Hiesiges.

Wildbad, 21. Dez. Nachdem nunmehr auch die Kuppel auf dem Mittelbau deS ueuerstcllten König-Karl-Bades fcrtiggcstcUt und damit der eigentliche Rohbau vollende! ist, wurde nach alter Sitte der mit Kunden Bändern und Tüchern geschmückte Tannen- baum auf der Spitze des Gebäudes aufgc- pflanzt, und alle, welche beim Bau mitge- wirkl hatte», wurden von der Bauleitung zum Richtfest auf letzten Samstag abend in die Restauration F u n k eingeladcn. Die Festrede hielt Herr Regicruugsbaumeift.r Holch in welcher er namentlich hei vorhob, daß bis zur Vollendung des RohbauS sein Unfall staltgcfnnden habe; der Redner brachte rin Hoch aus auf den Taufpate» des Neu- bauS, König Karl. Der einer Einladung zufolge erschienene Herr Geh. Hofral Dr. v. Renz toastete auf den deutschen Kaiser, den Freund der Arbeit und der Arbeiter. Noch manche Rede, auch seitens der Arbeiter, würzte den Abend. Die Feuerwehrmusik war zur Verschönerung des Abends bestellt, die ganze Feier Verlief in fröhlicher Harmonie.^e nun das neue König-Karl-Bad recht viel Kranken und auch der Stadt und dem Bad Wildbad zum Segen werden!

Rundschau.

Stuttgart, 19. Dez. II. KK. HH. der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm begaben sich gestern nach Ludwigsburg folg­ten doriselbst einer Einladung des Oberbür­germeisters v. Abel zum Abendessen und be­suchten hierauf daS zur Einweihung der ncu- erbauten Musikhalle veranstaltete Konzert.

Stuttgart, 20. Dezbr. Wie derS. M." erfährt, wird seit einiger Zeit das Koch'sche Heilverfahren auch bei dem Kgl. Arme.korps angewendet. Mehrere Kranke, welche an Tuberkulose leiden, wurden in den letzten Tagen aus den verschiedenen Garni­sonen des Korpsberejchs in das Garnison- lazarct Stuttgart überführt, woselbst das Heilmittel »liier Oberaufsicht des Korps- Generalarztes Dr. v. Fichte zur Anwendung ko m int.

Stuttgart. Wie alljährlich werde» auch dieses Jahr Beurlaubungen der Mannschaf­ten der hiesigen Truppenteile über das Weih- nachts- und Neujahrsfest in zwei Serien vom 24. d. M. ab statlfinden.

In Besigheim ereignete sich ein sehr beklagenswerter Unglücksfall. Ein 39jähr. fleißiger und solider Arbeiter glitt beim Ab­eisen eines Wasserrades der unteren Enz- mühle in dem Augenblicke jauS, als das Rad sich in Bewegung setzte und geriet mit dem Kopse zwischen Rad und Eiswand, wodurch ihm der Kopf zeiqueljcht wurde, was seinen augenblicklichen Tod zur Folge hatte. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und acht unversorgte Kinder in ziemlich dürftigen Ver­hältnissen.

Schorndorf, 21. D-z. Das bischöfliche Ordinariat Roltenburg hat die Bildung einer katholischen Filialgemeiude Schorndorf, welche die Kaiholiken in Schorndorf und Umgeb­ung umfaßt, verfügt. Als GotteSdieustlokal wurde ein geeignetes Haus augckanft.

Vom Gätl, 20. Dez. Gestern wurde laut Schw. B. in Deckenpfronn der 6jährige einzige Knabe des Balth Dongus vo» einem Pferde so unglücklich grschlagen, daß man ihn für tvl vom Platze trug.

Dobel, 20. Dez. Heute vormittag ver­unglückte der Holzhauer Kern von hier beim Fällen riner Tanne in der Weise, daß er bald nachher dev Geist aufgab.

Aus dem Oberamt Geräbronn, 21. Dez. In Wildenlhierbach starb vorgestern die noch junge Frau des Zieglers D. an Blutver­giftung. Dieselbe hatte sich wenige Tage zuvor au einem zerbrochenen Essigkrug un­bedeutend gerissen und schenkte der geringen Wunde keine weitere Beachtung, bis sich an derselben Stelle unter heftigen Schmerzen ein Rotlauf zeigte. Der herbeigernfene Arzt konstatierte sofort Blutvergiftung, welche schon jo weit vorgeschritten war, daß die unglück­liche Frau nicht mehr gerettet werden konnte.

Als Kandidaten für die Stadlschnlt- heißenstelle in Ulm wurden bis jetzt genannt: Regier.-Rat Oberamtmann Schmidlin, Staats­anwalt Lödel, Landtagsabgeordneter Rechts­anwalt Ebner, Rechlsanw. Schefold, Poli­zeiamtmann Wagner, diese in Ulm; ferner ObcramtSrichler Kor» in Tetinang.

Dr. Karl Peters hat zum Februar eine Einladung von den geographischen Ge­sellschaften zu Edinburg, Glasgow, Aberdeen und Dundee angenommen. Die Beschreib­ung seiner letzten Reise wird unter dem TitelDie deutsche Emin Pascha-Expedition" in kurzem im Verlag von R. Oldenburg in München erschienen. Das größte Inter,sse ist dem Werke von vornherein sicher.

Wcida. Ein hiesiger 76jährigec Einwohner hat das Kunststück fertig gebracht, ohne Brille das ganzeVaterunser" in den Kreis von der Größe eines Zehnpfennig- slückeS cinzuschreiben, und zwar so, daß mit einer Lupe jedes Wort und jeder Buchstabe deutlich zu erkuincn ist.

An Bord des deutschen Dampfers Berlin auf der Fahrt vou Bremen nach Rio de Janeiro hat sich ein junger Deutscher, Passagier 3. Klasse, Namens Richard Wag­ner, ins Meer gestürzt. Der Kapitän bot alles auf, um ihn zu retten, aber vergeblich. Die Ursache ist unbekannt.

(Zweihundert Diebe ans einmal ge­fangen !) In Bari hat die Polizei, wie das Bcrl. Tbl." meldet, eine Camorristcubaude, bestehend aus über 200 Banditen, Dieben und Erpressern aufgehoben jund hinter Schloß und Riegel gesetzt. Alle Mitglieder des ge­fährlichen Geheimbundcs der sogenannten iÜuiu vitu" stehen in jugendlichem Alter! Der Monstre-Prozeß, für den alle Gerichts­hallen zu eng sind, soll in einer alten Kirche slaltsinden.

Kottbus, 19. Dezbr. Auf dem Ritter- gute Groß-Döbern verunglückte der Förster Türk auf folgende Weise. Derselbe wollte für das Wild Futter streuen und benutzte zu diesem Zw.cke ein Gespann. Bei der Verrichtung d>S Fültcrns scheuten die Pferde und gingen durch. Unvorsichtigerwcise hatte der Förster die Leine uni seinen Körper ge­schlungen, oder dieselbe verfing sich, kurz, dieselbe faßte den Förster, riß ihn vom Wa­gen und schleuderte ihn an eine» Baum. D-r Bedauernswerte war sofort eine Leiche.

Die brasilianische Regierung hat der Firma Reinhardt Laccrda u. Co. 50,000 Hektar Land in Mogy das Cruces »nd San Vernardo, San Paulo, verkauft zur Ansied­lung von 5000 Einwandererkamilien.

Aus Pittsburg wird ein eigentüm­licher Unfall gemeldet. Einige elektrische

Drähte wurden vom Sturme herabgeweht, und drei Pferde, die mit denselben in Be­rührung kamen, blieben auf der Stell' tot, während mehrere Personen schwere Verletz­ungen davontrugen. Die elektrische Straßen­bahn hat auf Weisung der Behörde» ihren Verkehr zeitweilig eingestellt.

Die große Kälte der letzten Tage hat in Belgien und Frankreich mehrere Menschenleben gefordert. In Lier (Belgien) erfror eine Schildwache im Schilderhaus ans einem Fort. In Nenilly sind zwei und auf dem Moniparnasse ist eine Person er­froren. UebrigenS w>rd ans Paris vom !9. ds, ein Nachlassen der Kälte und starker Schnecfall gemeldet.

Am 18. ds. kam eine Barke, die während eines heftigen Sturmes über die Meerenge von Messina setzen wollte, zum Sinken, wobei fünf Personen ertrunken sind.

Monte Carlo, 17. Dezbr. (Spielbank- Platz.) Vom 1. bis 14. ds. Mts. haben sich Hierselbst acht Gäste das Leben genommen.

Paris, 19. Dez. Im Palais der Ex­königin Jsabella von Spanien brach gestern abend Feuer auS, welchis sich rasch verbrei­tete. Viele kostbare Möbel und ^Kunstwerke wurden zerstört.

Der Expreßzug von Ohio entgleiste, wie auS New-Aork gemeldet wird, am 19. ds. aufder Boulivar-Brücke, welche einstürzte. Acht Personen wurden getötet, viele schwer verwundet.

(Das Gewissen und der Spitzbube.) Auf der Treppe vor der Nolkirche in Furt- Wangen wurde, wie dieKonst. Ztg." mel­det, jüngst nachts ein Packet Spielwaren im Werte von mehreren Markt gefunden, auf welchem ein Zettel folgende» Inhalts lag: Guter Freund, wenn du es findest, gib cs Jmhof, dem Spielwarenkrämer; ich habe es ihm auf dem Jahrmarkt gestern gestohlen, hatte keine Ruhe, bin heute Nacht hierher gelaufen, will es am heiligen Ort nieder­legen. Sei so gut, gib eS zurück. N. N. aus Schönwald."

.-. (Eine Postkarte in den Himmel.) In einem Briefkasten in Dülmen befand sich folgende an den Adressaten nicht zu befördernde Postkarte:An den HI. Nikolaus im Himmel! Schicke mir doch Kuchen, Nüsse und einen Mantel, und für meine große Schwester einen Mann, wonach sie so sehr verlangt." Trotzdem die deutsche Reichspost noch keinen postalischen Anschluß mit dem Himmel hat, wird der hl. Nikolaus ein Einsehen haben und der kleinen und großen Schwester helfen.

(Ueberboten ) In einer kleinen kali­fornischen Stadt, berichtete das Lokalblättchen, wäre ein Goldfischbehätter zwei Stock hoch vom Fenst-r gefallen, ohne zu zerbrechen oder einen Tropfen Wasser zu verschütten. Dar­auf berichtete das Konknrenzblatt:Wenn bei uns ein Goldstschbehälier vom Tische fällt, dann springen die Goldfische immer sofort heraus, fangen den Behälter in der Luft auf, noch ehe er den Boden berührt, und fitzen ihn auf den Tisch zurück, ohne auch nur einen Tropfen Wasser dabei zn verschütten."

.-. (Ein gewissenhafter Mictsherr.) Volkszähler:Sic haben wohl vergessen, den bei Ihnen als Garxon wohnenden Offizier i» der Liste milaufzusühren?" Mielsherr: »Ja, fihen Sic, daS darf ich nicht, cs ist ein überzähliger Hauptmann."

BeranlworU'cher Redakteur: Berndaro Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hof», » nn in Wildi,-.»

Hiezu eine Beilage.