licken Gebäude sind geschlossen, ebenso die Gesandtschastshotels. Die Fahnen wehen halbmast, öffentliche Vergnügungen fallen aus.
Lov, 24. Nov. Der Minister der Kolonien nnd der Justizminister konstatierten den Tod des Königs und nahmen darüder eine standesamtliche Erklärung auf. An der Leiche halten zwei Kammerherrn Wache; die Einbalsamierung erfolgt am Dienstag. Heute wird eine Proklamation der Königin erwartet, welche alsbald den Eid als Regentin leiste» wird.
— (Mißhandlung von Matrosen ) Aus Antwerpen, 19. Nov., wird der „Fkf. Ztg." geschrieben: Derjdeulsche Kapitän Voß wurde unlängst vom hiesigen Gerichtshöfe wegen schlechter Behandlung seiner Mannschaft zu sieben Monaten Gefängnis, fein erster Lieutenant, Krugmann, zu vierzehn nnd einem halben Monate Gefängnis verurteilt. Kapitän wie Lieutenant legten Berufung ein. Der Appelhos bestätigte daS erste Urleil im vollem Umfange. Die Verhandlung ergab, daß die beiden Seeleute ihre Matrosen während der Ueberfahrt von Antwerpen nach Newyork so malträtirt haben, daß in Newyork die ganze Mannschaft desertirtc. Der erste Lieutenant
war fast stets betrunken. Während eines Sturmes verschwand der zweite Lieutenant, den Krugmann einmal geschlagen Hot. Krugmann behauptete, eine Sturzwelle habe seinen Kameraden in das Wellengrab gerissen. Die Matrosen erzählen anders, ohne jedoch Beweise erbringen zu können. Den Leuten wurde, wenn sie sich beklagten, gedroht, man werde sie ins Meer warfen, oder sie wurden mit der Katze und Stöcken geschlagen. Die Beweise für diese und ähnliche Rohheiten waren erdrückend und deshalb wurde dem Kapitän Voß znrVerschärfung der Strafe für ein Vierteljahr das Recht auf eine» Ka- pitänposten aberkannt.
Verschiedenes.
(Die Wirkung eines Fluches.) In der ungarischen Gemeinde Nagy-Kosztolan kamen in den letzten Monaten zahlreiche verheerende Brände vor, welche sämtlich gelegt waren und fast den ganzen Ort einäscherten. Nachdem der Thäter nicht zu entdecken war, baten die Bauern j» ihrer Verzweiflung den Pfarr.r, von der Kanzel herab den Fluch der Kirche auf die Brandstifter auszusprechen. Bald darauf meldete sich, von Schreck über
die Folgen des Fluches ergriffen, der Brandstifter in Gestalt des 16jährigen Schuhmachers Michael Blasik, welcher erklärte, die Brandstiftungen aus Vergnügen über die rotg.lben Flammen verübt zu haben. Ec wurde dem Gerichte übergeben.
(Ans der Kinderstube ) Die Mutter geht auS der Stube und richtet zuvor die Ermahnung an ihr Töchtcrchc» : „Lieschen, daß Du Dir nicht entfallen läßt, eine Birne aus dem Körbchen zu nehmen, wenn ich fort bin. Wen» ich Dich nicht sehe, so sieht Dich doch der liebe Gottt" Als die Mutter fort ist, kann Lieschen dir Versuchung nicht widerstehen und sagt mit bittendem Ton, indem sie zum Himmel aufsteht: „Lieber Gott, dreh' dich um I"
(Gespenster.) Hans: „Tante, fürchtest Du Dich nicht vor Gespenstern I" — Tante: „O nein, Hänschen!" — HanS: „Ich mich auch nicht . . . O, führ mich doch 'mal in Dein Oberstübchen ! Papa sagt, dort rapple es, und das möcht' ich zu gern mal sehen!"
Was ist Wiedersprnch? Wenn ein Vegetarianer erklärt, daß ihm alles Wurst
ist-
Aus gefährlicher Kahn.
Novelle von H. t>. Ziegler.
Nachdruck verboten.
16.
„Kuno," rief die Gräfin entsetzt, das wollien Sie thun? Sind Sie rasend geworden, denken Sie an Hannah, ihre arme Frau. Was soll aus ihr werden?"
Sie muß den Hof doch verkaufen," berichtete er weiter mit so schmerzlicber Resignation, daß der jungen Frau Thräuen in die Augen traten, der rote Mathow ist mit meinem letzten Gelde geflohen, ich habe Schulden auf dem Hofe und so bleibt nichts übrig als — ihn zu verkaufen."
Mit aller Beredsamkeit ersuchte die Gräfin den unglücklichen Mann von seinem Plane abzubringen, doch umsonst! Er schüttelte nnr immer schweigend den Kopf und sagte endlich:
„Ich danke Ihnen herzlich für alle Güte, Frau Gräfin. Hab' sie auch an Ihnen nicht verdient, denn meine Leidenschaft von heute Morgen war gleichfalls schwere Sünde, war Verbrechen; aber Sie sind mir erschienen wie ein Engel vom Himmel und hielten mein Herz noch vom Schlimmsten fern, daß es nicht gänzlich Verhärtete bei des Mathow schlimmen Lehren. So gewährt mir nun noch die eine Bitte: Laßt mich den guten, lieben Herrn Graf sehen. Ach, es war ja doch nicht wahr, daß ich ihn so haßte, das bemerkte ick, als er so blutend vor mir lag. Ich war eben wie wahnsinnig!"
„Nun denn, Kuno, wenn Sie sich reckt ruhig verhalten können, so sollen Sie auf wenige Augenblicke den Grafen sehen."
„Ich kann es," sagte Kuno einfach und folgte der Gräfin in das tief verhangene Krankenzimmer.
Dort in dem schön geschnitzten Bette lag der Verwundete in lichtem Schlummer, das Gesicht sah blaß, doch ruhig aus und Gräfin Margarethe winkte Kuno näher zu kommen. Er that cs und, als er vor dem Lager stand, knieetc er nieder, den Hut ab-
"" Verantwortlicher Redakteur: Br r n
nehmend und schweigend seinen Herrn grüßend.
Die ganzen furchtbaren Ereignisse der letzten Stunden zogen an Kuno's Seele vorüber nnd die Zukunft tauchte düster vor ihm auf: eine Zelle mit vergittertem Fenster, ein hartes Lager und schmale Kost; ja, das waren die Folgen der unseligen Leidenschaft, der aufrührerischen, communistischen Lehren, die ihm jener Schurke gepredigt, welcher nun mit seinem sauer verdienten Gelde hohnlachend das Weite, gesucht hatte.
Ein schwerer Seufzer hob Kuno's Brust, leise, ganz leise neigte er sich t or und küßte des Grafen Hand, während seine Lippen murmelten:
„Gott behüte Sie, edler Herr, ich konnte Sic nicht hassen — es giebt ja doch eine Gerechtigkeit und deshalb gehe ich, mich selbst auklagen, damit es dereinst nicht der ewige Richter thut."
„Margarethe," seufzte der Kranke im Fieberschlnmmcr, „mein teures Weib, die Kugel traf am Herzen vorbei und ich darf noch auf Erden bleiben — bei Dir; o, geh nicht fort, denn Du liebst mich doch, nicht wahr?"
Bewegt neigte sich die schöne Frau über den Gatten und küßte zärtlich seine Stirn, dann wandte sie sich an Kuno und flüsterte hastig:
„Ihr müßt fort, lieber Kornwann, mein Gatte wird erwachen und ich muß jede Aufregung von ihm fern halten."
„Gott segne Sie. Frau Gräfin ! und erhalte den Herrn Grafen ! darf ich denn auch bitten: Vergeben Sie mir?"
Sie nickte ergriffen : „Gewiß Kuno, von ganzem Herzen thue ich das und seid gewiß, daß ich mich Hannahs thätig annehmen will, so lange — so lange sie allein ist."
„Sprecht es nuraus, gnädige Frau ! So lange ich im Gefängnis bin; aber ich Hab eS verdient und will die Strafe leiden. Noch einmal Gott befohlen!"
Der Diener, welcher sah, wie freundlich die Gräfin dem verrufenen Wildschützen die Hand zum Abschied reichte, wunderte sich harv Hofmann.) Druck und Verlag von B e
außerordentlich und sagte kopffchütlelnd zu seinen Kameraden: „Die Sache muß sich doch anders verhalten, denn unsre Gnädige würde doch dem Menschen nicht die Hand geben, wenn er den Grafen über den Haufen schoß."
Es war schon völlig dunkel als Kuno heimkam; Hannah erwartete ihn abermals unruhig, doch es war doch ganz anders als vierundzwanzig Stunden vorher. Eben war ein Diener vom Schlosse dagewesen, der eine sehr freundliche Bestellung von der Gräfin ausgcrichtet und gesagt hatte, Frau Korn- maun möge doch morgen früh auf's Schloß kommen in wichtigen, aber angenehmen Angelegenheiten.
Hannah hatte verwundert zugesagt, sie wolle kommen, konnte sich aber gar nicht zusammen räumen, was sie wohl dort sollte. „Vielleicht weiß Kuno etwas davon," tröstete sie sich, „er hat gewiß auch über unsere Not gesprochen."
Erschöpft undwortkarig kam endlich der Ersehnte an, aß und trank hastig und sagte dann, er wolle schlafen gehen, denn morgen müsse er zeitig nach der Stadt aufbrechen.
Hannah Ihat dann auch keine weiteren Fragen an Kuno, machte alles znm nächsten Tage und zu der Reise ihres Mannes zurecht und legte sich zur Ruhe.
Was hatte dieser Tag ihnen alles gebracht und wie wohl that endlich der Schlaf den Geängstigten nach den vielen Aufregungen.
Schön und klar ging am nächsten Morgen die Sonne auf; Kuno stand sinnend am Fenster, ihm schnürte es die Kehle zu, wenn er daran dachte, daß er Hannah sagen müsse, was er in der Stadt zu thun gedenke. Jetzt trat auch sie ins Zimmer, freundlich, sauber und frisch wie immer. Sollte er ihrem Herzen den harten Stoß geben?
(Fortsetzung folgt.)
M erk' s.
Das Recht giebt selten nur Uns den Erfolg im Leben;
Doch dem Erfolge wird Fast immer Recht gegeben!
rnhard Hofmann in Wildbad.