die Brust. Es ist keine Hoffnung vorhanden, den Unglücklichen am Leben zu erhallen.
— Anfang Dezember wird ein Ergänz- ungStransport von Unteroffizieren der Schutz- truppe über Brindisi nach Ostafrika abgehen. Die Unteroffiziere gehören zum größten Teile den zwei Eisenbahnregimentern oder den Pionierbataillonen an und dürften auch bei dem Bau der Eisenbahn von Bagamoyo nach Dar-es-Salaam verwendet werden.
— Zahlreiche Schiffbrüche infolge der jüngsten Stürme werden gemeldet. Viele Menschen sind dabei ertrunken.
— Siebenzehn Italiener sind wegen der Ermordung des Polizeichefs Hennessiy in New-Orleans angeklagt worden, davon neun als direkt am Mord beteiligt, während acht der Beihilfe bezichtigt werden.
— Die Ansiedlung Lieban (Dakota) wurde von Indianern überfallen; 7 Familien von Weißen sollen von den Rothäuten niedergemacht worden sein.
— Aus London wird gemeldet: In einem Kohlenbergwerk bei Bolton find durch eine Explosion von Kohleugascn acht Bergleute getötet worden.
— Zwischen Wiener Neustadt und Wien
Aus gesährticher Bahn.
Novelle von H. v. Ziegler.
Nachdruck verboten.
17.
„Guten Morgen, Kuno," rief sie heiter, „ich bringe Dir gleich die Frühsuppe, denn Du willst sicher bald aufbrechen; aber sage doch, was kann die Frau Gräfin von mir wollen? Sie hat mich auf heute früh zu sich bestellt."
„Ich weiß eS nicht, Hannah," brachte er mühsam hervor, „aber sie meint es sehr gut mit uns, wir können ihr ruhig v-rlrauen."
Geschäftig ging die junge Bäuerin hin und her, das Frühstück herzurichten und, als Kuno so auf sie schaute, kam ihm ein erleichternder Gedanke.
„Hannah," sagte er, als sie jetzt zn ihm trat, „die Gräfin wird Dir sagen, was ich in der Stadt vorhabe ich — kann es Dir nicht mittcilen!"
Die junge Frau verfärbte sich, aber sie frug nicht länger, ein Blick in ihres Gatten Antlitz zeigte ihr, daß erinnerlich leide und sie wollte ihn schonen; so bezwang sie ihre Neugierde, half ihm sich fertig machen, steckte ihm noch ein Butlerbrod in die Tasche und sagte dann, liebevoll ihm die Hand zum Abschiede reichend: „Gott behüte Dick, mein guter Kuno; komm recht bald und recht munder wieder. Vertraue dem Allmächtigen, der unS bis hierher geholfen hat, er wird uns auch fernerhin beistehen!"
„Lebewohl, Hannah," entgegnete der junge bleiche Mann so bewegt wie sie ihn nie zuvor gesehen, „ich denke, ich thue recht und will deshalb nicht zögern. Wirst Du mich auch lieb behalten bis wir uns Wiedersehen?"
»Ja," sagte sie voll einfacher Herzlichkeit, „Du weißt doch, Kuno, daß ich Dich lieb behalte bis an mein letztes Stündlein — besonders jetzt wo wir uns eigentlich erst gefunden haben. Leb' wohl —auf Wiedersehen!"
Schweigend wanderte Kornmann dahin in den sonnigen Hcrbstmorgen hinein; seine Seele war ruhig, denn er sagte sich immer
Verantwortlicher Redakteur: Berns
in der Nähe von Ackari entgleisten Samstag morgen auf der Cüdbah» vier Waggons des Personenzuges, wobei einem Kondukteur der Arm zermalmt wurde. Von den Passagieren ist niemand verletzt.
Amsterdam, 25. Nov. Die Bestattung des Königs findet mutmaßlich am 9. Dez. statt. Der neue Großhcrzog Adolf von Luxemburg wird demselben beiwohnen.
Vermischtes.
— W>e viel Mädchen bleiben sitzen? Die Beantwortung dieser Frage ist verschieden, je nach dem Alter, welches man der Berechnung zu Grunde legt. Die neueste Nummer der Wochenschrift für die deutsche Frauenwelt „Von Hans zu Haus" giebt einen Anhaltspunkt für die Beantwortung obiger Frage, welche junge Mädchen sicher ebenso intresstert als Eltern, welche mit Mädchen gesegnet sind. Von den Personen weiblichen Geschlechts, die 35 Jahre alt oder älter waren, sind bei der letzten Volkszählung in Preußen (1885) nur '/m> als ledig, dagegen^ o als verheiratet, verwitwet oder geschieden in die Zähllisten eingetragen. Die Aussichten sind also nicht schlecht!
von Neuem, daß er recht handele, aber dennoch, dennoch schlich ein leises Wehgcfühl in seine Brust bei dem Gedanken: „Nun mußt Du lange Zeit hinter Schloß und Riegel sitzen und kannst nicht hinaus in die freie Gottesnatur!"
Aber energisch schüttelte er immer wieder diese Gedanken von sich ab, denn er wollte sühnen, wollte die Gewissensstimme hier drin ln der Brust zum Schweigen bringen!
Vor ihm tauchten die Türme der Stadt auf. Er atmete tief als er die Stadt vor sich liegen sah, dann schritt er gelassen vorwärts.
Er kannte den Weg zum Gerichte wohl und bald stand er vor der großen, eisenbeschlagenen Thür desselben; ein Bote frug ihn, was er wollte und führte ihn ans seinen Wnnsch zum Untersuchungsrichter.
Als Kuno mit diesem allein war strich er langsam das Haar aus der Stirn und antwortete auf die Frage des Beamten nach seinem Begehren:
„Herr Richter, ich komme selbst, um mich als Wilddieb anzuzeigen und — meine Strafe zn verbüßen."
5. Kapitel.
Draußen ist der Schnee geschmolzen, die Schneeglöckchen und Veilchen entfalten ihre Blüten, die Staare lärmen in ihren Kästen und die Sonne scheint warm hernieder zur Erde. Auch in Kunos Zelle fällt ein Strahl derselben und sein mageres, blasses Gesicht glänzt in neuer Hoffnung: die sechs Monate, welche er zu verbüßen hatte, sind abgetanst», noch heute wird die Thür seines Gefängnisses sich öffnen und er wieder frei sein. Frei! Welch'ein köstliches Wort; Kuno hebt die gefaltcnen Hände gen Himmel empor und ei» leiser Jnbelruf entringt sich seiner Brust!
Wie manche lange, öde Stunde hatte er auf dem harten Lager verbracht und gegrübelt über jenes Wort, das er emst hohn- lachend geleugnet: die ewige Gerechtigkeit im Himmel und auf Erden! Und immer klarer, unumstößlicher hatte es sich ihm enthüllt, ja,
hard Hofmann.) Druck und Verlag von B e
.'. (Deutlich). Ein berühmter Professor, der vielfach durch neugierige Freunde gestört ward, ließ schließlich an seiner Thür ein Schild mit folgender Aufschrift anbringen: „Wer zu mir kommt, erzeigt mir eine Ehre, wer nicht kommt, macht mir ein Vergnügen.
Der Liebe Rechnung.
Einst bracht' mein Weib ein Opfer mir, Wie dankt' ich da so innig ihr I Sie sah mir lächelnd in's Gesicht Und sprach: „Die Liebe rechnet nicht.
Und weißt Du auch, Du bester Mann, Warum die Lieb' nicht rechnen kann? Weil — o, wie oft Hab' ich's erfahre», Weil Zwei bei ihr stets Eins nur waren !"
M e r k' s.
Die ihr auf Verstand viel wen'ger seht Als auf ein schönes Gesicht,
Bedenkt, daß die Schönheit bald vergeht, Aber die Dummheit nicht.
Es läßt sich unverdienter Schimpf In guten Tage» leicht verschmerzen; Wenn man jedoch im Unglück ist,
Geht Unrecht doppelt schwer zu Herzen !
cs gibt eine solche! Der Mensch lebt nicht wie die Fliege an der Wand, die heute um- hcrschwirrt und morgen tot und vergessen ist!
Aber seit Kuno nun erkannt hatte, daß er eine unsterbliche Seele besaß, da konnte er zum Himmel empor blicken und beten und wie nichtigter Flitterkram fiel von ihm alles ab, was ihn sonst so erbittert und erregt hatte. Oft, gar oft hörte er Graf Schwarzbachs ernstmahnende Stimme: „Im Tode sind wir alle gleich!"
Dann griff Kuno sich oft seufzend an die Stirn und die alten Gewissensbisse folterten ihn, wie es möglich war, daß er die Hand aufheben konnte gegen den einstigen Spielgefährten, den cdcln Mann.
Als Graf Schwarzbach genesen, war er eines Tages mit Hannah im Gefängnis erschienen, um Kuno zu besuchen.
Wie der Wärter erstaunt aussah, als der allbekannte vornehme Herr mit der Bäuerin ans seinem Wagen stieg und den Gefangenen, Kuno Kornmann, zu sprechen begehrte!
Hannah weinte Freuden- und Schmerzens- thränen als sic ihren Mann erblickte. Damals gleich, nachdem Kuno i» die Stadt gegangen, hatte Gräfin Margarethe ihr Kunos festen Entschluß, sich selbst anzuzeigen, mitgeteilt und die vor Schmerz darüber ganz fassungslose junge Frau schonend und herzlich wieder aufgerichtet.
Der Gräfin freundlich aufmnnternden Worten gelang es sogar Hannah zn einem offenen Bericht über die Vermögenslage des K-irnmann'schen Ehepaares zu bringe», und sie- sagte voll warmer Freundlichkeit:
„Darf ich Ihnen ein wenig helfen, liebe Frau Hannah? Sehen Sie, da habe ich dieser Tage eine gekündigte Hypothek auSge« zahlt bekommen; es sind nur viertausend Thaler; wollen Sie dieselben auf Euren Hof geliehen haben?"
„Viertausend?" stammelte Hannah, „der rote Mathow hat so viel Geld ja gar nicht mitgenommen."
(Fortsetzung folgt.)
rnhard Hofmann in Wildbad.