard H »fm « nn in Wildbad,.
Der Page der Herzogin.
Romantische Erzählung von F. v. Limburg.
Nachdruck verboten.
7.
„Er ist es," frohlockte sie im Innern, „er wird mich lieben wie ich ihn , und die Sonn« deS Glückes wird endlich für mich aufgehen l"
Hinter dem Stuhle der Herzogin stand hvchaufgcrichtet, bleich, aber mit loderndem Blicke der schöne Page Franz von Chila. Er sah den schwarzen Ritter, sah wie tief sich derselbe vor seiner Herrin neigte und sein Herzschlag setzte sekundenlang aus.
Er hatte gewünscht, daß die geliebte Herrin glücklich werde, aber nun, wo dies Glück sich erfüllte, nun fühlte er nicht nur Freude in seinem Herzen über der Herzogin Glück, sondern auch einen scharfen Stachel der Demütigung in der eignen Brust. So ganz erbärmlich und elend kam er sich vor, daß er nicht weiter leben zu können glaubte.
Nun begann das ritterliche Tournier nach altem Brauch. ES war ein heißes Ringen beim schmetternden Klange der Trompeten und Hörner, aber aus allen Zwischenfällen des Tourniers tauchte siegreich immer wieder des schwarzen Ritters rote Rose auf, bis dieser zuletzt durch einen geschickten Stoß den Gegner aus dem Sattel hob.
Allgemeiner brausender Jubel erfüllte die Luft; Herzog Ludwig, der Sieger, den man erst jetzt erkannte, hatte sein Visir geöffnet und ritt zu seiner Gemahlin hin, um aus ihren weißen Händen die güldne Siegerkette zu empfangen. Doch aus ihrem Auge, welche- stolz und glückselig strahlend das seine suchte ward ihm ein köstlicherer Preis als daS Ehrengeschmcide.
„Die rote Rose, Elisabeth," flüsterte er ihr pi, „hat gesiegt, sie har mir den höchsten Preis eingetragen : Eure Liebe I"
Franz von Chila hatte diese Worte des Herzogs ebenfalls verstanden, und der unglückselige Page fühlte den Wahnwitz seiner sträflichen Leidenschaft für die Herzogin so «s- - "
bitter, daß er sich am liebsten sofort den Tod gegeben hätte.
Nach dem Tournier der Ritter gab cS noch ein Wettbewerben für die Pagen und Knappen.
Auf die höchste Thurmzinne des stolzen Kynast ward ein weingesüllter Becher gesetzt, und Derjenige, welcher ihn herabholen konnte, durfte ihn behalten für sein Leben lang.
„Frisch auf, Ihr Mannen und Knappen," verkündete ein Herold, „eilt nach der Thurmzinne, trinkt das Wohl der geliebtestcn Frau dort oben und bringt Euch dann den Becher als Preis mit herab!"
Zuerst schien das Wagstück nicht allzu schwer, viele junger Männer machten sich auf den Weg, doch sie kehrten sämtlich kleinlaut und niedergeschlagen wieder zurück. Oben auf der Thurmzinne angelangt erfaßie sic Sckwindel, daß es ihnen unmöglich wurde hinaus auf die Thnrmzinne zu treten und den Becher zu ergreifen.
Da plötzlich trat Franz von Chila vor, beugte die Knie vor der Herzogin und erbat die Erlaubnis, gleichfalls hinauf steigen zu dürfen, um den Becher herabzuholen.
„Nun wohlan, Franz," rief Herzog Ludwig lächelnd „hole den Becher und leere ihn aufs Wohl Deiner Liebe!"
Der Jüngling verneigte sich ehrfurchtsvoll, warf noch einen letzten Blick auf seine heißgeliebte Herrin, dann schritt er hinweg, hochanfgericblet und gefaßt, obwohl vor seine» Augen tausend goldne Flämmchcn sprühten, und es in seinem Innern rief: „Ade, Du trügerische Welt, lebe wohl I Ade Elisabeth, Du theure Fürstin!" — —
Unter lautlosem Harre» der reichgeschmück- ten Damen und Herren trat jetzt Franz von Chila hinaus äüf die höchste Zinne deS Kynast. Unter ihm gähnte der furchtbare Abgrund, vor ihm funkelte blutrot der Wein im Pokal. Jetzt ergriff seine eiskalte Hand den letzteren, hoch empor hob er ihn und rief mit hallender Stimme, daß cs den Gästen da unten durch Mark und Bein ging: „Dies letzte GlaS auf Erden der geltebtesten Frau, für die mein heißes Herz heute in
Keranttvmlicher Rr-aktrur: Bernhard Hosmann.) Druck und Verlag von B e