Rundschau.

Die Einberufung des Landtags ist für die zweite Januarwoche zu e> warten. Die Uebergabe der Donauthalbahn (Tutt- lingen-Sigmaringen) vom Banamt au das BetricbSamt hat stattgefunden. Die Eröff­nung der Bahn ist auf den 26. d. M. ver­schoben worden.

Zuffenhausen, 20. Nov. Unter außer­gewöhnlich zahlreicher Beteiligung wurde heute eine Frau beerdigt, welche infolge roher Mißhandlung seitens ihres MauneS gestor­ben sein soll. Nach amtlich vorgenommener Obduktion der Leiche wurde der Ehemann gestern abend noch verhaftet und heute mor­gen ans K. Amtsgericht Ludwigsburg über- gcführt.

Aus dem Oberamt Gerabronn, 20 . Nov. Nachdem die Wahl eines LandtagSabgeord- neten für den Bezirk auf den 18. Dezem­ber anberaumt ist, wird die Agitation als­bald beginnen. Wir gehen ohne Zweifel einem heißen Kampf entgegen, da sowohl die deutsche wie die Volkspartei alle An­strengungen machen, ihre Kandidaten burch- zusetzen. Wie bestimmt verlautet, stellt die deutsche Partei den Kaufmann Dill in Nie­derstetten auf, während von seiten der Volks­partei ein Kandidatcnnamc noch nicht be­kannt ist.

Altensteig, 15. Nov. Am Dienstag abend ließ Hirschwirt Walz von Edelweiler durch einen Fuhrmann hier ein Faß Wein abholen. Ungefähr eine halbe Stunde von hier bei der Garrwciler Brücke, wo gegenwär­tig eine größere Straßenkorrcktion vorgenom­men wird, gerieten die Pferde in der Dunkel­heit abseils, es ging ein Rad heraus, der Wagen siel um, und Walz kam so unglück­lich darunter, daß ihm eine Achse in den Leib drang. Nur mit großer Anstrengung er kennte durch herbeigecilte Steinfuhrlcute aus seiner schrecklichen Lage befreit werden. Seine Verletzungen waren so schwer, daß er in der gestrigen Nacht daran starb. Der ver­unglückte, äußerst brave, erst im Anfang der dreißiger Jahre stehende Mann, war verheiratet und um ihn trauert eine Witwe mit 4 kleinen Kindern. Seine Eltern, die Von Walddorf an das Schmerzenslager deö Sohnes geeilt waren, erhielten, als sie Tags darauf seine Leiche umstanden, »och die Hiobs­botschaft, daß ihnen in der verflossenen Nacht die Flammen ihr Obdach und fast die ge­samte Habe geraubt haben.

Neresheim, 19. Nov. Am 30. d. M. wird sich der J.-Z. zufolge Steucrwächter Clauö von hier in Hamburg nach Kamerun einschiffen, wohin er als Zollwächlcr vom kaiserl. deutschen auswärtigen Amte in Ber­lin berufen wurde. Claus werden zu seinem Dienst ungefähr 1015 Eingeborene bei- gegebl-u werden, die er aber zuerst nach deut­schen Militärreglemcnt zu drille» hat. Seine Besoldung beträgt bei freier Wohnung jähr­lich 5000 -/A welche ihm in monatlichen Raten pränumerando ausbezahlt werden. Sodann erhält er eine sehr schöne Reise- u. Umzugsentschädigung. Bei der Besetzung der Stelle handelte cs sich um einen ledigen Mann von kräftiger Gesundheit, der wäh­rend seiner Militärzeit sich musterhaft be­tragen hat.

Heidenheim, 20. Nov. Der Soldat, welcher vorige Woche dem 61 Jahre alten Polizcidiener von Hcrmaringen auf dem Transport hierher entsprungen ist, wurde in

einem Stalle zu Weid-ustetle» aufgegriffen. Es ist der fahnenflüchtige und wegen Dieb­stahls steckbrieflich verfolgte Kanonier Joh. Georg Bochtler von Hochdorf, OA. Wald- see, ein Soldat II. Klasse. Bei der Ver­haftung trug er noch die Schließen von Her- maringen.

Der am Mittwoch nachmittag im Palais der Kaiserin Fiedrich stattgehabten standesamtlichen Traunng der Prinzessin Vw- toria mit dem Prinzen Adolf von Schaum­burg'Lippe folgte die kirchliche Trauung durch Konsistorialrat Dryander in der Schloßkapellc. Das Kaiserpaar und alle Mitglieder des königlichen HanseS sowie die fürstlichen Gäste waren bei der feierlichen Handlung anwesend. Bei dem darauf folgenden Galadiner brachte der Kaiser das Hoch ans die Neuvermählten ans; derselbe gedachte des Kaisers Friedrich und sicherte den Neuvermählten seinen Schutz und seine fürsorgliche Freundschaft zu.

Berlin, 21. Nov. Professor Dr. Koch, welcher vorgestern vom Kaiser empfangen wurde, soll das Großkreuz dcS Roten Adler­ordens erhalten haben. Die Stadtver­ordneten von Berlin stellten Koch bis zur Fertigstellung seiner eigenen staatlichen Klinik fünf Baracken im Moabiter Krankenhause mit 150 Betten zur Verfügung.

Eine schreckenerrcgende Entdeckung machten am Sonntag früh die Passanten der Pankstraße in Berlin. Hoch oben an dem die Straße überspannenden Telephon­draht hing ein Menschlicher Körper, der vom Winde hin und herbewegt wurde. In der Annahme, daß ein Selbstmörder sich den lustigen Ort zu seiner That auserkoren, be­nachrichtigten die Straßenpassanten die Po­lizei, welche den Körper durch die Feuer­wehr herabholen ließ. Da zeigte sich denn zu allgemeiner Uebcrraschung, daß der an­scheinend erhängte eine Strohpuppe war, die irgend einSpaßvogel" an dem Draht angebracht hatte. Wie die Polizei feststellte, ist dieserSpaßvogel" ein 23jähriger, auf dem Gesundbrunnen wohnender Arbeiter, dem die Sacke noch teuer zu stehen kommen dürfte.

Eisenberg, 19. Nov. Am Sonnabend versagte auf der Strecke noch Crossen der Zug dreimal, so daß die Lokomotive den Train zurücklassen und allein nach hier zu­rückkehren mußte. Diese Betriebsstörung war infolge des Regenwctters entstanden. Die Passagiere stiegen in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Kursdorf aus und wanderteu zu Fuß nach hier.

Stettin, 19. Nov. Ueber eine blutige That welche sich am Abend des 16. d.M. im Forsthanse Arneburg bei Jasenitz zutrng, erfährt dieSt. Ztg." Folgendes: Der Förster Breschen, welcher bereits mehrfach Anfälle von Säuferwahnsinn gehabt, auch schon in einer Heilanstalt behandelt worden ist, geriet am genannten Tage Abends 11 Uhr wiederum in Tobsucht. Seine Frau holte in ihrer Angst den Eigentümer Brus- sow zu Hülfe, der aber von Breschen sofort angegriffen und mit einem Messer derart in die Brust gestochen wurde, daß ec nach zwei Stunden seinen Geist aufgab. Der Thäter entfloh, wurde jedoch später in Jasenitz er­griffen. Der Getötete hinterläßt eine Frau und bereits erwachsene Kinder.

Altenburg, 19. Nov. Heute Nachmittag wurde hier ein junger Baucrnburschc mit Namen Hesselbarth gerichtlich eingeliefert, der gestern in dem Dorfe Thum seine ehemalige

Geliebte in entsetzlicher Weise ermordet hat. Er war mit dem Mädchen, einer gewissen Lippold a»S Ingramsdorf, bei einem Tanz­vergnügen zusammengetroffen und hatte sie bewogen, mit ihm das Wirtshaus zu Ver­lassen. Kaum hatte sie 15 Schritte zurück- gelegy als der Bursche sich mit seinem Taschen­messer auf das Mädchen stürzte und dem­selben 11 Wunden beibrachte, die den Tod seines Opfers zur Folge hatten. Sodann warf der Mörder den Leichnam in einen Abgrund und kehrte in das Wirtshaus zu­rück. Kurz? Zeit darauf wurde jedoch die Blutthat ruchbar und der Thäter ergriffen. Eifersucht soll den Hesselbarth, der erst vor Kurzem vom Militär entlasse» wurde, zu dem Morde veranlaßt haben.

Im Kuricrzuge der Warschau-Wie­ner Eisenbahn, nahe der Station Kutno, wurden zwei Paffagiere der zweiten Klasse ermordet; cS handelt sich vermutlich um einen Raubmord.

Haag, 20. November. Königin Emma leistete vor den Generalstaaten den Eid als Regenti». Alle Würdenträger waren an­wesend, die Logen und Tribünen überfüllt. Die Königin, welche auf einem prachtvollen Sessel neben dem Throne Platz nahm, wurde von dem Präsidenten willkommen geheißen, welcher eS als einen Lichtblick in der Finster­nis bezeichnet?, daß die geliebte Gemahlin des Königs und die hingebcnde Mutter den König vertreten werde. Die Königin stand auf und verlas die ganze Eidesformel mit bewegter Stimme, bei jedem Abschnitte die rechte Hand erhebend. Der Präsident dankte und erflehte den göttlichen Segen über das königliche Haus, die Regentin und das Va­terland.

(Die gestohlene Straße.) Als die Bewohner der Allec-Verte in Brüssel ain Sonntag erwachten, fanden sie aus 700 Fuß Länge die Straße des gesamten Pflasters entkleidet. Sie hatten keine Erklärung da­für, weshalb die Stadt das durchaus noch im besten Stande und erst frisch gelegte Pflaster wieder habe entfernen lassen. Das war der Stadt aber garnicht eingefallen, und die Behörde war über die so plötzlich in den Unzustand zurückversetzte Allec-Verte noch mehr erstaunt als deren Bewohner. So gehörte denn kein weiterer Scharfsinn dazu, um zu entdecken, daß das Pflaster ge­stohlen worden war. Die Fläche war mit 10 000 Steinen bedeckt, zu deren Transport wenigstens 60 Karren nötig gewesen sind. Natürlich hatten viele Bewohner und ebenso die auf der Straße postierten Schutzleute das Treiben der Diebe gesehen. Sie konnten aber nicht anders annehmm, als daß diese geschäftige», bis in die tiefe Nacht hinein mit Eifer arbeitenden Leute im Aufträge der Stadt die Straße regulieren sollten. Bis­her fehlt es an jeder Spur, wer die Diebe gewesen sind; ebenso wenig weiß man, wo­hin sie ihre Beute gebracht haben.

Dame (zu einem Afrikareisenden): . . Sagen Sie, leiden die Frauen in Afrika auch so unter der Tyrannei der Männer, wie bei uns?" Afrikareisender:O nein, mein Fräulein, die Frauen haben dort so­gar gewisse Vorzüge; so zum Beispiel..." Dame (ihn unterbrechend):Ach, dort möchte ich sein . . .1" Afrikareisender (fortfahrend):So zum Beispiel werden bei den Siegesmahlzeiten immer die Frauen zu­erst gefressen l"