Rundschau.

Stuttgart, 9. Za». Der König hat die Stelle eines Generatsuperintendenten von Tübingen dem Oderkonsistorialrat v. Wittich in Stuttgart unter Verladung desselben bei dem evang. Konsistorium in brr Eigenschaft eine- außerordentlichen Mitglieds, sowie als Delegierten bei der Kultministerialabteilung für Gelehrten- und Realschulen übertragen.

Stuttgart, 9. Jan. Der im Mai v. . hier gegründete Verein sür Feuerbestat­tung zählt heuie bereits 350 Mitglieder, darunter 30 aus dem Laich. Wie wir hören, wird der Verein zunächst eine Eingabe an das K. Ministerium des Innern richten und um die Erlaubnis zur Errichtung eines Krematoriums auf dem Pragfricdhof nach- suchen, da bereits auch Aussicht auf Gründ­ung einer Aktiengesellschaft besteht. Sollte daS württ. Ministerium daS Gesuch ab­schlägig bescheiden, so besteht bei der Geneigt­heit des badischen Ministeriums die sichere Aussicht, daß binnen kurzer Frist tn Heidel­berg ein Feuerofcn erstellt wird, welcher nach bereits getroffenen Vereinbarungen dann auch von Stuttgart und Württemberg be­nützt werden kann.

Wurmberg, OA. Maulbronn, II. Jan. Der hiesige Gcmcindcbäcker D. wollte dieser Tage in dem benachbarten Wiernsheim einige Geschäfte besorgen. Beim Heimfahren in seinem Schlitte» verfehlten die Pferde beim frischgefallenen Schnee an der Stelle, wo die alte Straße in die neue, von Wiernsheim nach Mönsheim gebaute Straße einmündct, den Weg, so daß der Schlitten die steile Böschung hinabstürzte und D. so unglücklich aus demselben geschleudert wurde, daß er auf der Stelle tot blieb. Eine mit ihm fahrende Frau blieb unversehrt.

Friedrichshafen, 5. Jan. Der Chef der weitbekannten hiesigen Lederfabrik Hüni u. Comp., Herr Hüni jcn., ist gestern aus dem Geschäft ausgeschicden. Bei dieser Ge­legenheit verteilte Herr Hüni scn. an seine Arbeiter Gratifikationen im Betrage von 12 000 -/A von 50 bis 300

Friedrichshafen, 10. Jan. Die Eis­bildung an den Usern des SeeS nimmt dem Seeblatt zufolge immer größere Dimensionen an, und es scheint fast, als ob Proicssor Forell in Genf, der das Zufricren der gro­ßen Seen der Ebene auch für diesen Winter prophezeite, recht bekommen sollte. Im Lind- auer Hafen ist man ständig mit dem EiS- brechen beschäftigt, um den Schiffsverkehr aufrecht zu erhalten; im Konstanzcr nnd Bregenzer Hafen ebenfalls. Schisfslcute be­haupten, man werde in den nächsten Tagen schwerlich noch in den Bregenzer Hafen ein- laufen können. Aus dem ganzen See schwim­men ähnlich wie im Winter 1879 auf 1880 große Eisstücke. Der Unterste ist übrigens nahezu ganz zugefroren, der Ueberlingersce zum Teil.

In dem Hause Große Eschenhcimer- gasse 24 in Frankfurt erschoß der 19jährige Ausläufer Althaus, dessen Eltern m der Eschenheimer Landstraße wohnen, seine Ge­liebte, die 40jährige Frau Geißler, welche von ihrem Manne geschieden ist und brachte sich dann selbst einen rötlichen Schuß in die Schläfen bei. Die beiden Liebenden trugen sich, so ungleich auch die Aitersverhältnisse waren, mit dem Gedanken, sich heiraten zu wollen, welchem Plane jedoch der Vater des

Althau» sich entschieden widersetztr. Des­

halb beschlossen die beiden schon im vorigen Jahre, sich das Leben zu nehmen u. brachten ihr Vorhaben nun zur Ausführung, nach­dem sic in den letzten Tagen bereits mehr­fach diesbezügliche Acußerungen gelhan hatten. Die Leichen wurden nach dem Sachsenhäu- ser Friedhof verbracht.

Aus Wiesbaden, 10. Januar, wird gemeldet: Das Rheineis steht heute von der Loreley aufwärts längs dem ganzen Rhein­gaue fest. Der Verkehr zwischen beide» Ufern ist unterbrochen.

In der Nähe des Dörfchens Fried- rtchsthal im Kreise Usingen (Wiesbaden) ist ein Blei- und Silberlager aufgkfunden worden. Es wird rüstig an der Aufdeckung gearbeitet.

Aus Königsberg wird gemeldet, daß im Petroleumlager zu Pillau Feuer ausge- brochen ist; alle Versuche, den Brand zu löschen, erwiesen sich als vergeblich. Der Schaden ist bedeutend.

Bis Ende Dezember 1890 waren an deutschen Reichsmünzen, nach Abzug der wieder eingezogenen Stücke, folgende Beiträge zur Ausprägung gelangt: an Goldmünzen: 1 999 315 000 Mark Doppelkronen, 500 253 360 Mk. Kronen, 27 960 085 Mk. halbe Kronen; an Silbcrmünzen: 74096615 Mark Fünfmarkstücke, 104 956 502 Mark Zweimarkstücke 178 982 659 Mmk Ein- Markstücke, 71 483 498,50 Mark Fünfzig- pfennigstücke; 22 714 660,80 Mk. Zwanzig- pfennigstückc; an Nickelmünzcn: 4005272,40 Mark Zwanzigpfeunigstücke, 28 238 648,30 Mk. Zehnpfennigstücke, 13 927 687,70 Mk. Fünspfennigstücke; an Kupfermünzen: 6 213 178,28 Mark Zweipstnnigstücke, 5 156 645,43 Mark Einpfennigstücke.

Ein Ende mit Schrecken fanden die Vergnügungsfahrten von 4 jungen Burschen, die sich gestern abend in einem Schanklokale in Berlin auffällig machten. Die jungen Leute, Knaben im Alter von 15 und 16 Jahren, ließen sehr viel Geld daraufgehcn und prahlten außerdem auch noch mit ihren Neichlümern. Ihre R-nomisternen wurden ihnen alsbald verhängnisvoll. Da junge Burschen ihres Alters in der Regel nicht über so große Schätze verfügen, als sic zu besitze» schienen, so machte» mißtrauische Leute der Revierpolizei auf die freigebigen jungen Herrchen aufmerksam, was zu Folge hatte, daß letztere auf das Polizei-Bureau geführt wurden. Hier fand man in ihrem Besitze noch 2300 ^ vor und eS wurde festgestkllt, daß alle vier Burschen aus Dres­den sind. Zwei von ihnen waren dort Schreiber bei einem Rcchisanwalt und halten es verstanden, auf Grund gefälschter Quit­tungen bei einem Dresdener Bankier für Rechnung des Rechtsanwalts nicht unerheb­liche Geldbeträge zu erhalten. Nach ihrem eigenen Geständnis haben sie etwa 15000 -/kl erhoben. Diese bedeutende Summe haben sie bis auf den vorgenannten Rest mit dm anderen beiden Jungen verjubelt, und zwu^ hauptsächlich auf Vergnügungsreisen nach Berlin Hamburg.

Die Inhaber der Firma Hirsch und Wollstein, Herrmzarderobegeschäft in Berlin (Alexanderstraße 16), Jsak Hirsch u. Moriz Wöllstein, sind mit Hinterlassung einer Schul­denlast von 150,000 aus Berlin ver­schwunden.

Wie daS Bureau Reuter aus Bris- blMe meldet, ermordete riu.Papuastamm 40

Dorfbewohner in Tugaree und bedroht ein anderes Dorf in der Nähe. Das Regier- ungsgebände ist augenblicklich von dem eng­lischen Bevollmächtigten Cameron bewohnt; eine Abteilung Polizei wurde zum Schutze Cameron's obgesandt.

Rixdorf bei Berlin, ei» großes Dorf von 35 000 Einwohnern , zählt nach der Krcuzztg." zwischen 170 und 200 Arbeiter und Arbeiterinnen, die über 70 Jahre alt sind und daher sofort in den Genuß der Altersrente treten. Es sind für die Rente derselben im Jahre 1891 2024000 ^ erforderlich.

Aus Lübeck wird berichtet, daß den Schnecstürmen der letzten Tage mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Der Kropeliner Landpostbote starb, nachdem er 40 Stunden im Schnee begraben gewesen war. Ein anderer Landpostbote war 24 Stunden cingeschneit und ist ebenfalls ge­storben; auch ein Arbeiter aus Teterow ist erfroren, mehrere andere Personen werden noch vermißt.

Aus Löwen, 7. Januar, schreibt man der Köln. Ztg.: Sonntag abend traten in Neer-Heylissem drei unbekannte Männer in eine Wirtschaft und verlangten Bier. Die Wirtin, eine alte Witwe, erklärte, kein Bier im Hause zu haben, worauf die Gäste ein Glas Wasser wünschten. Die- alte Fröu holte ein solches vom Hofe; als sie aber das Wirtszimmcr wieder betrat, war einer ver­schwunden, während die anderen noch einige Minuten im Hause verweilten. Ihrem kurz darauf heimkehrenden Sohne erzählte die Wirtin den Vorfall und sprach die Be­fürchtung aus, daß der verschwundene dritte Unbekannte sich im Hause verborgen halte. Sofort machte sich der Sohn, von einer Bulldogge begleitet, auf die Suche. In einem Schlafzimmer schlug die Dogge Plötz­lich an, während sich unter dem Bett etwas zu regen schien. Aus den RufFaß an l" stürzte der Hund unter die Bettstelle, wo ein Kampf begann; bald wurde alles still und das Tier kam wieder hervor. Bei näherer Besichtigung fand sich unter dem Bette ein Mann, den der Hund erwürgt hatte. Der Getötete war der von der Wirtin bezeichnet« Gast, der zwei geladene Revolver und eine Signalpfeife bei sich trug. Sofort wurden die Gendarmen de» Ortes benachrichtigt, die sich im Hause verbargen. Während der Nacht öffnete einer von ihnen etwas di' Haus- thüre und gab ein Zeichen mit der gefun­denen Signalpfeife, worauf die beiden Ge­nossen des Gelisteten in den Flur drangen, wo sie jvon den Gendarmen festgenommcn wurden.

Daß eine Millionärin den Schleier nimmt, ist wohl selten dagkwesen. In der Kappclle des barmh rzigen Kloster« in Pitts- burg wird im Februar Frl. Kate Drexel, oder Schwester Katharine, wie sie jetzt ge­nannt wird, als Nonne eingekleidet werden und gleichzeitig ihr Vermögen im Betrage von 6 bis 7 Millionen Dollars dem neuen Orden der Schwestern der allerhciligsten Sakramente überweisen. Der Zweck de» neuen Nonnenordens ist die Besserung der Lage der Indianer und anderer Farbiger.

I» Worms wurden in der Nacht zum 10. ds. die Bewohner eines Hause» dadurch, daß das Ga» der Straßenleitung in großer Menge eindrang, in Lebensgefahr gebracht. Erst gestern halb 10 Uhr vor»