wieder», denn er habe jetzt ein Kind, und der Gegner habe keines. Master A. schwieg und schickte erst nach einiger Zeit seinen Kar- tellträger wieder zu Master B. mit dem Be­scheid, er habe jetzt auch Kind, wie sich aus dem beifolgenden Taufschein ergebe.Die Partei ist noch immer noch ungleich," schrie Master B.,denn ich habe jetzt zwei Kin­der !" Kurz, jedes Jahr ließ Master A. an B.'S Thüre klopfen und immer war B dem A. um ein Kind voraus. Der seltsame Zweikampf dauert noch heute fort; es stehen bereits 6 Kinder gegen 7.

(Schicksalstücke.) Von einem schau­derhaftenPech" ist letzten Donnerstag ein Herr R. in Berlin betroffen worden- Im Begriff, seine Braut abzuholcn, um mit ihr vor den Standesbeamten zu treten, wollte er von einem Barbier noch die letzte ordnende Hand an feinen äußeren Menschen legen lassen. Während der GesichtSvcrschöner an dem Kinn des Herrngegen den Strich" operierte, mußte dieser plötzlich niesen. Die Schneide des Messers fuhr Herrn N. tief in die Nase und rasierte glatt deren Spitze ab. Statt auf das Standesamt mußte sich R. nach der königlichen Klinik begeben, wo­

bei für den unglücklichen Mann noch außer­dem die Gefahr bestehen bleibt, daß ihn die Braut, nachdem er an seiner Erscheinung solchen Schaden erlitten, vielleicht mit langer Nase" abz ehen läßt!

(Wie viel Einwohner haben jetzt die Vereinigten Staaten v. Nordamerika?) Der offizielle Telegraph giebt die Antwort auf diese Frage in folgendem: Nach neuerlicher Zählung beträgt die gesamte Bevölkerung der Vereinigten Staaten 62,480,540 Per­sonen, also rund 62sta Millionen.

(Onkels Talent.)Wir wollen wilde Tiere spielen, Onkel, spielst Du mit?" Alle Wetter, Frätzchen, was sollt' ich denn da für ei» Tier sein?"Du wirst der Bär, Onkel!"Warum denn gerade der Bär?"Weil Du so schön brummen kannst!"Ich brummen? Hast Du's denn schon gehört?"Nun, aber Papa sagte gestern, Du hättest schon 'mal ein halbes Jahr gebrummt!"

.'. (Er weiß es.) Der kleine Kurt: Sage mal, Papa, warum sagt manMut­tersprache" und nickt Vatersprache? Der Vater (seufzend): Weil die Mütter immer mehr sprechen als die Väter!

(Eigene Wertschätzung.) Bummler tzin einen Keller tretend): Koofen Sie alte Lumpen? Händler: Jawohl. Bumm­ler: Dann wiegen Sie mir 'mal!

Wiener Mode." Die Herausgeber dieses beliebten jBlattes entwickeln eine so unermüdliche Thätigkeit in der Vervollkomm- ung ihres Unternehmens, daß wir immer wieder Veranlassung haben, auf dieWiener Mode" zurückzukommen. Wir thun dies um so lieber, als eine so liebevolle und opferbereite Thätigkeit der Anerkennung der Presse im höchsten Grade würdig ist. Das Heft (vom 1. November) bringt eine Neu­heit, welche des Beifalls der Abonnentinnen sicher ist. Es ist die anmuthendc Ausführ­ung der Text-Illustrationen in FarbcnBDie Wiener Mode" hat mit dieser Neuerung zunächst typographisch eine höchst bemerkens­werte und interessante Leistung gebracht I dem schönen, jetzt fast in allen Weltsprachen er­scheinenden Blatte aber ist damit ein neuer ganz eigenartig wirkender Reiz verliehen, welcher dieWiener Mode" ebenbürtig an die besten aller existierenden illustrierten Zeit­schriften reiht.

Aus gefährlicher Bahn.

Novelle von H. v. Ziegler.

Nachdruck verboten.

7.

Der alte Kornmann öffnete nach einer Weile langsam die Augen und lächelte dem Mädchen mühsam zu; es sah herzzerreißend aus und nur schlecht gelang es ihr, einen Wchruf zn unterdrücken.

Wo ist Kuno?" hauchte der Sterbende, es ist bald Vorbei."

Nicht doch, Vater," antwortete sie tröst­end,wer wird so kleinmüthig sein! Immer mutig, wenn Ihr wieder bei Kräften seid, müßt Ihr viel nachholen; was sollten wir ohne Euch thun?"

Aber Kornmann schüttelte nur leise das HOpt.

ES geht zu Ende mit mir," wiederholte er schmerzlich,Hannah, bleibe bei Kuno, verlasse ihn nicht um meinetwillen."

Sie wurde sehr blaß, ihre Lippen zitter­ten, aber nach kaum sekundenlangem Zögern hob sie energisch den Kopf empor und sagte mit fester Stimme:Seid ruhig, Vater, ich will Euren Wunsch nie vergessen und ihm ein treues Weib sein."

Ucber das welke Antlitz des kranken Mannes flog eS bei diesen Worten der braven Nichte wie ein Sonnenstrahl, und der Blick, mit dem er Hannah dankte, belohnte sie reich­lich für den nicht ganz leichten Entschluß; sie liebte Kuno allerdings vo» Herzen, aber doch war ihr seit einiger Zeit der Gedanke gekommen, ob es nicht für sie und Kuno besser ses, das stehende Verlöbnis wieder zu lösen. Doch nun war es mit diesem Vor­haben vorüber, das that- und willcnskräftigc Mädchen wollte ihr Wort deni Sterbenden halten.

Ganz verstört und erregt kam Kuno in die Krankenstube. Er konnte cs ja noch gar nicht glauben, daß sein Vater in der That im Sterben liegen solle. Und doch zeigte ihm ein einziger Blick in das Antlitz des alten Vaters, daß die Hiobspost war sei; aus den gelblichen Zügen des Kranken

AerautwerUicher Redakteur! Bern

ruhten bereits die Schatten des nahen Todes, und der Atem des Leidenden begann allmäh­lich zu sinken. Ganz ergriffen, ganz außer sich kniete der junge Mann am Belte des sterbenden Vaters nieder, all der finstere Trotz wich zurück und wahre, tiefe Trau-r erfüllte Kunos ganzes Wesen.

Vater, mein lieber Vater, bleibe bei uns! Gehe nicht fort, denn Du mußt mich ja noch anlernen, ich kann noch nicht Deine Stelle ganz und voll ausfüllen," klagte der junge Bauer.

Doch, Kuno," hauchte der Sterbende, der liebe Herrgott wird bei Dir sein bei Euch, denn nicht wahr die Hannah wird bald Dein Weib?"

Die Blicke der Verlobten begegneten sich, dann ergriff der junge Mann die Hand des Mädchens und sagte feierlich:Ja, Vater, Hannah wird mein Weib, ich schwöre es Dir in dieser ernsten Scheidestunde."

Das bleiche Angesicht des Sterbenden in den Kissen überzog sich mit einem Aus­druck innerster Befriedigung und eine Weile lag der Kranke ganz still, indes Hannah und Kuno Hand in Hand vor dem Lager knieten. Endlich öffnete der alle Kornmann nochmals die Augen groß und voll und murmelte kaum hörbar:

Kuno jetzt wo ich von Dir scheide, da wird Hannah Dein guter Engel sein. Kuno bleibe ein braver Christ ein treuer Untcrthan Deines Königs schwöre es mir"

Aber die Hand, welche nach der des Sohnes greffen wollte, siel schwer herab, der Todeskampf begann und verlöschte das klare Bewußtsein des Sterbenden. Entsetzt sprang Hannah in die Höhe, um dem Ohm stärkende Tropfe» einzuflößen und sein Haupt zu stützen; mit gefalteten Händen stand Kuno indessen am Bett und verwandte kein Auge von dem Vater bis dessen TodeSkampf vorbei war und er den letzten Atemzug ge- than. Dann knieete Kuno plötzlich nieder preßte sein Antlitz auf die kalte Todenhand des Vaters und Hannah hörte ihn schluchzen wie noch nie zuvor.

harv Hofmann.) Druck und Verlag von B e

Lautlos ging sie hinaus, Vater und Sohn mußten allein bleiben, auch sagte ihr ahn­ungslos ihr Herz mit schmerzlichem Stiche, daß sie Kunos Liebe nicht besitze und deß- halb auch nicht wagen dürfte, ihn in diesem Augenblicke zu trösten.

Als Hannah auf den Flur trat, kam ihr ein Diener des Grafen Schwarzach ent­gegen, mit dem Aufträge seines Herrn, Knno Kornmann ins Schloß zu geleiten, weil der Graf ihn sprechen wolle.

Sagen Sie dem gnädigen Herrn Grafen," antwortete mit bebende Lippen das arme Mädchen,daß soeben der Bauer Alois Kornmann gestorben sei, und Kuno, sein Sohn, deshalb nicht aufs Schloß kommen könne, sich daher bei dem Herrn Grafen entschuldigen lasse."

Der Diener ging, und wie im Traume schritt Hannah nach ihrem kleinen Dachstüb­chen; sie fühlte sich so elend, so einsam und es war ihr, als flüstere eine innere Stimme: Nun gehl Deine Prüfungszei! erst recht an I"

Spät am Abend pochte es an die Thür des Mädchens und erschrocken frug sie, wer Einlaß begehre.

Ich bin cs, Kuno" klangs von draußen komm hinunter in die Wohnstube, ich muß Dich sprechen."

Gleich," erwiederte Hannah, die Hand auf das pochende Herz pressend; die gefürch­tete Unterredung sollte nun schon so bald statlsinden. Was würde sie ergeben, wie endigen?

I» der trübe erhellten Wohnstube schritt Kuno unruhig auf und rieder als Hannah eintrat; schweigend drückten sich die jungen Leute die Hände, dann begann der junge Mann:Hannah, Du weißt, was wir mit einander zu bereden haben, und wie die Sachen liegen, wird's auch Dir lieb sein, bald ins Klare zu kommen."

Du meinst wea/n der Zukunft?"

Ja", nickte er,das dem Vater ge­gebene Versprechen muß sobald als möglich erfüllt werden, schon um der Leute im Dorfe willen."

(Fortsetzung folgt.),

rnhard Hofmrnn in Wildbad.