oriS Preßburg berichtet wird, am II. Dez. Nachmittags eine große Explosion statt. In einer der Patronenhülte» , wo drei Mädchen mit dem Füllen von Meganitpatronen be­schäftigt warm, explodierte das auf dem Tisch befindliche Meganit. Die Zerstörung war eine furchtbare; die drei Arbeiterinnen wur­den in Stücke zerrissen, die Patronenhülte vollkommen weggefegt, die übrigen durch Dämme isolierten Hütten wurden eingedrückt.

Der Baumwollen-Arbeiter-Verein zu Bolton hat mit einer Majorität von 3000 Stimmen beschlossen, behufs Erlangung einer öprozmligen Lohnerhöhung zu streiken. Infolgedessen befürchtet man den Ausstaud von 25,000 Wollarbcitern.

(Er Will nicht knieen.) Aus Naum­burg meldet man derFkf. Ztg.": Wegen einer bisher wohl noch nicht dagewesencn Handlung wurde der Büreauvmsteher Wil­helm M. ans Magdeburg von der Straf­kammer des hiesigen Landgerichts zu einer Woche Gefängnis verurteilt. M. wurde am 24. März in der evangelischen Kirche zu Webau bei Weißenfels getraut. Als ihm der Geistliche den Segen spenden wollte, Weigerte sich angeklagter, niederzuknicen, in-

Die barmherzige Schwester.

Weihnachtscrzählung von F. V. Lilltpnrg.

Nachdruck verbaten.

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Nun kam auch der Unterricht im Betten- machen an die Reihe und die junge Dame hörte so treulich zu, als sei dies die Quin­tessenz der gesammten Johanniterinnenweis- heit. Als Edith tapfer in den SOohsack griff, um dmfellben aufznschütteln, brach der erste ihrer eleganten rosigen Fingernägel ab, sodaß sic beschloß, noch heute Abend die andern abzuschneiden.

Nachdem diese Arbeit beendet war, mußte Schwester Edith lerne»,einen Eisbeutel kunst­gerecht zu füllen und Fieberbogen zu schrei­ben ; nachdenklich schüttelte sie das Köpfchen. Was doch alles aus einer eleganten jungen Dame werden kann! Diese neuste sentimen­tale Laune Ediths schien freilich nicht so leicht, als sie es sich gedacht.

Am selben Tage lernte sie den Arzt deS Krankenhauses kennen, den Doktor Volkmar; es war ein großer, schöner Mann mit dunk­lem Vollbart und ernsten Augen, die einem Jeden bis tief in die Seele zu dringen schie­nen.

Unsre neue Johanniterin, Schwester Edith, Herr Doktor," stellte Schwester G. die junge Gräfin vor, deren Blut empor- wallte bei dem ungewohnte» Ereignis, einem Herrn zuerst vorgestellt zu werden; sie be­wegte denn auch nur sehr leicht das Köpf­chen, während der stattliche Arzt sich acht­ungsvoll verneigte und mit sonorer, wohl­klingender Stimme bemerkte:Ganz beson­ders angenehm für mich."

Der Blick, welcher dabei über Schwester Edith glitt, war ein eigcnthümlich forschen­der, sodaß sie ganz gegen ihren Willen bis an die Haarwurzeln errötete und sich jäh abwanvte, als der Doktor mit der Ober­schwester weiterschritt und dieselbe über etwas ganz Andres befragte.Volkmar, pah ein bürgerlicher Name," dachte sie, zuckte die Achseln und ging wieder an ihre Pflicht, aber immer wieder kamen jene dunk-

folgedessen die Schwester der Braut in Ohn­macht fiel und einige Anwesende zu weinen anfingrn. Diese Weigerung wurde nun als vorsätzliche Störung einer gottesdienst­lichen Handlung angesehen. Obgleich Ange­klagter zu seiner Entschuldigung ansührte, daß das Knieen in seiner Heimat nicht Sitte sei und ihm darum die Aufforderung uner­wartet und überrascht gekommen wäre, wurde er verurteilt.

Werdohl, 10. Dez. lieber eine ameri­kanische Millionencrbschaft teilt ein Ar»s- berger Blatt Folgendes mit: Erblasser ist ein vor ca. 40 Jabren aus Henninghausen bei Allendorf nach Amerika ausg-wanderter Landwirt Namens Kayser. Es haben sich fünf Enkel und Enkelinnen des Veistorbenen das Erbe zu teile». Die Erbschaft besteht laut amtlicher Bekanntmachung aus sechszehn Millionen Mark und den Farmen. Ein Fünftel der Erbschaft fällt an eine in Rönk­hausen bis jetzt in recht beschränkten Ver­hältnissen lebende Tagelöhncrfamilie.

(Jung gefreit.) Etwas frühzeitig treten in Nezcroß, einem thestalischen Städt­chen, die Leute in den heiligen Stand der Ehe. So sind kürzlich nach dem Bericht der

len forschenden Augen des Doktors ihr in's Gedächtnis zurück.

Täglich thürmten sich neue Schwierigkeiten im Samariterwerse der kleinen Johanniterin auf; beinah verzweifelnd stand sie oft vor der allerungewohntesten Arbeit, die ihr bis­her von Niemand zugemutct worden, jetzt jedoch wie etwas völlig Selbstverständliches angewiesen wurde. Doch Edith war eine tapfere Seele, welche um keinen Pr«iS der WeO das so übermütig begonnene Werk mutlos von sich weisen wollte und mit großer Geduld und Ausdauer überwand sie die verschiedensten Hindernisse.

Ihre Briefe nachhause waren drollig und humoristisch gefärbt und die sorgsamen Ermahnungen der Eltern, welche die geliebte Tochter recht schwer vermißten, bewiesen Edith, daß ihr dieselben ein großes Opfer gebracht, als sie die Tochter ziehen ließen.

Als Edith wenige Wochen in dem Krankenhause anwesend war, brachte man eines Morgens im Tragkorbc eine Frau, die den Fuß gebrochen, und Schwester Gert­rud winkte ihrer jungen Novize schweigend, hereinzukommen; um dem anwesenden Arzte Hilfe zu leisten.

Doktor Volkmar sah nur flüchtig nach der zierlichen Gestalt Ediths hinüber; er­halte nicht einmal gegrüßt, als dieselbe ein- getretrn und verletzt kräuselten sich des jungen Mädchens Lippen. Sie war bisher noch nie von einen, Herrn übersehen worden am wenigsten von einembürgerlichen" Doktor. Und was passierte ihr als Johanniterin?

Nun halten Sie den Fuß aber ganz gerade," befahl der Arzt, welcher so völlig in den vorliegenden Fall Vertieft schien, daß er gar nicht sah, wer neben ihm stand.

Schwester Edith hatte jedoch gar keine Zeit über das seltsame Gebahren des Arztes weiter nachzudenken, denn derselbe legte be­reits Verband um den gebrochenen Fuß und Edith mußte gut aufpassen.

Nachgeben, Schwester," klang des Dok­tors abermaliger Befehl, und glühendrot kam Comteßchen demselben nach, denn soeben hat- ten ihre Finger zufällig diejenigen des Dok­

AthenerAkropolis" in dcm genannten Orte fünf Paare getraut worden, von denen drei der jungen Ehcherren in einem Alten von 14 bis 17 Jahren standen und »och Schü­ler waren. Von den fünf Gattinnen waren zwei zehn Jahre alt, eine stand im elften Lenze ihres Lebens, und die beiden anderen jungen Damen standenschon" an den Gren­zen ihres zwölften Jahres. Ein neugebore­nes Kind wurde gleich nach seiner Geburt verlobt, und Kinder, die zwischen dem ersten und vierten Lebensjahre stehen und bereits versprochen sind, gibt es in dem heiratslusti­gen N-zeioß im Ganzen 18.

I» Sancreed bei St. Just in Corn­wall hat der Lanvmann Edwin Oats seinen Bruder James, während beite damit beschäf­tigt waren, einen Karren Mist zu laden, mit der Schaufel niedergeschlagen und ihm die Kurgel abgcschnitteu. An dem Mörder sollcn in letzter Zeit Spuren von Geistesge­störtheit wahrgenommen worden fein.

In New-Aork ist die Novelty Kor­settfabrik abgebrannt. Der Vcrust wird auf 750 000 Dollars geschätzt.

tors berührt; gleich darauf wich sie geschickt seiner Hand aus, welche den zweiten Ver­band übelwickelte.

Mehrere Tage darauf sagte die tüchtige Oberschwester bei dem zweiten Frühstück, welches den Johanniterinnen strts ganz be­sonders gut mundete:Ihr lieben Schwe­stern, heute müßt Ihr die Hände ganz be­sonders gut deSinficiercn, denn es findet eine Operation statt."

Edith's Herz begann sekundenlang etwas unruhig zu schlagen; war es aus Furcht, Schreckliches ansehen zu müssen oder eine mit den liefen, dunklen Augen des Doktors zusammenhängende Ursache. Edith wußte cs nicht, arbeitete jedoch fleißig, um zur be­stimmten Zeit fertig zu sein. Der Doktor kam; in weißer Schürze, frischem Häubchen und mit tüchtig in Carbolwasser gewaschenen Händen stand Edith erwartungsvoll dabei, als man die Frau, welche operiert werden sollte, hereintrug.

Da trat schon eine andere Schwester mit der ChloroformmaSkc herbei, um die Patien­tin zu betäuben. Edith mußte den Puls der Patientin halten und abermals bemerkte sie Doktor Volkmars prüfenden Blick auf sich ruhen, als wolle er sagen:Wird sic aus- halten oder ist sie eine nervöse Dame, die kein Blut zu sehen v rmag?"

Aber nein, Edith mußte den Blick er­widern und seltsam ! Als der stattliche Mann in diese schönen braunen Mädchcnang> n blickte, da atmete er höher auf und legte sekunden­lang die Sonde und das Messer beiseite.

Doch dann begann er ruhig von Neuem seine Vorbereitungen, als sei nichts geschehen, warf die Gummischürze über und deSinsicierte seine Hände, so gelassen, als habe ihn nicht in der vorigen Sekunde ein seltsamer Ge­danke wie ein Blitz durchzuckt.

Endlich lag die Patientin in tiefem Schlafe, Edith hielt ihr den Puls und mußte genau aufpassen, daß sie dessen matte Schläge nicht mit dem eigenen Pulsieren verwechselte.

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wildbad,