Der Page -er Herzogin.

Romantische Erzählung von F. v. Limburg.

Nachdruck derbsten.

6.

Ihr Atem flog, ihre Hände bebten und Thränen standen in ihren schönen Augen, doch sie neigte sich über die Rosen und schüttelte hastig den Kopf.

Nein, mein Gemahl, ich möchte kein andres Leben als das, welches ein freund­liches Geschick mir bereitete."

Aber Ihr seid nicht glücklich," drängte Ludwig,was vermißt Ihr, Elisabeth, seid aufrichtig in dieser stillen Stunde I"

Sie hätte ihrem Gemahl zu Füßen fallen, ihm zurufen mögen:Es ist Deine Liebe Ludwig, die mir fehlt, denn mein Herz gehört Dir Dir ganz allein." Aber weibliche Scheu hielt sie zurück u. sie schwieg.

Uebcr ihnen rauschte der Wind sin den Tannen und Fichten, goldne Sonnenlichter spielten auf Elisabeths Haar und auch der finstere Gemahl an ihrer Seite empfand et­was wie Zauber in sein Herz schleichen.

Ich werde heute das Tournier mit- reiten," sagte er, als sie dicht am Burgthor standen, indem er sich zu ihr herabbog und ihre Hand ergriff,und zwar unter diesem Zeichen. Meint Ihr, daß ich siegen werde, Elisabeth?"

Er hatte die Rose, welche er vorhin zu­rückbehalten, an die Lippen gedrückt, ohne den Blick von der schönen Gemahlin szu wenden, welche hold errötend vor ihm stand; als er nun so erwartungsvoll zu rhr nieder- blickte, da flog es wie ein Blitz durch ihr Inneres, hellaufstrahl, schaute sie ihn an, ihre Wange färbte sich rosig, wie verhaltener Ju­bel bebte es in ihrer 'Stimme:So werde ich stolz und glücklich sein, Ludwig, Euch den ersten Ritterpreis darzureichen!"

Sie war entflohen, ehe der Herzog wußte wohin, aber lange, stand er noch an der Nämlichen Stelle, die Augen festgebannt auf die dunkle Rose, während tausenderlei Ge­danken durch sein Hirn wogten.

Und dies liebreizende Weib ist mein! Ich lebe an ihrer Seite seit Jahren, ohne zu ahnen, welch reicher Schatz von Liebe und Glück sich hinter den niedergeschlagenen Au­gen birkt! Elisabet!" murmelte er.

Der Herzog schritt weiter zurück in den Burggarten, denn (noch war's ihm unmög­lich, droben im Erkersaale dem fröhlichen, läuten Frühstücksgelage der Grafen und Herren beizuwohnen; er kam sich so ver­ändert vor ihm war's als sei eine Eiskruste, die bisher sein Herz umgeben, aufgethaul Von dem warmen Strahle keuscher Frauen­augen.

In dem dunkelsten Seitengangc des GartenS wandelte aber noch ein Andrer ruhe­los auf und nieder: Franz von Chila, der Herzogin schöner Page.

Sein Antlitz war bleich, dunkle Ringe umgrenzten seine Augen, und sie schimmer­ten noch feucht; sichtlich schrak er zusammen, als er den Herzog vor sich sah.

Was thnst Du hier, Knabe," herrschte ihn dieser ziemlich rauh an,geh hinauf in die Burg und warte auf die Befehle Deiner Gebieterin".

Meine gnädigste Herrin bedarf jetzt noch nicht meiner Dienste," lamete die Antwort de« Pagen, und er blieb siehe» , ohne die

entlastende Geberde des Fürsten zu beachten.

Was fehlt Dir? Willst Du mir etwas sagen ?" frug der Herzog etwas milder, denn er bemerkte den trüben Blick seines Lieb­lings.

Ach ja gnädigster Herr Herzog, aber es ist Wahnsinn, und Ihr werdet mich daraufhin ins Burgverließ werfen lassen und doch! Es drückt mir das Herz ab, wenn ich es Euch nicht sage."

Nun, so sprich," befahl Ludwig die Arme verschränkend, während von Nuiem jene finstre Falle sich in seine Stirn grnb.

Herr Herzog," des Pagen Stimme sank fast zum Flüstertöne herab,es muß gesagt sein: Eure Gemah in liebt Euch > ad das Herz will ihr schier dreien, weil JLr es nimmer bemerkt!"

Franz von Chila hielt inne, sein A: m stockte, er befürchtete einen wilden Zorws- ousbruch seines Herrn, doch der Herzog schwieg das Antlitz abgewandt. War denn das wahr, was der Page sagte? Lieble den Herzog seine schöne Gemahlin Elisabeth, ohne daß er eS gemerkt?

Gestrenger Fürst," begann der Jüng­ling nochmals,Ihr zürnt mir sicher, denn ich weiß, Ihr liebt Eure hohe Gemahlin nicht und trat mir das Wort auf die Lippen, ich muß Euch sagen, und wenn es mein Leben kostet!"

Aber Herzog Ludwig wandte sich ihm aus einmal zu, sein Antlitz war freundlich und klar und, was noch niemals geschehen, er bot dem Pagen die Hand und sagte freundlich:

»Ich zürne Dir nickt, Franz; ich freue mich vielmehr, daß Du Deine hohe Gebieterin so verehrst. Und zum Zeichen meiner ferneren Huld und Gnade"

Nein, Durchlaucht, belohnt meine Worte nicht, ich bin es nicht wert, ich verdiene es nicht." schrie der Page wild auf,liebt nur meine Herrin, macht sie glücklich und trocknet die heimlichen Thränen, die sie um Euch vergießt, dann bin auch ich belohnt ge­nug!"

Mit diesen Worten floh der Page aus dem Schloßgarten und der Herzog schaute ihm kopfschüttelnd nach.

Die Trompeten sckmetlerten ihre hellsten Fanfaren, der Tournirrplatz füllte sich mit den verschiedenen Rittern, die rings aus der Nachbarsckaft herbeigekommen waren, um an dem Feste teilzunehmen, und rings an den Fenstern des Erdgeschosses saß ein Kranz reichgeschmückrer Damen, in ihrer Mitte die Herzogin Elisabeth von Liegnitz, strahlend von Schönheit und Anmut. Sie trug ein weißes seidnes Gewand und als einzigen Schmuck an demselben eine» Strauß frischer, leuchtender Rosen ; aber auch ihr Antlitz war in leichte Glut getaucht, die noch tiefer wurde, als jetzt ein schwarzer Ritter auf schwarzem Rosse einrilt, an dessen Brust eine dunkel- rote Rose steckte.

(Schluß folgt.)

Verschiedenes.

.'. (Volkszählungsscherze.) Die Berliner Lustigen Blätter eröffnen eine Reihe von Scherzen aus den Tagen der Volkszählung mit einer Piece, betitteltDie böse Sieben". Der Zähler tritt ein und fragt einen ge- plagten Ehemann :Ihre Fmilie besteht aus '

wieviel Personen, bitte?"Aus meiner Frau und mir," (seufzendmacht zusammen acht!"

Zähler:Wie stark ist ihre Familie?"

Athlet und Kettenspreuger:Na, wenn ick un meine beiden Söhne uns ziHammm- dhnn, dann nehme» wir's mit zwanzig so'ne Kerle wie Sie auf I"

Zähler:Ihr Stand?"

Barbier:In-, Ra- und Masseur!"

Zähler:Nun, wenn Sie sich Maler nennen, müssen Sie doch auch eine Art W rkstatt oder Wohnung hab'n?"

Vagabund:Ach ne, schreiben Sie man: früher Stuben-, jetzt Landstreicher!"

Sekretär:Hier ist noch eine Zusatz­frage auf der Zählkarte, Herr Kommerzien- rcn:Muttermilch --TiermilchAmmen- mnch?"

Kommerzienrat: Unterstreichen Se Lieb­frauenmilch !"

(Der arme Vater.)Ich bin eigens hie hergekommen, um zu sehen, ob das Ge­rücht von Deinem slicderlichen Lebenswandel nicht gelogen hat. Ich werde vier Wochen hier bleiben." Student (für sich):Ar­mer Vater! In meiner Gesellschaft wirst Du auch bald liederlich werden."

(Schüler-Chor ) DieLustigen Blät­ter" bringen anknüpfend an die Kaiser­worte bei der Berliner Schulmännerkonferenz

folgendes Gedicht:

Wenn erst durch des Ministers Kraft

Die meisten Stunden abgeschafft,

Dann tönt eS laut aus unserem Munde:

Der Glückliche hat keine Stunde I

.'. (Im Töchterpensionat.) Lehrerin (vortragend):Die Kirche ist eine Wohl- that für uns alle! Und der Kirchgang dient jedermann zum Trost und zur Erhebung I Albertine können Sie uns ein Beispiel sage», wann es den Menschen am sehnsüchtigsten in die Kirche zieht?" Albertine:Am sehn­süchtigsten zieht es den Menschen in die Kirche, wenn er dort -getraut werden soll!"

(Ersatz ) Zu der Not, welche in Berlin mit Christbäumen herrschte, berichtet Ulk folgende Unterhaltung: Otto:Wir haben keinen Tannenbaum meher gekriegt I"

Karl:Was habt ihr denn da am Weih­nachtsabend gemacht?" Otto:Wir haben Kiefernadelduft auSgesprengt und nachher uns gegenseitig mit Stecknadeln gestochen."

.'. (Guter Rat.) Grelchen :Weißt Du schon, Kathi, daß mir der Fritz untre r ge­worden ist?" --- Kathi:Nun, wenn'S weiter nichts ist! Wende Dich nur an den Minister, der verschafft Dir einen anveru; ich habe erst gestern in der Zeitung gelesen, daß er Schatzauweisungen auSgiebl."

.'. (Auch ein Diebstahl) Es ist gerade­zu unglaublich, was die Diebe in Berlin alles stehlen. Dem Zahntechniker L. in der Oranienstraße wurden kürzlich 1500 Stück künstliche Zähne im Werte von etwa 1000 Mark aus seinem Atelier entwendet.

Auflösung der Scherz-Rechnung in voriger Nunmer:

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Auflösung des Rätsels in voriger Nummer:

Prost Neuj» hrI

BerantOMtttch« Redakteur; Bernhard Hs; mann.) druck »ich Verlag s»n Bernhard Hssmann in Wildbad.