Hiesiges.

Wildbad, 5. Jan. Die gestern abend imHolet z. Post" hier abgehaltene Abend- Unterhaltung der Wildbader Feuerwehr-Ka­pelle zum Benefiz ihres Direktors Wilh. Wörner war fihr zahlreich besucht und nahm einen äußerst amüsanten Verlauf. Sämlliche Musikpiscen wurden sehr schön vorgetragen, und fand namentlich das Enpho- nium-Solo von Herrn Lutz, wie auch die komische Klaviervorlräge von Herrn W ö r n e r regen Beifall. WaS den Abend aber am meiste» verschönerte waren zwei zur Auf­führung gebrachte komische Stücke. 1)Eine Gemeinderatssitznng in Albernhausen" die den darstellenden Personen alle Ehre machte, Herr Seifert verstand cs auch wirklich den Schulzen in gelungener Weise wiederzugcben, wie auch die Gemeinderäte, die Herren Fr. Link, Ehr. Schmtd, Wilh. Schmid und Wilh. Fischer ihr möglichstes dazu beitrugen um etwas tüchtiges zu leisten, was Ihnen auch gelungen ist. 2)Vor der Schaubude" dieses höchst komisch humoristische Stück wurde von den Herrn Link, Schmid, Seifert und Fischer so fein zur Auf­führung gebracht, daß wir es nicht unter­lassen wollen Ihnen auch an dieser Stelle ein Lob auszusprechen. Beide Stücke wur­den wiederholt herausgerufen. Nach Schluß des Programms fand noch eine kleine Tanz- Unterhaltung statt, und es wird wohl j-deS mit dem Bewußtsein nach Hause gegangen sein wieder einen gemütlichen Abend verlebt zu haben.

Der gestrige Abend zeigte uns wie­derholt in welchem Maße cs sich die Feuer­wehr-Kapelle unter der Leilung,HreS Direk­tors W. Wörner angelegen sein läßt um die Besucher ihrer Abend-Unterhaltungen zu befriedigen, es dürften deshalb letztere auch um so mehr besucht werden da die Kapelle stets groß- Unkosten hat.

Wildbad, 1 Januar. Vom 1. Januar 1890 bis 1, Januar 1891 wurde» im hies. Schlachthause geschlachtet: j221 Ochse» , 85 Kühe, 12 Rinder, 5 Farren, 1035 Kälber, 487 Schwäne, 181 Schafe.

Zusammen 1976 Slück im Fleischgehalt Von 297,440 Psd.

Von Auswärts eingebrachteS Fleisch

29,620 Pfd.

Schlachthausverwaltung: Vorstand F. Weber.

Rundschau.

Uutertürkheiru, 1. Jan. Das Neujahrs­schießen hat hier einen Unglücksfall hcrbei- geführl, Als ei» junger verheirateter Wein- gärtner nach seinem Vieh sehen wollte, wurde er auf dem Weg zum Stalle von jungen Burschen durch einen Schuß in die Brust und den Oberarm bedeutend verletzt.

Hemmingcn, 29. Dez. Bei der heute auf hiesiger und teilweise auf der Markung Schwieberdingen abgchaltenen Jagd wurden 320 Hasen zur Strecke gebracht.

Göppingen, 2. Jan. Am Neujahrs­abend brachten frühere Schüler dem seit 1877 pensionierten Oberlehrer G. Nau zur Vollendung seines 80. Lebensjahres ein Ständ­chen. Heute nachmittag begab sich eine De­putation in die Wohnung des Jubilars und überbrachte ihm werlvolle Geschenke. Abends von 8 Uhr ab war i» der Bierhalle zum Drcikönig eine zahlreiche Versammlung von Kehrern und Bürgern hiesiger Stadt, welche

Schullehrer Vaihinger als früh rer Schüler eröffnet?, der in einer längcrrn Rede die Verdienste des Jubilars feierte. Weitere Redner war n der Jubilar, Gerber Bracher, Oberlehrer Heller Zeichenlehrer Vogel und Schullehrer Nüßle. Allgemeine Gesänge und vierstimmige Chöre wechselten miteinander ab, und die fröhliche Feier verlief in schön gelungener Weise.

Calw, 29, Dez. Vor einigen Tagen schlachtete ein hiesiger Metzger eine milzkranke Kuh- Derselbe hatte, w-e der Schw. B. vernimmt, eine kleine Wunde an der Nase, in die zufällig der Giftstoff des geschlachtelen Tieres eindrang. Der Kopf schwoll nach kurzer Zeit an, und der herbeigcrufenc Arzt konstatierte sofort cingetretene Blutvergiftung. Der Mann schwebt jetzt in größter Lebens­gefahr und cs wird an seinem Aufkommen gezweifelt.

Horb, 1 . Jan. Der jüngste Sohn einer hiesigen Lchrersfamilie, welcher in einer Kon­ditorei angest-llt ist, wollte einen sogen. Sutterkrug, der mit Sand gefüllt war, zum Beltwärm-n Herrichten und stellte zu diesem Zwecke den Krug in den heißen Backofen. Beim HerauSnchmen explodierte derselbe so, daß ihm einige Stücke inS Gesicht flogen und das linke Auge so beschädigt wurde, daß der herbeigerufene Arzt dasselbe für ver­loren erklärte. Der Verunglückte wurde in die Augenklinik nach Tübingen verbracht.

Deißlingen, 2. Jan. Letzte Woche ver­letz:? sich laut Albb. hier der 17jährige Schneibergesellc Joseph Birk mit der Nadel am Daumen der linken Hand. Er gab dieser Verletzung keine Acht, aber nach ein paar Tagen entstand ein? Entzündung des Fingers. ' Letzten Sonntag wurde' ärztliche Hilfe angerufen, aber leider zu spät; noch am gleichen Tage verschied der junge Mensch.

Oberndorf, 2. Jan. In der Familie eines hiesigen Fabrikarbeiters ist gestern lt. Schw. B. durch Unvorsichtigkeit ein Un­glücksfall vorgekommcn. Die in den Ofen gestellte verschlossene Betlflasche explodierte und zerriß den Ofen. Ein in tur Nähe deS Ofens im Bette liegendes Kind wurde na­mentlich am Kopfe sehr stark verbrüht, so daß man für sein Leben Befürchtungen hegt.

Ebingen, 2. Jan. Aus Anlaß des Neu­jahrschießens wurle j in Onstmettingen ein junger Mann dcrcrt verletzt, daß ihm ein Auge auSlief und er, nach Tübingen ver­bracht, infolge eingetretener Gehirnentzünd­ung in Lebensgefahr steht.

Eine verheerende Feuersbrunst nach der ersten Stunde des Neujahrs hat die Be­wohner in Rottenbnrg in großen Schrecken versetzt. Sieben Wohnhäuser neben und hinter dem Hause des Malers August Schrai- vogel in der Marktgasse und mehreren Scheuern sind vollständig ein Raub der Flam­men und hiedurch etwa 15 Familien obdach­los geworden. Eine alte Frau konnte mit Mühe gerettet werden; ein Kind ebenfalls dadurch, daß dasselbe vom 3. Stockwerke ans in das des Nachbarhauses überbracht werden konnte. Die dortige Feuerwehr, so­wie diejenigen von 4 Nachbarorten erschienenen griffen energisch ei i, doch war die Hilfe des Frostes wegen sehr erschwert. ES wird Brandstiftung vermutet.

Biberach, 1. Jan. Unseren Schrannen- bediensteten, Stadttaglöhnern u. s. w. wurde eine Weihnachtsfreude damit bereitet, daß die bürgerlichen Kollegien beschlossen, für die­

selben die Beiträge zur Alters- und Invali­ditäts-Versicherung von der Stadikasse zu be­zahlen.

Ravensburg, 2. Jan. Am Neujahrs­fest begehrte vor Tagesanbruch ein betrunke­ner Handwerksbnrschc in einem unweit von hier an der Tetlnanger Straße gelegenen HauS Einlaß, um sich zu wärmen. Er wurde abgewiesen und dies veraalaßte zu Schimpfwörter! , die der Hausbesitzer mit einigen Stockschlägen erwiederte. Der Hand­werksbursche begab sich sodann in das meh­rere Hundert Schritte entfernte Torkenweiler, schlich daselbst in einen Viehstall - wo er heute tot aufgefunden wurde.

München, 3, Jan. Mit dem l.' FM. kommt ein neuer Tarif für Personen, Reise­gepäck und Hunde im Verkehr zwischen-bachst- rischen und württunbergischen Bahnstationen unter Aufhebung des TarifeS' vom 1. März 1882 nebst Nachträgen zur Einlührring.

In München brach am 29. Dezbr. bei einer in dem Parterreranm eines Hau­ses abgehobenen Auktion plötzlich der ^zu stark belastete Boden durch: und die meisten Anwesenden stürzten mit dem Gerichtsvoll­zieher zwei Meter tief in den Keller hinab. Merkwürdiger Weise hat Niemand eine er­hebliche Verletzung erlitten.

Berlin, 31. Dez. Der Kaiser empfing heute mittag de» Oberbürgermeister Adickes von Frankfurt.

Es bedarf keiner trockenen Aufzähl­ung der politischen Ereignisse deS vergangenen JahreS, um das Bewußtsein, daß wir in einer großen Zeit leben, zu erwecken, denn alle Gebiete des staatlichen Lebens beweisen, daß unser Volk, angeregt, .durch die That- krcift des Kaisers und der verdüvdeten Re- aiernngen, mit Ernst und Eifer danach strebt, den Rang, welchen es im Rate der Völker cinnimmt, zu behaupten und nicht divch kriegerische Eroberungen, sondern durch den inneren Ausbau seiner nationalen Kräfte zu erhöhen. E n solcher Wettstreit birgt keine Gefahren in sich, er kommt vielmehr den an­dern Nationen zugute, und so können wir denn mit lebhafter Befriedigung dem neuen Jahre entgegenblicken; nach menschlicher Vor­aussicht wird der Friede erhallen bleiben und die Entwicklung, in welcher wir uns befinden, wird keil e unliebsame S'örung er­leiden.

In den nächsten Tagen wird in Wien und Berlin um die Todeserklärung der Operettensängerin Stubel eil.geschriltcn wer­den, welche sich mit Johann Ort (Erzherzog Johann von Oesterreich) auf der St- Max- garata eingeschisft hat und allen Anzeichen nach mit ihm untergegangen ist. Es handelt sich um Flüssigmachung deS bedeutenden Nachlasses der Sängerin-

In Florenz ist seit 8 Tagen eine TyphuS-Epidemie ausgebr. Täglich sterben 6070 Personen. Die Regierung hat einen Kommissär dorthin entsandt.

Aus Halifax, 30. Dezember, wird gemeldet: Der letzte Schnccslurm hat unter den Küstenfahrzeugen große Verheerungen angerichtet. Während des Dezember sind über 100 Schiffe an der Küste Neufund­lands gestrandet und gescheitert. Ein Dutzend wird vermißt, wahrscheinlich sind die mit Mann und Maus untergegangen.

Ein Ukas des Zaren gestattet den aus- gewirsenen Juden, die sich sofort taufen las­sen, den Aufenthalt in Rußland,