Hiesiges.

Wildbad, 2. Januar. Wie wir aus sicherer Quelle wissen, beginnt der Kgl. Bade­arzt, Kgl. Geh. Hosrat Dr. v. Renz, welcher schon im November v. I. entsprech­ende Studien in Berlin gemacht hat, seine Impfungen mit d-r Koch'scheu Lymphe am Donnerstag den 7. d. M. Dieselben beschränken sich vorderhand ans Fälle von Tuberkulose der Haut (ttuprm), der Gelenke Mid Knochen (earieo) ,und wer­den nur an solchen Patienten vorgenommen, welche über die Dauer der Behandlung in Wildbad zu bleiben sich verbindlich machen.

N n n d s ch a u.

Warmbronn, OA. Leonberg, 30. Dez. Vergangene Woche stürzte laut Gl.- n. W.- B. die Witwe des Waldschützen Bauer auf dem Wege nach Holzgerlingen in Magstadt, wahrscheinlich infolge eines Schlaganfalls, so unglücklich rücklings zu Boden, daß ihr der Haarkamm in den Kopf eindraug. Dieselbe liegt nun so schwer darnieder, daß sie wohl kaum mit dem Leben davonkommen wird.

Heilbronn, 29. Dez. Eilt im hiesigen Z-llengefängnis wegen tödlicher Körperver­letzung eine achtmonatliche Gefängnisstrafe verbüßender Insasse hat sich diese Nacht er­hängt.

Heilbronn, 30. Dezbr. Die Berufung dcS Oberbürgermeisters Hegelmaier .in der Klagesache gegen den Regierungsdirektor V. Häberlen in Ludwigsburg ist von der Straf­kammer II in Stuttgart verworfen worden.

Weinsberg, 28. Dezbr. U-cher die Ent- stehungSursache des heute vor acht Tagen hier ansgebrochenen Brandes herrscht noch tiefes Dunkel; ein hiesiger in der Nähe der Brandstätte wohnender Bürger, verheiratet und Vater von 4 Kindern, ist letzten Diens­tag zwar wegen Verdachts der Brandstift­ung in Haft genommen worden, da ihn bei Ausbruch des Brandes zwei junge Bursche in nächster Nähe der Scheuer gesehen haben wollen, worauf er sich eiligst entfernt habe. Dem bisher ganz unbescholtenen Manne traut niemand diese Frcvelthat zu.

Ebingen, 29. Dez. Gestern abend nach 10 Uhr kam es in Winterlingen zwischen einem Vater und dessen Sohn zu einem ernsten Auftritt. Der Vater schickte nach dem Polizeidicner, aber der 19jährige Sohn R. stach letzteren beim Eintritt ins Haus in die Brust, so daß derselbe schon vor dem Haus tot zusammenbrach. Der erst aus dem Zucht­haus entlassene Thäler wurde alsbald ver­haftet. Der Polizeidiener ist 38 Jahre all und hintcrläßt vier unversorgte Kinder.

Ans dem Oberamt Gerabronn, 30. Dez In Wallhausen verweilte gestern der Brau­meister Groß auffallender Weise bis zur Mittagsstunde in seinem Zimmer. Als man endlich die Tbüre seines Wohn- und Schlaf­zimmers gewaltsam öffnete, lag derselbe gänz­lich verbrannt auf dem Boden; sein Bett war ebenfalls verbrannt- Es scheint, daß der Verunglückte daö Licht vor dem Ein­schlafen nicht ausgelöscht und dadurch den Brand verursacht hat.

Untermarchthal, OA. Ehingen, 30. Dez. Gestern wollte hier beim Passiere» des Per­sonenzugs nach Ulm ein Frauenzimmer trotz geschlossener Barriere das Geleise überschrei­ten. Sie glitt aus und kam l'/r Lokomo- tivläugen vor dem dahcrfahrenden Zug zu Fall. Doch hatte die Person so viel Geistes­

gegenwart, sich auf die Seite z» wälzen, und die Wagen ließen sic unberührt.

Von der Schüssen, 30. Dez. JnBiön- ried erfror ein Holzmacher, der mit Kame­raden im Walde zwei Faßchen Bi.r trank und hernach entschlief; des andern Tags wurde er tot aufgefunden.

In Franksart a. M. und der Um­gebung sind in den letzten kalten Wochen sieben Menschen erfroren aufgcfunden worden.

(Ein Kind mit zwei Köpfen.) In BrÜNN ^ bar eine Rrau ein Kind (Mädchen) mit zwei vollkommen ausgebildeten Köpfen. Das Kind lebt.

Die Ange egenheit der Herabsetzung der Personentarifi auf den deutschen Eisen­bahnen befindet sich im Stadium der ^Ver­handlungen zwischen den Staalsbahnverwalt- ungen über Herbeiführung der Gleichmäßig­keit der Tarife. Das einzig? hauptsächliche Hindernis ist hiebei die vierte Klasse. Preu­ßen will seine vierte Klasse jnicht aufgeben, die süddeutschen Bahnvcrwaltungen sie nicht einführen. Vermutlich hat z. B. die bay-r. Staatsbahnverwaltung den Tarif für die dritte Klasse zum Teil auch deshalb niedriger in Aussicht genommen als Preußen, um einen Ausgleich für die Nichleinführung der vier­ten Klasse zu haben. ES ist nicht unwahr­scheinlich, daß eben wegen der vierten Klasse ein diese ausschließendeS Sonderabkommen unter den süddeutschen Vahnverwaltungen zu Stande kommt, falls Preußen auf seinen höheren dritte Klasse-Sätzen und, woran nicht zu zweifeln ist, auf seiner vierten Klasse be­steht. Bezüglich der ersten und zweiten Wagenklasse dürste jedoch unschwer eine Einigung durch ganz Deutschland erfolgen.

Argenan, 28. Dez. Viele von den aus Rußland nach Brasilien answandcrndcn Per­sonen überschreiten ohne Paß die Grenze und wollen zu Fuß Hamburg erreichen. Das­selbe versuchte ancy vor einigen Tagen eine Frau mit zwei Kindern. Da sie nirgends ei» Unterkommen finden konnte, so über­nachtete sie unter einem Staken im Freien. Auf das Geschrei der Kinder kamen früh Morgens Leute hinzu und fanden die Frau bereits erfroren. Die Kinder erzählten, daß die Mutter sie habe e> würgen wollen, da­mit sie nicht des Hungers stürben. Die Thal konnte sie aber nicht mehr ausführen, weit ihre Kräfte nicht weiter ausreichten.

Hamburg, 30. Dez. An der Küste von Neufundland verunglückten durch Sturm über 60 Schiffe.

In Hamburg werden 30 000 russi­sche Inden erwartet, zu deren Beförderung nach Brasilien sich ein Konnte gebildet hat.

In Beuthen (Oberschlesien) ist am 29. Dezember früh der Lustmördcr Johann Muschiol durch !>?.> Scharfrichter Reindel ans Magdeburg hingerichtet worden.

Bei einer Feuersbrunst in Schkölen (preuß. Provinz Sachsen) sind zwei Söhne des Schneidermeisters Schütze im Alter von 20 und 14 Jahren verbrannt.

Das Royal-Amphitheatcr, die größte Mustkhalle in Portsmouth , brannte am Weihnachtsabend, wenige Stunden nach der Vorstellung, bis zum Grunde nieder. Das Theater war vor etwa 12Jabrcn mit einem Kostenaufwand? von 400,000 ^ erbau! worden, nachdem das alte Gebäude kurz vor Weihnachten ebenfalls ein gänzlicher Raub der Flammen geworden war.

Die Rache einer verschmähten- Die

italienische Stadt Catania ist du ' 'in furcht­bares Blutdrama in Aufregung - Jetzt. Ein achtzehnjähriges Mädchen, Claa-ia Vanni, eine bekannte Schönheit, hatte vor einigen Monaten, nachdem sie Mutter geworden, auf ihren Verführer, den den betten Gesellschafts­kreise» angehörigen Cavaliere M. geschossen, da dieser sich weigerte, das gegebene Ehevcr- sprechen cinznlösen. M. war schwer verwun­det worden, allein die Geschworenen sprachen die Attentätern! trotzdem frei. Vor einige» Wochen erneuerte Claudia das Attentat, allein der Schuß ging fehl, woraus M. das er­bitterte Mädchen mit einem Messer ver­wundete. Bei der Gerichtsverhandlung wurde Claudia abermals freigesprochen, M. zu 28 Tagen Arrestes verurteilt. Nach Verlesung des Urteils näherte sich Claudia dem Ge­liebten mi7 der Frage, ob er sic nach Abbüßung der Strafe heiraten werde; als er entschie­den verneinte, stach sie ihm ein großes Mes­ser bis an das Heft ins Herz. M. war so­fort eine Leiche. Die Mörderin wurde ver­haftet.

Einer Kundmachung des Präsidenten Harrison zufolge wird die Weltausstellung in Chicago am 1»Mai 1893 eröffnet wer­den und bis zum letzten Donnerstag im Oktober desselben Jahres geöffnet bleiben. Namens der Regierung und des Volkes der Ver. Staaten ladet der Präsident alle Natio­nen der Erde ein, sich an der Ausstellung, welche dazu bestimmt sei, ein hervorragendes Ereignis in der Menschengeschichte (die Ent­deckung Amerikas durch Columbus) zu feiern, nach besten Kräften zu beteiligen.

Ein Gaunerstückchen , welches nicht des Humors entbehrt, und deshalb veröffent­licht zu werden Verdient, wurde, wie der Rh- K." berichtet, am Mittwoch in Flörs­heim "ausgeführt. Kommt da eiu junger Mensch auf die hiesige Eisenbahnhaltcstelle, giebt sich für einen Gehilfen des Dachdeckers S. in Höchst aus und sagt, er habe Auf­trag, die Dächer zu besteigen und sie nach­zusehen. Nicht ohne berechtigte Bedenken gab rer Vorsteher der Haltestelle dem Burschen die Erlaubnis. Nach kurzer Zeit war jder Herr Dachdecker mit seiner Arbeit fertig, denn er hatte ja weiter nichts zu schassen, als das sämtliche auf dem Dache angebrachte Gchutzblei abzureißen. Zur FonsLaffuug des 55 Pfund wiegendes Llei bedurfte der Strolch auch eines Kordes, welcher ihm be­reitwillig geliehen wurde. Der Gauner brachte nun daö Blei zum Spengler, gab demselben an, daß es schadhasteS Blei vom Hause der Bahnhallstelle sei,nd verkautte ihm dasselbe mitsamt dem Korbe, nicht ohne den Spengler gleichzeitig zu beauftragen, das Dach des Haltestellehauses, sowie noch ein WärlciHäuschen mit Zink zu beschlagen, weil das dumm: Blei nichls tauge." Der Svengler war schon an der.Arbeit, als von Hattersheim aus die Nachricht hier einlraf, daß der Dachdecker ein geriebener Spitzbube sei, welcher dort auch ähnlichgearbeitet" hätte. Nun ging die Jagd los und man war auch so glücklich, den Vogel in Hoch­heim einzitfangen, wo er im Wirtshause ge­rade von seinem erbeuteten Gide zechte.

(Auf den Leim gegangen.) In einer Zeitung war neulich ein- Annonce erschienen nach welcher man gegen Einsendung von 1 ^ 50 G hundert Gegenstände bekomme, die man in jeder Haushaltung unbedingt notwendig habe und gebrauchen könne. Je-